Der Merason Frérot tauchte auf, spielte ein paar Takte im Hörraum und hatte uns sofort erobert. Ein so natürlich-schöner Klang von einem DAC der 1.000 Euro Klasse hatten wir bis dato nicht gehört. Die Liebe war groß und aus dem Redaktions-Umfeld gingen reihum die Bestellungen an den Vertrieb (CM-Audio). Der einzige „echte“ Kritikpunkt, der immer kam: Kann so ein kleines Steckernetzteil von der Stange tatsächlich die gesamte mögliche Klang-Perfomance aus dem Midi-Kästchen herauskitzeln? “Natürlich nicht”, entgegnete dann sein Schöpfer Daniel Frauchiger: “Aber zu dem Preis…?” Nun hat der sympathische Schweizer nachgebessert und ein in allen Belangen adäquates Netzteil an die Seite des kleinen DAC gestellt. Seitdem heißt die Zauberformel: Merason Frérot + pow1. Mit ihrer klanglichen Schönheit macht die Kombi vergessen, dass die Ausstattung des Frérot gemessen an den meisten modernen DACs seiner Klasse eher puristisch ist…
Merason Frérot + pow1: die Besonderheiten
Ich muss an dieser Stelle festhalten, dass der große Bruder des Frérot (französisch: Brüderchen), der DAC 1 (Preis: 4.900 Euro), seit seinem Test im Dezember 2019 die LowBeats DAC-Referenzstelle fest besetzt hält. Aufgeregte Hochauflöung und allerfeinste Transparenz gibt es auch andernorts und vor allem im Hochpreisbereich öfter. Aber einen derart unaufgeregt fein spielenden Wandler gibt es nur ganz selten. Meine These ist ja eh, dass die Geräte ihren Entwicklern oft ähnlich sind. So ist es auch bei Merason: Der sehr entspannte Herr Frauchiger entwickelt sehr entspannt klingende DACs.
Den Test des Frérot will ich an dieser Stelle nicht noch einmal komplett herbeten. Soviel aber sei wiederholt: An vielen Stellen ist der Frérot dem großen Bruder natürlich sehr verwandt. Beispielsweise verwendet Frauchinger auch im Frérot den DAC-Klassiker BurrBrown 1794A. Wie schrieb LowBeats Tester Andreas Günther? „Der PCM1794A ist gute Kost, aber nicht die Edel-Liga unter den Wandler-Chips.“
Das stimmt sicherlich. Aber Frauchinger will ja nicht den Zehnkampf-Weltmeister, sondern den “bestklingenden” DAC. Den meint er im 1794A gefunden zu haben. Dass der zweikanalig ausgelegte Wandlerbaustein anders als im DAC-1 (Doppel-Mono-Einsatz) nur einzeln eingesetzt wird, ändert prinzipiell nichts: Tonal ist der Frérot dem großen DAC-1 durchaus klangverwandt.
Und nun das Netzteil pow1. Wer sich schon mit besseren, externen Netzteilen beschäftigt hat, weiß, wie viel diese unscheinbaren Geräte bringen können. Gerade die Naim-Ingenieure predigen ja schon seit Jahrzehnten das bessere Netzteil: Ein Blick in den Naim-Katalog erweckt fast den Eindruck, dass die britischen Geräte ohne die angebotenen (und gar nicht billigen) Zusatz-Netzteile gar nicht ernst zu nehmen sind. Und wer jemals einen der früheren Naim-Workshops zu dem Thema mitgemacht hat, könnte auch durchaus auf genau diese Idee kommen…
Letztendlich begegnet mir dieses Phänomen fast überall: Egal, an welcher Stelle ich günstige Beipack-Steckernetzteile durch die entsprechenden SBooster-, iFi- oder Keces-Modelle ersetzt habe, war der Klang sehr viel griffiger, souveräner, ruhiger und präziser.
Und genau diese Erwartungen weckt auch das Frérot-Netzteil. Womöglich wird der ein oder andere monieren, dass 690 Euro gerade im Vergleich zu den oben Genannten ganz schön happig sei. Aber das pow1 passt halt perfekt zum Frérot und wird komplett per Hand in der Schweiz gebaut. Das kostet natürlich mehr, als wenn er in einer asiatischen Produktionsstraße entstünde.
Und auch der Blick unter die Haube macht den Sachverhalt klarer. Das ist noch einmal ein richtiges Gerät: Trafo und Siebkondensatorenblock sind groß genug, um auch kleinere oder mittlere Vollverstärker anzutreiben. Alles ist sauber gemacht, das Stahlgehäuse (das genauso groß ist wie das des Frérot) schirmt die Schaltungen des DACs gegen die elektronischen Emissionen des Netzteils zusätzlich ab.
Die Verbindung zum Frérot ist denkbar einfach und geschieht über das solide, beigelegte Mehrpol-Kabel, das lang genug ist, um die beiden Geräte auch nebeneinander aufzustellen.
Hörtest
Zunächst einmal bot dieser Test wieder einmal mehr die Gelegenheit, den Frérot mit Beipack-Steckernetzteil ausführlich gegen verschiedene DAC aus dem Referenz-Regal (Cambridge Audio DACMagic 200M, iFi Zen DAC, Musical Fidelity MX-DAC) oder gegen den eingebauten DAC unserer CD/SACD-Player-Referenz, den Denon DCD 110, zu hören. Die ledert der Schweizer zuverlässig mit seiner tonal ruhigen, substanziell-griffigen Spielweise allesamt locker ab. Er bot immer noch ein bisschen mehr Luft und verführte stets zum längeren Hören.
Und mit dem pow1? Klingt es einfach noch einmal viel besser. Mit Steckernetzteil sind die Umrisse weniger scharf und es klingt doch irgendwie dünner. Am schönsten zu hören an einem der besten, je aufgenommenen “audiophilen” Titel, dem “Walking On The Moon”- Cover vom Yuri Honing Trio. Der knackige Bass und die hammerharten Snare-Schläge sind fantastisch aufgenommen und haben mit dem pow1 nicht nur mehr Energie und Präzision, sondern es klingt auch habhafter und tonal “richtiger” und authentischer.
Am besten zu hören, wenn anschließend das Saxophon einsetzt. Das ist so energiereich und präsent aufgenommen, dass bei vielen Vorführungen der Vorführer an dieser Stelle dezent das Stück ausblendet. Mit dem Steckernetzteil klang das Saxophon strenger, irgendwie “enger” und auch einen Hauch blasser. Mit dem pow1 verschwand nicht nur die Lästigkeit: Der Ton wurde harmonischer, das Instrument schärfer und körperhafter abgebildet und ich konnte einfach noch ein Stückchen lauter hören, ohne dass es zu anstrengend wurde. Mit dem pow1 spielt der kleine Frérot tatsächlich in der nächsthöheren Klasse.
Fazit Merason Frérot + pow1
Als wir den Frérot im September 2020 im Test hatten, kostete er noch unter 1.000 Euro. Nun liegt er bei 1.200 Euro und mit dem pow1 für 690 Euro addiert sich das Ganze auf fast 2.000 Euro. Das ist natürlich mal stattlich. Und trotzdem ändert das nichts an der Empfehlung. Denn letztendlich ist der Merason Frérot trotz Preissteigerung immer einer der, wenn nicht gar der klangstärkste(n) DAC der 1.000 Euro Klasse.
Für Musikfreunde, die schon einen Frérot haben, ist es fraglos eine vergleichsweise günstige Form, den Klang der digitalen Quellen auf das nächste Niveau zu liften. Betrachtet man das Duo als Gesamtpaket, gibt es natürlich deutlich mehr und stärkere Konkurrenz. Wer von seinem DAC ein “Immer höher, schneller weiter” will – hier zu nennen wären Upsampling, MQA, etc – ist mit dem bescheiden ausgestatteten Frérot eh nicht gut beraten. Unter ausschließlich audiophilen Gesichtspunkten indes sind Merason Frérot + pow1 eine echte Ansage. Es ist genau diese Art High End, die ich persönlich so schätze: klein, fein und in keinster Weise überkandidelt.
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Substanzvoll-präziser, “schneller” und detailreicher Klang |
| Einfachste Bedienung, XLR-Ausgang |
| Ausprobieren vor dem Kauf möglich |
| Kein Kopfhörer-Ausgang |
Vertrieb:
CM-Audio – Flöter Technology Service
Adlerstraße 46
41066 Mönchengladbach
Telefon: 02161 6782 45 1
www.cm-audio.net
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Merason Frérot: 1.200 Euro
Merason pow1: 690 Euro
Die technische Daten
Merason Frérot + pow1 | |
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Konzept: | DAC mit externem Netzteil |
DAC: | PCM BurrBrown 1794A |
Besonderheiten: | AFDS (Air Film Damping System) |
Eingänge | 2 x x SPDIF (Cinch), 2 x x Toslink (optisch), 1 x USB |
Ausgänge | XLR Balanced 4 Volt RMS, Cinch 2 Volt RMS |
Abmesssungen Frérot: Abmesssungen pow1: | 22,5 x 5,5 x 18,0 cm 22,5 x 5,5 x 18,0 cm |
Gewicht Frérot / pow1: | 0,9 /1,2 Kilo |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
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