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KEF Muo
Der KEF Muo ist der Edle unter den Bluetooth-Speakern. Er lehnt sich vom Stil an die legendäre Superbox KEF Muon an (Foto: S. Schickedanz)

Test Bluetooth-Speaker KEF Muo: edel und teuer

Muon Walk: Vor fast 10 Jahren machte die KEF Muon großes Aufsehen in der internationalen HiFi-Welt. Der rund 100.000 Euro teure Superlautsprecher baut auf einem taillierten Aluminium-Gehäuse auf. Aus Alu besteht auch der kleine Bruder KEF Muo, der gerade das Licht der HiFi-Welt erblickte. Er stammt auch aus der Feder von Ross Lovegrove, dem Designer der taillierten Superbox. Doch die Taille der Miniatur ist nur durch das Lochmuster im Gitter angedeutet. Außerdem ist das Gehäuse nicht poliert. Dafür gibt es den Bluetooth-Lautsprecher in fünf bunten Farben.

Schon durch sein edles Vollmetall-Gehäuse mit dem dreieckigen Querschnitt nimmt der Muo unter den Bluetooth-Speakern eine Sonderstellung ein. Ein Übriges tut sein Preis: 350 Euro sind alles andere als ein Sonderangebot. Doch bereits Apple hat vorgemacht, dass es nicht darum geht, das billigste Angebot auf den Markt zu bringen. Und der Muo hat Apple-Flair – jenen unbeschreiblichen Haben-Will-Faktor.

Mit Uni-Q-Treibern zur perfekten Abstrahlung

Doch der gute Eindruck des Muo beruht nicht nur auf Äußerlichkeiten. Der Engländer folgt einer sehr ambitionierten Philosophie und geht entsprechend in vielen Punkten eigene Wege.

Er nutzt nicht nur eine besondere Variante der von den HiFi-Boxen der Briten bekannten Uni-Q-Chassis. Er wurde konsequent auf Mono ausgelegt! Beides folgt einem klaren Ziel: dem perfekten Abstrahlverhalten. Der erste Punkt erfordert eine mechanische Frequenzweiche durch eine zweiteilige Membran, deren äußerer Ring für den Tief-Mitteltonbereich durch eine zweite Sicke von der zentralen Hochtonsektion abgekoppelt wird. Das verhindert die Richtwirkung, die mit den üblichen Breitbändern im Hochfrequenzbereich entsteht. Unsere Messung bestätigt die Wirksamkeit der simplen, aber cleveren Methode. Der zweite Punkt soll Interferenzen vermeiden, die entstehen können, wenn man über zwei direkt nebeneinander angeordnete Stereo-Lautsprecher unterschiedliche Signale wiedergibt.

KEF Muo
Der Muo macht es auch im Stehen. Ein Lagesensor passt automatisch die Frequenzgangkorrektur an die Aufstellung an (Foto S. Schickedanz)

Angesichts der vernachlässigbaren Raumklangeffekte üblicher Bluetooth-Lautsprecher ist dieser Schritt nur konsequent. Wer trotzdem Stereo mag, der wird auf besondere Weise bedient: Zwei Mou lassen sich ganz ohne App-Aktivitäten paaren und in Stereo betreiben. Im Dual-Connect-Partymodus können auch zwei KEFs das gleiche Mono-Signal raumfüllend wiedergeben. Der Stereo-Modus macht die Luxus-Minis als Computer-Monitore interessant. Bei solcher Verwendung sticht ein weiterer Trumpf: Der Mou lässt sich alternativ auf der linken Seite stehend betreiben (ein kleiner Gummirand sorgt für sicheren Stand ohne Kratzergefahr). In diesem Fall passt ein Lagesensor den Frequenzgang automatisch an.

KEF Muo arbeitet mit Apt-X-Bluetooth und NFC für Top-Klang und Komfort

Den Rest des Reizes machen kleine Finessen aus wie die kleine Melodie, die beim Ein-/Ausschalten und nach erfolgreichem Pairing erklingt. Oder die narrensichere NFC-Kopplung für entsprechend ausgestattete Android-Smartphones; die Musik kommt dann sogar ohne die übliche Pairing-Arie in den Mou – via Bluetooth mit dem klanglich überzeugenden Apt-X-Codec. Oder eben über 3,5-mm-Klinke. WLAN wie beim Bose SoundTouch 10 gibt es nicht. Der Micro-USB-Port dient neben dem Aufspielen von Firmwareupdates dem Aufladen des Lautsprechers, der mit seinem integrierten Li-Ion-Akku und Abschaltautomatik bis zu 12 Stunden autark spielen kann.

KEF Muo
Fünf Farben stehen zur Auswahl. In jeder macht der KEF Muo mit seinem edlen Alugehäuse eine glänzende Figur (Foto: KEF)

Leider sparte sich KEF den Bluetooth-Rückkanal, der die Regelung der an unserem iPhone eingestellten Lautstärke über die Tasten am Mou ermöglicht – eine Standardübung, die beispielsweise mit dem JBL Charge 2+ in beide Richtungen funktioniert und im Alltag eine unnötige Komplikation darstellt. Auch der Klang dürfte nicht jedermanns Sache sein. Denn der Bass, den der Muo mit seinem mittig angeordneten Passiv-Radiator erzeugt, ist zwar vergleichsweise tief und sauber, aber keinesfalls spektakulär. Viele vorwiegend jüngere Nutzer dürften die audiophilen Idealen folgende, natürliche Abstimmung eher als müde empfinden. Erste Bewertungen (etwa in der AUDIO) deuten darauf hin. Und auch ich fand ihn je nach Stimmung und Musikart mitunter etwas müde, zumal der KEF nicht sonderlich laut spielen kann. Eine JBL-Box für den halben Preis macht locker 10 dB mehr, wirkt dabei zudem noch voluminöser.

Doch das ist nur die eine Seite des Mou, die dem Konzept nicht ganz gerecht wird. Schließlich lässt sich die Physik auch nicht mit Aktiv-Technik und DSP-Tricks überlisten. Ein Entwickler kann einen Lautsprecher entweder auf Tiefgang oder auf Maximalpegel auslegen. Das gilt besonders für kleine Boxen, wo man in jeder Hinsicht am Limit operiert. Der Höreindruck lässt sich durch Vergleich von Messungen untermauern. Das JBL Charge – für einen Straßenpreis von rund 140 Euro eine Wucht – betont den Oberbass und fällt darunter im Frequenzgang etwas steiler ab. Der KEF kommt tiefer runter, kann aber nicht so laut spielen.

KEF Mou – Frequenzgangsmessung
Der Frequenzgang (gemessen im Hörraum) des KEF Muo verläuft sehr ausgeglichen, kommt tiefer in den Basskeller und dringt auch weiter in die Höhen vor als Boxen vergleichbarer Größe. Allerdings spielt der Brite deutlich leise als viele Mitbewerber (Messung: S. Schickedanz)

Das mag für manche ein Nachteil sein, macht ihn aber zu einer besonderen Alternative für Klanggourmets, die selbst im Reich der Bluetooth-Boxen auf höchste Neutralität und Langzeittauglichkeit setzen. Am besten klingt der KEF Muo im Nahfeld, wo auch der Pegelnachteil kaum ins Gewicht fällt. Dann kann man sich daran ergötzen, dass man mit ihm viel, viel tiefer in die Musik hineinhören kann als mit den üblichen Bluetooth-Lautsprechern. Daran haben auch die filigranen Höhen ihren Anteil. Der Unterschied am oberen Ende des Hörbereichs lässt sich messen und hören. Die KEF-Lösung läuft mit ihren einzigartigen Uni-Q-Treibern nicht nur weiter hoch, sie löst auch besser auf – und zwar ohne jeglichen Anflug von Schärfe.

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Uni-Q-Treiber
Der Uni-Q-Treiber des KEF Muo folgt dem bewährten Koaxial-Prinzip der großen KEF-Lautsprecher. Allerdings gibt es im Gegensatz zum großen Vorbild Muon nur einen Antrieb, die Tief-/Mittelton-Sektion wird durch eine innerhalb der zweiteiligen Membran integrierten Sicke mechanisch abgekoppelt. Das ergibt eine perfekte Punktschallquelle mit gleichmäßigem Rundstrahlverhalten bis in die höchsten Töne (Foto: KEF)
5-cm-Uni-Q Chassis
Zwei 5-cm-Uni-Q-Chassis decken unterstützt von einem mittig angeordneten Passiv-Radiator für den Bass das ganze Frequenzspektrum ab (Foto: KEF)
nimm 2
Nimm zwei: Im Stereo-Modus können zwei der KEF Muo Bluetooth-Boxen auch zum Beispiel als Sound-System für den Computer genutzt werden. Eine Flexibilität, die KEFs Edel-Lösung von anderen unterscheidet (Foto: KEF)
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Je länger man hört – im Gegensatz zu raumfüllenden Lösungen wie dem JBL Charge 2+ sollte man den KEF Muo möglichst nahe am Hörplatz aufstellen – desto mehr zieht einen die Ehrlichkeit und Finesse des britischen Lautsprechers in ihren Bann. Nicht zu vergessen das Impulsverhalten, das grandiose Timing. Spätestens mit der Stereo-Lösung zieht Mou in Sachen Authentizität allen Mitbewerbern davon. Allerdings verdoppelt sich dann nicht nur der Spaß, auch der Preis wächst proportional in eine Höhe, in der es auch schon ausgewachsene Aktiv-Lösungen gibt. Die sind dann allerdings lange nicht so schick und vor allem nicht so mobil.

Fazit: KEF Muo – die Alternative für Gourmets

KEF schuf mit dem Muo nicht nur ein miniaturisiertes Abbild seiner legendären Muon, die Engländer schnürten ein einzigartiges Mobil-Paket für Leute, die auch beim Kauf eines iPhones nicht anfangen, die technischen Features gegen ein billiges Android-Angebot aufzurechnen. Wer die Ausgabe verschmerzen kann, bekommt die schickste, nachhaltigste und dabei flexibelste Bluetooth-Box auf diesem Planeten. Was sind dagegen schon 350 Euro? Während ich diese Zeilen schrieb, hörte ich mit einem 40 Zentimeter vor meiner Nase liegenden Muo meine Musik von Placebo und wippte dabei im Rhythmus des Songs vom Album „Meds“. Und ich muss sagen, Muo ist der perfekte Lückenfüller für Momente, in denen ich nicht auf der Couch meiner audiophilen Anlage lauschen kann.

KEF Muo
2016/01
Test-Ergebnis: 4,8
Sehr gut
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Extrem homogene Abstimmung mit tiefen, sauberem Bass, sehr klar und sauber
Solides, schickes Alugehäuse – in fünf Farben erhältlich
Stereo- und Party-Modus mit zwei der Bluetooth-Boxen im Verbund
Kann nicht besonders laut spielen

Vertrieb:
GP Acoustics GmbH
Kruppstraße 82 – 100
45145 Essen
www.kef.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
350 Euro
Übersicht zu Muo auf der KEF Homepage

KEF-Interview mit Roos Lovegrove zur Entstehung (Englisch):

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Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.