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Dali Oberon 3 Ambiente
560 Euro kostet ein Pärchen der attraktiven Kompaktbox Dali Oberon 3. Ein, wie der Test zeigt, ausgesprochen fairer Kurs (Foto: Dali)

Test Kompaktbox Dali Oberon 3: modernes Wohnen

Der Entwickler der Danish Audiophile Loudspeaker Industries (kurz: DALI) hatten ja schon immer ein besonderes Händchen für Lautsprecher mit einem guten Preis/Leistungs-Verhältnis. Doch bei ihrer Oberon-Linie scheinen sich die Dänen noch einmal selbst übertroffen zu haben. Unser Testmodell, die Dali Oberon 3, sieht nicht nur echt propper aus, sie klingt auch nach deutlich mehr, als das 560-Euro-Preisschild vermuten ließe.

Äußerlich folgt die Dali Oberon 3 eindeutig dem „Danish Design“: klare Linien, sympathische Farben und so gemacht, dass sie in den Wohnungen junger Menschen oder Familien zum modernen Interieur passt, das womöglich von einem großen schwedischen Möbelhaus kommt. Und es gibt sogar eine Parallele der Oberon 3 zu Billy, Kallax & Co. Sie macht mit ihren Abmessungen von 35,0 x 20,0 x 31,5 cm (H x B x T) ordentlich was her, ist aber mit 6,3 Kilo vergleichsweise leicht.

Dali Oberon 3 mit Abdeckung
Vor allem in der Farbvariante mit Struktur-Dekor in Eiche-hell, der aufgesetzten, weiß lackierten Schallwand und dem modisch-grauen Bespannstoff ist die Dali Oberon 3 ein echter Hingucker (Foto: Dali)

Sie ist damit ein schönes Beispiel dafür, dass attraktives Design gar nicht teuer sein muss. Da tun sich sehr viele Mitbewerber richtig schwer und selbst innerhalb der Dali Familie gibt es ja etliche Modelle, die optisch gar nicht so einfach in einen gestalteten Wohnraum zu integrieren sind…

Aber nun sind wir ja bei Oberon, der die Integration ins moderne Wohnen bestens gelingen sollte. Ihre lackierte Schallwand ist dabei mit einer Fuge vom Dekor-beklebtem Gehäuses abgesetzt – was die Kompaktbox noch einen Tick eleganter aussehen lässt. Wie überhaupt der Aufbau und die Verarbeitung einen guten Eindruck hinterlassen.

Dali Oberon 3 Fuge
Eine umlaufende Fuge verleiht dem Design der Dali Oberon 3 noch mehr Pfiff (Foto: H. Biermann)

Die Fuge könnte uns glauben lassen, die Schallwand wäre nur ein dünnes Brettchen. Irrtum: Schraubt man den Tiefmitteltöner heraus (bitte nicht nachmachen, Garantie verfällt sonst), sieht man, dass die Dänen an diesem klangrelevanten Gehäuseteil natürlich nicht gespart haben: Die Schallwand aus MDF ist solide 22 Millimeter stark.

Dali Oberon 3 Schallwand
Die Schallwand der Oberon 3 ist lackiert und ausreichend stark, dass die Einfräsungen für den Hoch- und den Tiefmitteltöner umsetzbar sind (Foto: H. Biermann)

Ich war in meinem Testerleben bislang drei mal bei Dali im dänischen Nørager. Und was mich immer sehr beeindruckte, war das immense Lautsprecher-Wissen, das dort vorhanden ist. Nicht umsonst werden ja alle Hoch- Mittel- und Tieftöner von den Entwicklern vor Ort entworfen. Und natürlich wissen die Dänen nur zu gut, wo man bei einer so günstigen Box wie der Dali Oberon 3 sparen kann und wo nicht.

Jedenfalls nicht bei den Treibern. Die Oberon 3 profitiert hier von einem Technologie-Transfer aus den höheren Klassen: Der bekannte Hochtöner mit 29 mm großer Gewebekalotte ist von vielen größeren Modellen bekannt und hat diese wunderbar leichte und seidige Wiedergabe, die die meisten Dali Lautsprecher auszeichnet.

Dali Oberon 3 Hochtöner
Der bekannte Dali Hochtöner hat eine leicht glänzende, 29 mm große Kalottte. Er läuft ab etwa 2.500 Hertz  (Foto: H. Biermann)

Die Tiefmitteltöner im 18 Zentimeter Format wurden eigens für Oberon konzipiert und sind für einen Lautsprecher dieser Klasse vergleichsweise groß. Vom Aufbau her sind die Oberon-Bässe vielleicht nicht ganz so robust wie die Modelle der großen Serien, aber auch sie haben die für Dali typische rötliche Papiermembran mit hohem Holzanteil, die wegen ihrer leichten Inhomogenität in der Zusammensetzung als besonders resonanzarm gilt.

Dali Oberon 3 Tiefmitteltöner
Von außen ist nicht einmal zu erahnen, dass hier mit SMC echtes Hightech im Antrieb des Tiefmitteltöners verbaut ist (Foto: H. Biermann)

Die Besonderheit aber ist der Antrieb, genauer: der Magnet. Mit Einführung der Oberon-Linie bringt Dali erstmals die Technologie der SMC-Magnete in den Budget-Bereich. SMC ist ein sogenannter „weichmagnetischer“ Pulververbund-Werkstoff, der oberhalb 200 Hertz weniger Verzerrungen verursachen soll als die üblichen Magnete. Bei der Präsentation erster Vorserienmodelle mit SMC konnte ich mir im Dali Labor die Unterschiede der verschiedenen Magnettypen anhören. Ich fand es damals durchaus hörbar – mit dem besseren Ende für Tiefmitteltöner mit SMC-Magneten.

Dass Dali diese Techologie jetzt auch im Bereich der 500-Euro-Lautsprecher einsetzt, ist eine erfreuliche Entwicklung und liegt nicht zuletzt an dem großen Erfolg, mit dem sich Dali mittlerweile weltweit verkauft. Es ist wie überall: hohe Stückzahlen senken den Preis drastisch. Auch bei Tieftönern.

Die Dali Oberon 3 in der Praxis

Wie gut die Dali Entwickler ihr Handwerk verstehen, sieht man an den elektrischen Parametern der Oberon 3. Der Impedanzverlauf ist unauffällig und liegt immer über der von der DIN geforderten 3,2-Ohm-Marke.

Dali Oberon 3 – electrical impedance and phase
Dali Oberon 3: Verlauf und Phasengang der elektrischen Impedanz. Recht unkritisch mit einem Minimum von 3.7 Ohm bei 170 Hz. (Messung: J. Schröder)

Genauso interessant aber ist, wie viel kapazitiver (rote Flächen) oder induktiver (blaue Flächen) Phasenversatz solch ein Lautsprecher produziert. Gerade kleinere Verstärker tun sich bei starkem Phasenversatz schwer. Doch die Dali Oberon 3 fordert den angeschlossenen Verstärker nur minimal – hier finden auch preisgünstige Verstärker einen idealen Partner.

Der zweite Punkt ist, wie effizient der Lautsprecher mit der zugeführten Energie des Verstärkers umgeht. Niemand, der sich Lautsprecher für 560 Euro kauft, wird Verstärker-Kraftwerke im vierstelligen Bereich daneben stellen. Eine  Kombination mit einem kleinen NAD Vollverstärker wie dem 316 BEE V2 oder – noch smarter – mit einem solch modernen Bluetooth/Streaming-Amp wie dem D-Stream WAMP-200SB ist sehr viel wahrscheinlicher.

Die Dali Oberon 3 hat einen Wirkungsgrad von etwa 85 dB/Watt. Mit den gut 60 Watt der beiden erwähnten Verstärker kann sie auch höhere Zimmerlautstärke fahren. Richtig laut aber kann oder sollte sie nicht.

IM-Spektrum Dali Oberon 3 @94dBspl/1m
IM-Spektrum der Dali Oberon 3 @94dBspl/1m – dies ist auch der obere, noch HiFi-Maßstäben genügende Durchschnittspegel (Messung: J. Schröder)

Denn schon bei einem Schalldruck von 94 dB (in einem Meter Abstand) sind die Verzerrungen zwischen 200 – 2.000 Hertz so ausgeprägt, dass ein höherer Pegel nicht mehr reinen (audiophilen) Gewissens empfohlen werden kann. Nicht, dass die Dali Oberon 3 dabei kaputt ginge – die Reserven sind groß genug. Nur sie verzerrt dann in den klangrelevanten Mitten stärker.

Das ist erstaunlich. Denn der 18er Tiefmitteltöner ist – wie oben schon angedeutet – für diese Klasse recht groß und sollte hohe unverzerrte Pegel locker ermöglichen. Und die ambitionierte SMC Magnet-Konstruktion soll ja gerade in diesem Bereich die Verzerrungen senken, schafft aber hier nur mitelmäßige Werte.

Die Dali Oberon 3 fällt mit ihren Verzerrungsverhalten nicht aus der Rahmen; die meisten Lautsprecher dieser Größen- und Preisklasse liegen auf ähnlichem Niveau. Es geht allerdings auch besser: Die gerade einmal halb so große, aber genauso günstige B&W 607 ist in diesem Bereich erheblich verzerrungsärmer.

Für die optimale Aufstellung im Raum empfiehlt sich eigentlich ein Ständer. Die Oberon 3 ist im Bass eher satt als präzise abgestimmt, also wäre eine  Positioniererun direkt an der Rückwand im Regal (was die Bässe noch anheben würde) keine gute Lösung. Wer Ständer, etwas Platz und Zeit zum Experimentieren hat, bekommt die Oberon 3 gut eingestellt – mit einer tollen Balance aus Basswucht und Präzision.

Aber ein guter Ständer kostet wenigstens 200 Euro und so wird die die hübsche Dali höchstwahrscheinlich überwiegend auf einem Sideboard oder Ähnlichem spielen. Genauso haben wir auch die meisten Hörtests absolviert: auf einem IKEA Kallax. Hierzu ein kleiner Nebensatz: Die Kallaxe sind ja wirklich absurd günstig, aber sie klingen komisch energielos. Komponenten, gleich welcher Art, sollten gut entkoppelt auf dem Kallax stehen. Die Dalis haben glücklicherweise kleine Gummifüßchen im Beipack. Wir haben uns die Ceraballs von Finite Elemente gegönnt; das war dann noch ein bisschen besser.

Gehört haben wir die Dali an den schon erwähnten Verstärkern NAD 316 BEE V2 und D-Stream WAMP-200SB. Das klang recht gut, aber bei hart geschlagenen Bassdrums und höherem Pegel machte die Oberon 3 schon auch deutlich, dass sie mit etwas mehr stabiler Leistung noch besser klingen würde. Deshalb ließen wir sie überwiegend an den Audiolab Mono-Endstufen 8300 MB und der SPL-Vorstufe Director spielen.

im LowBeats Hörraum
Die Dali Oberon 3 im neu eingerichteten „kleinen“ Hörraum von LowBeats. Der Hörabstand ist hier 2,5 Meter. Das ist für die Dali perfekt (Foto: H. Biermann)

Der Hörtest

Unabhängig vom Verstärker hat die Oberon 3 einen sehr einnehmenden Charakter. Mit ihr nervt Musik einfach nicht, weil sie dort, wo unser Gehör besonders empfindlich ist, von ihren Entwicklern eine kleine Senke eingebaut bekommen hat. Stimmen und Streicher klingen dadurch natürlich und fein, aber nie vordergründig. Die Aufnahmen bekommen mit ihr einen schönen, satten Touch, garniert mit feinseidigen Obertönen. Gerade Gitarren- oder Singer Songwriter-Musik wie Sean Rowe klingt mit ihr überwältigend – auch, weil sie den Raum schön aufmacht.

Die Art und Weise, wie die Oberon 3 klingt und wie sie auch bei Pop- und Rockaufnahmen zulangt, verführt zum  Lauterdrehen. Sie kann auch sehr viel lauter, als unsere Messungen (siehe oben) erwarten ließen. Sie verliert dann nur etwas den Schmelz in der Stimme.

Im Vergleich zur oben schon erwähnten B&W 607 hat die größere Dali den gemütlicheren und samtpfötigeren Charakter. Die 607 klingt offener, impulsiver, detailreicher und ist auch in der Abbildung plastischer. Die Oberon 3 klingt wärmer, habhafter, ein Stück weit souveräner. Ein Lautsprecher, mit dem man gern und lange hört.

Fazit Oberon 3

Die letzten audiophilen Ansprüche werden mit ihr genau so wenig bedient wie Party-taugliche Maximalpegel. Aber das wird in dieser Preisklasse auch niemand erwarten. Die Dali Oberon 3 sieht hübsch aus und klingt mit jeder Art von Musik (auch an kleineren Verstärkern) ansprechend satt und seidig. Für Musikfreunde mit kleinerem Budget, aber höherem ästhetischen Anspruch, ist sie eines der besten Angebote dieser Klasse.

 

Dali Oberon 3
2019/03
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamtt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Wunderbar angenehmer, satt-seidiger Klang
Attraktive Gestaltung
Technisch anspruchslos: lineare Impedanz
Nicht sehr pegelfest

Vertrieb:
DALI GmbH
Berliner Ring 89
64625 Bensheim
www.dali-speakers.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Dali Oberon 3: 560 Euro

Die Mit- und Gegenspieler im Test:

Test NAD 316 BEE V2: Der Budget-Vollverstärker
Test Streaming-Verstärker D-Stream WAMP-200SB
Test Audiolab 8300 CD und 8300 MB: Vor-End-Kombi für Kenner
Test SPL-Vorstufe Director: ProFi-DAC/Preamp für zuhause
Test B&W 607: geniale Kompaktbox für kleines Geld


Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.