Wir konnten bereits im Sommer 2015 einen der ersten ausgelieferten Mega-AV-Prozessoren der Franzosen testen. Seit gut einem Jahr wird er regulär geliefert und seither durch Software ständig erweitert und verbessert: der Trinnov Altitude 32. Wir konnten ihn nun erstmals zusammen mit der fast schon monströsen Endstufe Trinnov Amplitude 8 ausprobieren, die immerhin bis zu 3 Kilowatt Leistung in acht Kanäle presst.
An der Hardware des Vorverstärkers hat sich im Grunde nichts geändert. Es gibt den Trinnov Altitude 32 in Ausbaustufen mit 8, 16, 24 und 32 Kanälen – und mit der neuesten Firmware die Möglichkeit, mit einem Trinnov Magnitude 8-Kanal-Akusikprozessor zu kaskadieren, um auf die stolze Summe von bis zu 48 Kanäle zu kommen.
Das dürfte selbst exotischste und aufwendigste Installationen abdecken. Ab der Ausbaustufe mit 16 Kanälen kann man ein 3D-Audio Lizenzpaket mitbuchen, das die Immersive-Audio-Decoder Dolby Atmos, DTS:X und Auro-3D beinhaltet – und natürlich die dazu gehörenden Matrix-Decoder und Upmixer.
Stets mit dabei: Trinnovs geniale Lautsprecher- und Raumkorrektur Optimizer, die mittels des hauseigenen 3D-Mikrofons eingemessen wird. Die ist für alle Kanäle verfügbar und im Falle der Surround-Wiedergabe besonders wertvoll, da sie bei der Einmessung auch alle Lautsprecherpositionen im dreidimensionalen Raum exakt erfasst und durch die weitreichenden Korrekturen für zeitrichtige Wiedergabe ein sonst kaum mögliches, geschlossenes und lückenlos abbildendes Klangfeld erzeugt.
Auch ist man in der Wahl von Kombinationen von Lautsprechern so frei und flexibel wie mit aktuell keinem anderen Consumer-Gerät. Denn die gesamte verfügbare Zahl an Kanälen kann völlig frei zugeordnet und per Bassmanagement und integrierter Aktiv-Frequenzweichen angepasst werden. Ob man nun simples 5.1 oder aufwendige Immersive-Konfigurationen inklusive Deckenlautsprecher oder gar Subwoofer-Arrays baut, ist jedem überlassen.
Gegenüber manch konventionellem Heimkino-Verstärker ergeben sich aus dieser immensen Ausstattung auch ein paar Nachteile. So gibt es beispielsweise nur symmetrische Ausgänge. Wer also beispielsweise am Subwoofer nur auf einen Cinch-Eingang trifft, muss Adapter oder entsprechend speziell konfektionierte Kabel verwenden.
Auch wer mehr als 16 Kanäle verwendet, muss adaptern und entweder eine professionelle Breakout-Box verwenden oder das, was man im Profijargon eine “Kabelpeitsche” nennt – also einen 25-poligen Adapter von D-Sub-Anschluss auf Einzelkabel mit XLR-Kupplungen. Einfacher haben es Anwender der Trinnov Amplitude 8 Endstufe, die lässt sich mit je 8 Kanälen direkt mit einem einzigen DB-25-Kabel anschließen.
Etwas Besonderes ist, wie bereits beim ersten Check und dem Test des Stereo-Vorverstärkers Trinnov ST-2 Hifi beschrieben, die technische Architektur. Hier gibt es reine Eingangsboards sowie Ausgangsboards mit digitalen Ausgängen und D/A-Wandlern, die über eine zentrale Signalverteiler-Matrix kommunizieren, welche auch für die zentrale Taktung und Reduktion von Jitter zuständig ist.
Die komplette Signalverarbeitung inklusive Optimizer-Korrektur, Surround-Dekodierung und Audio-Streaming übernimmt die integrierte PC-Hardware. Die ist auch für die Außenkommunikation und Bedienung zuständig. Oben aufgesattelt und leicht austauschbar ist das HDMI-Board, das im Laufe 2017 eine Nachfolge mit aktuellen HDMI 2.0b-Standards bekommt.
Im Alltag lässt sich der Altitude 32 wie ein gewöhnlicher AV-Receiver per Infrarot-Fernbedienung oder den Tasten und Reglern auf der Front handhaben. Statt einer App gibt der Prozessor ein Webmenü auf jeden aktuellen Browser heraus. Das Webmenü ist beispielsweise auf einem Tablet angenehm verwendbar und für die Bedienung per Touchscreen optimiert.
Wenn man sich die URL oder IP-Adresse seines Altitudes als Bookmark auf iOS oder Android ablegt, hantiert es sich wie mit einer App. Nur die Konfiguration der komplexen Maschine und das Kalibrieren des Optimizers erfordert den Einsatz einer VNC-Software oder den direkten Anschluss einer Tastatur inklusive Maus und Monitor.
Entgegen unseres ersten Checks mit der Maschine ist die Firmware mittlerweile ausgereift und mehrere Generationen weiterentwickelt. Alles flutscht und funktioniert wie geölt, sofern man das bei einem derart komplexen Gerät sagen kann.
In der Praxis schlossen wir den Trinnov zunächst an die vollaktive Installation des LowBeats Testkinos mit JBL Studiomonitoren und Doppel-15-Zoll-Subwoofern von Lautsprecher Teufel an – und zwar in vollständiger 7.2.4-Konfiguration.
An dieser Stelle spielt normalerweise die Marantz Vorstufe AV8802, die zu Recht als Referenz fungiert. Sie funktioniert ausgesprochen problemlos und spielt auf extrem hohem Niveau ausgewogen, räumlich, musikalisch und dynamisch.
Der Hörtest
Doch schon erste Takte des Trinnov Altitude 32 weisen ihn so klar auf die hinteren Ränge. Es ist tatsächlich kaum zu fassen, um wie viel Trinnov besser ist. Selbst wenn man den Optimizer abschaltet und damit ähnlichere Bedingungen schafft: Der Franzose klingt viel leichtfüßiger und gleichzeitig körperhafter – eine Wucht. Instrumente stehen wie greifbar im Raum und “springen” nach dem Umschalten auf den Marantz praktisch wieder zurück in die Boxen.
Mit dem Optimizer im Trinnov wächst die Abbildung der verschiedenen Lautsprecher zu einem völlig nahtlosen Klangkörper zusammen: es ist die sprichwörtliche Plastizität.
Und ebenfalls genial: Dank der speziellen Signalführung und des Processings klingt selbst HDMI sensationell und auf gleichem Niveau wie alle anderen Eingänge – wo HDMI doch sonst durch hohen Jitter-Anteil in Sachen Raum und Musikalität das Nachsehen hat. Nur der integrierte Streamingplayer, der sich als DLNA-Client im Netzwerk zeigt und sonst keine Bedienelemente kennt, klingt noch einen Hauch seidiger und aufgeräumter als externe Quellen. Das ist wahrlich audiophil.
Gibt es auch Nachteile? Ja, aber nur wenige. Was mich persönlich nervt, ist dass man die Maschine nur mit der Powertaste auf der Front ein- und ausschalten kann (oder via Netzwerk per Creston oder anderer Kontrollsysteme) und nicht per Fernbedienung. Und der Startvorgang braucht gegenüber konventionellen AV-Receivern sehr lange. Dann sind die Surround-Decoder allesamt direkt von den Anbietern wie Dolby oder Auro Technologies für den PC-Prozessor implementiert. Das funktionierte bei allen diskreten Decodern in allen Konfigurationen und Auflösungen perfekt.
Anders sah es bei den Upmixern aus. DTS Neural:X funktioniert im Grunde nur bei 48kHz Samplingrate und Auro-3D’s Auro-Matic bei allen Abtastraten, aber nur bis 96kHz. Dolby Surround funktioniert bei allen Abtastraten bis 192kHz, verarbeitet aber intern ausschließlich 48kHz, die entsprechend per Samplingraten-Konvertierung berechnet werden.
Das alles kann der Marantz AV8802 mit seinen Shark-DSP-Chips bei allen Taktraten. Trotzdem – Stichwort niveauvolles Jammern – klang der Trinnov selbst mit konvertierten Abtastraten immer noch besser als der Marantz. Die Zahl der Bits ist halt nicht alles.
Fazit: Mit Profitechnik zur Surround-Referenz
Der Altitude 32 stellt aktuell den Gipfel der Spitze des Eisbergs in Sachen audiophile Mehrkanalwiedergabe dar. Er klingt schon als reiner AV-Vorverstärker sensationell: mit unbändiger, aber nie lästiger Dynamik – kombiniert mit einer Feinzeichnung und Musikalität, die so selten anzutreffen ist.
Dank der Lautsprecher- und Raumkorrektur Trinnov Optimizer mit 3D-Mikrofon-Kalibrierung fügt er auch komplexe vielkanalige Installationen zu einem homogenen Klangkörper mit verblüffend realistischer räumlicher Abbildung zusammen. Das kommt Musikaufnahmen genauso zugute wie dem Zugewinn subtilster Spannung im Film. Der Trinnov versetzt einen wirklich in das Konzert oder die Handlung. Atemberaubend!
Bewertungen:
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Höchst audiophiler Surround-Prozessor |
| Optimizer Lautsprecher- und Raumkorrektur |
| Völlig frei konfigurierbar |
| Standby nur am Gerät zu schalten |
Vertrieb:
MediaLantic
Martin-Hoffmann-Str. 11
12435 Berlin
medialantic.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Trinnov Altitude 32 8-kanalig: 17.790 Euro
Trinnov Altitude 32 16-kanalig: 21.360 Euro
Trinnov Altitude 32 24-kanalig: 26.120 Euro
Trinnov Altitude 32 32-kanalig: 29.960 Euro
3D Codec Option: 2.320 Euro
Ausführung in Silber: 773 Euro
3D-Mikrofon: 714 Euro
Trinnov Amplitude 8 – Highend-8-Kanal-Endstufe
Trinnov Optimizer – Lautsprecher- und Raumkorrektur
Altitude 32: Erster Check
Altitude 32 DTS:X Update
Altitude 32: Stereo Sound of the Show auf der HIGH END 2016
LowBeats TV Interview mit Arnaud Destinay von Trinnov
Test: Trinnov ST2-Hifi
Galerie Trinnov Altitude 32
Die Hardware:
Das Webmenü