Auf den Norddeutschen HiFi Tagen 2019 machte Heco Vertriebsleiter Mario Lode ein interessantes, aber auch gewagtes Experiment. Er ließ das neue Flaggschiff der passiven Celan Linie, die Heco Celan Revolution 9, in einem der kleinen Zimmer spielen – also in einem Raum mit vielleicht 15 Quadratmetern. Nun kann man natürlich auch in kleineren Räumlichkeiten anspruchsvoll Musik hören. Aber wohl kaum jemand käme auf die Idee, hier ein solch stattliches Lautsprecher-Monument wie die Revolution 9 aufzubauen. Und schon gar nicht, wenn dieser Lautsprecher-Turm mit der Gewalt zweier 20 Zentimetern Bässe ausgestattet ist. Das geht bei so wenig Platz fast immer in die Hose: viel zu viel Bass, viel zu viel Dröhn.
Aber in diesem Fall kam es anders. Bei meinem Resümee über die Messe musste ich bilanzieren, dass ich bei Heco fast am längsten gesessen und gehört hatte. Denn im Gegensatz zu meinen Erwartungen spielte die Heco Celan Revolution 9 gar nicht übel. Im Gegenteil: eigentlich überraschend gut. Was ist das für ein Lautsprecher, der trotz der viel zu bescheidenen Platzverhältnisse so souverän und präzise klingt? Antwort: Endlich mal einer, der nicht auf Teufel-komm-raus auf einen satten und tiefen Bass hin abgestimmt wurde.
Die Revolution 9 setzt damit die Abstimmungslinie fort, die man bei Heco schon länger (Beispiel: Direkt Einklang, Direkt Zweiklang, Direkt Dreiklang) erkennen kann: ein Live-haftiges, impulsfreudiges Klangbild, bei dem hoher Wirkungsgrad und saubere Impulse wichtiger ist als möglichst tiefe Bässe. In einer Zeit, in der viele andere Entwicklungsabteilungen auf fette Bässe abzielen, ist dies ein Weg, der mir persönlich sehr viel lieber und der zudem sehr viel näher an der Wahrheit ist.
Der Aufbau der Heco Celan Revolution 9
Das Flaggschiff der neuen Celan Linie ist in der von Magnat/Heco bekannten, sich nach hinten verjüngenden Schiffsrumpf-Form aufgebaut. Auch Finish und Verarbeitung sind auf gewohnt hohem Niveau. Außergewöhnlich an der R9 allerdings ist der schräge Kopfteil, der nicht nur das Abstellen von Blumen oder Ähnlichem verhindert, sondern im Mitteltongehäuse gar keine parallelen Wände entstehen lässt. Stehende Wellen, die sich zwischen zwei gegenüberliegenden (geraden) Wänden aufschaukeln und so Dröhneffekte erzeugen können, werden so weitestgehend vermieden.
Das sauber lackierte (Hochglanz Schwarz oder Seidenweiß matt) oder furnierte (Espresso) Gehäuse ist durchgehend aus 19 mm starken MDF-Platte aufgebaut, aber an den schwingungsgefährdeten Stellen durch zusätzliche Streben versteift. Das führt – zusammen mit den kräftigen Treibern – zu einem Gesamtgewicht von 38,4 Kilo.
Weil das Gehäuse so hoch und so schwer ist, braucht es einen sicheren Stand. Den bekommt es durch das Anschrauben der beiliegenden, sehr stabilen Aluminiumteile. Sie vergrößern die Standfläche um den Faktor 1,5 und erlauben den Einsatz klassischer Spikes oder von Spikes mit Gummipuffer.
Die Revolution 9 ist eine 3-Wege Bassreflexbox mit Doppelbass-Bestückung. Bei den Treibern orientiert man sich bei Heco häufig nicht an den Materialien, die derzeit en vogue sind, sondern eher daran, womit früher die legendären Konstruktionen ausgestattet waren. Also weder Aluminium, noch Kunststoff, noch Keramik: Die Membranen der Celan- Mittel- und Tieftöner sind aus sogenanntem Kraftpapier. Das ist ein außerordentlich reißfester Stoff, aus dem beispielsweise Saba in den 1950er Jahren seine legendären Greencone Breitband-Lautsprecher gebaut hat. Heco hat vor vielen Jahren in einem sehr langen Prozess versucht, das Wissen der alten Meister zu rekonstruieren und die Erkenntnisse (ergänzt durch monatelange Klippel-Versuchsreihen) in die modernen Heco Modelle einfließen lassen.
Es ist einfach von großem Vorteil, wenn man – wie die Entwicklungsabteilung von Heco/Magnat – die Treiber selber entwirft und die Materialien und Parameter vorgeben kann. Dann entstehen so außergewöhnliche Treiber wie die Tief- und Mitteltöner der Celan Revolution 9 Serie, die hohe Effizienz, hohe Breitbandigkeit und hohe Linearität vereint. Eine seltene Kombination.
Beim 20 cm Tieftöner der Heco Celan Revolution 9 kommen eine vergleichsweise leichte Membran aus Kraftpapier mit einer eher kleinen, daher sehr leichten 32 mm Schwingspule und einem sehr kräftigen Magneten zusammen. Geringes Gewicht und ein starker Antrieb sind die Grundlage für hohen Wirkungsgrad. Der Mitteltöner ist aus ähnlichem Holz geschnitzt: Auch hier kommt eine vergleichsweise leichte Membran aus Kraftpapier mit einer kleinen (25 mm), ebenfalls sehr leichten Schwingspule und einem sehr kräftigen Magneten zusammen.
Aber selbst beim Hochtöner der Celan ist nichts von der Stange. Die Kalotte aus mehreren Lagen Kunststoff (Polyfiber) ist selbst nicht sehr groß, wird aber von einer vergleichsweise breiten Sicke gehalten, die – weil sie mit zum schwingenden System gehört – einfach mitgemessen wird. Heco spricht hier also von einer 30 mm Kalotte. Auch diese Kalotte ist hoch effizient und läuft locker bis über 30 KHz.
Das Besondere des Hochtöners ist die wellenförmige Gestaltung der Frontplatte, im Heco Jargon: “Fluktus-Geometrie” genannt. Sie soll für eine homogenere Abstrahlung sorgen und tut das wohl auch – siehe Simulationen:
Der Anschluss erfolgt bei der Heco Celan Revolution 9 über ein stabiles Anschlussfeld mit Bi-Wiring-Möglichkeit. Hier lässt sich auch der Hochtonpegel linear um 2 Dezibel anheben.
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