Luxman modernisiert seine klassische Vollverstärker-Flotte. Der erste Vorbote der technisch ambitionierten Z-Serie ist das mittlere Modell Luxman L-507Z. Aber was heißt hier schon “mittleres Modell”? Zum einen ist er mit einem Preis von 9.500 Euro ein ordentliches Stück nach vorn gerückt und zum anderen ist er im Moment – Vorsprung durch Technik – fraglos das beste Pferd im Stall.
Neue Serie? Da muss man bei einem Traditionalisten wie Luxman keine Sorge haben, dass nun revolutionäre Dinge geschähen. Weder beim Aufbau noch beim Design. Verarbeitet ist auch der L-507Z wie ein Tresor (Gewicht: 25,4 Kilo) und – Luxman-typisch – gespickt mit klickenden Relais. Und natürlich kommt auch seine massive Frontplatte nicht ohne die charakteristischen VU-Meter aus. Allerdings haben sich die Designer bei diesem neuen Verstärker von den Accuphase-Kollegen ein kleines, sehr nettes Detail abgeschaut: eine zweistellige Pegelanzeige zwischen den beiden Anzeige-Instrumenten. Das ist nicht nur aussagekräftig, sondern setzt so eine Art i-Punkt auf seinen Auftritt.
Das Besondere am Luxman L-507Z
So stellt man sich allerfeinstes Japan-High-End vor: Wir sehen einen blitzsauberen Dopppel-Mono-Aufbau, der sich aus einem stattlichen Trafo speist. Die Lautstärke (und die Balance) wird über die schon bekannte LECUA-Schaltung mit 88 Pegelstufen umgesetzt. Im Grunde würde man das so oder so ähnlich auch bei seinem Vorgänger L-507 uX II finden. Tatsächlich kann ich am L-507Z gar nicht die Flut an technischeren Neuerungen finden, die ich anfangs erwartet hatte. Aber ich möchte mal unterstellen, dass Luxman keine neue Verstärker-Generation auf Kiel legt, die nicht fundamental Besseres in sich trägt…
Neu indes sind die Endstufenmodule – beziehungsweise haben die Luxman-Ingenieure sie aus der Top-Endstufe M-10X entliehen. Kürzere Signalwege, neue Hochleistungs-FETs für die Spannungsverstärkungsstufe sowie eine nochmals feinjustierte Gegenkopplung namens Luxman Integrated Feedback Engine System (LIVES) werden hier im Katalog gefeiert. Jedenfalls will man im Vergleich zum Vorgänger die Verzerrungen um fast die Hälfte reduziert haben. Das ist natürlich schwer nachzuprüfen.
Ausgestattet ist der neue Lux mit allem, was bei einem analogen Vollverstärker Sinn macht: einem hochwertigen Phonozweig (MM/MC umschaltbar), zwei symmetrischen (XLR) sowie fünf asymmetrischen (Cinch-) Eingängen. Bei Letzteren haben sich die Japaner etwas Nettes einfallen lassen. Line 1 steuert einen Eingang mit Cinchbuchsen aus einer speziellen, besonders “audiophilen” Kupferlegierung an. Bei diesem Eingang liegen die Buchsen auch etwas weiter auseinander – für all jene die mit echten dicken Angeberkabeln arbeiten. Ich habe versucht, Unterschiede zu den Eingängen 2 – 5 herauszuhören, tat mich aber recht schwer. Ist halt was fürs gute Gefühl…
Hörtest
Auf der HIGH END 2022 bezirzte uns ja die Kombination aus Luxman L-507Z und des nagelneuen Remakes der legendären Mission 770 (sehr bald im Test). Und auch in unserem bescheidenen Hörraum harmonierten die beiden sehr schön, wenngleich wir nach vielen Tagen des Hörens doch lieber auf unsere Kompaktbox-Referenz, die Dynaudio Heritage Special umschwenkten. Sie lotete einzelne Unterschiede noch feiner aus und wusste auch die räumlichen Abstufungen nach hinten besser darzustellen.
Der große Vorzug des neuen Luxman ist seine ungemein offene und schnelle, gleichermaßen sonore Art, die Dinge darzustellen. Gemessen an seinem Class-A-Bruder L-550 AX II, der uns nicht vor langer Zeit ebenfalls im Hörraum verzauberte, spielt der neue 507Z sehr viel transparenter und zupackender. Bei einem vor mir häufig verwendeten Harfenstück (Friedemann Saitensprung “Eine kleine Zupfmusik) stellte der 550er das Instrument und die einzelnen Saiten zwar noch plastischer in den Raum. Doch beim 507Z flirrte alles viel mehr. Die Obertöne wurden besser hörbar, das Harfenspiel selbst wirkte agiler.
Der neue Luxman klang schon nach einem Tag einspielen so überragend gut, dass ich für die liebevoll zusammengestellten Vergleichs-Verstärker (Atoll In 400 SE, Audio Analogue Puccini Anniversary, Neukomm CPA155S) wenig Chancen sah. Erwartungsgemäß schlugen sich der souveräne Atoll sowie der feinsinnig-satte Audio Analogue zwar erstaunlich gut, waren aber in vielen Bereichen gegen den gut doppelt so teuren) Luxman stets zweiter Sieger. Der Atoll kann zwar von unten extrem schieben, hat aber weder dessen Abbildungsgenauigkeit und schon gar nicht diese atmende, luftige Mittelhochtonwiedergabe des Luxman. Der Audio Analogue Puccini spielte zwar oben raus ähnlich fein, ihm fehlt aber die Kraft und der Schub des Luxman. Obwohl beide absolute Vorzüge haben (und exzellente Verstärker ihrer Preisklasse sind) klang die Stimme von Hannes Wader auf seinem neuesten Werk Noch hier mit dem Luxman einfach prickelnder, echter.
Als gewohnt hartnäckiger Gegner entpuppte sich wieder einmal unser Allzeit-Favoritenkiller, der CPA155S von Neukomm. Der unscheinbare Schweizer Amp ist ja auch klanglich so natürlich-neutral, dass man damit herrliche Wortspiele zum Schweizer Wesen machte könnte. Das lasse ich aber lieber…
Stattdessen konstatiere ich beim Neukomm eine Präzision in den oberen Bässen und den unteren Mitten, die auch der Luxman nicht in dieser Güte beherrscht. Bei wilden Schlagzeug-Soli behält der Neukomm daher länger die Übersicht und auch Stimmen klingen diesen Hauch natürlicher mit ihm. Bei „Klaas der Storch” ließ uns der Neukomm dem Spiel der Tuba noch etwas genauer folgen.
Aber sprechen wir mal über Lust. Der L-507Z macht mehr Lust, der Musik zu lauschen. Er ist ein bisschen verspielter, barocker und holt den Zuhörer bei fast jeder Art von Musik mit seiner quirligen Art schneller ab – zumal sein durchaus kräftiger Bass von unten heraus herrlich schieben kann. Hätte ich die Wahl zwischen den beiden, sie fiele sicher auf den Japaner. Auch weil sein klassisches Äußeres meinen Vintage-Hang gekonnt anspricht.
Einer, der fast genauso aussieht, zudem ein paar Kilo schwerer und etliche Watt stärker ist, hört auf den Namen L-509X und ist bislang das Oberhaupt der Luxman AB-Vollverstärker-Familie. An ihm konnten wir ausloten, was die technischen Neuerungen am L-507Z gebracht haben. Unsere Erwartungen waren nicht sehr hoch – und wurden deshalb überraschend deutlich übertroffen. Der 509X spielt oben heraus etwas zurückhaltender und mit mehr Präzision und Kontrolle in den Bässen – man spürt die größere Kraft.
Dem 507Z haben die Ingenieure so ein kleine, sympathisches Bass-Bäuchlein anerzogen, was den Klang etwas satter und sonorer klingen lässt. Aber das ist nicht der eigentliche Unterschied. Der Neue klingt um einiges klarer und offener. Als ob ein Zeichner den nochmals feineren Bleistift verwendet hätte, zog der 507 die Konturen so genau, so fein, dass der große 509 dagegen ein Stückweit verblasste.
Wir reden hier immer noch von zwei exzellenten Verstärkern. Doch während man die Gesamtabstimmung (509X = etwa dezenter, 507Z = feiner und offener) durchaus in den Bereich von Geschmack verorten kann, so sind die Fähigkeiten des L-507Z in den entscheidenden (qualitativen) Bereichen “Auflösung”, “Konturenschärfe” und “Abbildungs-Plastizität” einfach besser und auch sofort hörbar ist. So geht wohl Fortschritt,
Fazit Luxman L-507Z
Von allen Luxman-Verstärkern, die ich in den letzten Jahren hören durfte (das waren einige und schließt den L-595 SE mit ein), ist der L-507Z sicherlich mit der klanglich überzeugendste. Ich schreibe diese Worte, obwohl ich mich erst kürzlich sehr in den L-550 AX II verliebt habe. Unzweifelhaft ist: Die schöneren Klangfarben malen fraglos die Class-A-Modelle. Genauso richtig ist: So offen und fein, wie der L-507Z klang in unserem Hörraum bislang noch kein Luxman-Amp.
Dass Luxman diesen Vollverstärker jetzt in die 10.000-Euro-Riege hievt, hat sicherlich mit der aktuellen Preisexplosion zu tun. Aber auch damit, dass dieser Verstärker in den qualitativen Bereichen noch einmal deutlich zugelegt hat. Und was man bei den Japanern ja immer addieren muss, sind die klassischen Luxman-Tugenden: superber Aufbau, klassische Ausstattung inklusive sehr guter Phonostufe und dieses wunderbares Design, das modifiziert aus den 80er Jahren übernommen wurde.
Betrachtet man die Vollverstärker anderen beiden „großen“ japanischen Marken, nämlich Accuphase und Yamaha, durfte man Luxman bislang als die klanglich verträgliche, eher sanfte Variante des gehobenen Japan-HiFi einordnen. Sollte der L-507Z nicht aus der Art fallen, dann weicht der Kuschelkurs nun einem wunderbar feinseidigen und trotzdem satt-kräftigen Klang. Deshalb ist dieser Verstärker in unseren Augen sein Geld absolut wert. Und er macht viel Lust auf die anderen Mitglieder der Familie, die da noch kommen sollen…
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Geschmeidig-feiner, sehr-transparenter Klang, hohe Spielfreude |
| Großes Ausstattungspaket, mit Phono MM/MC, Vorstufenausgang… |
| Exzellente Verarbeitung, Doppel-Mono-Aufbau, 2 symm. Eingänge |
| Im Vergleich zum Vorgänger deutlich teurer |
Vertrieb:
IAD GmbH
Johann-Georg-Halske-Strasse 11
41352 Korschenbroich
www.luxman-deutschland.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Luxman L-507Z: 9.500 Euro
Die technischen Daten
Luxman L-507Z | |
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Technisches Konzept: | Vollverstärker Transistor, AB-Technik |
Leistung: | 2 x 110 Watt an 8 Ohm, 2 x 210 Watt an 4 Ohm |
Eingänge: | 1 x Phono (MM/MC), 4 x asymm. (RCA), 2 x symm (XLR), Main-In (RCA) |
Ausgänge: | 1 x Pre-Out |
Besonderheit: | guter Kopfhörerverstärker mit 6,3- und 4,4 mm Ausgangsbuchse |
Abmessungen H x B x T: | 44,0 x 17,8 x 45,4 cm |
Gewicht: | 25,4 Kilo |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
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