Mag der Name miniDSP auch vielen Musikliebhabern nicht sehr geläufig sein – für HiFi-Aktive hingegen ist es eine der Marken schlechthin. Das liegt nicht zuletzt an der klaren Markenbotschaft von miniDSP: Produkte des in HongKong ansässigen Anbieters bauen meist recht kompakt und haben immer etwas mit digitalem Signalprozessing zu tun. Letzteres gilt auch für den hier vorgestellten miniDSP SHD: Der kommt im Profi-üblichen 19″-Gehäuse (43 cm) mit einer Höheneinheit (1 HE = 4,4 cm) daher. Damit zählt er zu den wenigen Full-Size-Prozessoren von miniDSP.
Auch der Aufgabenbereich des knapp 1.700 Euro teuren miniDSP SHD geht aus der Nomenklatur hervor. Das Kürzel steht für “Streaming High Definition”. Noch passender wäre, zwei weitere Buchstaben hinzuzufügen – nämlich SP für “Speaker Processor”. Zu seiner Ausstattung gehören nämlich nicht nur das Raumakustik-Korrektursystem New Dirac Live, sondern auch recht umfangreiche Konfigurations- und Filtermöglichkeiten für die verwendeten Lautsprecher.
Das wirft die Frage auf, welchen Anwenderkreis der miniDSP SHD anspricht. Definitiv zählt er nicht zu den zahlreichen Streaming Clients, die dem Motto “Auspacken – anschließen – vergessen” folgen. Vielmehr sollte sein Besitzer eine größere Affinität zu Themenbereichen wie der komplizierten “Beziehungskiste” Lautsprecher-Wohnraum oder der Konfiguration von Mehrwege-Lautprechersystemen besitzen.
Damit wendet sich der SHD vor allen Dingen an HiFi-Aktive, die komplexere Boxen-Setups nutzen oder optimieren wollen. Weitere Zielgruppen sind Musiker und Home-Recording-ProSumer, die einen flexiblen Controller inklusive Raumakustik-Korrektur für ihr Monitor-System benötigen. In diesem Falle stellt der Netzwerk-Client im SHD eine willkommene Option als eine von mehreren möglichen Programmquellen dar.
miniDSP SHD – Konzept
Das deutet an, dass der miniDSP SHD eine gewisse Einarbeitung erfordert. Hierbei hilft die knapp 100 Seiten starke, gut strukturierte Bedienungsanleitung kräftig mit – allerdings nur in englischer Sprache. Vieles am SHD erschließt sich jedoch von selbst, hat man sein Konzept erst einmal verinnerlicht. Die nachfolgende Grafik vermittelt hier schon mal das Allernotwendigste.
Wie man erkennen kann, handelt es sich beim miniDSP SHD zuvorderst um einen Streaming-DAC-Preamp mit sowohl analogen als auch digitalen Ein- und Ausgängen. Das Besondere: Während die Eingänge zweikanalig stereofon ausgelegt sind, stehen vier individuell konfigurierbare Ausgänge zur Verfügung. Das gilt sowohl für die analoge als auch für die digitale Domäne. Konsequent: Für all diejenigen, die auf analoge Schnittstellen verzichten können, bietet miniDSP die halb so breite Variante “SHD Studio” mit ausschließlich digitalen Ein- und Ausgängen an.
Ungeachtet seiner vier Ausgänge ist der miniDSP SHD ein reines Zweikanal-Gerät. Jedoch lassen sich die Ausgänge per Computer über eine Routing-Matrix individuell dem linken, rechten oder auch beiden Kanälen zuweisen, wie nachstehende Grafik zeigt.
Dieses Konzept erlaubt passionierten HiFi-Aktiven allerhand spannende Konfigurationsmöglichkeiten. Eine der populärsten dürfte wohl die Kombination von zwei Satellitenlautsprechern mit einem monofonen oder auch zwei stereofon arbeitenden Subwoofern sein. Dies kann entweder ungefiltert im Full-Range-Modus oder aber mit eingeschleifter, konfigurierbarer Frequenzweiche erfolgen – ausführlicheres hierzu später. Puristen hingegen können den miniDSP SHD als reinen, hochwertigen Streaming-DAC-Preamp mit stereofonen Ein- und Ausgängen betreiben – wahlweise mit oder ohne elektronischer Raumakustik-Korrektur.
Bei aller Flexibilität gilt eine kleine, durchaus verschmerzliche Einschränkung. Analoge und digitale Ausgänge der vier Ausspielwege werden über die Routing-Matrix jeweils gemeinsam aufgeschaltet – sprich: Beide geben das gleiche Signal aus. Analoger und digitaler Ausgang des jeweiligen Ausspielweges lassen sich demnach gleichzeitig nutzen, jedoch nicht individuell konfigurieren.
miniDSP SHD: multifunktional
Im Wesentlichen unterscheidet der miniDSP SHD drei technische Funktionsbereiche:
- DAC-Vorverstärker-Teil mit Programmquellenwahl und Lautstärkesteller
- Signalprozessor für Dirac Live und Digitalfilter zur Lautsprecheroptimierung (Back-End-Processing)
- Server-Rechenkern kombiniert mit Streaming-Client
Folgerichtig setzt der SHD auf ein gesplittetes Bedienkonzept. Für die Primärfunktionen (Lautstärkeeinstellung/Mute, Eingangswahl, Dirac-Presetwahl) ist die mitgelieferte, kompakte IR-Fernbedienung zuständig. Raumeinmessung und Lautsprecheroptimierung hingegen erfolgen Software-basiert per Computer (Mac oder Windows). Nach abgeschlossenem Setup ist der Rechner dann entbehrlich, steht damit dem Musikgenuss also optisch nicht in Wege. Weiterer Vorteil: Wenig Computer-affine Musikliebhaber können das Konfigurations- und Kalibrier-Procedere des SHD einem qualifizierten Spezialisten überlassen.
Als quasi eigenständige Einheit im SHD beschäftigt die Streaming-Baugruppe einen separaten Mikrocomputer mit Linux-basiertem Betriebssystem. Sie dient nicht nur zur Wiedergabe (Renderer), sondern bildet auch den Rechenkern (Core) für ein autarkes Musik-Distributionssystem. Als Content-Management-Software gelangt die verbreitete Open-Source-Plattform Volumio zum Einsatz, bereits vorinstalliert als aufgewertete miniDSP-Version.
Diese “headless”-Architektur (die in ähnlicher Form auch Roon verwendet) bietet in Sachen Bedienung echte Vorteile. Als grafische Benutzeroberfläche lässt sich jedes Gerät im Netzwerk nutzen, auf dem ein Webbrowser instaliert ist: Smartphone, Tablet, Computer – egal, welches Device oder Betriebssystem auch immer. Darüber hinaus können Android- oder iOS-Nutzer Volumio auch als kostengünstige App installieren und damit die Open-Source-Plattform finanziell unterstützen. Zum Navigieren beim Musikhören oder Suchen reichen native Smartphone-Browser jedoch vollkommen aus – ohne irgendwelche Funktionseinschränkungen.
Software: for members only
Will man alle gebotenen Möglickeiten des SHD nutzen, ist einiges an Konfigurationssoftware auf dem Computer zu installieren. Diese ist komplett kostenlos, der Zugriff darauf beschränkt sich jedoch auf den Besitzer. Wer das Gerät beim autorisierten Händler kauft, findet im Beipack einen ausgedruckten Code. Nach Anlegen eines personalisiertem Accounts und anschließender Eingabe des Codes auf der Support-Seite von miniDSP wird das SHD-Software-Paket zum Download freigeschaltet.
Obwohl sich miniDSP bemühte, die “User Download Page” übersichtlich zu halten, ist hier etwas Umsicht erforderlich. Der Grund: Seit Herbst letzten Jahres zeigt sich das Dirac-Softwarepaket komplett überarbeitet; landläufig nun als Dirac 2.0 bezeichnet, im Firmenjargon: New Dirac Live. Signaltechnisch änderte sich gegenüber der Vorgängerversion nur wenig: Das Programm wurde jedoch komplett neu geschrieben, um die Bedienung übersichtlicher zu gestalten und zukünftige Features leichter integrieren zu können – beispielsweise die Umstellung von USB-gesteuertem auf IP-basierten Programmzugriff.
Der Wermutstropfen: Dirac 2.0 läuft nur auf aktuellen Betriebssystemen, sprich: Windows 10 und MacOS ab Mojave. Wer ein älteres OS verwendet, muss daher das Softwarepaket mit der Dirac-1.0-Version installieren. Auch dieses steht kostenlos zum Download bereit.
Ein zusätzlicher Schritt ist erforderlich, möchte man Dirac 2.0 nutzen. Offensichtlich aus Lizenzgründen muss man dieses direkt von der Dirac-eigenen Homepage herunterladen. Das erfolgt zwar ebenfalls kostenlos, doch empfiehlt es sich, hier einen weiteren Acoount anzulegen: Nur auf diesem Wege nämlich lassen sich im Programm erstellte, abgespeicherte Projekte erneut laden, um sie zu optimieren. Technisch leuchtet das “Nach Hause telefonieren” jedoch nicht so recht ein. Die Projektdaten werden ohnehin lokal auf dem Rechner gespeichert.
Quasi ein Selbstversorger ist der Streaming Client im miniDSP SHD: Einmal im hauseigenen Netzwerk, lässt er sich per http://minidsp-shd im Browser oder auch direkt über die Benutzeroberfläche einer AVM-Fritzbox aufrufen und konfigurieren. Allfällige Firmware-Updates erfolgen dann ganz bequem per Mausklick (Firmware zum Testzeitpunkt: 1.052).
Hardware: ambitionierte Audiotechnik
Zweifellos bürgt der Name miniDSP für interessante Technikkonzepte. Doch wie steht es um die Hardware, die all die spannenden Features umsetzt? Tatsächlich war diese Frage ein wesentlicher Anlass für den Test des miniDSP SHD. Umso erfreulicher die Antwort: Bereits beim Demontieren der Abdeckung entpuppte sich das optisch recht unspektakulär daherkommende Gehäuse als hochwertig und passgenau verarbeiter, stabiler Stahlblechtresor – ein sicherer Garant für beste elektromagnetische Verträglichkeit (EMV).
Spätestens beim Blick ins Innere frohlockt dann das Technikerherz: Vollflächige, pieksaubere Bestückung mit hochkarätiger Audiotechnik prägt das Bild. Wie geneigte Technikfans der nachfolgenden Fotogalerie entnehmen können, waren hier echte Profis am Werk.
Nahezu alle Audio-Komponenten und Aktivlautsprecher, die digtale Filterfunktionen mittels Hardware-DSP realisieren, arbeiten intern mit fixer Abtastfrequenz. Da macht auch der miniDSP SHD keine Ausnahme. Hintergrund: Die Koeffizienten digitaler Filter sind unmittelbar an die Abtastrate geknüpft. Damit beim Abspielen von Titeln unterschiedlicher Samplingfrequenz die entsprechenden Koeffizienten nicht jedesmal neu eingelesen werden müssen, erfolgt die interne Signalverarbeitung beim SHD durchwegs im 96-Kilohertz-Takt. An den vier koaxialen Digitalausgängen angeschlossene DACs oder Aktivlautsprecher müssen diese Abtastrate daher gleichfalls unterstützen.
Eingangsseitig jedoch ist der SHD selbstverständlich Hi-Res-tauglich. Via Netzwerk, über die S/P-DIF-Eingänge und den USB-Anschluss kann er PCM-Tonmaterial bis hin zu 32bit/192kHz entgegennehmen. DSD allerdings steht nicht auf seinem Spielplan: 1-Bit-Tonkost entzieht sich prinzipbedingt jeglicher digitaler Nachbearbeitung durch Filter – freilich nicht nur im SHD.
Der miniDSP SHD in der Praxis
Trotz seiner vielfältigen Funktionen lässt sich der miniDSP SHD in der Praxis erstaunlich leicht bedienen. Hier zahlt sich das mehrschichtige Bedienkonzept voll aus. Tatsächlich kann man ihn sofort nach dem Auspacken als “normalen” Vorverstärker oder DAC-Preamp nutzen, um sich bei laufender Musik der Bedienungsanleitung zuzuwenden.
Anschließend empfiehlt sich schrittweises Vorgehen:
- Softwarepakete installieren (SHD Plugin; Dirac; bei Windows-Rechnern USB-Treiber)
- Lautsprecher überschlägig vorkonfigurieren (Kanalzuordnung; evtl. Trennfrequenzen wählen)
- Korrektur-Probedurchgang mit Dirac durchführen (zum Üben und Auffinden möglicher Schwachstellen)
Natürlich wirken sich Lautsprechaufstellung und –konfiguration mitunter dramatisch auf das klangliche Resultat aus. Schritt 2 und 3 sind daher in den meisten Fällen wechselseitig annähernd (iterativ) erforderlich.
Schaltzentrale SHD-Plugin
Eine zentrale Rolle übernimmt dabei die Software SHD Plugin. Sie schafft eine direkte Datenverbindung zwischen Computer und dem digitalen Signalprozessor im miniDSP SHD. Alle Operationen, die zur Konfiguration des Signalprozessors erforderlich sind, werden über die Benutzeroberfläche von SHD Plugin eingegeben. Die Kommunikation erfolgt dabei via USB-Schnittstelle in Echtzeit, sodass vorgenommene Einstellungen sofort wirksam, sprich: hörbar werden.
Die meisten Einstellmöglichkeiten betreffen die vier Ausgangskanäle, das sogenannte “Back End Processing”. Jeder Kanal bietet einen 10-bändigen, vollparametrischen Equalizer, flexibel einstellbare Hoch- und Tiefpassfilter zum Erstellen von Frequenzweichen, einen Pegel-Limiter/Kompressor sowie eine Delay-Einheit zur samplegenauen Laufzeitkorrektur. Zum Überprüfen der eingestellten Maßnahmen lassen sich Equalizer, Frequenzweiche und Limiter/Kompressor per Bypass-Funktion aus dem Signalweg nehmen. Vier Speicherplätze stehen bereit, auf denen sich komplett erstellte Konfigurationen abspeichern lassen. Praktisch: Die vier Presets sind direkt am SHD per IR-Fernbedienung aufrufbar, was ein Umschalten beim Musikhören ermöglicht – auch dann, wenn der Konfigurations-Computer nicht (mehr) angeschlossen ist.
Filter im Eigenbau
Eine Spezialität von Equalizer und Frequenzweiche ist die Wahlmöglichkeit zwischen Basic- und Advanced-Modus: Schon der Basic-Modus bietet speziell bei der Frequenzweiche umfangreiche Voreinstellungen, die sich manuell noch weitreichend anpassen lassen. Wer sich’s zutraut und maßgeschneiderte Übertragungsfunktionen benötigt (beispielsweise zur punktgenauen Entzerrung von Breitbandlautsprechern), kann hingegen im Advanced-Modus die Filter komplett selbst programmieren. Ausführlichere Hilfe hierzu finden Interessierte unter diesem Link.
Die Ressourcen für solche DIY-Filter sind jedoch begrenzt. Zwar erlaubt die klassische Biquad-Architektur im SHD das Programmieren minimalphasiger IIR-Filter mit praktisch beliebigem Kurvenverauf. Wer hingegen linearphasige, “lange” FIR-Filter mit hoher Frequenzauflösung benötigt, kommt mit allen verfügbaren Biquads pro Ausgang auf gerade mal 54 Taps – viel zu wenig also für genaue Korrekturaufgaben, wie etwa zur Phasenkorrektur von Lautsprechern.
Selbstverständlich besitzt der miniDSP SHD nativ weitaus höhere Prozessorkapazitäten – die jedoch bleiben den per Dirac Live erstellten Korrekturfiltern vorbehalten. Schließlich sollen Back-End-Processing und Raumakustik-Korrektur gemeinsam nutzbar sein. Tröstlich dabei: Dirac verwendet sogenannte-Mixed-Phase-Filter, die auch im Zeitbereich wirken. Daher kann es die Lautsprecher-Phasenkorrektur automatisch mitübernehmen.
Dirac “live”
Schon seit einigen Jahren kooperiert miniDSP mit dem schwedischen Spezialisten Dirac Research. Davon profitiert auch der SHD als high-endiges Aushängeschild, verbergen sich doch hinter Dirac Live mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung. Das Erläutern all seiner Vorzüge würde den Rahmen dieses Tests jedoch bei Weitem sprengen. Sie bieten genügend Stoff für einen eigenen, späteren Beitrag.
Der Dirac-Praxistest per miniDSP SHD beschränkte sich daher auf zwei typische Szenarien:
- Studio-/Home-Recording-Situation mit Nahfeld-korrigierten, kompakten Desktop-Monitoren
- klassische HiFi-Umgebung im Wohnzimmer mit breiterem Sweetspot bei eher wandnah platzierten Standlautsprechern.
Da Dirac seine Korrekturfilter auf Basis akustischer Messungen berechnet, braucht’s dafür natürlich ein entsprechendes Mikrofon. Hier empfiehlt sich unbedingt das miniDSP UMIK-1, das mit knapp 50 Euro ausgesprochen günstig ausfällt. Diese Anschaffung lohnt sich allemal, da es beispielsweise auch perfekt für die weitverbreitete Mess-Software Room EQ Wizard (REW) geeignet ist.
Jedes UMIK-1 wird bei der Herstellung mit einem Labormuster verglichen. Entsprechende Korrekturwerte speichert ein individuelles Kalibrierfile, welches man nach Angabe der Seriennummer von der miniDSP-Supportseite herunterladen kann. Auch Dirac Live fragt beim Aufrufen nach diesem Mikrofon-Korrekturfile, was genauere Messungen ermöglicht.
Vorweg eine Empfehlung, die man nicht oft genug aussprechen kann. Selbst ausgefeilte Raumakustik-Korrektursysteme wie Dirac Live wirken zwar kompensierend, können prinzipbedingt jedoch keine physikalischen Wunder vollbringen. Für optimale Ergebnisse rät daher auch miniDSP, die Lautsprecher bereits vor der Auto-Korrektur raumakustisch möglichst günstig zu positionieren. Wertvolle Hilfestellung hierbei leistet der Raumakustik-Rechenservice auf www.hunecke.de.
Mit List und Tücke
“Kaum macht man’s richtig – schon klappt’s.” Diese Binsenweisheit gilt uneingeschränkt auch fürs Arbeiten mit Dirac Live 2.0. Im Praxistest hingegen lief das nicht ganz reibungslos: Grund dafür waren einige Kommunikations-Unpässlichkeiten zwischen Software und SHD, die hoffentlich beim nächsten Software-Update beseitigt sind. Damit Frust gar nicht erst aufkommt, hier schon mal drei wichtige Praxis-Tips:
- Sobald Dirac Live 2.0 gestartet ist, Finger weg von Gerät und Fernbedienung. Ein Dreh am Lautstärkesteller und schon ist die Synchronisation dahin. Folge: Der SHD hängt sich auf und muss neu gebootet weden.
- Falls der Rauschgenerator kein Signal zum Einpegeln von Mikrofon und Lautsprecher ausgibt: Dirac abbrechen und im SHD-Plugin den Eingangswähler betätigen und auf USB stellen. Dann Dirac 2.0 neu starten.
- Antworten auf weitere Probleme gibt’s auch unter diesem Link im miniDSP-Benutzerforum.
Das klangliche Ergebnis steht und fällt mit der Qualtät der Messungen. Drum ist es wichtig, dass sich die ausführende Person mitsamt Computer während der Messungen möglichst nicht im Schallfeld zwischen Lautsprechern und Mikrofon aufhält. Leichter gesagt als getan. Steht der SHD im Rack bei der Anlage zwischen den Boxen, ermöglichen die üblichen, maximal drei Meter langen USB-Kabel kaum den erforderlichen Aktionsradius für den angeschlossenen Rechner. Abhilfe schafft hier eine überlange 5-Meter-Ausführung: Im Praxistest funktionierte das problemlos, da im Messzyklus offensichtlich nur Steuerdaten übertragen werden.
miniDSP SHD – der Klang
Angesichts solcher “Vorarbeiten” wünscht man sich natürlich entsprechende Klangresultate – und wird definitiv nicht enttäuscht. Folgt man strikt dem sehr anschaulich illustrierten Messparcours, lassen sich auf Anhieb gute Korrekturergebnisse erzielen. Freilich fallen die erzielten Verbesserungen je nach Umgebung unterschiedlich aus. In beiden obigen akustischen Szenarien bespielsweise verschwand das lästige Dröhnen tieffrequenter Raummoden, die stereofone Abbildung wurde merklich konkreter und zeigte sich zudem spürbar weniger ortsabhängig. Noch besser geht’s mit manuellem Feintuning, was jedoch ein wenig geübt sein will.
Aufschlussreich ist, die erstellten Korrekturfilter auch über einen längeren Zeitraum anzuhören. Denn im unmittelbaren A-B-Vergleich zu “ohne Filter” klingen diese häufig etwas leiser, unspektakulärer. Tatsächlich bewirken die Korrekturfilter zumeist ein Absenken von Pegelüberhöhungen – darum klingt das gefilterte Signal schon mal per se nach “weniger” als das Original.
Diesem gehörphysiologischen Effekt kann man in der Tat leicht auf den Leim gehen. Ein subjektiv leiseres Signal wird nun mal vom Gehör grundsätzlich als qualitativ schlechter bewertet. Hilfreich ist hier eine Möglichkeit zur subjektiven Pegelangleichung – die mit dem SHD schnell realisiert ist: Einfach ein zweites Ausgangs-Preset ohne Dirac-Filter konfigurieren, bei dem das Originalsignal um das subjektiv empfunden Lautstärke-Plus im Pegel reduziert wird.
Es geht auch ohne Dirac
Freilich ist der miniDSP SHD nicht bloß Dirac-Plattform, sondern zunächst mal ein vollwertiger Streaming-DAC. Umso erfreulicher daher, dass er bei all seinen Möglichkeiten auch klanglich locker mit seinen vergleichsweise puristisch daherkommenden HiFi-Konkurrenten mithält. Ähnlich dem RME ADI-2 Pro zeigt er dabei kein betont charakteristisches Klangprofil. Kennzeichen ist vielmehr das neutrale Tonspektrum; Transparenz und Leuchtkraft sind die besonderen Stärken. In Verbindung mit seinen linearphasigen Oversamplingfiltern ist das die ideale Basis für ein Medium, dass den Lautsprechern maßgeschneiderte Übertragungseigenschaften aufprägen soll.
Voll überzeugen konnte auch der Streaming-Client im SHD. Zwar kann Volumio hinsichtlich Präsentation der Musiksammlung kaum an Roon anknüpfen, doch steht es in Sachen Zuverlässigkeit und Reaktionsschnelle seinem Konkurrenten nicht nach. Selbst den Härtetest mit einem elf Jahre alten Buffalo-NAS, kommandiert von einem betagten iPad 2, meisterte der SHD mit Bravour: Titelsuche und -wiedergabe erfolgten “ad hoc” und ohne jegliche Aussetzer – so macht das Stöbern in der Musiksammlung wirklich Spaß.
minDSP SHD – Fazit
Daran ist nicht zu rütteln: Lautsprecher und Raumakustik haben den größten Einfluss auf die Klangqualität der Musikwiedergabe. Für all diejenigen, die ihre Kaufentscheidungen anhand dieser Prämisse fällen, ist der miniDSP SHD der perfekte Spielpartner. Ob Bi-Amping, mono- oder stereofone Subwoofer oder gar Double Bass Arrays (DBA) – durch sein “Back End Processing” mit flexiblen Filtern sowie individueller Delay- und Pegelkorrektur ermöglicht der SHD maßgeschneidertes Konfigurieren von Lautsprechern oder -Gruppen. Mit Dirac Live hat er zudem ein sehr leistungsfähiges Korrektursystem an Bord, dass etwaige raumakustische Schwächen zumindest mildern kann. Durch individuelles Feintuning lassen sich damit erstaunlich gute Resultate erzielen – Erfahrung macht hier den Meister.
Noch nicht perfekt ist indes die Implementierung von New Dirac Live 2.0. Das liegt weniger am miniDSP SHD, sondern eher an der Software selbst. Zwar glänzt sie mit einer stylischen, benutzerfreundlichen Oberfläche, konfrontiert den Anwender je nach Betriebssystem jedoch mit kleineren, allerdings behebbaren Unpäßlichkeiten. Lobenswert: Auch für den SHD hält miniDSP das bewährte Dirac 1.0 kostenlos bereit – das macht klanglich keine Abstriche und lässt sich zudem auch auf älteren Betriebssystemen installieren.
Streaming DAC, Vorverstärker, Lautsprecher-Prozessor inklusive Raumakustik-Korrektursystem – all das bietet der miniDSP SHD in amtlicher Qualität für knapp 1.700 Euro. Damit dürfte er derzeit wohl konkurrenzlos auf dem Weltmarkt sein.
minDSP SHD | 2020/04 |
Überragend |
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Ermöglicht Lautsprecher-Setups nach Maß |
| Leistungsfähiges Raumakustik-Korrektursystem |
| Integrierter Netzwerk-Server/-Client |
| Exzellentes Preis-/Leistungverhältnis |
Vertriebe:
Variant GmbH
Molkereistraße 3
35039 Marburg/Lahn
www.variant-hifi.de/index.html
E-Mail: [email protected]
Bohne Audio GmbH
Löherweg 17
51766 Engelskirchen
www.bohne-audio.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
miniDSP SHD: 1.700 Euro
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