Im weltweiten HiFi hat sich eine eigenwillige Manie eingebürgert: Sobald die Lautsprecher ausgepackt sind, werden umgehend die beigelegten Spikes eingeschraubt, justiert – fertig. So ist es doch am besten, oder? Ich sage mal: nein.
Wie die Spike-Manie aufkam, kann ich gar nicht sagen. Schon ab der 1980er Jahre legten immer mehr Hersteller die spitzen Additive ihren Lautsprechern bei und Handel als auch die Fachzeitschriften wurden nicht müde, ihren Einsatz zu predigen.
Eines kann man sagen: Lautsprecher auf Spikes klingen in der Regel besser, als wenn sie direkt auf dem Boden stehen. Das heißt aber nicht, dass Spikes immer die beste Lösung sind.
Schauen wir uns an, was Spikes eigentlich machen: Sie sorgen zumindest für einen optimal stabilen Stand. Die Spitzen sind ja nur den Bruchteil eines Quadratmillimeters groß und bringen so das ganze Gewicht des Lautsprechers auf eine extrem kleine Fläche – was ja auch bei Stein- oder Parkettboden oft zu hässlichen Schäden führt. Aber unabhängig davon: Wenn man es richtigmacht, wackelt da nichts mehr.
Aber was passiert noch? Mit Spikes gewinnt der Lautsprecher an Höhe. Bei den klassischen Standard-Spikes sind das bis zu 5 Zentimeter. Damit kommt der Tieftöner als auch das Bassreflexrohr weiter weg vom Boden. Das kann durchaus einen positiven Effekt haben.
Häufig wird auch mit „Vibrationsabführung“ geworben. Aber das ist in der Regel reines Marketing. Für eine effiziente Vibrationsabführung müsste das Gehäuse ein entsprechendes Konzept haben, bei dem die Vibrationen direkt auf die Spikes geführt werden und bei dem es so gut wie keine Übergangswiderstände (zusätzliche Ausleger, Gewinde, verschiedene Materialien etc.) gibt. Das aber ist selten.
Auf der anderen Seite wirkt der Fußboden zwangsweise wie eine große Membran und man darf sich nicht der Illusion hingegen, dass diese große Membran ihre Vibrationen über die harte Ankopplung per Spike nicht weitergibt.
Ich habe bei Audio und stereoplay über 20 Jahre lang Lautsprechertests über einer Tiefgarage gemacht. Seitdem bin ich kein Freund mehr von den kleinen spitzen Dingern…
Auch bei LowBeats haben wir schon viele Versuche zum Thema Spike und Untersetzer gemacht und sind so gut wie immer zu dem Schluss gekommen, dass entkoppelnde Elemente besser klingen. Besser heißt: im Grundton wärmer und insgesamt feiner.
Das ist kein Dogma, denn es gibt auch Fälle, in denen Spikes die eindeutig bessere Lösung sind. Ich habe beispielsweise noch keinen Lautsprecher von Wilson Audio gehört, der mit Entkopplern besser geklungen hätte.
Aber das ist sicherlich ein Extrembeispiel. Und je teurer ein Lautsprecher, umso aufwändiger (und womöglich besser) sind auch die Spike-Konstruktionen.
Doch der herrschenden Spike-Manie zum Trotz: Immer mehr Hersteller bieten Spikes plus Entkopplungsfüße und eröffnen dem Käufer hier eine Spielwiese, die auch immer öfter genutzt wird.
Mein Plädoyer lautet: ausprobieren. Gebt den Entkopplern eine Chance! In der Regel werden sie besser klingen.
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