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Der SV-12 ist der erste Subwoofer, den die Highender von Ascendo unter 1.200-Euro anbieten können. Seine Ausstattung ist minimalistisch, die Performance aber groß... (Foto: R. Vogt)
Der SV-12 ist der erste Subwoofer, den die Highender von Ascendo unter 1.200-Euro anbieten können. Seine Ausstattung ist minimalistisch, die Performance aber groß... (Foto: R. Vogt)

Test: Minimalistischer High-Performance-Subwoofer Ascendo SV-12

Den fränkischen Audio-Spezialisten Ascendo Immersive Audio (AIA) kennt der eine oder andere HiFi- oder Heimkino-Freund sicher von einer der imposanten AIA Messe-Demonstrationen. Oder von Berichten über Highend-Heimkino-Installationen wie dem kürzlich veröffentlichten Report über die Immersive Cave  oder unserem Erlebnisbericht aus dem Ascendo-eigenen Demokino, in dem wir sogar den 50-Zoll (!)-Subwoofer erleben (beziehungsweise spüren) durften. Zur Erinnerung: Ascendo baut nicht nur beeindruckend gute Heimkino-Systeme, sondern auch die größten und teuersten Serien-Subwoofer der Welt. Doch mit ihrem neuesten Streich treiben die Ansbacher die Idee des „Immer-Größer–Teurer–Tiefer“ nicht weiter voran. Im Gegenteil: Mit dem Ascendo SV-12 kommt der erste echte Einsteiger-Subwoofer der Immersive-Audio- und Highend-Spezialisten auf den Markt. Und auch der hat es in sich…

Ascendo SV-12: kompakt, kraftvoll, staubtrockener Sound (Foto: R. Vogt)
Ascendo SV-12: kompakt, kraftvoll und mit staubtrockenem Sound (Foto: R. Vogt)

Aktuell fällt der Ascendo SV-12 scheinbar ein wenig aus der Rolle der sonstigen Ascendo-Produkte. Zum einen ist das Preisschild mit nur 1.190 Euro verdächtig klein. Zum anderen gibt es keine digitale Entzerrung, kein Netzwerk-Audio (AVB) und nur schlichtes Folienfurnier statt mattschwarzer Lackierung. Ist er womöglich der Vorbote für eine ganze neue Produktserie? Ascendo-Mann Geoffrey Heinzel hielt sich zu dem Thema auffällig bedeckt.

Ascendo SV-12 Ansclußfeld mit XLR und Cinch Ein- und Ausgängen (Foto: R. Vogt)
Ascendo SV-12 Anschlussfeld mit XLR und Cinch Ein- und Ausgängen (Foto: R. Vogt)

Dafür aber verriet Heinzel, was die Zielsetzung für den Ascendo SV-12 war. Und da kann ich ihm in allen Punkten nur zustimmen: Kompakt sollte er ausfallen (40 x 48 x 40cm), um 1.000 Euro kosten, von jedem AV-Receiver/Vorverstärker ansteuerbar sein und akustisch echte 115 Dezibel erreichen. Gerade der letzte Punkt ist ambitioniert, würde ich sagen. Denn ein Schalldruckgewinn von plus 3 Dezibel entspricht einer Verdoppelung der zugeführten Leistung. Die meisten Subwoofer im dreistelligen Eurobereich scheitern deshalb oft schon knapp an der 105dB-Hürde – zumindest, wenn es ohne Klappern im Gehäuse, ohne hohen Klirranteil oder ohne Strömungsgeräusche tönen soll.

Daher bringen die Franken einige Konstruktionsmerkmale zusammen, die man so sonst nur in wesentlich teureren Woofern findet. Erstes Indiz, dass der SV-12 kein gewöhnlicher Subwoofer der Konsumerklasse ist: Die Gehäusekonstruktion besteht aus HDF, statt des üblichen MDF. Also hochverdichtete (HDF) statt mitteldichter (MDF) Faserplatte. Innen laufen eine Reihe stabilisierender Querstreben, die ein akustisches Eigenleben der Gehäuseteile weitgehend verhindern sollen. Zusammen mit dem eigentlichen Bass kommt so immerhin ein Nettogewicht von 22 Kilo zusammen.

12-Zoll-Chassis mit Glasfaser-Sandwich-Membran und niederinduktiver Schwingspule (Foto: R. Vogt)
Der 30 cm Bass des Ascendo SV-12 ist mit einer extrem harten Glasfaser-Sandwich-Membran und einer niederinduktiven Schwingspule ausgestattet (Foto: R. Vogt)

Der zweite gewichtige Punkt ist das 12-Zoll-Chassis. Immerhin echte 26 Zentimeter Membrandurchmesser (Membran plus halbe Sicke) geben hier Schall ab. Der Konus selbst besteht aus einem mehrlagigem Glasfaser-Sandwich, das ultrahart und steif ist. Dezent ist das Ascendo-Logo eingelasert. Geführt und gefasst wird das Ganze mit einer wulstigen Gummisicke, die kombiniert mit dem Antrieb eine lineare (!) Auslenkung von ±2 cm erlaubt und dann noch über eine nichtlineare Reserve verfügt. Das ist schon mehr als anständig…

Dahinter werkelt ein starker Magnetantrieb, der diesen weiten linearen Hub möglich macht. Konstruktiver Kernpunkt hier ist eine auf kleine Induktivität getrimmte Schwingspule, wofür ein Zwischenring aus Aluminium sorgt. Die Induktivität bestimmt die elektrische Rückwirkung der Membranbewegung auf den Verstärker: je kleiner die Induktivität, desto geringer die Rückwirkung (Gegen-EMK). Und umso besser kontrolliert der Verstärker die Bewegung der Membran.

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Ascendo SV-12: gefilterte Stereo-Eingänge + ungefilterte Ein- und Ausgänge (Foto: R. Vogt)
Ascendo SV-12: gefilterte Stereo-Eingänge und ungefilterte Ein- wie Ausgänge (Foto: R. Vogt)
Ascendo SV-12: das potente Netzteil (Foto: R. Vogt)
Ein Blick hinter die Kulisse zeigt ein durchaus potentes Netzteil…
Ascendo SV-12: Vorverstärker-/Filter-Platine (Foto: R. Vogt)
…und die Vorverstärker-/Filter-Platine (Foto: R. Vogt)
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Die Elektronik bietet sozusagen den Traum einer Minimalausstattung. Eine Class-D-Endstufe schiebt die Membran mit einem halben Kilowatt Dauerleistung kraftvoll an. Ein einfaches Tiefpassfilter und die stufenlos regelbare Phase erlauben den Betrieb an einfachen Verstärkern. Wer ein echtes Bassmanagement mit einem AV-Receiver oder -Vorverstärker oder entsprechende Features an Stereokomponenten wie der Parasound P 6 nutzen möchte, sollte eine doppelte Filterung vermeiden. Für diesen Fall hat der SV-12 einen ungefilterten Eingang, der hier mit „LFE“ beschriftet ist. Diesen LFE-Eingang bietet der SV-12 als Cinch und symmetrisch als XLR an; beide sind jeweils mit einem Durschleif-Ausgang für weitere Subwoofer gedoppelt. Das ermöglicht Multisub- und Array-Anwendungen für einen nochmals besser kontrollierten Bass oder schlicht mehr Wumms.

Als Energiemanagement dient ein Hauptschalter sowie der gängige Kippschalter der zwischen Dauer-An, Standby oder automatischer Signalerkennung wählen lässt. Das einzige Feature, das ich hier vermisse, ist ein Trigger-Eingang, um den Woofer schaltsicher per AV-Receiver einzuschalten. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

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Ascendo SV-12: Frequenz- und Phasengang LFE-Eingang (Foto: R. Vogt)
Frequenz- und Phasengang LFE-Eingang (Foto: R. Vogt)
Ascendo SV-12: Charakteristik und Grenzen der Tiefpass-Einstellungen (Foto: R. Vogt)
Charakteristik und Grenzen der Tiefpass-Einstellungen (Foto: R. Vogt)
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Und was sagen uns die Messungen im Halbraum auf 1 Meter Abstand? Antwort: Da weiß jemand genau, was er tut. Man erkennt, dass der Tieftöner offensichtlich hochpassgefiltert ist und daher nicht mit Infraschall belastet wird und deshalb keine nutzlose Bewegungen durchführt, die dem Wirkschalldruck fehlen. Die Bassreflex-Mittelfrequenz liegt bei 26 Hertz und wird nur dadurch erreicht, weil die Reflexrohre im Gehäuse um die Ecke verlängert sind. Die Bassreflex-Abstimmung verlängert quasi den „gebremsten“ Frequenzgang des Basses nach unten hin. Bei (wie von Ascendo empfohlen) wandnaher Aufstellung kompensiert die Grenzfläche (Room-Gain) der Wände den zu tiefen Frequenzen hin abfallenden Frequenzgang zudem elegant auf akustische Weise.

Am oberen Ende reicht der Frequenzgang via LFE-Eingang bis weit über 1 kHz hinaus. Kombiniert mit einem sehr linearen Phasengang jenseits der 100 Hertz gewährt das eine optimale akustische Ankopplung an die Lautsprecher, die der Subwoofer unterstützen soll. Warum? Weil es eben einen riesigen Bereich der Überlappung gibt, der im Idealfall nur durch die elektronischen Filter des Bassmanagements dominiert wird und nicht durch das akustische Eigenleben des Woofers. Beispiel: Sie filtern den Ascendo SV-12 mit 18dB/Octave ab 80Hz. Das bedeutet, dass der bei 160Hz nur 18dB leiser spielt als unter 80Hz. Bei 320 Hz sind es 36 Dezibel leiser und so weiter. Daher sollte ein wirklich guter Subwoofer bis in den Grundtonbereich sauber und phasenlinear arbeiten.

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Ascendo SV-12 mit reduziertem Form-follows-Funktion Design (Foto: R. Vogt)
Der Ascendo SV-12 mit seinem reduzierten Form-follows-Funktion Design…
Ascendo SV-12 mit fest sitztender, abnehmbarer Stoffabdeckung (Foto: R. Vogt)
…und mit seiner fest sitzenden, abnehmbaren Stoffabdeckung (Foto: R. Vogt)
Kleine, stabilde Kundstoffüße garantieren wackelfreien Stand (Foto: R. Vogt)
Kleine, stabile Kundstoffüße garantieren einen wackelfreien Stand (Foto: R. Vogt)
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Hörtest, nicht nur mit Vmax Pegel

Im praktischen Test zeigten sich schnell weitere, kleine Details am Ascendo Würfel, die in der Praxis schnell große Bedeutung bekommen. Der Netzanschluss etwa kommt ohne Schutzerde daher und vermeidet daher Brummstörungen. Die kleinen, vielleicht etwas billig wirkenden Kunststoff-Füße sorgen (im Gegensatz zu manch weichem Gummifuß anderer Woofer) für einen stabilen Stand – ohne, dass die Bewegung des Lautsprechers eine Gegenbewegung des Gehäuses provoziert. Hier wackelt nix. Und wenn es in einzelnen Fällen doch eine Entkopplung braucht: die gibt es massig als Zubehör.

Nachdem der SV-12 eingepegelt und in Phase angepasst war, spielte der Ascendo mit meinen aktiven Focal SM9 (die übrigens ebenfalls Membranen aus Glasfaser-Sandwich verwenden) wie aus einem Guss. Mir fällt dazu nur ein Wort ein: passt. Dieser „Einsteiger-Bass“ spielt schon nach kurzem Einstellen so gnadenlos knackig, kernig und staubtrocken präzise, als wäre er als Ergänzung zu den französischen Studiomonitoren entwickelt worden. Eine Bassdrum macht hier ein realistisches „Bumm!“, kein Fump, kein Plopp, kein Boller, einfach, kurz, trocken und richtig: Bumm!

Wer einen gefällig vollmundigen Dicke-Backen-Bass erwartet, könnte beim Ascendo an der falschen Adresse sein. Wer hingegen auf extrem präzise, dabei enorm tiefschürfende Bässe steht, liegt hier hundertprozentig richtig. Denn auch seine dynamischen Reserven sind wirklich imposant: Die versprochenen 115dB konnte ich kaum ausreizen und bei 109dB geriet mein Mess-System an seine Aussteuerungsgrenze. Aber da hatte der SV-12 noch jede Menge Luft und die Verzerrungen hielten sich in Grenzen. Mächtig!

Störgeräusche mechanischer Natur oder hörbare Strömung aus den Reflextrompeten? Fehlanzeige. Und auch das Gehäuse blieb erstaunlich ruhig. So war der Subwoofer bei hohem Pegel de facto nicht ortbar. Doch wenigstens genauso bemerkenswert fand ich den Umstand, wie feindynamisch der Ascendo noch bei leisen Pegeln spielte. Mit so viel Kontrolle einerseits und dynamischer Pegelreserve andererseits machte Musik genauso viel Spaß wie krachende Science-Fiction-Action. Ein selten gelungener Spagat.

Nix zu meckern? Vor dem Hintergrund des Preises: nein. Für diejenigen, die mehr Tiefbass brauchen, bietet Ascendo Woofer bis 50 Zoll, die sogar echten Infraschall erzeugen können. Eine Raum-Einmessung? Das können im AV-Bereich schon die Audyssey-, YPAO-, Dirac- Programme der modernen AV-Receiver oder -Vorstufen. Oder man erledigt dies extern per DSPeaker Antimode oder Ähnlichem. Dafür kann man die Durchschleif-Ausgänge und die symmetrischen Anschlüsse des Ascendo SV-12 gar nicht genug hervorheben, weil sie einen unprofessionellen Anschluss und Brummschleifen vermeiden helfen.

Fazit: bezahlbarer Highend-Bass für jeden Einsatz

Mit dem Ascendo SV-12 gelingt den Ansbachern ein Subwoofer der sicherlich 90% aller Anwendungen kompromisslos abdeckt. Die Konzentration auf solide Verarbeitung mit HDF-Platten, ein Tieftöner mit supersteifer Glasfaser-Sandwich-Membran und linearem Hub von ±2cm plus Reserve sind auf der akustischen Seite enorm. Die scheinbar spartanische Ausstattung auf der elektronischen Seite ist perfekt auf die typische Anwendung konzentriert – halt ohne teuren Schnickschnack. Ein Stromanschluss ohne Schutzerde und symmetrische XLR-Anschlüsse verhelfen zu einem Stör- und brummfreien Betrieb. Und die Durschleif-Ausgänge ermöglichen mehrere Woofer ohne Adapter-Bastelarbeiten zu betreiben. Konzept: Bass „reduced to the max“.

Klanglich habe ich in diesem Preisbereich noch keinen präziseren, trockeneren Subwoofer gehört, zumal mit diesen wirklich imposanten Pegelreserven. Und dass dieser so pegelfeste Bass auch leise noch so feindynamisch und sauber spielt, ist aller Ehren wert und empfiehlt ihn auch in der Kombination mit (sehr viel teureren) highendigen und ebenfalls präzise spielenden Lautsprechern. Ein dickes Lob an Ascendo: alles richtig gemacht.

Ascendo SV-12
2021/06
Test-Ergebnis: 4,5
Überragend
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klangcharakter: trocken, sauber, tief
Gigantische Pegelreserven, klingt auch leise sehr gut
Durchschleif-Ausgänge, XLR + Cinch Eingänge
Brummfrei ohne Schutzerde

Vertrieb:
IDC Klaassen
International Distribution & Consulting oHG
Am Brambusch 22
44536 Lünen
idc-klaassen.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Ascendo SV-12: 1.190 Euro


Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.