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Dynaudio Contour 20i
Der Paarpreis von 4.500 Euro ist der gleiche wie beim Vorgänger-Modell Contour 2, von dem die Contour 20i auch das Design 1:1 übernahm. Klanglich allerdings kann die Neue einiges mehr... (Foto: Dynaudio)

Erster Test Dynaudio Contour 20i: die Messlatte noch höher gelegt

Anfang 2020 hat Dynaudio seine Contour-Serie auf den i-Status gebracht. Aus Contour 20 wurde also Dynaudio Contour 20i, ein Nachfolger zum – Tusch! – gleichen Preis (4.500 Euro Paarpreis bei normalem Mehrwertsteuersatz). Da stellt sich natürlich die Frage: Was bringt der Austausch des Hochtöners? Man darf über das Ergebnis überrascht sein. Und weil wir LowBeats sind, haben wir sowohl die alte Contour 20 als auch die neue 20i aufgenommen und im Klang-Orakel für unsere Leser online vergleichbar gemacht…

Müssten wir einen Lautsprecher benennen, der die bisherige LowBeats Geschichte bislang am intensivsten begleitet hat, würden alle Mann auf die Dynaudio Contour 20 zeigen: Mehr Stunden als Vergleichs-Lautsprecher hat kein zweiter bei uns auf dem Buckel. Es ist einfach eine fantastische, unbestechlich gut klingende 2-Wege Kompaktbox, die ja auch in unserem Vergleich der vier Dynaudi0 Lautsprecher aus 20 Jahren die beste Figur machte. Doch 2018 verbesserte Dynaudio den eingebauten EsotarHochtöner noch einmal deutlich und machte dann das, was man in einem solchen Falle tun muss: Die ganze Contour-Serie wurde mit diesem neuen Esotar-2i Hochtöner nachgerüstet. Und das setzt diesem großartigen Lautsprecher tatsächlich das i-Tüpfelchen auf.

Die neue Dynaudio Contour 20i…

….sieht genau aus wie die Contour 20. Ein sehr aufwändig gemachter und handwerklich perfekter 2-Wege Kompaktlautsprecher, der die große Kompaktboxen-Tradition von Dynaudio vielleicht besser verkörpert als jeder andere des Programms. Das Schnittbild zeigt den enormen Aufwand von Contour 20 und Contour 20i:

Dynaudio Contour 20i Aufriss
Das Gehäuse ist mehrfach versteift und wird durch die Stahlplatte auf der Front zusätzlich beruhigt. Schallwand und Rückseite sind doppelwandig ausgeführt, ein Mix aus verschiedenen Dämm-Materialien ergibt den neutralsten Klang (Foto: Dynaudio)

Dynaudio hat also für die neue i-Generation das Rad nicht noch einmal neu erfunden, fast alles wurde beibehalten. Die Abmessungen liegen immer noch bei 21,5 x 44,0 x 36,0 cm (B x H x T), das Gewicht bei 15,5 Kilo. Die perfekt gefrästen Rundungen der Kanten, die Stahlplatte auf der Front (in der Hoch- und Tiefmitteltöner verankert sind) – das alles ist bewährt, gemocht und durfte bleiben. Sogar der Tiefmitteltöner wurde quasi unverändert übernommen. Wer sich noch ein bisschen mehr in das Wesen der Contour 20 einlesen möchte, der sei hier auf Ihren ausführlichen Test aus dem November 2016 verwiesen…

Dynaudio Contour 20 und Contour 20i
Dynaudio Contour 20i (rechts) und Vorgängerin Contour 20. Nur der Profi erkennt die äußerlichen Unterschiede: die neue Hochtonkalotte is etwas dunkler, der Dynaudio-Schriftzug bei der neuen etwas erhabener. Das war’s (Foto: H. Biermann)

Aber es gibt natürlich auch Unterschiede, vor allem technischer Natur. Da ist zunächst der neue Hochtöner, im Dynaudio Firmen-Jargon Esotar-2i genannt. Es gehört zur Dynaudio-DNA, alle Treiber selbst zu entwickeln und selbst in Skanderborg herzustellen. So ist es Brauch seit der Firmengründung 1977. Und seit dieser Zeit sehen die Hochtöner alle ziemlich ähnlich aus: eine 29 mm große, gräulich-transparente Kalotte mit unterschiedlichen Magnet-Antrieben. Auch der Neue folgt diesem Muster. Hier einige Impressionen in der Slideshow.

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Dynaudio Contour 20i Esotar-2i Front
Der Esotar-2i in der für Contour typischen Metallfront. Seine Kalotte schimmert etwas dunkler als die bisherigen (Foto: Dynaudio)
Dynaudio Contour 20i Esotar-2i Bauteile
Der neue Esotar -2i in seinen Einzelteilen (Foto: Dynaudio)
Dynaudio Contour 20i Esotar-2i Hexis
Der sogenannte Hexis-Dome hinter der Kalotte ist neu und sorgt für eine bessere Kanalisierung der nach hinten abgestrahlten Energie (Foto: Dynaudio)
Dynaudio Contour 20i Esotar-2i Belüftung
Auch die Formgebung der Austrittsöffnung hinten ist strömungsgünstiger (Foto: Dynaudio)
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Bei diesem neuen Esotar-2i gelang es aber wohl, die rückwärtig abgestrahlte Energie besonders gut zu kanalisieren und Verzerrungen so deutlich zu senken. Bei LowBeats feierte dieser Ausnahme-Hochtöner seinen ersten Auftritt mit der Special Forty. Und obwohl die Jubiläumsbox keineswegs zu den Redaktions-Lieblingen zählt (weil sie im Bass recht populär abgestimmt ist), war doch diese neue Hochton-Qualität sofort zu hören.

Ein weiterer technischer Unterschiede zur Vorgängerin Contour 20 soll hier nicht unterschlagen werden: Die Frequenzweiche musste natürlich angepasst werden. Und bei der Gelegenheit konnte wohl auch die Impedanz-Linearisierung entfallen. Tatsächlich zeigen die LowBeats Messungen zwischen 1.000 und 2.000 Hertz eine völlig vernachlässigbare, leichte Impedanzerhöhung. Für die Kombination vor allem mit Röhren-Amps sind diese Impedanz-Linearisierungen meist von Vorteil, aber dem Klang sind sie natürlich nicht zuträglich…

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Dynaudio Contour 20i Frequenzweiche
Die Frequenzweiche der Dynaudio Contour 20i verfügt über etliche Korrekturglieder zur Linearisierung des Übertragungsverhaltens (Foto: Dynaudio)
Dynaudio Contour 20 i – impedance and phase
Dynaudio Contour 20i: Solide 4-Ohm-Box mit noch moderaten Phasendrehungen (Messung: J. Schröder)
Dynaudio Contour 20 – impedance and phase
Die „alte“ Dynaudio Contour 20 ist messtechnisch etwas besser als die neue 20i: Die Impedanz verläuft etwas flacher, die Phasendrehungen um 1.000 Hertz fallen etwas geringfügiger aus  (Messung: J. Schröder)
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Praxis

Auch diesbezüglich hat sich nichts verändert: Der Maximalpegel der Contour 20i liegt wie bei ihrer Vorgängerin bei etwa 105 Dezibel (1 Meter Entfernung). Die LowBeats Messungen zeigen fast identische Verzerrungsmuster:

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Dynaudio Contour 20 i – IM-Spektrum 94dBspl / 1 m
Dynaudio Contour 20 i – IM-Spektrum 94dBspl: quasi kein Unterschied zu den…
Dynaudio Contour 20 – IM-Spektrum 94dBspl / 1 m
… Ergebnissen der Dynaudio Contour 20 (Messung: J. Schröder)
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Daraus folgt: Diese Lautsprecher sind nichts für die ganz hohen Pegel. Und sie sind für Räume bis maximal 30 Quadratmeter Größe geeignet. Die Praxis zeigt, dass die kompakten Contour-Schallwandler (wie übrigens auch die Standboxen der Serie) sehr gern eher kräftige Verstärker im Rücken haben. Dank vorbildlich linearer Impedanz vertragen sie sich theoretisch zwar auch mit schwächeren Röhren-Amps, aber das reduziert die mögliche Pegel-Ausbeute dann noch einmal…

Hörtest

Wie schon angedeutet, gibt es wohl keinen Lautsprecher, der bei LowBeats öfter zum Einsatz gekommen ist als die Contour 20. Selbst bei Vergleichen außerhalb der Redaktion hatten wir die dänischen Edelspeaker dabei. Doch dieser Hörtest war ja noch einmal etwas Besonderes und so hatten wir auch Besonderes aufgetischt: den brandneuen The Emperor von German Physiks. Dieser 60-Kilo-Vollverstärker hat für jede Anforderung ausreichend Leistung und stellt an den Dynaudios locker 500 Watt pro Kanal zur Verfügung. Der Amp ist ein Erlebnis und ich kann sagen, die Contour 20 noch nie so gut gehört zu haben.

German Physiks Emperor im LowBeats Hörraum
Ein Fels von einem Verstärker: The Emperor von German Physiks liefert an 4 Ohm über 600 Watt pro Kanal – sinus! (Foto: H. Biermann)

Die Contour 20 war uns immer ein Maßstab, weil sie so unprätenziös authentisch, erdig und räumlich klingt und auch im Oberbassbereich (wo manch andere Dynaudio deutlich mehr Fett auf den Hüften hat) erfreulich knackig spielt. All das führte uns der German Physiks Amp noch einmal eindrucksvoll vor Ohren: allein die Genauigkeit bei der Tiefen-Ausleuchtung der Aufnahmeräume. Wir waren wieder einmal verzückt.

Und wurden es mit dem Umschalten auf die neue Contour 20i noch mehr. Im Grunde bleiben alle Vorzüge der alten 20er erhalten. Einige Mitglieder der Hör-Crew meinten sogar, noch mehr Klarheit im Grundtonbereich herauszuhören. Ja. Auch da kann die Neue minimale Vorteile verbuchen. Aber es ist vor allem der neue Hochtöner, dessen Qualitäten voll durchschlagen. Es ist wie eine ganz lichte Gardine, die mit dem Umschalten auf das i-Modell aufgezogen wird. Der gesamte Mittelhochtonbereich klingt nun etwas prächtiger, aber auch flinker und leichtfüßiger.

Von dem Umbau auf den neuen Hochtöner profitiert keineswegs nur der Hochton: Auch Stimmen oder breitbandige Instrumente wie ein Akkordeon wirken spielfreudiger und griffiger. Bei einem unserer Lieblings-Teststücke aus dem Elektropop-Bereich, „Miss Teardop“ von Felix Laband, schauten wir uns ungläubig an – so habhaft, so körperlich präsent standen diese synthetischen Hochtöne im Raum. Es dauerte nicht lange, da waren wir uns einig: Dieses Update ist bestens gelungen, die Dynaudio Contour 20i löst unsere alte Referenz ab.

Dynaudio Coutour 20i versus Contour 20 im Online Hörvergleich:

Für Gelegenheiten wie diese hat LowBeats ein spezielles Aufnahmeverfahren entwickelt, das dem Vergleichshören im Testraum sehr nahe kommt oder sogar noch einige Vorteile verbuchen kann. Um den Vergleich zwischen Contour 20 und Contour 20i optimal erfahren zu können, brauchen Sie etwas Zeit, einen guten Kopfhörer und – das wäre optimal – einen ebenfalls guten DAC-Kopfhörerverstärker, der die Signale des Rechners aufpeppt. Wenn also alles bereit ist, klicken Sie auf das Symbol und finden sich in unserm Virtuellen Hörraum wieder.

 

VirtuellerHoerraum_Playlist
Das Signalband ist der Fußabdruck der Playlist. Es macht Sinn, sie einmal ansatzweise durchzuhören, damit Sie Ihre Lieblingsmusik herausfinden

Die Playlist besteht aus einem Potpourri verschiedenster Musikarten, die wir aneinandergehängt haben; die „Lücken“ sind meistens Start und Ende eines Stücks. Sie können mit der Maus des Rechners an jede beliebige Stelle der Playlist fahren. Wenn Sie sich für ein Stück entschieden haben, klicken Sie mit der Maus auf dessen Anfang und starten die Musik. Zum Vergleich mit dem andern Lautsprecher, klicken Sie auf Pause und aktivieren dasselbe Musikfile der anderen Box. Sie können das Stück vom Beginn abspielen oder auch direkt an dieselbe Stelle klicken, bei der Sie gerade in der anderen Box ausgestiegen sind. Probieren Sie es aus: Es macht echt Spaß. Und der wesentliche Vorteil: Man kann den Vergleich beliebig oft machen. Im Hörstudio mit realen Boxen wird dieser Vorgang schwer umzusetzen. Sie müssten den Lautsprecher ja immer exakt an der selben Stelle mit immer dem gleichen Pegel hören. Das ist eine mühsame Angelegenheit…

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Funktioniert alles richtig, dann werden Sie unser Urteil wohl bestätigen können: Die Contour 20i ist sofort als echte Dynaudio erkennbar, aber der gesamte Mittelhochton gewinnt genau richtig dezent, aber spürbar an Offenheit und Frische.

Fazit Dynaudio Contour 20i

Ein Update wie es im Buche steht. Dynaudio hat bei seinen Forschungen einen besseren Hochtöner entwickelt, der nach und nach in die bestehenden Serien einfließt. Und weil dieser Hochtöner in der Produktion nur unwesentlich teurer ist, verzichten die Dänen auf jede Preisanpassung. Ein netter Zug.

Der neue Esotar-2i Hochtöner macht die Contour 20i tatsächlich hörbar besser. Nicht so viel, dass Besitzer einer „alten“ Contour 20 unruhig werden müssten – dafür ist dieser Lautsprecher zu gut. Aber doch so spürbar leichtfüßiger im Hochtonbereich, dass ich mich eindeutig für das Modell mit dem „i“ entscheiden würde. Die alte Contour 20 gehört fraglos zur Weltelite. Mit der Verfeinerung auf den i-Status wurde diese Zugehörigkeit noch einmal besiegelt.

Dynaudio Contour 20i
2020/08
Test-Ergebnis: 4,7
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Überragend natürlich-leichter Klang
Herausragende Plastizität
Sehr gute Verarbeitungsqualität
Auch für Röhren-Amps geeignet

Vertrieb:
Dynaudio Germany GmbH
Ohepark 2
21224 Rosengarten
www.dynaudio.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Dynaudio Contour 20i: 4.500 Euro/Paar

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Mitspieler im Test:

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.