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Test Triangle Esprit Australe EZ – Standbox mit 2 x Hochtonhorn

Und noch so ein Punkt, mit dem mich die Triangle Esprit Australe EZ bereits kurz nach dem Auspacken begeisterte: Die Sockelplatte, die für sicheren Stand unter die elegante Säule geschraubt wird, ist mit einer breiten Gummischicht vom Korpus entkoppelt.

Triangle Esprit Australe EZ Bodenplatte
Für einen besseren Stand bekommt die Australe EZ eine Bodenplatte untergeschraubt. Dann hat der Kunde die Wahl: Spikes oder Gummi-Füße (Foto: H. Biermann)

Da der Nutzer die Wahl zwischen Spikes und Gummi-Pucks als Füßchen hat, kann man – dann mit den Gummi-Füßchen – die Australe EZ effizient vom Boden entkoppeln – was auch meine Empfehlung für fast alle Böden wäre.

Das Terminal selbst erlaubt einen Bi-Wiring Anschluss. Für alle, die keine Lust auf so viele Kabel im Raum haben, legt Triangle ein Pärchen sehr solide wirkender Kabelbrücken bei.

Triangle Esprit Australe EZ Anschluss
De Anschlüsse der Australe EZ sind erfreulich praktisch und stabil und lassen sich gut festziehen (Foto: H. Biermann)

Ein- und Aufstellung

Punkt Eins ist schon erwähnt: eher Gummi-Pucks als Spikes. Das bringt mehr „Ruhe“ in den Klang. Die Spikes klingen härter, aber irgendwie auch nervöser. Punkt Zwei: die Aufstellung. Wegen des rückwärtigen Hochtöners gibt es da einiges auszuprobieren.

Im LowBeats Hörraum haben wir die dank variabler Rückwände die Möglichkeit, verschieden Raum-Situationen zu simulieren: reflektierende Rückwand (entspricht einer glatten Wand oder Glasfläche) oder absorbierende Rückwand (entspricht einer Wand mit Vorhang oder einem tiefen Regal mit vielen Büchern et cetera).

Die Triangle Esprit Australe EZ im LowBeats Hörraum mit der Musical Fidelity Kette M6si und M6scd DAC. Hinter den Lautsprechern sieht man die unterschiedlich gestalteten Rückwände: rechts glatt reflektierend und links mit weißem Absorber (Foto: H. Biermann)

Der beste Klang stellte sich bei uns ein, wenn die Triangle Esprit Australe EZ auf den Hörplatz eingewinkelt war und der Abstand zur – reflektierenden – Rückwand bei etwa 70 cm lag. Nicht nur, dass dann der Bass am knackigsten kam: die Hochtonwiedergabe hatte so am meisten „Luft“ und die größte Leichtigkeit. Es klang schlicht am schönsten.

Und natürlich hängt der Klang auch immer am angeschlossenen Verstärker. Wie üblich bei LowBeats standen mehrere, preisliche passende Amps zur Auswahl. Darunter waren der Musical Fidelity M5si, Atoll IN 300, Exposure 3010 S2D und natürlich der Musical Fidelity M6si, auf den wir das größte Augenmerk legten. Und das zu Recht. Was M6si und Australe EZ zusammen an Musikalität und authentischer Wiedergabe hinbekommen, ist überragend und klanglich weit besser als das, was alle anderen angeschlossenen Verstärker boten: so eine Selbstverständlichkeit, Natürlichkeit und Eleganz…

Hier liegt es wirklich an einer selten gut gelungenen Kombination. Selbst mit einem McIntosh MA 7900 AC, immerhin ein Bolide der 10.000 Euro-Klasse, klang die Australe EZ nicht wirklich besser; er hatte nur die höhere Leistung und die größere Stabilität auf der Habenseite.

Triangle Esprit Australe EZ Impedanz
Der Impedanzverlauf der Triangle Esprit Australe EZ verheißt nicht nur Gutes. Zweimal unterschreitet die Kurve die 4-Ohm-Linie deutlich: bei 100 Hz und bei 10.000 Hz. Vor allem die Senke von knapp 3 Ohm bei 100 Hz macht nicht jede Endstufe klaglos mit (Messung: J. Schröder)

Allerdings ist „Stabilität der Endstufe“ bei der Triangle Esprit Australe EZ durchaus ein wichtiges Kriterium. Durch die Parallelschaltungen im Bass- und im Hochtonbereich fällt ihre Impedanzkurve zweimal unter die 3 Ohm-Marke. Hinzu kommen ausgeprägte Phasenverschiebungen auf bis zu 45°.

Für die meisten Endstufen am Markt sind das Hürden, die nicht jede mit Leichtigkeit nimmt. Bei hohen Pegeln schreitet dann – wie öfters geschehen – die Sicherung ein. Die Australe EZ ist eine Standbox mit vergleichsweise hohem Wirkungsgrad. Doch wegen der beschriebenen elektrischen Ansprüche muss ich hier von kleineren Verstärkern der Unter-1.000-Euro-Klasse ernsthaft abraten. Die würden ihr auch nicht gerecht.

Die Triangle Esprit Australe EZ im Hörtest

Zuerst musst die Triangle natürlich die üblichen Durchläufe an unserer Standard-Referenzkette (Vorstufe Questyle CMA 800P und Endstufe Nubert nuPower A) passieren. Aber die Kombination aus feinauflösender Vorstufe und bärenstarker, aber manchmal etwas grobkörniger Endstufe war hier nicht das Richtige: der Funke wollte nicht so recht überspringen.

Der Charakter der Triangle Esprit Australe EZ zeigte sich dennoch sofort. Es ist diese impulsive und schlackenlose Art, die den Zuhörer sofort in den Bann zieht. Das Hochtonhorn ist kein Auflösungswunder, aber es macht seine Sache ausgezeichnet und die ihm eigene Dynamik ist für eine authentische Wiedergabe sicherlich genauso wichtig wie das letzte Quäntchen Feinzeichnung.

Im Bassbereich ist sie nicht mehr ganz so kernig und präzise-nüchtern abgestimmt wie viele andere Triangles vor ihr. Das neue Entwickler-Team schafft bei ihr eine schöne Mixtur aus satter Schwärze und sauberem Punch.

Fast alle auf Impuls gezüchteten Lautsprecher klingen ein bisschen mittig. Davon ist auch die Australe EZ nicht vollkommen frei. Aber sie schafft die Balance zwischen ausgewogenem Ton und präzisem Impuls besser als die meisten ihrer Triangle Schwestermodelle. Die audiophilen Singer-Songwriter-Aufnahmen des Stockfisch Labels von Günther Pauler (hier das „Four White Horses“ von David Munyon) klingen auch über die Australe EZ genauso, wie sie aufgenommen wurden: die Stimme warm, angenehm und die Gitarrensaiten fein-seidig. Und vor allem: der Klang löst sich vollkommen von den Gehäusen.

Die Australe EZ modelliert die Stimmen und Instrumente glaubhaft groß und mit großer Plastizität in die Tiefe des Raums; hier kommt ihr womöglich der Rück-Hochtöner zugute, der über die indirekte Abstrahlung natürlich auch die räumliche Abbildung nach hinten unauffällig, aber doch spürbar erweitert. Eine so habhafte 3D-Abbildung ist keineswegs allen Lautsprechern dieser Preisklasse gegeben…

Cover Art Bläck Föös Acapella
Die Kölner Mundart-Band Bläck Fööss Acapella und Live: Sehr unterhaltsam und klanglich anspruchsvoll (Foto: Amazon)

Dennoch wurde es Zeit für einen Verstärkerwechsel und der heimliche Favorit, der Musical Fidelity M6si, übernahm die Zügel.  Und schon nach einer kurzen Zeit des Hörens passierte etwas Eigenwilliges. Das Klangbild passte auf einmal perfekt.

Die bei den ersten Hörtest-Durchgängen von eingeladenen Mithörern noch monierte leichte Betonung der Mitten – sie war mit dem M6si kaum noch wahrnehmbar. Gerade die Mitten hatten auf einmal jene Feinheit, Natürlichkeit und Impulsivität. die eine mitreißend authentische Wiedergabe ausmacht.

Der Grönemeyer-Klassiker „Männer“, sehr eigen interpretiert von der Kölner Mundartgruppe Bläck Fööss, fordert die Anlage vor allem deshalb, weil das Publikum bei dieser Live-Aufnahme so präsent ist und der ganze, recht hallige Konzertsaal mit eingebunden ist. Mit der Triangle und dem M6si lebte diese Aufnahme durch die vielen Mikrodetails: Ein Kiekser hier, ein Lachen dort… Die Impulsivität der Trinagle Esprit Australe EZ macht aus solchen vielschichten Einspielungen ein Gänsehaut-Erlebnis.

Mit dem M6si gelang es tatsächlich, den musikalischen Zauber, den diese Kombination auf den Norddeutschen HiFi Tagen wie auf der HIGH END 2018 entfachte, auch im Hörraum wieder aufleben zu lassen. Das Klangbild hatte eine wunderbare Selbstverständlichkeit und Authenzität.

Viele herkömmliche HiFi-Lautsprecher klingen im Vergleich zur Triangle Esprit Australe EZ – sagen wir einmal so hart – bisweilen etwas langweilig. Eine hart geschlagene Snare-Drum klingt mit ihr einfach echt – PARZ! Die Felle schwingen hörbar und sehr präzise nach. So wie auf James Blood Ulmers Dynamik-Hammer „Crying“, das unweigerlich dazu auffordert, den Lautstärkeregler möglichst weit nach ganz rechts zu drehen, um die Snare- und die Bassdrum-Schläge möglichst in Live-haftiger Lautstärke unmittelbar in die Magengrube befördert zu bekommen. So viel anders kann es bei der Aufnahme im Bayerischen Hof gar nicht geklungen haben…

Ascendo D7 Active – Hörtest Musik
Eine großartige Live-Aufnahme aus einem relativ kleinen Konzertraum: James Blood Ulmer Live At Bayerischer Hof München

Ein ganz kleiner Schatten aber liegt auch über dieser eigentlich so glücklichen Kombination: Denn selbst der stattliche M6si ist nicht stabil genug, um bei sehr hohen Pegeln satte Bässe habhaft zu prudzieren. Bei James Blood Ulmers „Crying“, das unweigerlich dazu auffordert, den Lautstärkeregler möglichst weit nach ganz rechts zu drehen, musste die Sicherung einspringen.

Wer dieses Stück in voller Dynamik und mit dem Pegel hören möchte, zu dem die Australe letztendlich fähig ist, muss dann womöglich zur Vor-/Endstufenkombination der größeren 8er Serie greifen – die dann allerdings mit 10.000 Euro zu Buche schlägt. Nicht, dass es die Triangle nicht wert wäre. Aber dann verfliegt der Reiz des Noch-Bezahlbaren…

Meine Lieblingsbox um 4.000 Euro ist derzeit die Magnat Signature 1109. Diese locker doppelt so große, extrem universelle Standbox ist ebenfalls klanglich etwas auf PA getrimmt und hat in so gut wie allen quantitativen Kriterien die Nase vorn: Die Magnat spielt breitbandiger (höhere obere Grenzfrequenz), steigt weiter in den Basskeller und ist in Bezug auf Maximalpegel noch ein Stück souveräner. Aber die innere Spannung der Musik, die Feindynamik der Aufnahmen, die transportiert die Triangle besser und kann gute Aufnahmen so zu einem noch größeren Erlebnis machen.

Eine Adelung der besonderen Art erfuhr die Triangle Esprit Australe EZ bei dem Besuch von drei Yamaha Sound-Ingenieuren im April 2018. Schon ein Jahr zuvor hatten die Japaner festgestellt, dass es bei uns ziemlich gut klingt und so nutzen sie ab und an die Gelegenheit, neue Entwicklungen bei uns anzuhören. Im April ging es um eine neue Vor-/Endstufenkombination, mit der sie bestimmt zehn unterschiedliche Lautsprecherpaare im Preis von 1.000 – 40.000 Euro anhörten.

Als es dann darum ging, die Yamaha-Komponenten mit anderer Elektronik zu vergleichen, entschieden die drei sich für die Australe EZ: „Bestah Spiekah“, war die Antwort auf meine Frage, warum gerade diese. Die Japaner zogen die ungemein feindynamische und authentische Spielweise der Triangle Esprit Australe EZ den noch breitbandigeren und vielleicht noch ausgewogeneren Boxen jenseits der 10.000 Euro vor.

Fazit

Die jüngste Triangle ist den Franzosen exemplarisch gut gelungen. Selbst aus der nächstgrößeren Signature-Serie kenne ich kein Modell, das mir optisch und klanglich so gut gefällt. Die Triangle Esprit Australe EZ braucht etwas Sorgfalt bei der Aufstellung und den richtigen (heißt: kräftigen, elektrisch stabilen und klanglich exzellenten) Verstärker an ihrer Seite, doch dann spielt sie weit, weit besser, als der Paarpreis von 3.800 Euro vermuten ließe…

Triangle Esprit Australe EZ
2018/06
Test-Ergebnis: 4,4
sehr gut
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Natürlicher, Live-haftiger Klangcharakter
Exzellente Verarbeitung
Hoher Maximalpegel
Impedanz- und Phasenverhalten nicht ganz einfach

Vertrieb:
Reichmann AudioSysteme
Graneggstraße 4
78078 Niedereschach
www.reichmann-audiosysteme.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Triangle Esprit Australe EZ: 3.800 Euro

Die Mit- und Gegenspieler:

Test Magnat Signature 1109 – Standbox mit HiRes-Lizenz
Test Musical Fidelity M5si: der Alleskönner Verstärker
Test Vollverstärker Musical Fidelity M6si
Test Musical Fidelity M6scd
Vorstufe Questyle CMA 800P
Endstufe Nubert nuPower A
Test Atoll IN 300: DAC-Amp mit Kraft und Feindynamik
Test Exposure 3010 S2D: Hohe Dynamik & Agilität
Test McIntosh MA 7900 AC – Power & Passion

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.