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Nubert nuConnect ampX with remote control
Nubert schrumpft die Vollverstärker: Der nuConnect ampX ist klein, hat einen kleinen Preis (689 Euro), klingt aber wie ein Großer.(Foto: J. Schröder)

Erster Test: Vollverstärker Nubert nuConnect ampX

Der schwäbische Lautsprecher-Direktversender Nubert ist immer wieder für eine Überraschung gut. Natürlich war klar, dass die Schwäbisch Gmünder alsbald einen Vollverstärker bringen. Schließlich hat die treue nuFangemeinde nach diesem schon seit längerem gerufen. Nu‘ ist er da: Mit vollem Namen heißt er Nubert nuConnect ampX – das passt perfekt und ist definitiv nicht zu viel versprochen.

Allerdings präsentiert er sich anders, als man es hätte erwarten können. Zwar haben die Nubert-Entwickler in den vergangenen Jahren hinreichend bewiesen, dass sie sehr wohl Verstärker bauen können. Die jedoch gleich im Full-Size-Format, wie das Amp-Gespann nuControl/nuPower D sowie der gewaltige nuPower A beweisen.

Der nuConnect ampX ist dagegen von völlig anderer Natur. Mit ultrakompaktem Gehäuse, optisch minimalistischem Auftritt und ausgebuffter Connectivity gehört er zweifellos zur Spezies moderner Smart Amps. Dazu passen auch die Bedienbarkeit per App sowie die umfangreichen Wireless-Funktionen.

Nubert nuConnect ampX vs CD
Nubert nuConnect ampX im Größenvergleich mit einer Standard-CD (Foto: J, Schröder)

Dennoch ist der nuConnect ampX wieder ein echter Nubert. Besitzer von Lautsprechern der nuPro-Familie werden beim nuConnext ampX denn auch viel Bekanntes wiederfinden. Das Kürzel „ampX“ verrät es bereits: Nubert’s Baby-Verstärker weist etliche Gemeinsamkeiten mit den nuPro-Modellen der Generation X auf. Zwei aus dieser, nämlich die kompakten Nubert nuPro X-3000 und nuPro X-4000, hat LowBeats ja bereits ausführlich getestet.

Deren ausgereiftes Bedienkonzept hat der Nubert nuConnect ampX quasi eins zu eins übernommen. Ebenso wie die nuPros lässt sich auch der nuConnect unmitelbar am Gerät, per beiliegender Fernbdienung oder auch per App einrichten und steuern. Da der nuConnect ampX auch als Steuerzentale in umfangreicheren HiFi-Systemen dienen kann, bietet er im Setup-Menü erweiterte Anpassungsmöglichkeiten. Davon wird später noch ausführlicher die Rede sein.

Das Powerpäckchen

Klein, stark, schwarz – mit einer Nenn-Ausgangsleistung von 2 mal 110 Watt an 4 Ohm ist der Nubert nuConnect ampX der Espresso unter den Vollverstärkern. Eine solch hohe „Leistungsdichte“ ist mit konventioneller Verstärkertechnik nicht machbar. Drum setzt der nuConnect technisch konsequent auf das höchst effektive Gespann Schaltverstärker-Schaltnetzteil.

Nubert nuConnect ampX motherboard complete
Das Bild zeigt den kompletten Innenaufbau des Nubert nuConnect Amp X. Rechts das Schaltnetzteil, links die Verstärkereinheit (Foto: J. Schröder)

Anders als die meisten seiner kompakten Konkurrenten verwendet der ampX jedoch keine quasi-analoge Class-D-Endstufentechnik. Vielmehr nutzt er ein hauseigenes Verfahren, welches sich seit einigen Jahren auch in den nuPro-Aktivlautsprechern bewährt. Hierbei stellt der zentrale, digitale Signalprozessor (DSP) den direkten Datenstrom für die Schaltendstufen bereit (Pulsdichtemodulation). Vorteil dieser Methode: Die für Class-D-Amps erforderliche D/A-Wandlung entfällt. Damit erfolgt die Signalverarbeitung bis hin zum Lautsprecher quasi komplett in der digitalen Ebene. Das ermöglicht unter anderem einen sehr hohen Rauschabstand.

nuConnect ampX – Connectivity ist Trumpf

Zeitgemäß zeigt sich der Nubert nuConnect auch bei der Aufteilung seiner Hardware-Eingänge: Mit 6 : 2 dominieren hier digitale vor analogen Tonquellen. Nicht minder zeitgemäß ist dabei, dass einer der beiden analogen Eingänge dem Anschluss von Plattenspielern dient. Seine umschaltbare Empfindlichkeit ermöglicht sogar den wahlweisen Betrieb von MM- oder MC-Tonabnehmern.

Digitale Hi-Res-Tonkost ist natürlich ebenfalls willkommen: Alle digitalen Eingänge – auch die zwei optischen – können Tonmaterial von bis zu 24bit/192kHz verarbeiten. Eine Nubert’sche Spezialität ist dabei die zur Stromversorgung mobiler Zuspieler gedachte USB-A-Buchse. Mithilfe eines beigepackten Adapterkästchens wird diese zum HDMI-Eingang. Auf diesem Wege lässt sich beispielsweise Digitalton vom TV-Gerät einspielen.

Nubert nuConnect ampX terminal side
Gemessen an seiner Größe zeigt das nuBrikett eine erstaunliche Anschlussvielfalt (Foto: Nubert)

Trotz aller Anschlussvielfalt – auch beim Nubert nuConnect ampX lautet das Zauberwort „Wireless“. Das gilt bei ihm gleich in doppelter Hinsicht. Mittlerweile Quasi-Standard bei Amps in seinem Format ist der Bluetooth-Eingang für mobile Zuspieler. Ob SBC, AAC, aptX HD oder aptX Low Latency – der kleine Nubert nimmt, wie es kommt.

Eine Spezialität ist dagegen der zweite Wireless-Eingang: Dieser nutzt ein hauseigenes Übertragungsprotokoll, das im Frequenzbereich zwischen 5 bis 6 Gigahertz funkt. Bidirektional arbeitend, kann es zunächst mal Tonsignale empfangen. Die können beispielsweise von weiteren nuConnect-Amps stammen, oder aber von nuPro-Aktivlautsprechern der Generation X. Darüber hinaus lassen sich auf diesem Wege aber auch Tonsignale an andere Empfänger übermitteln – gemeint damit sind weitere nuConnect-Amps oder nuPro-X-Aktivboxen.

nuConnect ampX – Multiroom-Betrieb

Mittels Wireless-Modus lassen sich auf einfache Weise maßgeschneiderte Hörzonen kreieren. Zum Beispiel folgendes Szenario: Im Wohnzimmer residieren als Hauptanlage zwei Aktivlautsprecher Nubert nuPro X-6000 (… die übrigens bei LowBeats gerade ihren finalen Testparcours absolvieren). In die Dachgalerie hingegen zieht ein nuConnect ampX ein, der zum Beispiel zwei passive nuBox 325 Jubilee antreibt (oder ähnliche Lautsprecher anderer Hersteller). Und weil an der Giebelwand noch Platz für ein Wallboard ist, findet hier auch noch ein Plattenspieler eine ideale, ungestörte Bleibe.

Zunächst mal lässt sich nun in beiden Zonen voneinander unabhängig der jeweiligen Wunschmusik lauschen. Zum anderen kann man sich jedoch in der Dachgalerie auf das gerade im Wohnzimmer laufende Programm einwählen (Party-Modus) – natürlich mit individuell einstellbarer Lautstärke. Das klappt natürlich auch umgekehrt: Ebenso gut lässt sich im Wohnzimmer auch das Programm aus der Dachgalerie „übernehmen“ – beispielsweise vom Plattenspieler. Dem Konzept sind dabei nur wenig Grenzen gesetzt – warum nicht noch einen weiteren nuConnect im Arbeitszimmer?

nuConnect ampX – die Specials

Von den nuPro-Aktivlautsprechern übernommen hat der nuConnect auch alle Einrichtungen zur individuellen Klanggestaltung. Da wären zunächst mal Bass- und Höhensteller: Letzterer arbeitet als sogenannter Tilt-Equalizer. Mit ihm lässt sich der gesamte Tonfrequenzbereich oberhalb von 1.000 Hz ähnlich einer verstellbaren Rampe anheben oder absenken (im Nubert-Jargon „Klangwaage“ genannt).

Zudem steht ein 5-Band-Grafik-Equalizer zur Verfügung. Mit diesem lässt sich beispielsweise die Mittenbetonung korrigieren, die bei Desktop-Aufstellung kompakter Lautsprecher auftritt. Ebenfalls an Bord ist die schaltbare Loudness-Einrichtung. Sie kompensiert die bei geringen Lautstärken zunehmend nachlassende Ohrempfindlichkeit bei tiefen Tönen.

Nicht immer sind die für räumliche Stereo-Wiedergabe nötigen Lautsprecherabstände machbar, was speziell für kleine HiFi-Systeme gilt. Als Spezialist für solche Fälle hält der nuConnect daher eine schaltbare Stereo-Basisbreiteneinstellung bereit. In fünf Stufen kann sie vom DSP generierte Raumreflexionen hinzuaddieren, um das Klangbild bei geringen Boxenabständen ausgedehnter erscheinen zu lassen.

Der nuConnect ampX käme nicht von Nubert, besäße er keinen Subwoofer-Ausgang. Gleich mit an Bord ist ein entsprechendes Tiefpassfilter mit einstellbarer Grenzfrequenz. Und nicht nur das. Dank seines in 1-Hertz-Schritten einstellbaren Hochpassfilters erlaubt der nuConnect ampX das exakte Anpassen der angeschlossenen Satelliten an den Woofer.

All diese Funktionsvielfalt bringt der nuConnect ampX in einem Gehäusevolumen von knapp 3 Litern unter. Wirklich bemerkenswert dabei ist: Trotz des geringen Gewichts von gerade mal 2.550 Gramm wirkt sein Ganzmetallgehäuse außergewöhnlich solide und zeigt sich zudem mustergültig verarbeitet.

Der nuConnect ampX im Hörtest

Mit seinem Lifestyle-Konzept peilt der knapp 690 Euro teure nuConnect gewiß nicht zuvorderst die audiophile Fangemeinde an. Dennoch wollte LowBeats wissen, was klanglich „geht“. Darum wählten wir als Spielpartner für den kleinen Nubert (Passiv-)-Lautsprecher mit durchaus audiophilem Anspruch: die exzellente Fyne Audio FS 502, sowie die ambitionierte Buchardt Audio S400. Beide absolvieren derzeit in unserem Hörraum ihre Testeinsätze.

Beide Kombinationen überraschten mit einer erstaunlich harmonischen und temperamentvollen Vorstellung. Drum bekamen sie reichlich anerkennende Zustimmung von allen Gästen, die während der Einspielzeit im Hörraum vorbeischauten. Tatsächlich sind solche „Stippvisitentests“ recht aussagekräftig, da sich das Gehör des Stippvisitors noch nicht an die aktuelle Situation angepasst hat.

Nubert nuConnect ampX at LowBeats Listening Suite A
Beim Hörtest ließ sich der kleine Nubert auch von wahren Verstärker-Helden nicht einschüchtern. Im Bild die Testumgebung mit den Verstärkern Neukomm CPA155S (links) und Hegel H120 (rechts). Als Lautsprecher dienten die Fyne Audio FS 502, die Buchardt Audio S400 (auf Stativ) sowie die aktive Nubert nuPro X-6000 (Foto: J. Schröder)

Naturlich zeigten Top-Verstärker wie der Neukomm CPA155S im Vergleich, dass speziell in Sachen Transparenz nach oben hin noch mehr drin ist. Bedenklich, wenn dies nicht so wäre. Tonale Stimmigkeit und den nötigen, klanglichen „Wohlfühlfaktor“ wollte sich der kleine Nubert jedoch auf keinen Fall nehmen lassen.

Kein Thema beim nuConnect war auch die vielzitierte, digitale Kühle (…obgleich ich dieses Attribut ziemlich „daneben“ finde). Sein Klangcharakter ging eher in Richtung kompakt und gut geerdet – von Glasigkeit keine Spur.

Ein solches „Brikett“ wie den nuConnect packt man gern mal in die Tasche, um ihn bei Freunden in deren HiFi-Anlage einzuschleusen. Auch bei solchen „Reality Checks“ konnte der Nubert-Amp überzeugen. Hier bewährte sich denn auch, dass seine Klangqualität via Analogeingang dem reinen Digitalbetrieb absolut ebenbürtig war.

Ein Herz für Vinyl

Erfreulicherweise gilt das auch für den Phono-Eingang. Selbst mit hochwertigeren MC-Abtastern, etwa einem Lyra Dorian, kam der nuConnect allerbestens klar. Das Hören von Top-Analog-Produktionen der Achtzigerjahre – etwa Avalon von Roxy Music oder Cupid & Psyche ’85 von Scritti Politti machte mit dem kleinen Nubert unglaublichen Spaß: Dynamische Kraft, feinzeichnende Detailarbeit und plastische Räumlichkeit – es fehlte an nichts.

Nubert nuConnect ampX Phono Section
Im Bild die Phono-Sektion des nuConnect ampX (Foto: J. Schröder)

Willkommener, praktischer Nebeneffekt: Über seinen Digitalausgang gibt der AmpX die aktuell wiedergegebene Programmquelle im 24bit-96kHz-Format aus. Das gilt selbstverständlich auch für den Phono-Eingang, sodass man seine Vinylschätzchen sogar digital überspielen kann.

Nubert nuConnect ampX – Fazit

Dieser Test zeigt: Auch bei Verstärkern muss es nicht immer „Vollformat“ sein. Dank moderner Schaltverstärkertechnik erzielt der Nubert nuConnect ampX auf kleinsten Raum reichlich Ausgangsleistung bei erstaunlicher Funktionsvielfalt. Das macht ihn zum Multitalent für alle Fälle. Der Nubert’sche Qualitätsanspruch leidet dadurch definitiv nicht. Das gilt sowohl für den Klang als auch für Solidität und Verarbeitung.

Bemerkenswert dabei ist, dass seine „Specials“ nicht nur vorhanden, sondern auch qualitativ hochwertig umgesetzt sind. Hier sei beispielsweise der Phono-Eingang angeführt, der – ausnahmsweise – keine Alibi-Funktion hat, sondern überraschend gut klingt. Fest steht: Mit 689 Euro ist der Nubert nuConnect ampX ein rundherum „anständiges“ Angebot – und damit mal wieder ganz nach Art des Hauses.

Nubert nuConnect ampX
2019/10
Test-Ergebnis: 4,5
Überragend
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Hohe Leistung bei ultrakompakten Abmessungen
Praktische Wirelessfunktion für Mehrzonenbetrieb
Bedienung am Gerät, IR-Commander oder App
Erstaunlich guter Klang auch bei Phono MC

Vertrieb:
Nubert electronic GmbH
Goethestraße 69
73525 Schwäbisch Gmünd
Deutschland
www.nubert.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Nubert nuConnect ampX: 689 Euro

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Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.