Eigentlich war das Produkt-Update überfällig: Der Yamaha CX-A5100 folgt dem AV-Vorverstärker CX-A5000 nach und er kann nun, nachdem er ursprünglich mit Dolby Atmos ausgeliefert wurde, seit einem kostenlosen Firmware in der letzten März-Woche auch DTS:X decodieren.
Das Verarbeiten der neuen 3D-Audio-Decoder ist bei Yamaha in der Systemarchitektur im Grunde schon seit Ende der 1980er Jahre vorprogrammiert. Denn da erschien Yamahas heute schon legendäre DSP-Serie, bei denen erstmals die Yamaha eigenen DSP-Raumklangprogramme über die vorhandenen Lautsprecher einer Dolby-Surround-Anlage plus nach oben versetzt an der Wand platzierten Zusatzlautsprechern wiedergegeben wurden.
Zu dieser Serie gehörte auch einer der ersten modernen digitalen Dolby-Surround-Decoder, der Yamaha DSR-100 Pro, den ich 1989 als meinen ersten Surround-Prozessor erwarb. Bis zu vier nach oben versetzte Effektlautsprecher über der klassischen Surround-Anlage auf der Hörebene sind also bei den Japanern schon seit Jahrzehnten Bestandteil der Systemarchitektur.
So wunderte es mich schon ein wenig, dass bei der Premiere des Yamaha CX-A5000 vor zwei Jahren in Hamburg auf die Frage, ob dieses Modell auch Dolby Atmos decodieren könne, ein klares “Nein” zu hören war. Schließlich hatte Yamaha die einzigen Großserien-AV-Produkte auf dem Markt, die mit einer ausreichenden Zahl an Kanälen, dem passendes Einmess-System et cetera wie gemacht gewesen wären. Nun aber ist die Dolby-Atmos-freie Zeit vorbei und der (in großen Teilen identische, aber nun Dolby Atmos und DTS:X fähige) Yamaha CX-A5100 als Nachfolger verfügbar.
Die gewaltige Endstufe MX-A5000 musste dafür nicht anpasst werden, ihre immerhin elf Kanäle reichen weiterhin auch für den vollen Einsatz der neuen Decoder-Technik locker aus – sogar für eine Maximalkonfiguration mit bis zu sieben Lautsprechern auf der Hörebene plus vier Effektlautsprecher an Wänden oder Decke.
Exkurs Yamaha versus Dolby und DTS:X
Was macht eigentlich den Unterschied zwischen Yamahas klassischen CinemaDSP-Programmen und den neuen Decodern Dolby Atmos und DTS:X aus? Die neuen Decoder arbeiten zum Einen als diskrete Decoder, decodieren also entsprechende Aufnahmen, etwa von einer Blu-ray Disc, genauso wie sie produziert wurden – also mit Surround- und Front-Kanälen auf der Hörebene plus in diesem Falle bis zu vier Höhenkanälen zur echten Raumabbildung in Breite, Tiefe und neu eben sogar der Höhe.
Bei Stereo- oder konventionellen Aufnahmen kommen die Matrix-Decoder der beiden Systeme zum Einsatz, Dolby Surround bei Dolby oder DTS Neural:X bei DTS. Sie analysieren die ankommenden 2.0 bis 7.1 Kanäle auf Phasen- und Pegelkorrelationen und ergänzen die fehlenden Kanäle durch Extraktion der Rauminformation aus der vorhandenen Aufnahme.
Es kommt also nichts hinzu, es wird nur verteilt. Yamahas CinemaDSP arbeitet völlig anders. Basierend auf der Aufnahme erzeugt es synthetisch erste Reflexionen und Hall und gibt diese über alle Lautsprecher wieder. Die Yamaha-Algorithmen basieren auf realen Räumen und klingen daher ziemlich realistisch. Nur: Das sind künstlich erzeugte, zusätzliche Information und somit nichts, was auf der Aufnahme existiert. Der Effekt ist daher mit realen Film- und Musikaufnahmen oft eher matschig und überladen, denn auf der Aufnahme befindet sich ja bereits Rauminformation, die man mit einer weiteren überlagert. Nur mit akustisch sehr direkt und trocken klingenden Aufnahmen funktioniert das wirklich überzeugend. Trotzdem: Es hat seine Fans. Und mit dem Yamaha CX-A5100 haben Sie ja die Wahl.
Yamaha CX-A5100 und MX-A5000: Krone der edlen Yamaha Avantage Serie
Aventage heißt bei Yamaha die Top-Serie der Heimkino-Komponenten und der CX-A5100 ist mit der dazugehörigen Endstufe MX-A5000 das Sahnehäubchen oben drauf. Entsprechend kommen die zwei auch in Sachen Verarbeitung daher.
Schon das Auspacken macht Spaß, weil das Haptische der Gehäuse schon Vertrauen einflößt. Die bestehen aus dicken, vielfach durch Falze stabilisierten Blechen mit großköpfigen Maschinenschrauben statt der gängigen Blechschrauben. Und die Wand voller XLR-Buchsen erweckt ohnehin mein Vertrauen und assoziiert einen Hauch von professionellem Einsatz, denn die symmetrischen Ausgänge treiben locker auch lange Kabel zu Aktivlautsprechern oder eine entfernt bei den Hauptlautsprechern positionierte Endstufe. Lobenswert: Sogar die zwei Subwoofer-Ausgänge bieten XLR-Anschlüsse und spätestens hier sind lange und störarme Kabel wirklich gefragt.
Etwas altbacken hingegen wirkt die riesige und mit Tasten in zwei Etagen übersäte Fernbedienung der Vorstufe. Die kann zwar programmiert werden und dann die gesamte Anlage steuern, übersichtlich geht aber anders. Da haben die Mitbewerber schon deutlich besser aufgeräumt.
Immerhin sind alle Tasten heimkinotauglich beleuchtet. Allerdings ist es für einen Enthusiasten wie mich ärgerlich, dass Funktionen, die ich häufig benötige – etwa die Wahl des Surround-Decoders oder die Info-Taste zur Anzeige des aktuellen Signals – erst nach Öffnen der Klappe erreiche.
Um so erfreulicher sind die reichen und deutschsprachigen Bildschirm-Menüs sortiert und trotz des riesigen Funktions-Umfangs sind sie übersichtlich und logisch zu navigieren. Das ist auch gut so, denn das Front-Display ist zwar auch aus der Entfernung klar ablesbar, aber im Detail etwas sparsam mit Informationen.
Die Konfiguration der Anlage und andere komplexere Aufgaben erledigt man klar mit dem Bildschirmmenü oder der App, die es für iOS und Android gibt. Erfreulicherweise liefert der Prozessor aber auch ein Webmenü, das man einfach per Webbrowser beispielsweise mit dem Smartphone öffnen kann.
Dort finden sich Touchscreen-gerecht alle Funktionen für den Alltag und bis zu vier Zonen. Nutzt man beispielsweise die Zone 2 für die Küche, kann man – WLAN-Empfang vorausgesetzt – Quellen und Lautstärken von dort leicht kontrollieren.
Was die Installation und Kalibrierung eines Heimkinos angeht, zeigt sich in der Praxis, dass Yamaha über eine sehr große Erfahrung verfügt. Durch die schon seit Ewigkeiten integrierten CinemaDSP-Fähigkeiten ist das hauseigene YPAO-Einmess-System schon länger in der Lage, ein Surround-Setup mit Höhenlautsprechern durch die dreidimensionale Vermessung der Akustik zu beherrschen.
Das geschieht mit dem kleinen, mitgelieferten Mikrofon plus einer Schablone, die auf einem Stativ positioniert vier Messungen durchführt, für die man das Mikro jeweils neu in die entsprechenden Markierungen setzt. Die vier Positionen bilden eine Pyramide, aus der sich alle Raumdimensionen errechnen.
Damit erkennt das System sicher, wo sich die Boxen im Raum, an der Decke oder an den Wänden befinden und wählt das passende Setup. Das funktionierte auch dieses Mal in der Praxis im 7.1.4-kanaligen LowBeats Testkino recht zuverlässig. Einzig die Pegel stellte YPAO bei den Surround-Kanälen und dem Subwoofer gute 3dB zu laut ein. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…
Wirklich genial ist die Möglichkeit, zwei komplett unabhängige Konfigurationen abspeichern, kopieren und schnell wieder wählen zu können. Wer also zwei unterschiedliche Setups für Musik und Film anlegen möchte oder ein homogeneres zum eher leise Hören und eines mit mit höheren Übergangsfrequenzen zum laut Hören: bitteschön. Man kann die zwei “Schemata” aber auch zum gefahrlosen Experimentieren verwenden.
YPAO passt die Lautsprecher tonal mittels parametrischem EQ an – was meines Erachtens besser klingt als eine ganze Batterie statischer Filter, wie sie viele Mitbewerber verwenden. Drei sinnvolle Filtervarianten legt der Automat selbst an; eine weitere Filterbank kann man komplett manuell konfigurieren oder den Equalizer auch ganz abschalten. Nicht so komfortabel: Zur gezielten Raummoden-Kompensation sind die Einsatzfrequenzen zu grob abgestuft. Für diesen Zweck braucht man immer noch Spezialwerkzeug wie den Anti-Mode von DSPeaker.
Auch der Rest der Ausstattung wirkt durchdacht und üppig. So ist beim Vorverstärker natürlich auch Yamahas MusicCast integriert. Damit vernetzt sich der AV-Prozessor mit allen anderen MusicCast-Geräten im ganzen Haus, deren Musik sich beliebig verteilen lässt. Der integrierte Streaming-Player gibt alle gängigen Dateiformate wieder und spielt auch Audiophiles mit Samplingraten bis 192kHz und DSD-Streams bis 5.4MHz. Drahtlos darf Musik beispielsweise auch via Bluetooth oder WLAN gereicht werden und einen analogen UKW-Tuner gibt es auch noch.
Auch bei den Anschlüssen herrscht praxisgerechte Vielfalt. Der Vorverstärker bietet vorne unter der Klappe neben Buchsen für HDMI und YPAO-Mikro noch analoges Audio und Video USB sowie eine große Klinkenbuchse für Kopfhörer. Hinten verschmäht er auch ältere Geräte nicht, für die er Komponenten-Videoanschlüsse und einen 5.1-Analog-Eingang bietet.
Audiophile Anwender freuen sich über einen Stereo-XLR-Eingang und Phono. Sämtliche Ausgänge gibt es in Cinch plus XLR. Auch die Endstufe Yamaha MX-A5000 bietet interessante Funktionen. Cinch und XLR-Eingänge lassen sich sämtlich individuell umschalten und sechs der elf Eingänge verschieden zuordnen. Pfiffig: Neben der üblichen Möglichkeit, das Kraftwerk per Trigger-Signal von der Vorstufe einzuschalten, kann man es auch – wie sonst nur bei Subwoofern üblich – per Musiksignal steuern.
Yamaha CX-A5100 und MX-A5000: Hörtest mit allen Dimensionen
Das Konfigurieren und Kalibrieren des Prozessors mit YPAO war ein Kinderspiel, man musste sich nur genau an die gut beschriebenen Vorgaben halten. Zur exakten Vergleichbarkeit galt es noch, die Pegel mit Profi-Mess-System feinanzupassen und und ein zweites Setup mit den üblichen 80 Hertz Trennfrequenz anzulegen. Dabei stimmte das Timing auch nach der Umstellung noch, ein Beleg für die gute Phasenlinearität der Filter des Bassmanagements. Das kostenlose DTS:X Update war schon via Internet installiert, es konnte losgehen. Der erste Klangeindruck war bereits sehr angenehm, denn die tonale Balance der Yamahas gab sich wohltuend ausgeglichen. Hier wurde offensichtlich nicht versucht, irgendeinen Geschmack zu treffen oder ein bestimmter Effekt erzeugt. Schon in Stereo löste sich die Abbildung schön von den Lautsprechern und baute eine schöne Bühne.
Einen guten Test für Grob- und Feindynamik gleichzeitig stellen die Aufnahmen der Big Phat Band dar, deren frühe Alben wie XXL als Bonus-DVD sowie das gesamte Album als DVD-Audio in 24Bit/96kHz und auch in 5.1-Surround beinhalten. Und die Energie und Spielfreude transportierte das japanische Duo recht animiert in das Testkino. Allenfalls einen Hauch mehr Körper hätte ich mir hier gewünscht.
Es folgte ein erster Testdurchgang mit den Test- und Demoscheiben zu Dolby Atmos und DTS:X. Hier schien der Prozessor im Modus “Straight” alles korrekt zu decodieren und bildete die einhüllende Umgebung der Aufnahmen sehr plastisch ab. Was auffiel, war die angenehme Geschlossenheit der Abbildung: Da gab es keine Sprünge oder Lücken zwischen den Lautsprechern. Auch wenn es mit Mad Max: Fury Road mal richtig mit Dolby Atmos in jeder Himmelsrichtung krachte, ließ sich die Anlage – im Gegensatz zum Sofa – nicht erschüttern.
Versuche mit Stereo-Filmen und Musik ergaben für Dolby Surround etwas bessere Ergebnisse als bei der Referenz Marantz AV8802. Der Yamaha erzeugte weniger Phaseneffekte und die Funktion, die die Konzentration auf den Center bei Musikaufnahmen abmildern soll, funktionierte einwandfrei. Auch die leichten Verfärbungen, die ich beim Marantz ausmachen konnte, waren beim Yamaha nicht auszumachen. Doch ganz fehlerfrei ist auch der Yamaha noch nicht. Beispiel DTS Neural:X: Trat beim Marantz eher erhöhter Klirr auf, offenbarte der CX 5100 – je nachdem, wie der Codec einrastete – deutliche Verzerrungen.
Oft half das Umschalten auf einen anderen Decoder und retour und schon war der Fall erledigt. Also dürfte auch hier ein Update folgen. Eine Besonderheit gibt es beim CX-A5100 noch: Er bietet tatsächlich neben dem neuen Dolby Surround auch den angekündigten Dolby ProLogicII Decoder; den braucht er als Basis für die Yamaha CinemaDSP-Modi.
Fazit Yamaha CX-A5100 und MX-A5000: Plastisches 3D-Audio und ausgewogener Klang
Das Spitzenduo der Aventage Serie zeigt sehr schön, dass AV-Komponenten nicht nur für grobschlächtige Actionfilme taugen. Der Yamaha CX-A5100 ist eine Audio-/Video-/Multiroom-Schaltzentrale mit ernst zu nehmenden musikalischen Ambitionen. Ob audiophiles Streaming, Internetradio, USB und Bluetooth oder Yamahas MusicCast-Netzwerk, die Steuerung per Fernbedienung, App oder Webbrowser: Hier kommt alles aus einer Hand. Das wuchtige Design ist in Schwarz, Titan oder Gold zu bekommen. Das gilt auch für die mächtige 11-Kanal-Endstufe Yamaha MX-A5000.
Die Klangcharakteristik des gemischten Doppels wirkt angenehm fein, ausgewogen und räumlich in allen Dimensionen schlüssig. Mit Dolby Atmos und nun auch DTS:X ist man auch Decoder-seitig auf der Höhe der Zeit.
Bewertungen:
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Klingt ausgewogen und räumlich schlüssig |
| YPAO-Setup mit zwei “Schema” |
| Intregration Yamaha MusicCast |
| Riesige Fernbedienung mit Klappe |
Vertrieb:
Yamaha Music Europe GmbH
Siemensstraße 22-34
25462 Rellingen
Tel.: +49-4101-303-0
Yamaha-Homepage
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Yamaha CX-A5100: 2.500 Euro
Yamaha MX-A5000: 2.899 Euro
Galerie
Yamaha CX-A5100
Yamaha MX-A5000
Das Bildschirmmenü
Das Web-Interface und die App
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