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Super-Edel verarbeiteter Wohnzimmer-Projektor SIM2 Crystal4 Superhybrid mit Kristallglas-Gehäuse, Laser, 3.600 Lumen, 4K, adaptives HDR (Foto: R. Vogt)
Super-edel verarbeiteter Wohnzimmer-Projektor SIM2 Crystal4 Superhybrid mit Kristallglas-Gehäuse, Laser, 3.600 Lumen, 4K, adaptives HDR. Preis: 16.900 Euro (Foto: R. Vogt)

Test SIM2 Crystal4 Superhybrid: ein Kristallpalast als Wohnzimmer-Projektor

Es gibt sie noch, die guten europäischen Marken, auch im Video-Segment. SIM2 aus der Nähe von Triest ist ein Hersteller, der in Italien entwickelt und produziert. Vor etwas über fünf Jahren hatte ich das letzte Mal einen SIM2 Projektor im Test, was allerdings an Vertriebsschwierigkeiten lag. Aber seit der Vertrieb für Deutschland neu geregelt ist, bekommen die schick designten und technisch cleveren italienischen Projektoren wieder richtig Schwung – den wir aufnehmen wollen. Zum Auftakt den SIM2 Crystal4 Superhybrid zum Test. Ein Sahnestück.

SIM2 Crystal4 Superhybrid, kurz "Sh", in schwarz (Foto: R. Vogt)
SIM2 Crystal4 Superhybrid, kurz „Sh“, in schwarz (Foto: R. Vogt)

Die Besonderheiten des SIM2 Crystal4 Superhybrid

Der Crystal4 Superhybrid ist tatsächlich auch optisch ein Schmuckstück im wahrsten Sinne des Wortes: italienische Designkunst, die wirklich nicht zum Verstecken in einer dunklen Kinohöhle gedacht ist. Front, Rück- und Oberseite glänzen mit echtem, geschliffenem Kristallglas und das Ganze schwebt auf Acrylfüßen. Selbst die Anschlüsse sind durch eine Heckklappe aus Kristallglas versteckt.

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Der dezente SIM2 Crystal4 Sh von vorne (Foto: R. Vogt)
Der dezente SIM2 Crystal4 Sh von vorne (Foto: R. Vogt)
Der SIM2 Crystal4 Sh "schwebt" auf transparenten Acryl-Füßen (Foto: R. Vogt)
Der SIM2 Crystal4 Sh „schwebt“ auf transparenten Acryl-Füßen (Foto: R. Vogt)
Bei geschlossener Rückwand lassen sich die Kabel nach unten heraus führen (Foto: R. Vogt)
Bei geschlossener Rückwand lassen sich die Kabel nach unten heraus führen (Foto: R. Vogt)
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Die Rippen an den Seiten entpuppen sich bei Berührung als Kunststoff, was aber optisch nicht auffällt. Hinter der Abdeckung sind die Anschlüsse zurückversetzt und es verbleibt ein Schlitz nach unten (oder oben, wenn man den Beamer unter die Decke hängt), um alle Kabel unauffällig zu entlassen. Wichtig dabei: Die Kabel sollten nicht allzu steif sein oder zu riesige Stecker haben. Ansonsten ist alles herrlich massiv: So führen und halten feste Möbelscharniere die schwere Glas-Rückseite in welche ein Infrarot-Empfänger integriert ist.

Das kontrastreiche Ganz-Glas-Zoomobjektiv des SIM2 Crystal4 Sh (Foto: R. Vogt)
Das kontrastreiche Ganz-Glas-Zoomobjektiv des SIM2 Crystal4 Sh (Foto: R. Vogt)

Der massive Stahlkegel, der das Zoomobjektiv hält, soll durch einen kurzen, schwarzen Tunnel störendes Streulicht fernhalten. Das sieht wirklich sehr edel aus, hat aber beim manuellen Scharfstellen den Nachteil, dass man das Bild, das man fokussieren möchte, teilweise mit der Hand verdeckt. Der Grund: Es muss je nach Zoom-Einstellung recht tief in den Tunnel gegriffen werden, um den Fokusring drehen zu können.

Der Vorgang selbst vollzieht sich butterweich, wie bei einer edlen Kamera. Weniger fummelig, dafür etwas simpel gemacht, ist der Zoom Hebel, der unterhalb des Objektivs im Gehäuseboden versenkt die Bildgröße regelt. Der 1,6-fach Zoom lässt Spielraum, aber weniger Flexibilität als man das von LCD-Kollegen kennt. Dafür gibt es im LCD-Lager keinen einzigen mit einem derart edlen Design.

Für einmalige Justage gedacht: Lensshift per Inbuss-Schraube (Foto: R. Vogt)
Für die einmalige Justage gedacht: Lensshift per Inbus-Schraube (Foto: R. Vogt)

Im Gehäusedeckel wiederum findet sich eine versenkte Inbusschraube, die den Lensshift verstellt. Einen entsprechenden Schlüssel legt SIM2 mit bei – genau wie die Handschuhe, um das fein glänzende Gehäuse ohne Fingerabdrücke positionieren oder aufhängen zu können. Mit den genannten Verstellmöglichkeiten lässt sich der Projektor 1.4 bis 2.24-mal so weit entfernt von der Leinwand aufstellen wie diese (16:9-Format) breit ist. Bis zu 15 Prozent der Bildhöhe lässt sich die vertikale Position des Projektors mittels Lensshift-Schraube variieren, sodass er etwas oberhalb der Leinwand hängen oder unterhalb auf einem Tisch stehend platziert sein kann.

SIM2 Crystal4 Sh (Foto: SIM2)
SIM2 Crystal4 Sh in weißer Gehäuseausführung (Foto: SIM2)

Für die Montage unter der Decke spricht auch, dass der SIM2 Crystal4 Sh ganz in Weiß lieferbar ist, was  ihn perfekt  für eine Installation unter einer typisch deutschen Wohnzimmerdecke prädestiniert.

Die inneren Werte: SIM2-typisch versieht hier ein rein digitales DLP-Herz seinen Dienst. Ein 0,66-Zoll DMD Spiegelchip arbeitet – wie heute bei UHD-Auflösung üblich – gemeinsam mit einer E-Shift-Mimik, um daraus alle 3840 x 2160 Pixel zusammenzusetzen. Bei Full-HD gelingt das sogar mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde, bei 4K mit 60. Damit der satte DLP-typische In-Bild-Kontrast so auch auf der Leinwand ankommt werden die Bilder mittels einer reinen Glasoptik knackscharf projiziert.

Laserlicht Spektrum mit blauem Laser plus Phosphor für Rot und Grün (Messung: LowBeats)
Laserlicht Spektrum mit blauem Laser plus Phosphor für Rot und Grün (Messung: LowBeats)

Als Lichtquelle dient der namensgebende Superhybrid-Laser, kurz Sh. Dieser verrichtet seinen Dienst per Flüssigkeitskühlung. Der Laser schießt mit reinem Blau (453nm) direkt auf die Leinwand und regt parallel einen gelben Phosphor zum Leuchten an, dessen Licht in die weiteren Grundfarben Rot und Grün zerlegt wird. Wie Kenner schon aus dem Spektrum lesen können, herrscht hier wenig Separation zwischen den hellen Grundfarben. Dementsprechend entlarvt der Spektrograf das Ziel der Ingenieure, die Darstellung eher auf Helligkeit als auf maximalen Farbraum zu trimmen. Und das ist gut so, denn im Wohnzimmer – der natürlichen Umgebung für dieses Designerstück – ist stets mit einer gewissen Menge an Streu- und Umgebungslicht zu rechnen und dagegen kommt man nur mit noch mehr Licht an. Bis 3.600 Lumen stößt der „Kristalllüster“ aus und ist damit bedeutend heller als die meisten Mitbewerber.

Wie auch die Wohnzimmer-Projektoren anderer Hersteller, insbesondere die der sogenannten Laser-TVs (sprich extra-helle Ultrakurzdistanz-Projektoren), sind die Beamer von SIM2 schon während der Entwicklung und bei der Werkskalibrierung auf maximale Helligkeit getrimmt. Mit Standard-Messmethoden unter perfekt schwarzen Laborbedingungen sind die Messergebnisse daher weder normgerecht noch wirklich vergleichbar. Daher spare ich mir hier Details, kann aber sagen, dass der Crystal4 es stets etwas in der Farbsättigung übertreibt und mittlere Tonwerte pusht, was eben mit einer gewissen Menge weißen Umgebungslichts in Summe ein sattes und verblüffend plastisches Bild ergibt.

Praxis und Handhabung

Massive Scharniere halten die gläserne Rückwand. Dahinter ist genügend Platz für Stecker und Kabel die unauffällig unter dem Projektor heraus geführt werden können (Foto: R. Vogt)
Massive Scharniere halten die gläserne Rückwand. Dahinter ist genügend Platz für Stecker und Kabel die unauffällig unter dem Projektor herausgeführt werden können (Foto: R. Vogt)

Wie schon erwähnt, lässt sich die massive Kristallglas-Rückseite hochklappen bzw. nach unten schwenken, falls er aufgehängt ist. Darunter finden sich an den Seiten die Menütasten und – tief versenkt – die Anschlüsse. Hier finden sich ein HDMI 2.0-Eingang mit MHL, ein HDMI-Zugang nach 1.4-Spezifikation, sowie ein VGA-Port. Pfiffig: Auch an einen USB-Stromanschluss, um etwa einen Glasfaser-HDMI-Empfänger versorgen zu können, wurde gedacht. Die zweite USB-Buchse dient Firmware-Updates. Selbstverständlich sind auch die üblichen Buchsen für 12V-Trigger, LAN und RS-232 an Ort und Stelle.

Gut im Dunkeln zu handhabende Fernbedienung (Foto: R. Vogt)
Die Fernbedienung: Angenehme Haptik und gut im Dunkeln zu handhaben (Foto: R. Vogt)

Die Fernbedienung ist vergleichsweise groß und besitzt eine intensiv blau beleuchtete Tastatur mit übersichtlichen und haptisch auch gut erfühlbaren Tasten. Mit der klaren Anordnung der Tasten in Mustern lässt sich der Handgeber auch flott ohne hinzusehen bedienen. Praktisch: Drei Funktionstasten lassen sich zudem individuell belegen.

Zu den weiteren interessanten Features und Modi gehört – neben einer dreistufen Zwischenbild-Berechnung für glattere Bewegung bei Filmwiedergabe – ein Game-Modus mit gesteigerter Helligkeit und gleichzeitig verkürzter Latenz für die Zocker. Der Laser lässt sich in sehr feinen Stufen steuern und zur Kontraststeigerung auch adaptiv anpassen. Es gibt je zwei Modi für HDR und HLG: einen qualitativ optimierten und einen „Bright“ Modus für die maximal helle Darstellung bei Restlicht. Dabei haben die Italiener statt der verbreiteten statischen Einstellung mit manuellen Reglern für HDR (oder den technisch anspruchsvollen Automatiken wie bei JVCs Frame Adapt HDR) eine ganze Batterie an fertigen und jeweils optimierten Tonemapping-Kurven abgelegt, die der Projektor über die Metadaten des Films selbstständig wählt. Dabei richtet sich der Crystal4 nach dem Wert der Maximalhelligkeit des für das Mastering verwendeten Referenzmonitors. Dieser Wert ist immer Bestandteil der Metadaten des HDR-Videos. Das funktionierte im Test wirklich hervorragend. Und wer es manuell mag, kann auch vier Kurven manuell auswählen.

Fazit SIM2 Crystal4 Superhybrid: der schönste Kristallleuchter fürs Kino

Vielleicht liegt es an der Nähe zu Venedigs Glasmanufakturen in Murano, die nicht weit von SIM2 Multimedia in Pordenone liegen: Einen Projektor aus Kristallglas zu fertigen, käme den technisch-orientierten Japanern wohl nicht in den Sinn. Ein Gespür für Ästhetik haben sie halt, die Italiener. und so lässt sich der SIM2 Crystal4 Superhybrid nur schwer mit dem Kunststoff-Einerlei der Mitbewerber vergleichen.

Gleichwohl haben die Ingenieure einen sehr praktikablen Wohnzimmer-Projektor gebaut. Das Glas-Objektiv wird zwar von Hand eingestellt, liefert aber knackigen Kontrast bis in die Ecken. Zudem bietet er mit 1,6-fachem Zoom und ±15 Prozent vertikalem Lensshift eine gewisse Flexibilität in der Positionierung und reichlich Kontrast bei gutem Schwarz.

Am oberen Ende haut der „Superhybrid“-Laser ein mächtiges Pfund Licht raus – mit in der Praxis bis über 3.000 Lumen. Das ist optimal bei für Wohnzimmer mit Restlicht optimierten Voreinstellungen, aber auch für HDR/HLG. Der SIM2 bietet genügend Reserven selbst für größere Bildformate und dunkle Umgebungslicht-schluckende Leinwandtücher. Kurz: Das ist der Projektor für das Wohnzimmer-Kino mit Stil!

SIM2 Crystal4 Superhybrid
2022/04
Test-Ergebnis: 4,5
überragend
Bewertungen
Bild
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Elegantes Design, echtes Kristallglas
Scharfes, restlichtoptimiertes Bild
Adaptives HDR, 2 Grundeinstellungen
Fokussierung etwas fummelig

Vertrieb:
SCREEN PROFESSIONAL GMBH
Zweibrückenstr. 39
91301 Forchheim
www.screenprofessional.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
SIM2 Crystal4 SH schwarz: 16.900 Euro
SIM2 Crystal4 SH weiß: 16.900 Euro

Im Test erwähnt und auch interessant:

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Test JVC DLA-NP5: 4K/120Hz HDR-Projektor mit Lampe
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Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.