Es gibt Dinge, deren Charme man nur schwerlich widerstehen kann. Bestes Beispiel ist der hier vorgestellte Hi-Res-Player Fiio M9. Für schlanke 280 Euro bekommt man mit ihm ein ebenso schickes wie smartes Teil, dass es wirklich „in sich“ hat. Als musizierende Konkurrenten der alleskönnenden Smartphones haben es Hi-Res-Player naturgemäß nicht leicht. Folglich müssen sie dem Musikliebhaber so viele Anreize bieten, dass selbst top ausgestattete Smartphones nicht mithalten können.
In dieser Hinsicht ist der Fiio M9 bestens aufgestellt. Das beginnt bereits bei seinen physischen Ausstattungsmerkmalen. Kopfhörer- und Line-Fixpegelausgang? Na klar. Symmetrischer Kopfhörerausgang? Jawohl. S/PDIF-Digitalausgang? Auch das – und zwar koaxial. Micro-SD-Card-Erweiterungsslot? Natürlich – bis 512 GB (aktuell). Nutzbar als externer USB-D/A-Wandler? Aber sicher doch – via USB-C-Kabel (mitgeliefert). Bluetooth-Wiedergabe? Freilich – inklusive apt-X HD und LDAC. Mobiler DLNA-Netzwerkspieler? Kein Problem. Umschaltbares Digitalfilter? Ja – und zwar vierstufig. Native DSD-Wiedergabe? Freilich – bis DSD 256. Mechanischer Lautstärkesteller? Selbstverständlich – mit Rastpositionen.
Hier blende ich mal aus, obwohl sich dieses Frage-Antwort-Spielchen noch ewig fortsetzen ließe. Scheint fast so, als hätte das Fiio Entwicklerteam beim Produktplanungs-Meeting beschlossen: „Zu einem vertretbaren Budget soll der M9 derart umfangreich ausgestattet sein, dass an ihm niemand vorbeikommt.“ Und ein besonders ehrgeiziger Jungingenieur ergänzte: „Das Ganze packen wir in ein besonders handliches Gehäuse, das nicht größer ist als eine CompactCassette.“
Wie der Größenvergleich im Bild zeigt, hat es das ambitionierte Entwicklerteam aus Fernost tatsächlich geschafft. Aber nicht irgendwie: Formgebung, Verarbeitung und haptischer Eindruck des Fiio M9 sind erstklassig – man kann ihm beinahe handschmeichlerische Qualitäten attestieren. Dazu passt, dass Fiio den M9 mit einer schützenden Silikonhülle um das hochwertige Aluminiumgehäuse ausliefert.
Fiio M9 – Konzept
Der erstaunlich hohe Anspruch des Fiio M9 zeigt sich jedoch nicht nur in einer schicken Schale, sondern auch bei der innewohnenden Technik. Erläuternd zu dieser sei jedoch zunächst mal das Konzept beschrieben, welches dem Fiio M9 zugrunde liegt. Wie viele seiner Mitbewerber basiert auch er im Kern auf einem Microcomputer mit angegliedertem Speicher und grafischer Benutzeroberfläche. Zur Kooperation aller Funktionsgruppen setzt der M9 auf das bewährte Betriebssystem Android. Allerdings wurde dieses für möglichst geringen Energieverbrauch deutlich entschlackt und für Audioanwendungen optimiert.
Derart Ressourcen-schonend ausgelegt, genügt dem M9 ein stromsparender Prozessor mit überschaubarer Rechenleistung, Die Wahl fiel hierbei auf den Samsung Exynos 7270 Dual, der durch seine dreidimensional angeordnete System-On-Chip-Struktur nur wenig Platz beansprucht. Durch das energiesparende Konzept erreicht der Fiio M9 Spielzeiten von immerhin bis zu zehn Stunden. Man darf ihn auch unbesorgt über längere Zeit unbeschäftigt eingeschaltet lassen – im Standby verbraucht der M9 täglich nur etwa 6 Prozent seiner Akkukapazität von 2.350 Milliamperestunden.
Dieses Low-Power-Konzept weist einen – durchaus verschmerzbaren – Nachteil auf. Aufgrund der überschaubaren Prozessorleistung eignet sich der M9 nicht für besonders rechenintensive Apps – beispielsweise solche mit Hintergrund-Aktivität. Streamingdienste wie das bereits integrierte Tidal stellen jedoch kein Problem dar. Bereits in Arbeit hat Fiio zudem ein Firmware-Update, welches auch Apple Music integriert. (Firmware-Stand zum Testzeitpunkt: 1.0.4)
Fiio M9 – Bedienung
Konfiguration und Musikauswahl erfolgen beim M9 über ein hochwertiges IPS-Touchpanel vom Spezialisten LG Electronics. Bei acht Zentimetern Bildschirmdiagonale und einer Auflösung von 480 x 800 Pixeln erscheinen Schriften zwar ziemlich klein, dafür jedoch gestochen scharf. Ein nettes, zudem recht praktisches Feature: Das illuminierte Firmenlogo unterhalb vom Display leuchtet je nach Abtastrate des aktuellen Musiktitels in einer anderen Farbe.
Die meistgenutzten Funktionen Ein/Aus, Play/Pause und Titelsprung erreicht man beim Fiio M9 natürlich auch über entsprechende Tipptasten. Diese befinden sich zwischen Lautstärkesteller und externem SD-Card-Slot allesamt auf der linken Gehäuseseite. Damit kann man den M9 auch bequem in der Jackentasche bedienen. Noch einen Schritt weiter geht die Fiio Link-App: Mit ihr lässt sich der M9 in der Tasche sogar vom Smartphone aus kommandieren – perfekt für all diejenigen, die ihr Device gar nicht mehr aus der Hand legen möchten.
Fiio M9 – Technik
Trotz seines moderaten Preises spendierte Fiio dem M9 anerkannt hochkarätige D/A-Wandlertechnik: Zum Einsatz gelangen bei ihm gleich zwei AK4490 vom japanischen Spezialisten Asahi Kasei – für linken und rechten Kanal jeweils ein eigener. Das ermöglicht ihren Betrieb in Differentialschaltung, was etwaige Wandler-Ungenauigkeiten nochmals reduziert. Dazu gibt’s ein tolles Feature, was man selbst bei ortsfesten D/A-Wandlern häufig vermisst: Der AK4490 besitzt digitale Oversamplingfilter mit wählbarer Klangcharakteristik, die sich im Audio-Menü des Fiio M9 umschalten lassen.
Strom- und Platzbedarf, Verlustleistung und nicht zuletzt das Budget – all dies gilt es bei der Dimensionierung der analogen Ausgangsstufe kompakter Hi-Res-Player zu berücksichtigen. Auch hier zeigt der Fiio M9 eine ziemlich elegante Lösung: Pro Kanal kommt bei ihm ein Dual-Operationsverstärker Burr Brown OPA 1622 zum Einsatz. Dieser kann an 32-Ohm-Lasten (typisch für mobile Kopfhörer) mehr als 100 Milliwatt Ausgangsleistung bei extrem niedrigen Verzerrungen bereitstellen. Für den symmetrischen Kopfhörerausgang arbeiten die beiden Dual-Op-Amps in Brückenkonfiguration, so dass sich die verfügbare Ausgangsspannung verdoppelt – genau richtig also für symmetrisch beschaltete, hochohmigere Hörer mit Impedanzen von etwa 70 bis 300 Ohm.
Fiio M9 – Hörtest
Auch im Hörtest legte der smarte Fiio M9 eine rundum überzeugende Vorstellung hin. So gefiel er schon nach wenigen Takten durch seinen tonal unverfärbten, seidig anmutenden Klangcharakter. Darüber hinaus zeichnete er sich durch sehr saubere, dabei aber nicht gläsern-harte Impulswiedergabe aus. Auch an hochkarätigen Spitzen-Kopfhörern präsentierte sich der kleine Fiio keineswegs unpassend. Ganz im Gegenteil: Speziell bei symmetrischem Anschluss harmonierte er mit dem Sennheiser HD 800 S ganz ausgezeichnet – und konnte diesem trotz 300 Ohm Impedanz sogar erstaunliche Lautstärkepegel entlocken.
Selbst im direkten Vergleich mit dem derzeit unbestritten besten Hi-Res-Player, dem Questyle QP2R, brauchte sich der Fiio M9 keineswegs zu schämen. In der Tat besaß der Questyle in tiefen Lagen mehr Autorität, agierte bei der Verteilung der Instrumente auf der virtuellen Bühne noch selbstverständlicher und entwickelte noch plastischere Klangfarben. Dennoch hielt der kleine Fiio alles in allem erstaunlich gut mit und zeigte sich beim Hin- und Herstöpseln der Hörer niemals wirklich düpiert.
Fiio M9 – Fazit
Dem Fiio M9 gelingt es, gleich mehrere Zielgruppen für sich zu erschließen. Ästheten mit schicker Optik und hochwertiger Verarbeitung, Praktiker mit geradezu unglaublicher Ausstattung, handlichem Format und hohem Nutzwert, Musikliebhaber mit Programmvielfalt, tollem Klang und einfacher Bedienung. All das offeriert der M9 zu einem Preis, bei dem man definitiv nicht „Nein“ sagen kann. Gäbe es eine „Kauf’ mich“-Plakette – der Fiio M9 hätte sie verdient.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Pralle Ausstattung, unschlagbarer Nutzwert |
| Sehr gute Klangeigenschaften |
| Hohe Funktionalität und gediegene Verarbeitung |
| Günstiger Preis |
Vertrieb:
NT Global Distribution GmbH
Waller Heerstraße 104
28219 Bremen
www.nt-global.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Fiio M9: 280 Euro
Weitere Mobilplayer:
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Test Onkyo DP-X1: mobiler Hi-Res Player + MQA