Die Welt wird immer kleiner. Kürzlich nahm ein mir bis dato unbekannter Lautsprecherhersteller mit mir Kontakt auf und mailte mir einen Link zum Tronsmart Mega mit der Frage, ob wir Interesse an einem Test hätten. Der Link führte zu Amazon, wo sich der China-Kracher mit 4,5 Sternen, verliehen von vielen Käufern, schmückt. Man heißt ja nicht Trump, warum also dem Asia-Import keine Chance geben?
Kurz danach hielt ich den Bluetooth-Lautsprecher in den Händen. Die Verpackung wirkte hochwertig, das Gerät, abgesehen vom etwas dick aufgepinselten No-Name-Logo – es füllt mehr als 50 % der knapp 20 cm breiten Front – ebenfalls.
Nach dem selten schnellen und problemlosen Koppeln– selbst mit dem iPhone, das nicht die Nahfeld-Kommunikation NFC unterstützt – stand der Tronsmart Mega mit permanent beleuchtetem Tastenfeld auf der Oberseite zur Wiedergabe bereit.
Offensichtlich haben die Konstrukteure großes Vertrauen in die beiden je 3300 mAh großen Akkus, die bis zu 15 Stunden im Dauerbetrieb halten sollen, was unserer Erfahrung mit dem Tronsmart Mega nach viel näher an der Realität ist als die Durchschnittsverbräuche bei Autos.
Zum Nachladen liegt ein USB-Ladekabel für den Micro-USB-Anschluss bei. Ein weiteres Kabel dient dem Anschluss von analogen Quellen an die 3,5-cm-Klinkenbuchse.
Mit MircoSD-Kartenleser
Mehr Zubehör gibt es nicht, was bei dem Preis aber völlig okay ist, sehr wohl aber mehr Features. Und das ist sehr ungewöhnlich. Auf der Rückseite findet sich tatsächlich ein MicroSD-Kartenslot, mit dem sich auch solche Speichermedien zur Musik-Wiedergabe nutzen lassen.
Auch sonst hinterließ der rund 650 Gramm schwere Tronsmart Mega einen tadellosen Eindruck. Die auf Wisch-Gesten reagierenden Touch-Tasten für Lautstärke sind mit der Lautstärkeregelung des Smartphones über Bluetooth synchronisiert. Durch die permanente Beleuchtung lassen sich auch die Tasten zur Steuerung der Wiedergabe auf Anhieb finden.
Amazon bietet mit dem Tronsmart Mega also ab 46 Euro einen in jeder Hichsicht vielversprechenden Bluetooth-Lautsprecher, dessen beide mit jeweils satten 20 Watt angetriebene 5,3-cm-Breitband-Treibern von der Höhe fast das gesamte Gehäuse ausfüllen. Dem Bass hilft noch je ein zentral angeordneter, ovaler Passiv-Radiator hinten und vorne auf die Sprünge.
Hörtest: Tronsmart Mega ist wirklich mega
Das Zusammenspiel klappte wirklich grandios. Die Klarheit und Neutralität in den für Stimmwiedergabe entscheidenden Mitten verblüffte mich regelrecht. Das kann man bei No-Names lange suchen. Ebenso die spritzigen, aber nicht übertriebenen, fein aufgelösten Höhen. Nach unten rundete ein sehr trockener, vergleichsweise tiefreichender Bass das äußerst ausgewogene Klangbild ab.
Wer sich noch die Mühe macht, noch etwas mit der Aufstellung zu experimentieren, bekommt einen dynamischen und sauberen Sound mit ordentlichen Pegelreserven. Vor allem konnte ich ganz schön laut aufdrehen, ohne damit zu bewirken, dass der DSP den Bass zu sehr zum Schutz der Treiber begrenzte.
Lange Zeit hörte ich einige Live-Songs von Peter Gabriel, die ich mal auf LP besaß beziehungsweise immer noch besitze, aber gestern erst von iTunes aufs iPhone geladen habe. Das komplexe, feinmaschige Material mit großen Dynamiksprüngen ist nicht unbedingt die angestammte Kost für diese Kategorie von Bluetooth-Lautsprechern.
Doch die Songs von “Biko” mit seinen mächtigen, sehr trockenen Drums über “San Jacinto” kamen sehr packend und nuanciert aus dem Tronsmart Mega. Ich hörte selbst beim Schreiben weiter und hatte viel Spaß dabei. Ich konnte sogar erstaunlich viel vom Publikum und der Konzertatmosphäre erhaschen. Dabei ist Publikum, insbesondere Applaus schon bei richtigen HiFi-Boxen ein nicht zu unterschätzender Prüfstein.
Bis auf eine minimale, zum Hellen neigende Verfärbung der zugegebenermaßen fragilen Stimme des Ex-Genesis-Leadsängers Peter Gabriel gab es dabei nicht das Geringste auszusetzen. Ich hörte sogar die noch anspruchsvolleren Orchesterversionen vieler Gabriel Songs weiter. Für einen Lautsprecher, den man ab 45 Euro bekommt, ist das schon ein echter Hammer (ich geize gewöhnlich mit solchen Superlativen).
Das hätte ich mir noch ewig anhören können, doch ich wollte einmal das andere Extrem auskosten, denn ich höre auch gerne Rap und Hip Hop. Bei “God’s Plan” von Drake gefällt mir die sehr gute Dynamik mit spritzigen Hochtonimpulsen bei den Clap-Sounds, während der Tronsmart Mega zeigt, dass er auch im Oberbass gut zulangen kann, wenn es fette elektronische Beats verlangen. Die Stimme von Drake kam sehr fein artikuliert heraus, wirkte einen Hauch nasal verfärbt, aber wirklich nur einen Hauch.
Bei “Spotlight Feat. Lizzy Hale” von Machine Gun Kelly ging es noch etwas tiefer in den Keller, was der Tronsmart Mega souverän meistertete, auch wenn er hier noch etwas fetter aufspielen dürfte. Dafür war die Stimme sehr lebendig und packend.
Wem das nicht genug ist, der kann zwei Tronsmart Mega ganz einfach zusammenschalten, um echten kabellosen Stereo Sound aus zwei Kanälen zu erzeugen. Dabei spielt die eigentlich zur Eingangswahl benutzte Mode-Taste eine Doppelrolle, welche sich wegen der nur in Englisch gehaltenen Bedienunsganleitung ausschließlich dem Fremdsprachenkundigen erschließt.
Apropos Sprache: Wer lippensynchronen Filmton von seinem Handy über den Tronsmart Mega wiedergeben will, sollte Kabel statt Bluetooth verwenden, denn wireless ist es nicht weit her mit der Synchronisation von Bild und Ton.
Fazit Tronsmart Mega
In seiner Klasse ist der Tronsmart Mega wirklich der Mega-Star, denn der eckige schwarze Brikett spielte auf Augenhöhe mit dem ausgezeichneten JBL Flip 4, der offiziell 140 Euro kostet. Der Tronsmart Mega bietet wirklich einen Mega-Sound, ist sehr praxisgerecht gestaltet und mit MicroSD-Slot auch prima ausgestattet. Einzige kleine Mankos sind die vergleichsweise hohe Latenzzeit, die den Ton aus dem Bluetooth-Lautsprecher spürbar gegen das Bild auf dem Smartphone verschiebt.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Sehr ausgewogene Abstimmung, kann verblüffend laut und lebendig spielen |
| Straffer, tiefreichender Bass |
| Sehr gute Verarbeitung und Ausstattung fürs Geld |
| MicroSD-Kartenleser an Bord |
Vertrieb:
Amazon Europe Core S.à r.l.
5 Rue Plaetis
L-2338 Luxemburg
Deutschland
www.amazon.de
Seite des Herstellers:
tronsmart.com
Preis (bei Amazon):
Tronsmart Mega: 46 Euro
Ähnliche Themen:
Test: Wasserfeste Bluetooth-Box JBL Charge 2+
Test Cambridge YoYo (M): BT-Speaker für Audiophile
Test Bluetooth Box Canton musicbox XS: Ultrakompakt und mobil
Test Bluetooth Box Bose SoundLink Mini II: Der BT-Klassiker
Test Bluetooth-Box KEF Muo: Edel und teuer
Im Beitrag erwähnt:
Test Anker SoundCore 2: Was taugt der 50-Euro-Geheimtipp?
Test Bluetooth-Box JBL Flip 4: Was kann der Bluetooth-Bestseller?