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Erster Test: Vor-/Endstufen-Kombination Yamaha C-5000/M-5000

Dieses auch als „Parallel Equalizing“ bezeichnete Verfahren hat den Vorteil, dass das Audiosignal die Vorstufe direkt durchläuft und sich nicht wie bei klassischen Klangreglern durch ein komplexes Widerstands-Kondensator- (RC-) Netzwerk arbeiten muss. Das ist nicht nur theoretisch von Vorteil.

Yamaha klangregelung
Die von Bass- und Hochtonsteller beeinflussten Klangkorrekturanteile werden in Seitenpfaden erzeugt und anschließend dem Originalsignal hinzuaddiert (Grafik: Yamaha)

Tatsächlich liegt im Signalweg des C-5000 nur ein integrierter Baustein – ein bewährter und exklusiv für Yamaha hergestellter Chip von JRC, der NJU 72321. Dieser wird vom massiven Lautstärkeknopf angesteuert und regelt die endlos vielen Festwiderstände, die eine Lautstärke-Schrittgenauigkeit von 0,5 Dezibel zulassen.

In Bezug auf (Analog-) Anschlüsse ist die C-5000 reichlich bedacht: alles ist fein vergoldet oder als symmetrischer XLR-Eingang ausgelegt. Sogar eine höchst überzeugende Phonostage ist mit an Bord, die zumindest bei MC-Tonabnehmern eine gewisse Anpassung erlaubt: 10, 30, 100, 300 Ohm stehen zur Auswahl. Die Anpassungen sind praxisnah und auch deshalb erfreulich, weil sie so einfach einzustellen sind. Das erhöht den Spaß am Ausprobieren.

Ich hatte während der Testwochen mehrfach Gelegenheit, die eingebaute Phonostufe mit verschiedenen Tonabnehmern und gegen verschiedene externe Phonostufen zu hören. Und obwohl diese Vergleiche alle über die C-5000 laufen mussten, würde ich die Phonostufe klanglich als „typisch Yamaha“ charakterisieren: etwas heller als die meisten Phonostufen und mit einem durchaus festen und satten Bassfundament gesegnet. Es ist ihre hohe Energie, mit der sie punktet und viele externe Stufen unter 1.000 Euro auf die hinteren Plätze verweist.

Yamaha C-5000 Anschlüsse
Die Eingänge: der C-5000 (hier noch im Prototypen-Stadium) 6 x Cinch (PHONO, TUNER, CD, LINE 1, LINE 2 IN, EXT IN), 4 x XLR (PHONO, BAL 1, BAL 2, EXT IN), TRIGGER IN: 1 (Slave mode) (Foto: H. Biermann)

Die Endstufe Yamaha M-5000

Das Auffälligste an der M-5000 sind natürlich die großen VU-Meter auf der Front. Wir haben es hier mit Präzisionsinstrumenten „made in Japan“ zu tun. Die präzisen und filigranen Anzeiger kommen von dem Spezialisten YAMAKI und sitzen hinter 7 mm (!) starkem Glas. Auch dieses Detail unterstreicht den Qualitätsanspruch.

Yamaha M-5000 VU-Meter
Das Anzeige-Instrument der M-5000 ist in Bezug auf Helligkeit (dimmbar) und Funktion (Aus, VU oder Peak) über die Bedienelemente an der Front einstellbar (Foto: H. Biermann)

Wie die Vorstufe folgt auch die Endstufe der Yamaha C-5000/M-5000 Kombination dem Ideal der vollkommenden Symmetrie: physisch und elektrisch sind der linke und der echte Kanal komplett von einander isoliert. Die Wärme-entwickelnden Transistoren sitzen auf internen Kühlkörpern, die die Wärme über die Lüftungsschlitze im Deckel abgeben.

M-5000 symmetrischer Aufbau
Das Layout der M-5000 ist penibel in Links und Recht geteilt: Der einzige Punkt, an dem alles zusammenläuft, ist der riesige Ringkerntransformator. Der aber hat zwei Abgriffe – je einen pro Kanal (Foto: Yamaha)

Was sich wie ein roter Faden durch die Yamaha C-5000/M-5000 Kombination zieht, ist die exzellente Bauteilequalität. Der Trafo der M-5000 gilt als herausragend streuarm; somit hat er nur geringere Einflüsse auf die empfindlichen Audiokreise. Bei herkömmlichen Transformatoren ist der Draht durch Löten mit Kupferdraht verbunden, dadurch entstehen Übergangswiderstände. Beim Trafo der M-5000 kommt der Wicklungskupferdraht direkt aus dem Trafo – ohne Schnittstelle und ohne Übergangsverluste.

Yamaha Kondensatoren-Anschluss
Die Blockkondensatoren arbeiten mit Aluminiumfolie und haben direkte Schraubklemmen aus Messing. Das garantiert besten Kontakt und niedrige Übergangswiderstände (Foto: Yamaha)

Aufgebaut ist die Endstufe nach dem Floating-Prinzip. Diese Besonderheit hatte Kollege Jürgen Schröder schon beim Vollverstärker Yamaha A-S1100 beschrieben und eigentlich kann es keiner besser und genauer als er. Deshalb zitiere ich ihn hier der Einfachheit halber:

Der linke und rechte Leistungsverstärker enthalten je zwei parallelgeschaltete Single-Ended-Endstufen, gespeist aus jeweils eigenen, galvanisch getrennten Stromversorgungs-Kreisen. Angesteuert werden die linke und rechte Ausgangsstufe (die für einen möglichst schönen, weichen Klang mit MOS-Feldeffekttransistoren gleicher Polarität arbeiten)  jeweils von einer invertierenden und einer nichtinvertierenden Treiberstufe, die beide über eigene Gegenkopplungspfade verfügen.

Dadurch entsteht ein vollständig symmetrisch arbeitender Verstärker, dem durch seinen erdfrei „floatenden“ Betrieb Störströme auf der Bezugsmasse nichts anhaben können. Technik-affinen Glaskolben-Fans dürfte diese Konfiguration allerdings nicht ganz unbekannt sein: Sie hat sich in der Röhrenverstärker-Technik schon vor vielen Jahrzehnten als Parallel-Push-Pull-(PPP-)-Schaltung einen Namen gemacht – auf den damals hierfür notwendigen Ausgangsübertrager kann der Yamaha heute selbstverständlich verzichten.

Yamaha A-S1100 Floating circuit (Grafik: Yamaha)
Die Leistungsverstärker der Yamaha M-5000 arbeiten durch Parallelschaltung zweier Single-Ended-Ausgangsstufen vollkommen symmetrisch mit identischen Endtransistoren für jede Halbwelle. Durch den Einsatz zweier galvanisch getrennter Stromversorgungszweige pro Kanal können sie vollkommen erdfrei arbeiten (Grafik: Yamaha)

Das Konzept funktioniert einwandfrei und klingt bestechend – wie der Hörtest zeigen wird. Was mich an der M-5000 aber schon immer erstaunte, ist die gar nicht so hohe Leistungsausbeute: 2 x 100 Watt an 8 Ohm. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Auch die Mitbewerber von Accuphase (P-4500) und Naim (NAP 300 DR) bringen in dieser Preisklasse ja nicht mehr Leistung an die Boxen. Aber hausintern schafft das schon der große Vollverstärker A-S3000 für 4.800 Euro.

„Schon richtig, sagt Susumu Kumazawa, darauf angesprochen: „Aber schauen wir uns einmal das Verhalten beider Endstufen bei einer 4-Ohm-Last an. Da leistet der A-S3000 immerhin 2 x 170 Watt, die M-5000 aber 2 x 200 Watt. An 2 Ohm schafft der Vollverstärker zwar immer noch 2 x 300 Watt, die Endstufe aber 2 x 400 Watt. Das Netzteil der M-5000 ist also viel stabiler. Und auch die Qualität fast aller Bauteile ist höher. Man sollte das hören können…“

M-5000 Anschlüsse
Auf der Rückseite der M-5000 finden sich neben den Eingängen auch der Umschalter auf den Bridge-Modus (Foto: H. Biermann)

Kann man. Und für alle, die deutlich mehr Leistung brauchen als die M-5000 zu liefern im Stande ist, gibt es noch die Brücken-Schaltung: Als Monoblock bringt eine M-5000 immerhin 400 Watt an 8 Ohm. Das allerdings kostet dann – weil zwei Monoblöcke benötigt werden – auch gleich 14.000 statt 7.000 Euro.

Die Yamaha C-5000/M-5000 Kombination im Hörtest

Doch keine Sorge: Die Kraftentfaltung einer M-5000 ist selbst bei schwierigen Lautsprechern in der Regel mehr als ausreichend. Aus Boshaftigkeit hatte ich mir für diesen Hörtest die kompakte CE1 – Compact Evolution ausgeliehen. Diese 3-Wege Box mit Koax-Mittelhochtöner ist fraglos einer der besten, weil präzisesten Lautsprecher überhaupt. Aber sie ist auch geradezu absurd wirkungsgradschwach.

C-5000 im LowBeats Hörraum
Die Yamaha C-5000/M-5000 im LowBeats Hörraum, hier an der „Kompaktbox“ TAD CE1 – Compact Evolution (Foto: H. Biermann)

Und dennoch brillierte die M-5000 auch bei dieser Herausforderung. Es ist dieses Leichtfüßige, womit sich die M-5000 von vielen anderen Top-Endstufen absetzen kann. Alle Aufnahmen wirken mit ihr so offen, so fein und transparent. „Hurricane Come And Gone“, Monty Alexanders musikalisches und percussives Spektakel eines aufziehenden Sturms (Album: Caribbean Circle) ließ mich staunend und fast atemlos auf dem Sofa verharren.

Monty_Alexander_Caribbean_Circle
Fantastische Aufnahmen von Tonmeister David Chesky (Cover: Amazon)

Was da alles passierte, aus welcher Ecke da noch ein Geräusch gezaubert wurde und mit welcher Plastizität und Abbildungsschärfe alles in den Raum modelliert wurde…

In der Kombination von Yamaha M-5000 und der TAD blieb kein Detail verdeckt und ich kann mich nicht erinnern, diese Aufnahme so oft nach einander und mit so viel Freude durchgehört zu haben. Die Yamaha putzt alles fein heraus, legt es dem Hörer aufs Silbertablett und drückt, wenn gefordert, auch mächtig auf die Tube oder auch auf die Bass Drum. Mit viel Energie, aber auch immer mit viel Kontrolle spielte die Yamaha selbst unsere Dauer-Referenzen Nubert nuPower A und Cambridge Audio 851 W (2 x mono gebrückt) mit viel Verve an die Wand – obwohl beide sehr viel mehr Leistung in den Netzteilen haben. Wäre es nach mir gegangen, dann stünde diese traumhaft gut klingende und top verarbeitete Endstufe immer noch im LowBeats Hörraum. Aber Yamaha wollte sie zurück…

Die Vorstufe C-5000 hatte es schwerer, sich bei uns durchzusetzen. Sie ist diejenige, die der Yamaha C-5000/M-5000 Kombination den Yamaha-typischen Klangcharakter aufsetzt. Zum einen legt sie im Bass spürbar einen drauf. Die Aufnahmen bekommen dadurch ganz unten ordentlich Substanz. Zum anderen ist die C-5000, wie die meisten Yamaha Stereo-Komponenten, einen Hauch zu hell abgestimmt und setzt leichte Silberstreifen auf die Musik. Das ist keineswegs unangenehm und Fans der Marke werden es genau so wollen, weil damit alles irgendwie feiner klingt. Doch im Vergleich zu anderen Top-Vorstufen ist es nicht unbedingt richtiger…

Yamaha Akustik Team bei LowBeats
Das japanischen Entwicklerteam um Susumu Kumazawa (links) im LowBeats Hörraum. Im Hintergrund Michael Geise, das „deutsche Ohr“ von Yamaha Europe. Auf dem Programm stand der Vergleich Yamaha C-5000 (links auf dem Lowboard) gegen den goldenen Questyle CMA 800P gleich daneben (Foto: H. Biermann)

Unsere aktuelle Vorstufen-Referenz ist die Questyle CMA 800P (mit Keramik-Platine). Dieser Preamp im Midsize-Format ist kärglichst ausgestattet, hat nicht einmal eine Fernbedienung, klingt aber absolut unbestechlich und dabei auch noch zum Niederknien gut. Beim Vergleich vor einem Jahr (als das Foto entstand) war die Yamaha chancenlos, weil sie wegen ihrer Vorliebe für die oberen Mitten nicht nur die ausgewogene Balance, sondern auch das Gefühl für den Raum verlor.

Die finale Version der C-5000 ist um Welten besser. Keine Spur mehr von Härte in den Mitten; das hat Susumu Kumazawa perfekt ausgebügelt. Wie schon angedeutet, legt die Yamaha im Bass als auch im Hochton hörbar einen drauf, was das Klangbild recht groß erscheinen lässt. In den entscheidenden Mitten, die wir natürlich besonders argwöhnisch abhörten, bleibt die C-5000 angenehm zurückhaltend und ist dabei etwas weniger körperhaft als die Questyle.

Man könnte es so sagen: War die C-5000 noch vor wenigen Monaten ziemlich weit weg von den Über-alles-Qualitäten der CMA 800P, so hat sie in der Final-Version fast aufgeschlossen.  Noch immer ist die Questyle etwas neutraler und im Grundton (Stimmen) präziser.

C-5000/M-5000 im LowBeats Hörraum
Die Yamaha C-5000/M-5000 Kombination im LowBeats Hörraum. Die beiden machen auch optisch einiges her… (Foto: H. Biermann)

Aber in der Kombination klingen C-5000 und M-5000 exzellent. Es ist fast so, als würden hier Teile eines Puzzles zusammenkommen: Die hohe Energie und Genauigkeit der M-5000 in Bass und Grundton fängt die charaktervolle Vorstufe elegant auf. Das kann sich hören lassen.

Yamaha C-5000/M-5000 Kombination: das Fazit

Erst die wirklich herausragend guten Lautsprecher NS-5000, nun die entsprechende Vor-/Endstufen-Kombination  C-5000/M-5000. Nach langer Abstinenz meldet sich Yamaha mit mehreren Paukenschlägen im High End zurück. Und zwar so, wie man es von dieser Marke erwartet: Die Verarbeitung ist überragend, der Klang fein und transparent und dank der größeren Stückzahlen, die Yamaha weltweit verkauft, ist diese hohe Kunst auch noch bezahlbar.

Wollte man die Kombination beckmesserisch nach gut und besser unterteilen, hilft die LowBeats Wertung: Die Vorstufe C-5000 wurde als „sehr gut“, die Endstufe M-5000 als „überragend“ eingestuft.

LowBeats Bewertung Yamaha C-5000

Yamaha M-5000
2019/06
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Ungemein lebendiger & offener Klang
Symmetrischer Aufbau
Fantastische Verarbeitung
Mono-brückbar

Vertrieb:
Yamaha Music Europe GmbH
Siemensstrasse 22-34
25462 Rellingen
www.de.yamaha.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Yamaha M-5000: 7.000 Euro

Aber diese beiden kauft man nicht einzeln – sondern am besten gleich zusammen mit der Monitorbox NS-5000. Ich habe die drei 5000er Komponenten schon oft gemeinsam spielen hören. Das klingt halt wie eine große Yamaha Kombination: satt und feinseidig, schlüssig und gut.

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.