In Deutschland gibt es einige hundert HiFi-Fachhändler und natürlich führen nicht alle Dynaudio. Aber auch unter jenen, die kein Dynaudio führen, kenne ich keinen einzigen, der schlecht über die dänischen Schallwandler sprechen würde. Man mag den Klang oder auch nicht. Aber jeder hat Respekt vor der hohen klanglichen Neutralität und der hohen inneren Harmonie – vor allem bei den Kompaktboxen. Das war früher schon so, das gilt noch heute. Als die Firma 2002 ihren 25. Geburtstag feierte, schenkte sie sich und den Fans der Marke einen – was auch sonst? – Kompaktlautsprecher. Die Special 25 begeistert Kenner noch heute. Als Dynaudio letztes Jahr den 40. Geburtstag feierte, geschah (erneut) wenig Originelles und dennoch Großartiges. Die Dänen verdichteten ihre Erfahrung aus vierzig Jahren Entwicklung auf eine kleine und gar nicht so teure Kompaktbox: die Dynaudio Special Forty.
Ein weiteres Sondermodell also. Die Special Forty reiht sich ein in eine lange Reihe exzellenter Spezialversionen, die Dynaudio außerhalb ihrer klassischen Linienware stets ebenfalls im Programm hatte und hat. Da gab es nicht nur die Special 25, sondern auch eine Special One, eine Contour 1.3SE, eine Craaft… Alle fielen ein wenig aus der Reihe, immer hatten sie ein besonderes Furnier.
Und nun die Dynaudio Special Forty. Vielleicht hätte ich mir ein Jubiläumsmodell zum 40. Geburtstag etwas pompöser vorgestellt. Aber so sind sie halt, die Leute bei Dynaudio. Immer etwas zurückhaltender, immer dezent und fast immer der Ideallinie des “Danish Design” folgend. Und das ist nun einmal nobel-schlicht.
Konsequenterweise gibt es auch bei der Special Forty keine bauchige oder sonstwie extravagante Form – das Gehäuse verjüngt sich lediglich ein klein wenig nach hinten. Dem Auge fällt es kaum auf, für den Tischler aber ist die Herausforderung umso höher – jedenfalls viel höher als bei einer klassisch rechteckigen Kiste – was das gute Stück um einiges teurer macht. Diese Trapezform macht Dynaudio natürlich nicht ohne Grund: Weil zumindest die Seitenwände nicht parallel verlaufen, können sich hier auch die gefürchteten “stehenden Wellen” nur schlecht aufschaukeln. Und umso weniger stehende Wellen (also Gehäuseresonanzen), umso besser sind die Voraussetzungen für einen sauberen Bass.
Das Gehäuse ist bei allem Understatement aber doch sehr hübsch geraten: mit einer perfekten Verarbeitung und einem ebenso perfekten Hochglanzlack. Wir hatten die Dynaudio Special Forty in elegantem Grau (Grey Birch High Gloss), aber es gibt sie auch in einem peppigen Rot-Ton (Red Birch High Gloss). Das ist die alte dänische Möbelschule: ab und an mal einen Farbtupfer setzen.
Das Gehäuse ist erwartungsgemäß tiptop gemacht. Auch im Holzhandwerk hat sich Dynaudio in den letzten vier Jahrzehnten einen exzellenten Ruf erarbeitet. Warum? Davon kann man sich an der Special Forty einen guten Eindruck verschaffen: Die Einfräsungen für Hoch- und Tiefmitteltöner auf der Schallwand sind genauso perfekt gemacht wie die für das Anschlussterminal auf der Rückseite.
Bei Dynaudio trifft hoher Anspruch auf die lange dänische Möbeltradition. Immerhin werden die meisten Dynaudio Modelle noch in Dänemark gefertigt. In meiner Tester-Zeit war ich zweimal im Dynaudio Stammwerk in Skanderborg: auffällig war die hohe Identifikation der Mitarbeiter mit ihren Produkten. Ich finde, so etwas merkt man einem Lautsprecher an…
Aber betrachten wir die überzeugende Schreinerarbeit einmal als angemessen für ein solches Sondermodell; noch wichtiger ist natürlich die Technik. Folgt man den Aussagen von Dynaudio, dann haben sie den Hoch- und den Tiefmitteltöner noch einmal komplett auf den Prüfstand gestellt – und am Ende kam der derzeit beste Hochtöner (Dynaudio-intern “Esotar40” genannt) und der derzeit beste 17cm-Tiefmitteltöner heraus.
Das sieht man aber nicht. Der Hochtöner mit seiner 28 Millimeter großen Gewebekalotte sieht aus wie dutzende Generationen des Esotar vor ihm. Ich habe in den letzten 25 Jahren wenigstens 40 Dynaudio Lautsprecher getestet. Aber selbst mir fällt es schwer, äußerliche Unterschiede bei den Treibern auszumachen.
Beim Esotar40 ist es den Entwicklern wohl gelungen, den rückseitig abgestrahlten Schall effizienter zu entschärfen. Man muss sich ja immer vor Augen halten, dass die gleiche Schallenergie, die nach vorn abgestrahlt wird, auch auf der Rückseite der Kalotte entsteht. Diese Energie muss wirkunsgvoll reduziert werden. Ein neu entwickeltes Gehäuse leitet die Luftströme so geschickt um, dass dieser Schall nicht mehr stört. Das reduziert Verzerrungen.
Beim Tiefmitteltöner der Special Forty griff Dynaudio auf ein Konzept der Achtzigerjahre zurück: das eines 17cm-Tiefmitteltöners mit stark bedämpfter MSP-Membran und einer riesigen, 75 Millimeter großen Schwingspule mit innenliegendem Magneten. Man kann diesem Konzept einige Vorzüge unterstellen (hohe Belastbarkeit, großflächiger Antrieb der Membran). Aber es hat auch Nachteile: wie zum Beispiel das hohe Gewicht der großen Schwingspule, welches das Impulsverhalten des Treibers nicht eben beflügelt.
Für die Special Forty wurde dieser Tiefmitteltöner noch einmal verfeinert. Die Verwendung dieses besonderen Treibers wirkt – angemessen bei einer Jubiläumsbox – wie ein liebevoller Blick zurück, denn bei seinen neueren Lautsprechern verzichtet Dynaudio meist auf diese eigenwilligen Bässe.
Dennoch ist dieser neue 17er ganz offenkundig gut gelungen. Wir haben die Jubiläums-Box mit der ähnlich großen (und ebenfalls mit einem jener speziellen 17cm Tiefmitteltöner ausgestatteten) Excite X 18 verglichen. Die Dynaudio Special Forty kann sehr viel lauter und unverzerrter spielen – fraglos ein Verdienst der neuerlichen Forschungen.
Dazu muss vielleicht angemerkt werden, dass Dynaudio ja auch nicht irgendein Lautsprecherhersteller ist, sondern einer der größten der Welt. Gut 200 Menschen arbeiten für das dänische High-End-Unternehmen; die Entwicklungsabteilung ist – gemessen an Firmen wie Canton, Elac oder Magnat – geradezu riesig. Das liegt vor allem an der Zusammenarbeit mit dem VW-Konzern, für dessen Auto-HiFi-Anlagen Dynaudio viele akustische Konzepte und noch mehr Treiber liefert. Und weil die Anforderungen der Automobilindustrie so hoch sind, ist natürlich die Austattung der Dynaudio-Labore exzellent. Kurz: Man hat alle Möglichkeiten – und schöpft sie aus. Auch wenn die Treiber der Dynaudio Special Forty aussehen, als wären sie den Achtzigerjahren entsprungen, sind beide doch klanglich und technisch State-Of-The-Art.
Ein- und Aufstellung der Dynaudio Special Forty
Die Special Forty ist unter den Kompaktlautsprechern einer der kleineren. Schon optisch macht sie damit deutlich, dass sie für die Beschallung von Räumen weit jenseits der 20 Quadratmeter nicht optimal geeignet ist. Tatsächlich sollte der Hörplatz nicht weiter als drei Meter von ihr entfernt liegen, sonst geht der Kleinen die Puste aus. Wie die LowBeats Messungen zeigen, ist die Special Forty (wie alle Dynaudio Kompaktlautsprecher) kein Pegel-Gigant. In einem Meter Abstand bringt sie es auf 94 Dezibel weitgehend unverzerrter Dauerlautstärke – was in Spitzen durchaus auch mal über 100 Dezibel sein können.
In kleineren Räumen unter 20 Quadratmetern und auf Hördistanzen unterhalb von drei Metern kann man damit erstaunliche freudvolle Pegelerlebnisse haben. Denn einer der Vorteile von Dynaudio Treibern war schon immer ihre enorm hohe Belastbarkeit. Auch wenn man immer lauter dreht und die Verzerrungen hochgehen – das steckt die Special Forty lange Zeit sehr gutmütig weg.
Unabhängig vom Pegel ist aber wichtig, dass die die Special Forty freisteht. Ob man jetzt im Dynaudio Programm bleibt (Stand 6, 10 oder 20, Preise zwischen 300 und 500 Euro/Paar) oder einen anderen seriösen Ständer nimmt, ist nicht so relevant. Weil aber die kleine Jubiläums-Box im oberen Bass durchaus kräftig abgestimmt ist, verbietet sich eine Aufstellung in direkter Wandnähe – womöglich noch auf dem Sideboard. Das würde den oberen Bassbereich über Gebühr anheben. Mit wenigstens 50 – 60 Zentimetern Abstand zu Rück- und Seitenwand dürfte sie in den meisten Räumen optimal aufgestellt sein.
Zum angeschlossenen Verstärker. Wie fast alle Dynaudio Kompaktboxen ist die Special Forty nicht sehr effizient. Allzu schwachbrüstig sollte der Verstärker daher eigentlich nicht sein. Ich schreibe eigentlich, weil ich die Dynaudio Special Forty auch an dem Röhren-Amp Fezz Audio Mira Ceti gespielt habe und erstaunt feststellen musste, dass da deutlich mehr Pegel herauskam, als ich mutmaßte. Die gute Harmonie selbst mit diesem schwächlichen 9-Watt-Verstärker lenkt den Blick auf zwei weitere Vorteile der Special Forty. Erstens: ihre Impedanzkurve ist linearisiert.
Zweitens: Weil sie auch nur geringe Phasenschwankungen aufweist (rote und blaue Flächen in der Messung unten), sind auch kleinere Verstärker an ihr nicht überfordert. Es wird halt nicht sehr laut. Aber geklungen hat es mit dem Fezz Audio wirklich bezaubernd: sehr warm, sehr fein und habhaft.
Gehört haben wir die Special Forty überwiegend im 70 Quadratmeter großen LowBeats Hörraum. Da brauchten wir natürlich etwas mehr Leistung. Die bezogen wir nach einigen Versuchen (unter anderem mit Cambridge Audio Edge A, Musical Fidelity M5si, Exposure 3010 S2D) vom genialen Atoll IN 300, den ich hier ausdrücklich als gelungene Verstärker-Ergänzung anpreisen möchte. Das klang großartig…
Der Hörtest
Die Special Forty ist einer jener Lautsprecher, die – obwohl nur Pi mal Daumen aufgestellt – schon aus dem Stand gut klingen (ein Tag Einrauschen vorausgesetzt). Sie klingt basskräftiger, als man von ihrer Gehäusegröße erwarten würde und entwirft pralle, wunderbar habhafte Klangbilder, mit einer tollen Plastizität und dieser Raumtiefe, für die Dynaudio Speaker bekannt sind. Gibt man sich dann auch noch Mühe mit der Aufstellung, honoriert die Special Forty jeden Schritt.
Jeder Lautsprecher hat ja Musik, mit der er besonders gut klingt. Die Welt der Dynaudio Special Forty ist jene von natürlichen Instrumenten und Stimmen. Musik von Singer Songwritern wie David Munyon (bei Stockfisch Records) klingt schlichtweg fantastisch: Sie transportiert den Brustton des Amerikaners genauso überzeugend warm-kraftvoll wie die herrlich fein und flirrend aufgenommenen Obertöne der Gitarrensaiten. Es war fast, als könne man das Holz der Gitarre sehen. Das macht die Special Forty überragend gut.
Oder Klassik: Bei Carl Orffs Camina Burana (San Francisco Orchestra unter der Leitung von Herbert Blomsted) waren auch im Tutti alle Stimmen bestens verständlich. Die Trompeten schmetterten schön vor sich hin, wurden aber nie scharf. Und die Aufnahme bekam eine Größe und Raumtiefe, die man nach dem Hören der Dynaudio Special Forty nicht mehr missen möchte.
Im Vergleich zur ebenfalls vorzüglichen und sehr räumlich abbildenden B&W 705 S2 spielt die Dynaudio etwas bodenständiger und klangfarbenstärker, die B&W etwas flinker und klanglich “heller”. Und wie all ihre Schwestern ist auch die Jubiläumsbox kein Dynamikwunder. Ihre Wiedergabe ist von einer hohen Homogenität geprägt, aber bei brutalen Impulsen kappt die Special Forty ein wenig die Spitzen. Doch wie gesagt: da sind sich fast alle kompakten Dynaudios ähnlich.
Schon seit längerer Zeit hat Dynaudio mit der Excite X 18 und der Contour 20 zwei Kompaktboxen im LowBeats Referenzregal. Jede ist auf ihre Art herausragend gut; zwischen den beiden hat Dynaudio die Special Forty platziert. Der direkte Vergleich drängte sich also förmlich auf.
Und den entschied die Special Forty in vielen Belangen für sich. Vor allem im Vergleich zur Excite X 18 klingt die Jubiläumsbox in den Mitten feiner, geschmeidiger und vielschichtiger. Selbst bei kleinen Lautstärken klang die Stimme von Peter Gabriel (Album: So, remastered 2012) klarer und besser verständlich. Das Erstaunlichste aber: mit der Special Forty haben wir sehr viel lauter hören können als mit der Excite. Wenn bei den trocken-tiefen Bassdrum-Schlägen aus James Blood Ulmers “Crying” bei der Excite schon die Schwingspule anschlug, blieb die Special Forty immer noch locker, kraftvoll. Die Jubi-Box hat den deutlich größeren Pegel-Headroom. Das ist beindruckend. Immerhin sehen die beiden Lautsprecher und ihre Lautsprechertechnik doch sehr ähnlich aus…
Der Vergleich mit der fast doppelt so großen Contour 20 verlief etwas anders. Bei solchen Dynamik-Sprüngen wie auf James Blood Ulmers “Crying”, bei elektronischer Musik wie Infected Mushroom oder bei den wabernden Bassteppichen von Yello hatte die Special Forty das Nachsehen. Nicht vom Pegel her. Aber die Contour zeigte gerade in den oberen Bässen deutlich mehr Durchzugskraft, Präzision und “Kontur”. Auch Gesangsaufnahmen profitieren von dieser nochmals höheren Genauigkeit, weil die Stimmen mit der großen Dynaudio noch charakteristischer und natürlicher kamen.
Ich muss gestehen, dass die Contour 20 ja schon lange mein absoluter Favorit im Dynaudio Programm ist. Ich persönlich ziehe ihre geradlinige und dynamische Präzision im Bass und Grundton der etwas wärmeren und “weicheren” Spielweise der Special Forty vor – obwohl ich weiß, dass die Gangart der Special Forty sicherlich mehrheitsfähiger ist.
Und dann der Hochton: Hieß es nicht, der Esotar40 sei derzeit die Krone der Dynaudio Schöpfung? Ich habe die Triangeln am Anfang von Peter Gabriels “Mercy Street” (Album: So) sicherlich 20 Male auf beiden Lautsprechern gehört: kein Unterschied. Beide zeigten die volle Auflösung und all die feinen Schattierungen des Instruments. Allerdings spricht ja auch das eigentlich für die Special Forty – sie ist ja deutlich günstiger als die Contour 20.
Fazit
28 mm Gewebekalotte im Hochton, 17 cm MSP-Membran im Tiefmittelton und eine 6-dB-Weiche: Die Charakteristika dieses Lautsprechers lesen sich wie aus einem Dynaudio Katalog des Gründungsjahres 1977. Und doch ist die Dynaudio Special Forty ein top moderner Kompakt-Lautsprecher, der den Jubiläums-Gedanken gekonnt umgesetzt – mit dem Klang von heute und mit technischen Anleihen aus den letzten 40 Jahren.
All das macht diesen Lautsprecher so sympathisch. Und nicht nur, dass er fantastisch verarbeitet ist: Er klingt, sogar an kleineren Verstärkern, wunderbar voll und prächtig. Hinzu kommt diese greifbare Räumlichkeit, die Dynaudio schon immer auszeichnet.
Die Entwickler haben die Dynaudio Special Forty im Grundton etwas fülliger abgestimmt. Damit klingt sie nicht ganz so sauber wie eine Contour 20, aber sie klingt nach mehr Tiefgang und kommt so dem derzeitigen Geschmack und dem Wunsch vieler Musikfreunde nach etwas mehr Bass nach. Ihr Klang ist gerade bei kleineren Lautstärken gefälliger. Machen wir es kurz: Ist der Raum nicht allzu groß und der Wunsch nach Pegel nicht allzu hoch, gibt es in dieser Preisklasse kaum Besseres.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Überragend natürlich-warmer Klang |
| Sehr gute Abbildung |
| Sehr gute Verarbeitungsqualität |
| Röhren-geeignet |
Vertrieb:
Dynaudio Germany GmbH
Ohepark 2
21224 Rosengarten
www.dynaudio.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Dynaudio Special Forty: 3.000 Euro/Paar
Mit- und Gegenspieler:
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