Mit dem Teac HA-P5 erweitert der japanische Audio-Spezialist sein Portfolio um einen weiteren, mobilen Kopfhörer-Verstärker mit integriertem D/A-Konverter. Unterwegs-Telefonierer wie ich könnten dieser Produktgruppe in Sachen Nutzwert durchaus kritisch gegenüberstehen, lässt sich doch mit ihnen das ins Kopfhörerkabel integrierte Mikrofon-Dongle nicht nutzen: Telefonieren oder Skippen in der Playlist ist mit ihnen also nicht möglich. Zudem bieten die Kopfhörerausgänge üblicher Smartphones mittlerweile sehr ordentliche Klangqualität und in den meisten Fällen auch ausreichend Lautstärke – sofern man mobile Hörer mit der hierfür üblichen Impedanz von 16 bis 32 Ohm verwendet.
Dass mich der Teac HA-P5 dennoch neugierig machte, hat gleich drei Gründe: Zum einen lässt sich um ihn herum mit Aktiv-Lautsprechern eine universelle Desktop-Anlage aufbauen – außerdem stammt er von Teac und damit von einem Hersteller, mit dessen Produkten (inklusive derjenigen von Teac’s Profi-Schwester Tascam) ich schon seit Jahrzehnten stets grundseriöses und durchdachtes Engineering mit einer gekonnten klanglichen Abstimmung verbinde.
Dritter Grund ist der ungewöhnliche optische Auftritt des HA-P5: Natürlich sind mobile Devices wie er auch immer Fashion-Produkte, aber mit seiner betont organischen Formgebung ragt er unter seinesgleichen dennoch heraus. Assoziationen an “personal devices” wie Sonnenbrillen-Container, Flachmann oder Feuerzeug sind dabei sicher nicht unbeabsichtigt. Was auch immer – man nimmt ihn jedenfalls gern in die Hand, weil auch die Verarbeitung entsprechend hochwertig ist: Nicht ohne Grund also prangt auf der Gehäuserückseite stolz der Schriftzug “Made in Japan”. Wer’s mag, kann sich für den kleinen Handschmeichler sogar eine handgefertigte Echtholz-Ablageschale zulegen (www.koma.tokyo) oder ihn in eine der in sechs Farbtönen erhältlichen Lederhüllen vom japanischen Spezialisten VanNuys (www.vannuys.co.jp) kleiden.
Desweiteren glänzt der HA-P5 mit für einen mobilen DAC-Kophöreramp vielfältigen Anschlussmöglichkeiten. Laptops beispielsweise docken über das beigepackte Kabel an die rückseitige Micro-USB-Buchse an, während neben Android-Mobilisten sogar mobile Zuspieler von Apple (iPad, iPhone und iPod) mit ihren hauseigenen 30-Pol– oder Lightning-auf-USB-Kabeln direkt an der USB-A-Buchse Anschluss finden – und zwar ohne das hierfür häufig notwendige Apple Camera Connection Kit.
Ein echtes Multitalent ist der frontseitige Universaleingang: Zum einen nimmt die 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse digitale S/P-DIF-Signale entweder optisch (ja, es gibt tatsächlich Opto-Kabel mit in 3,5-Millimeter-Buchsen passenden Steckern) oder per beigelegtem Adapter auch koaxial entgegen. Stellt man den seitlichen Schiebeschalter von “Opt/coax” auf “Line”, so verwandelt sich der Digital- dagegen in einen analogen Hochpegeleingang, der Signalspannungen bis zu 2 Volt verkraftet.
Ebenfalls auf der Frontseite befindet sich der Kopfhörerausgang. Dieser ist als 4-polige 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse ausgeführt (dazu später mehr), harmoniert aber problemlos auch mit üblichen dreipoligen Anschlusssteckern. Praktisch: Über den rückseitigen Fixpegel-Analogausgang lässt sich der Teac HA-P5 auch als reiner D/A-Wandler in einer HiFi-Anlage nutzen.
Die Technik
Apple iPhone & Co sind aus Akkuschutzgründen in ihrer Stromabgabe für externe USB-Geräte auf ca 25 Milliampere begrenzt – definitiv zu wenig zum Betrieb externer DAC-Preamps. Deshalb hat der Teac HA-P5 seine eigene Stromquelle an Bord: Der integrierte Lithium-Ionen-Akku lässt sich entweder via USB-Anschluss bei Computerbetrieb laden, oder aber über die rückseitige 5-Volt-Netzgerätebuchse per (nicht mitgeliefertem) USB-Lader – ein passendes Kabel liegt allerdings bei. Die Akkukapazität reicht dabei für etwa 5 Stunden Spielzeit in Verbindung mit einem iOS-Gerät.
Wie das untenstehende Blockschaltbild erkennen lässt, hat Teac beim HA-P5 in Sachen Hardware einigen Aufwand getrieben. Herz der Schaltung ist der 32-Bit-Wandlerchip PCM 1795 von Burr Brown, der nicht nur bei Teac/Tascam ein bewährter, gern eingesetzter Baustein ist. Als “Vorgesetzter” für den D/A-Wandler-Baustein fungiert ein Dual-Core-Mikroprozessor aus der Blackfin-Familie von Analog Devices (BF606). Er dient als digitaler Oversampling-Filter und steuert zudem den asynchronen Datentransfer der USB-Schnittstelle. Auf diese Weise kann der HA-P5 unabhängig von der Taktgenauigkeit der Tonquelle besonders jitterarm mit seiner eigenen Zeitbasis arbeiten. Hierfür stehen ihm gleich zwei hochstabile Quarzoszillatoren zur Verfügung: Einer ist zuständig für die Abtastfrequenzreihe von 44,1 bis 176,4 Kilohertz (einschließlich DSD64 und 128), der zweite hingegen für die Gruppe von 48 bis 192 Kilohertz.
Eine weitere Spezialität des HA-P5 ist seine Kopfhörer-Ausgangsstufe. Hierfür kommt pro Kanal jeweils ein sehr hochwertiger Doppel-Operationsverstärker-Chip (OPA 1602) zum Einsatz, der um zusätzliche Leistungstransistörchen zur Vergrößerung der Stromlieferfähigkeit ergänzt ist. Pro Kanal ist einer der beiden Zweige für das eigentliche Signal zuständig, während der andere eine aktive Entkopplung der Signalmasse vornimmt – die kanalgetrennten Massen bedingen auch die vierpolige Anschlussbuchse.
Der Gedanke dahinter: Diese Konfiguration schafft einen quasi symmetrischen (floatenden) Kopfhörerausgang – freilich nur dann, wenn die beiden Wandlersysteme des angeschlossenen Hörers über ihre jeweils eigene Masseleitung verfügen. Besitzt der Kopfhörer nur einen dreipoligen Stecker, werden beide Massen automatisch miteinander verbunden – dann arbeitet der HA-P5 als Verstärker mit herkömmlichen Ausgang. Bei einem symmetrischen Verstärker hingegen würde in diesem Fall ein Kurzschluss der beiden Phasen-invertierenden Zweige stattfinden, was größeren Strombedarf und erhöhte Verzerrungen mit sich brächte.
Um Dynamikverluste auf der digitalen Ebene gar nicht erst entstehen zu lassen, erfolgt die Lautstärkeeinstellung komplett auf analogem Wege. Dafür kommt ein Präzisions-Stereopotentiometer zum Einsatz, das gleichzeitig auch als Ein/Ausschalter dient. Um jegliche Beeinflussungen des internen analogen Singalpfades durch äußere Anschlussbedingungen auszuschließen, arbeiten sowohl der analoge Hochpegeleingang als auch der analoge Fixpegel-Ausgang mit aktiven Pufferstufen. Hierfür kommen ebenfalls sehr hochwertige Doppel-Operationsverstärker zum Einsatz (OPA 1652), die sich durch hochohmige FET-Eingangsstufen und kräftigen Ausgangsstrom auszeichnen.
Viel Liebe zum Detail lässt der kleine Teac auch an kaum sichtbaren, aber nicht unwichtigen Stellen erkennen: So zeichnet sich beispielsweise die von einem japanischen Spezialhersteller stammende Multilayer-Leiterplatte durch besonders hochwertige Durchkontaktierungen und ultraplane Lötkontakte aus, was einen optimalen Signalfluss sicherstellen soll.
Der Teac HA-P5 in der Praxis
Was neben der ungewöhnlichen Optik des HA-P5 ebenfalls positiv auffällt, ist sein ungewöhnlich geringes Gewicht: Gerade mal 182 Gramm bringt der japanische Edelmann auf die Waage – ideal also für den mobilen Einsatz. Dazu passt auch, dass sich der geschickt in die Gehäuseform integrierte Lautstärkesteller beim Hantieren in der Tasche kaum unabsichtlich verstellen kann – elegant gelöst.
Angenehm überrascht bin ich auch über die Tatsache, dass der digitale USB-Transfer zum HA-P5 nicht nur mit meinem iPhone, sondern sogar mit meinem schon recht betagten iPod Classic 120 auf Anhieb klappte – obwohl der den asynchronen USB-Modus eigentlich gar nicht “kennt”. Ebenso unproblematisch verbindet sich der HA-P5 aber auch mit Apple- oder Windows-Rechnern – für letztere stellt Teac sogar einen besonders hochwertigen ASIO-Treiber kostenlos zur Verfügung, während Apple-User ohnehin ohne zusätzliche Treiberinstallation auskommen.
Obwohl der HA-P5 mit Android-, iOS-, MacOS- oder Windows-Gerätschaften ohne zusätzliche Software uneingeschränkt zusammenspielt, stellt Teac für alle vier Systeme eigene Hi-Res-fähige Softwareplayer kostenlos zur Verfügung. Ein schöner Service, denn somit ist man beispielsweise zur Hi-Res- oder DSD-Wiedergabe nicht an kostenpflichtige Zusatzsoftware, beispielsweise den renommierten MacOS-Player Audirvana, gebunden.
Pflicht ist die kostenlose App “Teac HR Player” allerdings für mobile iOS-Geräte, denn ohne diese könnten iPhone & Co Hi-Res-FLAC- und DSD-Files bekanntermaßen gar nicht erst abspielen. Aber wie kommen FLAC- und DSD-Dateien aufs Smartphone? Dazu die entsprechenden Files ganz einfach über die “Dateifreigabe” in iTunes in den App-Ordner des Teac-HR-Player ziehen, wie folgender Screenshot zeigt – eine entsprechende Anleitung findet sich aber auch in der App.
Sehr kundenfreundlich gelöst ist auch, dass beim Anschluss des HA-P5 die im “Teac HR Player” ansonsten kostenpflichtige In-App-Option zur HD-Wiedergabe nicht erforderlich ist – die Freigabe erfolgt automatisch. Ausgesprochen praktisch finde ich zudem, dass der Teac HR Player auch auf die Song-Bibliothek des iOS-eigenen Apple Music Players zugreifen kann – und damit dank seiner deutlich übersichtlicheren Benutzeroberfläche den mittlerweile unnötig aufgeblasenen und extrem umständlichen Apple-Player fast vollständig ersetzt.
So “klingt” der Teac HA-P5
Was mir spontan beim ersten Hörtesten des Teac HP-A5 auffiel, war seine absolute Rauschfreiheit. Selbst bei (zuschaltbarem) Hi-Gain-Betrieb mit voll aufgedrehtem Lautstärkesteller war mit dem recht empfindlichen 32-Ohm-Hörer beyerdynamic DTX 350 m absolut nichts zu hören – perfekt.
Ziemlich gespannt war ich darauf, ob der smarte Teac auch an mittel- oder hochohmigen Kopfhörern HiFi-gerechte Lautstärken erzeugen kann. Hierfür war der LowBeats Referenzhörer, der Sennheiser HD 800 S, mit seiner Kapselimpedanz von 300 Ohm genau der richtige Kandidat. Vorsichtig ausgedrückt, lautete das Ergebnis: Die 2 x 60 Milliwatt Ausgangsleistung, die der HA-P5 an 300-Ohm-Hörern wie dem Sennheiser zur Verfügung stellen kann, sind durchaus dazu angetan, Hörpegel bis kurz vor der Schmerzgrenze zu bringen.
Das allerdings mit Stil, denn der Teac HA-P5 zählt zweifellos zu den besten mobilen Kopfhörer-DACs, die ich je gehört habe. Es ist stets eine Herausforderung, den “Klang” von HiFi-Komponenten zu beschreiben, ohne in der Wortwahl zu übertreiben – denn eigentlich sollten diese ja gar nicht “klingen”. So habe ich lang überlegt, den Charakter des Teac HA-P5 mit nur einem Wort zu erfassen – “durchlässig” beschreibt ihn am treffendsten. Selten habe ich den Unterschied zwischen einer komprimierten und einer unkomprimierten Datei eines Musiktitels besser heraushören können als mit dem HA-P5 – beispielsweise beim Ausklingen der Hallfahne von perkussiven Instrumenten.
Das einzig Spektakuläre an im besten Sinn natürlich “klingenden” Komponenten ist, dass man sich unglaublich schnell an sie gewöhnt – bis man wieder zurückschaltet auf herkömmliche Gerätschaften. Genauso erging es mir denn auch mit dem Teac HA-P5: So würde ich den Kopfhörerausgang von meinem iPhone 6s Plus sicher nicht als den Schlechtesten bewerten – aber nach Zurückstöpseln des Hörers vom Teac HA-P5 auf mein iPhone spielte die Musik deutlich teigiger und mit spürbar weniger “Air” in der obersten Oktave. Sehr deutlich zeigte sich das bei dem glockig klingenden E-Piano sowie den Sibilanten beim Gesang im untenstehenden Track Kalin:
An dieser Stelle gönne ich mir mal eine subjektive, noch nicht definitiv untermauerte Einschätzung: Gemessen an den D/A-Wandlern, die mit dem Sabre-DAC-Chips ES 90XX von ESS bestückt sind, spielt der Teac etwas “wärmer”, ohne dabei auf Detailauflösung oder Konturenschärfe zu verzichten.
Fazit: Stylischer Klangkünstler “Made in Japan”
Ob Gadget oder nicht – Fakt ist, dass hochwertige Kopfhörer für besten Klang spezielle Headphone-Amps als adäquate Antriebsquelle benötigen. Wer dazu noch eine portable Lösung sucht, ist mit dem Teac HA-P5 wirklich bestens bedient: Der liebevoll verarbeitete Japaner “klingt” bestechend natürlich, zeigt sich sehr gut ausgestattet und darf sich mit geringem Gewicht bei ergonomischem Design uneingeschränkt mobil nennen. Dank seiner vielfältigen Anschlussmöglichkeiten ist der Teac HA-P5 zudem eine echte Alternative zu stationären DAC-Kopfhöreramps. Somit hat Teac mit dem HA-P5 nicht nur einen weiteren Kopfhörer-DAC im Programm, sondern einen echten Coup gelandet.
Teac HA-P5 | 2016/08 |
ÜBERRAGEND |
Bewertung
Bewertungen:Klang:Praxis:Verarbeitung:Gesamt: |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| sehr natürlicher, detailreicher Klang |
| auch für hochohmige Kopfhörer geeignet |
| umfangreiche Anschlussmöglichkeiten auch für iOS-Geräte |
| mobil durch geringes Gewicht und ergonomisches Design |
Vertrieb:
Pioneer & Onkyo Europe GmbH
Gutenbergstr. 3
D-82178 Puchheim
Telefon: +49-8142-4208-10
www.eu.onkyo.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Teac HA-P5; 599 Euro
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Test Apogee Groove: Mobile Headphone-DAC
Im Beitrag erwähnte Themen:
Zehn Fakten zum Thema Jitter
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