Auf den Norddeutschen HiFi-Tagen 2018 gab es eine Begebenheit, die sich in sehr ähnlicher Weise knapp drei Monate später auf der HIGH END 2018 wiederholte. Jürgen Reichmann, der Chef von Reichmann Audio, hatte mit gewohnt feinem Näschen die neue Triangle Esprit Australe EZ mit dem Vollverstärker, dem CD-Player und dem DA-Wandler aus der Musical Fidelity M6-Serie (allesamt aus seinem Vertriebs-Portfolio) kombiniert – und nicht wenige Besucher beider Messen waren der festen Meinung, dies sei mit der beste Sound der Show gewesen, obwohl diese Kette mit ihren knapp 10.000 Euro Gesamtpreis teilweise nur ein Bruchteil so teuer war wie andere der vorgeführten Ketten.
Ich war auf beiden Messen und teile diesen Eindruck. Aber woran lag der überzeugende Auftritt? An der wirklich professionellen Vorführung? An der guten Vorbereitung von Reichmann Audio auf die räumlichen Gegebenheiten der Messen? An einer zufällig geglückten Kombination? Oder an diesem neuen Triangle Lautsprecher? Schwer zu sagen und so bestellte ich einfach die ganze Kette in den LowBeats Hörraum.
Natürlich drückt ein Lautsprecher dem Klang einer ganzen Kette noch am ehesten seinen Stempel auf – zumal, wenn es sich um so charakterstarke Typen wie eine Triangle handelt. Die Franzosen haben sich von jeher dem perfekten Impuls und einer hohen Dynamik verschrieben. Ein Live-Konzert soll über eine Triangle immer wie ein Live-Konzert klingen. „Eher authentisches PA als ausgewogenes HiFi“, so würde ich die Tugenden der Franzosen übersetzen.
Die Triangle Esprit Australe EZ ist eine 3-Wege-Box und hat zur Umsetzung dieser Primärtugenden drei Tieftöner im 16,5 cm Format, einen hart aufgehängten Mitteltöner von gleichem Durchmesser sowie das für Triangle so typische Hochtonhorn – quasi als markanter Hinweis auf ihre besonderen Dynamik- und Pegelfähigkeiten.
Womit wir gleich schon bei einer Besonderheit der Triangle Esprit Australe EZ wären: Das Flaggschiff der Esprit-Linie hat nämlich – wie auch die größeren Modelle der weit teureren Magellan-Serie – ein zweites Hochtonhorn auf der Rückseite. Dynamic Pulse System (DPS ) nennt Triangle diese Doppelbestückung.
Das klingt kompliziert, ist es aber nicht. DPS ist einfach nur eine Reaktion auf den Umstand, dass Hochtöner im Allgemeinen und Hochtonhörner im Besonderen ihren Schall zu hohen Frequenzen hin stark gerichtet abstrahlen und somit wenig Höchsttonenergie außerhalb der Achse im Raum verteilen – was man schnell als etwas dumpf empfindet.
Das Horn auf der Rückseite wird nach Aussage von Triangle erst ab 8.000 Hertz angekoppelt (man hört es trotzdem recht deutlich) und egalisiert diese Einschränkung, bringt aber gleich eine weitere mit sich: Man darf die Triangle Esprit Australe EZ nicht direkt vor die Rückwand stellen, sonst bringt der zweite Hochtöner ja nichts…
Der Hochtöner selbst ist ein alter Bekannter; er sorgt schon seit Jahren in der gesamten Esprit Serie für dynamische Höhen. Neu hingegen sollen die Tief- und die Mitteltöner der Australe EZ sein – wenngleich auch die sehr bekannt aussehen…
Die Tieftöner sind antriebsstarke Subwoofer mit einer steifen Papiermembran, welche mit Karbonfiberelementen verstärkt ist. Weil die Triangle Esprit Australe EZ möglichst schlank bleiben sollte, vertrauen die Entwickler auf drei dieser Siebenzöller:
Gleich drei der kräftigen Tieftöner bringen zwar ausreichend viel Membranfläche, haben aber technisch nicht nur Vorteile: Weil die drei Bässe (jeder von ihnen hat einen Nominal-Impedanz von 8 Ohm) parallel geschaltet sind, rutscht die Impedanz der Australe EZ im leistungsrelevanten Bassbereich auf unter 3 Ohm – siehe Messungen unten.
Der 16,5 cm große Mitteltöner transportiert vom Aufbau her noch mehr die Triangle Ideale von hoher Dynamik und hohem Pegel: seine weißliche Papiermembran ist sehr leicht, die Sicke ist mehrfach gefaltet und eher hart. Das sind Kennzeichen, die man aus dem Beschallungsbereich kennt. Sein Übertragungsbereich ist dagegen bestes HiFi: Er läuft weitestgehend linear und resonanzfrei von 300 – 4.000 Hertz.
Erstaunlich ist das Gehäuse der Triangle Esprit Australe EZ, beziehungsweise dessen Finish. Die Oberfläche ist so makellos, dass ich mich über Tage bemüht habe, ordentliche Bilder hinzubekommen: Ging nicht. Selbst in der Dunkelkammer spiegelte die perfekt glatte Oberfläche jeden noch so geringen Lichteinfall. Es war zum Verrücktwerden…
Und noch so eine Ging-nicht-Perfektion: Normalerweise baue ich die Lautsprecher auseinander, um einen Eindruck von der Innen-Qualität zu bekommen. Aber Triangle schob diesem Treiben einen Riegel vor: Weil von vorn keine Schrauben zu sehen und zugänglich waren und die Spaltmaße der Zierringe um die Treiber und die Einfräsungen so exakt gearbeitet sind, kam ich einfach nicht heran. Schade. Aber: Respekt!
Einen Zugang zur Triangle Esprit Australe EZ fand ich dann aber doch. Das solide Terminal auf der Rückseite ist verschraubt und erlaubte mir so einen Einblick. Und auch was man hier sehen kann, ist mehr als erfreulich:
Das Gehäuse ist durchgehend aus 19 mm starkem MDF aufgebaut und mit etlichen Querverstrebungen intelligent versteift. Intelligent auch deshalb, weil die Verstrebungen die schweren Magnete der Tief- und Mitteltönern abstützen. So wird der Druck auf die Schraubbefestigungen an der Schallwand reduziert. Die Innenverkabelung weist einen soliden Querschnitt von 2,5 mm auf und ist gegen Mikrofonie mit einem festen Gummischlauch ummantelt.
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