Der britische Lautsprecherhersteller Q Acoustics steht im Ruf, exzellent klingende Lautsprecher zu äußerst fairen Preisen anzubieten. LowBeats konnte dies in Tests bestätigen, wie etwa mit den fantastisch günstigen Passivlautsprechern der 3000i-Serie. Basierend auf dem Modell 3020i bieten die Engländer jetzt eine aktive Version für gerade mal 500 Euro an: Die Q Acoustics M20 bietet drahtlosen Bluetooth-Spaß und eine klanglich überlegene Alternative zu Soundbars.
Die Frage, ob man mit 300 Euro für ein Paar Lautsprecher schon ernsthaftes HiFi bekommt, konnte LowBeats-Chefredakteur Holger Biermann im Test der 3010i und 3020i mit einem deutlichen JA! beantworten. Meine eigenen Erfahrungen mit der 3020i, die wir unabhängig voneinander gehört haben, lassen keinen anderen Schluss zu. Den Machern der 3020i ist es gelungen, aus einem relativ einfachen und günstigen Holzgehäuse das Beste herauszuholen. Die Gesamtabstimmung der kleinen Q Acoustics, an der die Essener Fink Audio Consulting maßgeblich beteiligt war, ist phänomenal gut gelungen.
Beste Voraussetzungen also, um diesen Passiv-Knüller zu „aktivieren“. Aber bitte so, dass die Speaker zu einem echten Komplettsystem werden und ihren Gut-und-Günstig-Ruf nicht einbüßen. Das Ergebnis sind besagte M20, die mit ihrem UVP von gerade mal 499 Euro zumindest auf dem Papier das Ziel erreicht haben.
Dazu muss erwähnt werden, dass die Passivlautsprecher zwischenzeitlich aufgrund der extrem (um ein Vielfaches!) gestiegenen Transportkosten im internationalen Warenverkehr eine schmerzhafte Preiserhöhung erfahren haben. Die 3020i kosten derzeit nicht mehr 299, sondern 399 Euro pro Paar. Umso erstaunlicher, dass die aktive M20 für nur 100 Euro mehr angeboten wird.
Das Konzept der Q Acoustics M20
Gehäuse und Treiber der M20 wurden 1:1 von der 3020i übernommen. Dieser 2-Wege Bassreflex-Lautsprecher überzeugt mit einer für seine Klasse enorm dickwandigen und extra versteiften, resonanzarmen Gehäusekonstruktion mit stark abgerundeten Kanten und einer einfachen, aber sauber verarbeiteten Folierung in Mattschwarz.
Abweichend zur passiven 3020i haben die M20 eine fest integrierte, nicht abnehmbare Frontbespannung mit einem umlaufenden Alu-Zierring und gerundeten Ecken passend zur Form der Gehäuse. Dahinter verbergen sich der aus der 3020i bekannte 12,5 cm Tiefmitteltöner und die mit einem speziellen Dämpfungsring und auffällig breiter Sicke versehene Hochtonkalotte. Stellvertretend dafür hier die Fotos von der 3020i:
Um für nur 100 Euro Aufpreis aus einem Paar Passivlautsprecher ein Aktiv-Pärchen zu machen, kann technisch natürlich nicht aus dem Vollen geschöpft werden, sondern jeder Cent muss zweimal umgedreht werden. Darum stellen die M20 auch nur die einfachste noch als „aktiv“ zu bezeichnende Konstruktion dar.
Einer der beiden Lautsprecher enthält die gesamte Elektronik, die in einem mehrstöckigen Aufbau direkt hinter dem Anschlussfeld liegt. Hier findet sich nicht nur die Leistungselektronik für beide Speaker, sondern auch die Eingangsschaltung und der Bluetooth-Chip für Drahtlos-Empfang.
Tiefer im Inneren und mit der Bodenplatte fest verschraubt, sitzt eine weitere Platine mit einer ziemlich üppig bestückten passiven Frequenzweiche. Der zweite Lautsprecher ist dementsprechend rein passiv, besitzt eine eigene passive Frequenzweiche und wird mit dem Master über ein ganz normales Lautsprecherkabel verbunden. Eine vier Meter lange Leitung gehört zum Lieferumfang. Dank der angenehm flachen, aber soliden Schraubklemmen (die auch Bananenstecker aufnehmen), können mit geringem Kostenaufwand auch längere Distanzen überbrückt werden. Etwa, wenn das Master/Slave-Kabel unsichtbar hinter Fußleisten verlegt werden soll.
Abgerundet wird das Set durch eine Infrarot-Fernbedienung mit den wichtigsten Tasten für On/Off, Lautstärke, Quellenwahl und Titelsteuerung. Auf der Oberseite des Master-Lautsprechers befinden sich ebenfalls Tasten, drei an der Zahl. Zwei für Lautstärke und die Mittlere für On/Off (länger drücken) und Quellenumschaltung (kurz drücken).
Werfen wir einen Blick auf das Anschlussfeld des M20-Master:
Neben zwei Analogeingängen mit Stereo-Cinch bzw. Klinke (Aux) gibt es zwei kabelgebundene Digitaleingänge; Toslink und USB. Sehr willkommen ist auch der Cinch-Ausgang zum Anschluss aktiver Subwoofer. Für die drahtlose Bluetooth-Verbindung wird der Master genau wie jedes andere BT-Gerät in einen Kopplungsmodus geschaltet, was beim ersten Aufruf des Bluetooth-Eingangs automatisch geschieht.
Unterhalb der Eingänge bzw. des Subwoofer-Ausgangs sind die beiden Lautsprecherklemmen zu sehen, über die die Verbindung zum Slave hergestellt wird. Die Stromversorgung erfolgt über das mitgelieferte EU-Netzkabel (ca. 3 Meter). Hieraus ergibt sich auch das für den Betrieb erforderliche Minimum an Kabeln: Einmal Strom zum Master, einmal LS-Kabel zum Slave. That’s it. Weitere Kabel können durch entsprechende Quellen wie TV/CD (Toslink), Computer (USB) und analoge Quellengeräte hinzu kommen.
Mit den beiden Kippschaltern oberhalb des Netzanschlusses kann der Master für den linken oder rechten Kanal konfiguriert werden. Der andere Hebel dient zur Klanganpassung an die Aufstellung (Ortsfilter): freistehend, wandnah oder Raumecke. Zusätzlich liegen den M20 ein Paar Schaumstoff-Verschlussstopfen für die Bassreflexöffnungen bei. Bei sehr wandnaher oder Eckenaufstellung kann es zusätzlich zur entsprechenden Einstellung der Ortsfilter nützlich sein, diese zu verschließen.
Aufstellung und Praxis
In meinem Test standen die Lautsprecher frei auf Standfüßen, etwa 60 cm von der Rückwand entfernt. Die Bassreflex-Stopfen kamen nicht zum Einsatz. Eine Einwinkelung auf den Hörplatz, sodass die Innenseiten der Gehäuse vom Hörplatz aus gerade noch zu sehen sind, ist bei dem relativ geringen Hörabstand in meinem Raum obligatorisch und dürfte auch für die meisten anderen Räume mit Hörplatz im Stereodreieck eine gute Empfehlung für die M20 sein.
Master und Slave verbinden, Netzkabel einstecken (einen „harten“ Netzschalter gibt es nicht), Bluetooth als Quelle wählen und Pairing mit der Quelle initiieren – das ist auch schon die ganze Grundkonfiguration bis zum Erklingen der ersten Töne.
Etwas mehr gibt es hingegen über die Digitaleingänge zu berichten. Bei meinen Testmustern aus der Vorserie war der USB-Port nicht richtig konfiguriert. Bei Verbindung mit dem Mac tauchten plötzlich drei neue Devices im Ausgabemenü Ton auf: „Headphone“, Speaker“ und „SPDIF output“, von denen ausgerechnet „SPDIF“ die einzige war, über den Musik an die M20 geschickt werden konnte. Das Problem ist zum Glück bereits erkannt und soll bei den Lautsprechern in der Serie nicht mehr vorkommen.
Leider war damit meine großartige Idee, einen günstigen Streamer per USB mit den M20 zu verbinden, nicht durchführbar. Aber sobald es in der Serie funktioniert, ist das eigentlich der ideale Weg, um die M20 zu einem vollwertigen Streamingsystem auszubauen. Verbunden mit einem iFi Audio Stream (399 Euro) bleiben die Gesamtkosten noch immer unter 1.000 Euro. Eine andere gut passende Alternative wäre der Bluesound Node (ca. 550 Euro). Der könnte zugleich als Hub zum Anschluss eines Fernsehers und anderer Quellen dienen und per Toslink an die M20 angeschlossen werden.
Per USB mit einem Computer verbunden sind die Streaming-Möglichkeiten natürlich unbegrenzt. So habe ich die M20 für die Klangbeurteilung per USB mit meinem Mac verbunden und in Roon aktiviert. Die Bluetooth-Verbindung, so viel sei schon mal verraten, hat innerhalb der Grenzen dieser Funkverbindung einwandfrei funktioniert und natürlich reicht auch diese komprimierte Art der Musikübertragung für ordentlich Hörspaß.
Die Q Acoustics M20 im Klangtest
Mein Hörtest der passiven 3020i ist schon eine Weile her, aber schon die ersten Töne aus den M20 waren wie das Wiedersehen beziehungsweise -hören mit alten Freunden. Die präzise, angenehm sonore Tieftonabbildung der M20 fügt sich nahtlos an nahezu unverfärbte Mitten mit zartem Schmelz und natürlicher Stimmen-/Instrumentenabbildung. Der Hochton überzeugt mit einer für diese Klasse sehr guten Auflösung und ist dabei niemals lästig oder spitz.
Sehr gut ist auch die räumliche Darstellung. Die Bühne zwischen den Boxen ist breit gefächert, wobei einzelne Klangereignisse erstaunlich plastisch zwischen den Boxen erscheinen und bei Bewegung zentimetergenau zu verfolgen sind. Hier macht sich die resonanzarme Gehäusekonstruktion eindeutig positiv bemerkbar. Boxen mit weniger guten Gehäusen neigen viel mehr dazu, die Tonereignisse zwischen den Speakern mit einem nebligen Schleier zu versehen und diffuser erscheinen zu lassen.
Insbesondere in diesem Punkt unterscheiden sich getrennte Stereo-Lautsprecherpaare sehr deutlich von Soundbars. Völlig egal wie groß und teuer der Klangbalken unter dem Fernseher auch ist, mit ihrer limitierten Basisbreite können Soundbars einfach keine wirklich überzeugende Stereobühne erschaffen. Ein Pärchen M20 strategisch günstig links und rechts neben dem Bildschirm platziert erzeugt hingegen ein wesentlich glaubwürdigeres klangliches Abbild des Geschehens auf der Mattscheibe: weniger Kistenklang, mehr Bühnenfeeling.
Ein anerkennendes Kopfnicken verdienen die M20 auch für ihre Tiefton-Performance. Sie wirken viel erwachsener und vollständiger, als ihr Gehäusevolumen und ihre Treiberbestückung vermuten lässt. Allerdings mit der Einschränkung, dass ihre Pegelreserven begrenzt sind. Und Bassfetischisten werden um einen zusätzlichen Subwoofer nicht herum kommen. Mit extrem bassintensiver Musik und höheren Pegeln kommen die M20 schnell an ihre Grenzen. Ein praktisches Beispiel: Das Stück „Chameleon“ von Trentemøller (Album „The Last Resort“) sorgt bei höheren Pegeln über die M20 für deutliche Strömungsgeräusche aus den Bassreflexöffnung. Dennoch ist es erstaunlich wie vollmundig und sauber die M20 im Tieftonbereich sind, wenn man es mit der Lautstärke nicht übertreibt.
Fazit – Günstiger Einstieg in große Klangwelten
Q Acoustics ist es gelungen, die fantastisch günstigen und musikalischen Passivlautsprecher 3020i zu einem ernstzunehmenden Aktivsystem auszubauen. Und das für einen erfreulich geringen Aufpreis.
Kritikpunkte gibt es so gut wie keine. Mancher hätte sich vielleicht einen HDMI-ARC-Anschluss gewünscht, aber über Toslink, mit optionalem Subwoofer und dank Abschaltautomatik sind die M20 auch so eine hervorragende Aufwertung für den Fernsehton. Bleibt nur zu hoffen, dass die im Text beschriebenen USB-Probleme des Vorserienmusters rasch ausgeräumt werden.
Aus klanglicher Sicht würde ich die M20 jeder Soundbar vorziehen. Doch nicht nur für TV und Musik im Wohnzimmer sind sie eine gute und günstige Wahl. Auch im Nahfeld für Musik und Gaming am Desktop macht das Aktivpärchen eine ausgezeichnete Figur. Hier wie dort ist eine Aufstellung auf passende Stand- bzw. Tischfüße aber dringend angeraten.
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Erstaunlich vollwertiger, audiophiler Klang |
| vergleichsweise geringer Verkabelungsaufwand |
| praxisgerechte Anschlüsse, ordentliche Fernbedienung |
| ausgezeichnetes Klang/Preis-Verhältnis |
Vertrieb:
IDC Klaassen oHG
Am Brambusch 22
44536 Lünen
www.qacoustics.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Q Acoustics M20: 499 Euro
Technische Daten
Q Acoustics M20 | |
---|---|
Konzept: | 2-Wege Aktiv-System |
Besonderheiten | Bluetooth |
Gewicht: | 5,5 Kilo (Master) und 5,1 Kilo (Slave) |
Farben: | Schwarz Dekor |
Leistung: | 2 x 65 Watt |
Abmessungen (H x B x T): | 27,9 x 17,0 x 29,6 cm |
Alle technischen Daten |
Mehr von Q Acoustics:
Test Q Acoustics Q Active 200: Streaming Lautsprecher mal anders
Q Acoustics C300: Kompaktbox mit perfekter Entkopplung
Test Kompaktboxen Q Acoustics 3010i und 3020i
Test Q Acoustics C 500 – beste Standbox unter 5.000 Euro