Die westfälische Möbelschreinerei Roterring hat schon seit Jahrzehnten Erfahrung im HiFi – immerhin entstanden hier die immer bestens verarbeiteten Lautsprecher von ASW. Doch mit dem Ende von ASW schwenkten die Westfalen um – auf klug durchdachte HiFi-Möbel “made in Germany” und direkt ab Werk. Das ist clever und das Programm mittlerweile ausgesprochen vielseitig: von standardisierten Racks bis hin zu Möbeln nach Maß – hier findet jeder die passende Umgebung für sein Equipment. Das in meinen Augen schönste Modell heißt Roterring Belmaro 23 – ein Lowboard, das in der richtigen Farb- und Fächerkombination ein Traum ist. Natürlich ist es schwer, ein solches HiFi-Möbel einem klassischen Test zu unterziehen. Aber wir haben es versucht…
Der Aufbau des Belmaro 23
Vor die Freude hat der liebe Gott nur allzu oft den Schweiß gesetzt. Jedenfalls, wenn man wie wir bei LowBeats alles per Hand in den ersten Stock bringen muss. Im Falle des soliden Roterring Belmaro 23 waren es nicht weniger als 80 Kilo, die die Spedition unten anlieferte und die wir anschließend hochschleppen mussten. Schon da wurde die Solidität deutlich: die Böden sind massiv, die Stahlrohre mit Quartzsand gefüllt.
Das Roterring Belmaro 23 ist ein halboffenes System. Das heißt: Im unteren Teil des Testmodells (man kann frei variieren) verbergen je eine Klappe und eine Schublade alles Dahinterliegende. Das ist ganz hübsch, weil man ja nicht alles immer sehen will. Und gerade in viel benutzten Hörräumen gibt es ja immer jede Menge Tonabnehmer und anderes Zubehör zu verstauen. Hier schafft das Belmaro 23 Ordnung. Zur Entkopplung hat Roterring Standard-M8-Gewinde gesetzt. Roterring hat sogar Spikes im Programm, ich plädiere in solchen Fällen eher für stabile Rollen. Über die Gummiräder findet eine wirkliche Entkopplung statt und wenn man wie wir das gute Stück an der Rückwand stehen hat und auch gern mal die Verkabelung ändert, sind Rollen die erste Wahl.
Doch selbst, wenn man im unteren Bereich große Elektronik verbergen möchte, ist für die nötige Abluft gesorgt. Das Roterring Belmaro 23 ist mit seinen großen U-förmigen Aussparungen in der Rückwand nach hinten fast offen (Roterring nennt das “passive Belüftung”). Und an den Fronten von Schublade und Klappe findet sich inwandig ein kleiner, von vorn unsichtbarer Schlitz, der wie ein Kamin wirkt – da hat jemand mitgedacht. Wir haben den Betrieb mit einem Vollverstärker vom Schlage Yamaha A-S1100 ausprobiert. Das funktioniert vorzüglich und ganz ohne Wärmestau. Dennoch muss ich natürlich davon abraten, hier Class-A- oder gar Röhren-Endstufen unterbringen zu wollen; die brauchen nach oben immer mehr als 30 Zentimeter.
Die großen Öffnungen hinten haben einen weiteren Vorteil: Jede Art von Kabel findet hier ihren Zugang. Und mit der Bautiefe von 55 cm reicht das Belmaro 23 für fast alle Komponenten; selbst den wuchtigen McIntosh MA 7900 AC brachten wir hier unter.
Die Böden selbst bestehen aus 25 mm starkem und lackiertem MDF. Die Verarbeitung geschieht bei Roterring komplett in Handarbeit; man spürt die Solidität schon beim Anfassen und beim Zusammenbau; da passt alles millimetergenau. Und es vermittelt den Eindruck, man könne dieses Lowboard dutzende Male auseinander- und wieder zusammenbauen: Es hätte immer noch die gleiche Passqualität. Die Slideshow mit Bildern aus der Roterring Schreinerei vermittelt einen Eindruck von westfälischer Genauigkeit.
Das Roterring Belmaro 23 ist ein flexibles Lowboard. Man kann nicht nur alle möglichen Farbvarianten im Roterring Konfigurator auswählen, sondern auch die Höhe des Oberdecks. Das ist praktisch.
Mit 70 Kilo gibt Roterring die Belastbarkeit der Böden an; das wäre eine Menge. Aber so schwer machen wir es unserem Testmuster auch nicht. Auf der oberen Platte haben wir verschiedene Analoglaufwerke aufgebaut, um einer ebenfalls wichtigen Fragestellung nachzugehen: Haben diese HiFi-Möbel einen eigenen Klang und wenn ja, wie klingt dieses? Die erste Frage ist eine rhetorische. Natürlich haben Möbel einen eigenen Klang und jeder HiFi-Fan ist gut beraten, sich mit diesem oder dem Thema Unterstellbasen oder -Füßen einmal ernsthaft auseinanderzusetzen.
Der Hörvergleich
Unser Testaufbau war etwas rudimentär, aber aussagekräftig. Ebenfalls im Hörraum haben wir ein Tabula Rasa Deepspace 45. Auf ihm stehen die Komponenten, die wir aktuell testen, beziehungsweise vergleichen. Als Dritten im Bunde haben wir ein billiges IKEA Kallax Regal (2 x 2) mit ähnlicher Höhe aufgestellt. Alle drei standen im direkten Schallfeld der Lautsprecher, wurden also maximal angeregt. Gehört haben wir verschiedene Plattenspieler (Elac Miracord 90 und 70), aber fast noch aussagekräftiger war der Durchgang mit dem CD-Player Exposure 2010 S2D.
Das IKEA war in allen Durchgängen klar heraushörbar, weil der Klang mit ihm – kein Wunder bei dem Aufbau – etwas pappig und müde klang. Mit dem Rotering Belmaro 23 war die Welt wieder absolut in Ordnung. Hier stimmt der Antritt, Dynamik und Kolorationen in der Stimme waren weder bei den Miracords noch beim Exposure herauszuhören. Auf dem Tabula Rasa klang der Exposure minimal dunkler, stabiler und einen Hauch souveräner. Aber das Deepspace 45 ist mit etwas über 5.700 Euro ja auch fast dreimal so teuer… Wenn man das Tabula Rasa auf 100 Punkte setzen würde, käme das Bemaro 23 auf 85 und das IKEA auf 30. Aber auch das muss man sich klarmachen: Die Größenordnungen, in denen sich diese Klangunterschiede abspielen, sind weit geringer als die Unterschiede zwischen Lautsprechern oder Plattenspielern.
Fazit
Über drei Monate hatten wir ausreichend Zeit, das Belmaro 23 intensiv zu nutzen. Es gab sich auch an den kniffligen Bereichen wie den Scharnieren oder der Lade keine Blöße und erweckt den Eindruck, als würde es auch in 10 Jahren immer noch solide-präzise funktionieren. Natürlich ist ein solches Möbel immer Geschmackssache. Objektiv kann ich sagen, dass mir die solide Verarbeitung/Lackierung und der schlüssige Aufbau gut gefallen. Das Redaktions-Team war nach dem Test allerdings so angetan, dass es nun für sehr lange Zeit ein Zuhause im LowBeats Hörraum gefunden hat.
Das schönste Kompliment aber kam von Kollege Jürgen Schröder. “Das passt so gut in den Hörraum, als hätte es von Anfang an dort gestanden.”
Bewertungen:
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Neutraler, präziser Klang |
| Beste Verarbeitung |
| Kluge Detaillösungen |
| – |
Vertrieb:
Roterring Möbelmanufaktur GmbH
Alstätter Brook 41
48683 Ahaus
www.roterring.eu
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Roterring Belmaro 23 mit Klappe und Schublade: 2.100 Euro
Im Beitrag erwähnt:
Test Vollverstärker Yamaha A-S1100
Test Vollverstärker McIntosh MA 7900 AC
Test Exposure 2010 S2D: Der Puristen-Verstärker
Test Plattenspieler Elac Miracord 90
Test Plattenspieler Elac Miracord 70: Masse-Laufwerk für 1.200 Euro