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Der große Center KEF Reference 4c im Familientest
Der große Center R4c im KEF Reference Familientest. Er ist 1,09 Meter breit und 47 Zentimeter tief, man kann also locker auch größere TVs drauf abstellen – was seinen Lack aber vielleicht in Mitleidenschaft ziehen würde ... Sein Preis: ab 6.000 Euro (Abbildung: KEF)

Test KEF Reference 4c – Center mit viel Bass

Bereits Mitte der 1980er Jahre, als das Kino dank THX und Dolby die Wohnzimmer zu erobern begann, begann KEF mit hoch ambitionierten Centern zu experimentieren. Die Tradition zieht sich bis heute durch: Dass von fünf Lautsprechern der KEF Reference Linie gleich zwei Center sind, spricht hier eine deutliche Sprache. Der größere der beiden ist der KEF Reference 4c.

Und “groß” heißt hier wirklich groß. Bei der Familien-typischen Standardbreite (im Falle des Centers: Höhe) von 20,5 Zentimetern ist der R4c stolze 109 Zentimeter breit und 47 Zentimeter tief. Im Grunde ist der R4c eine R5 im geschlossenen Gehäuse.

Auch er hat den einzigartigen Uni-Q Koax für den Mittelhochtonbereich und die vier Flachmembranbässe quer über die gesamte Front. Und natürlich hat er das aufwändige Gehäuse und die fantastische Verarbeitung, die der ganzen Familie zu eigen ist.

Für die schnelle Übersicht über die Reference Linie mit ihren beiden Centern haben wir einen Youtube-Film gedreht; für weiterführende Informationen über die technischen Besonderheiten (auch der Center) gibt es den Übersichts-Beitrag.

Anders als die Stereo-Lautsprecher der Serie haben die Center keine Bassreflex-Abstimmung – und dementsprechend etwas weniger Tiefgang – sowie auch keine Bassreflexrohre auf der Rückseite; die wären bei einer anzunehmenden Aufstellung dicht an der Rückwand nur hinderlich.

So entfälllt aber das bei den anderen Reference Modellen (R1, R3, R5) mögliche Bass-Tuning über unterschiedliche Bassreflex-Rohrlängen. Dafür hat der KEF Reference 4c – anders als die Stereo-Boxen der Linie – eine feinfühlige Pegelanpassung für Bass und Hochton am Anschluss-Terminal.

Anschluss KEF Reference 4c
Die Anschlüsse des KEF Reference 4c sind stabil und lassen sich gut festziehen. Zwischen den beiden Paaren des Bi-Wiring-Terminals sitzen zwei weitere Schrauben, mit denen der Hörer Bass und Hochtonpegel anpassen kann  (Foto: S. Herx)

Über den Sinn und Unsinn dieser Einstellungsmöglichkeiten aber kann man durchaus streiten. Denn klangförderlich sind diese passiven Filter ja nie; und ich unterstelle einmal, dass in einem Mehrkanalset, welches sich als Center einen 6.000 Euro teuren KEF Reference 4c leistet, auch Mehrkanal-Elektronik eingesetzt wird, die Frequenzganganpassungen elektronisch und sehr viel genauer vornehmen kann.

Der KEF Reference 4c im Hörtest

Cover des Pink Floyd Klassikers "Dark Side Of The Moon"
Pink Floyds Klassiker “Dark Side Of The Moon” war eine der ersten Mehrkanal-SACDs überhaupt. Die Fünfkanalaufnahme hat bis heute nichts von ihrer Faszination verloren (Cover: Amazon)

Aber der KEF Reference 4c ist eben kein ganz normaler Center. Seine klangliche Abstimmung zielt daher auch nicht – wie üblich – auf eine möglichst perfekte Sprachwiedergabe, sondern auf eine möglichst hohe tonale Übereinstimmung mit R1, R3 und R5.

Im Hörraum probierten wir mehrere Konfigurationen aus: R3 plus R4c vorn und R1 hinten oder R5 plus R4c vorn und R3 hinten. Das Ganze lief am klanglich sehr gut passenden Arcam AVR 850, der ja ebenfalls dem chinesischen GP-Acoustics-Konzern entstammt.

Erkenntnis 1: Tonal passt der R4c wirklich perfekt zu den Stereo-Boxen der Reference Linie.

Erkenntnis 2: Bis zu mittleren/höheren Lautstärken war die Kombination R3 + R4c der Kombination R5 + R4c absolut ebenbürtig. Bei der Mehrkanalwiedergabe – vor allem bei Film – wird sowieso die meiste Energie über den Center abgegeben. Da ist es sogar sinnvoll, einen Center zu nutzen, der größer als die Hauptlautsprecher ist.

Erkenntnis 3: Wenn überwiegend Filme mit vielen Dialogen auf dem Programm stehen, sollte im Prozessor der Frequenzgang des Centers leicht angehoben werden. Er ist – das hört man – für die Wiedergabe von Mehrkanalmusik perfektioniert.

Und das kann er wirklich überragend gut. Keine Verzerrungen, keine Nervosität, keine Lästigkeiten. Dank der hohen Systemharmonie entsteht nirgendwo ein Bruch zwischen den Lautsprechern. Noch nie habe ich Pink Floyds Mehrkanal-SACD “Dark Side Of The Moon” so mitreißend, so als Teil des Ganzen erlebt.

Und dass die Reference Lautsprecher über eine so plastische Abbildung verfügen, ist auch im Heimkino von Vorteil. Metallicas Through The Never 3D klang – mit Dolby Atmos abgespielt, immens räumlich. Man saß quasi mittendrin. Und das Erlebnis, diese

Cover: Metallica "Through The Never 3D"
Metallica Through The Never 3D: Eine der ersten Konzert-Aufnahmen, remastert mit Dolby Atmos 3D-Audio. (Foto: Ascot Elite)

Blu-ray mit dem großen Gedeck (R5 + R4c +R3) hören zu können, war einfach überwältigend. Die Bässe sind ja brachial. Über dann addiert 16 Tieftöner wiedergegeben, raubt es einem den Atem.

Hätte es da noch einen Subwoofer gebraucht? Gott bewahre. Da war ausreichend viel Bassenergie im Raum.

Aber Through The Never 3D  brachte uns noch die Erkenntnis 4: Bei hohen Pegeln (und mit einem solchen Set will man hohe Pegel fahren…) kommt selbst der bärenstarke AVR 850 an seine Leistungsgrenzen.

Hier sind Endstufen mit mehr als 300 Watt pro Kanal die richtige Wahl. Dann kommen die einzelnen Bassdrum-Schläge auch noch knochiger.

Fazit: Der perfekte Center für die Reference 5

Der Einsatzbereich des großen KEF Reference 4c ist natürlich stark eingeschränkt. Allein durch seine Abmessungen (1,09 Meter breit) und seinen Preis (6.000 Euro) wird er wohl lediglich in Kombination mit R5 oder R3 verwendet werden.

Und selbst für diese Kombination muss man ein wenig aufpassen, denn den R4c gibt es nur in den Standard-Ausführungen Deep Piano Black, Satin American Walnut und Luxury Gloss Rosewood; die attraktiven Sonderversionen von R3 und R5 (Blue Ice White und Copper Black Aluminium) sind ihm verwehrt.

Dennoch ist er ein überragend guter Center. Nicht unbedingt für Filme mit hohem Dialoganteil.

Aber für den Musikfreund, der auch gern Mehrkanalmusik hört, ist so ein großes KEF-Set sicherlich mit das Beste, was man derzeit bekommen kann.

KEF Reference 4c
2016/12
Test-Ergebnis: 4,0
GUT – SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Feiner, detailreicher Klang mit sattem Bass
Perfekte Harmonie mit allen Reference-Lautsprechern
Exzellente Verarbeitung
Sehr groß, recht teuer

Vertrieb:
GP Acoustics GmbH
Kruppstraße 98
45145 Essen
https://de.kef.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
KEF Reference 4c: 6.000 Euro pro Stück

Alles zum Thema:

Test KEF Reference 1 – die überragende Kompaktbox
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Test KEF Reference 5 – Koax Standbox mit Sub
Übersicht: die gesamte KEF Reference Linie
LowBeats TV: KEF Reference auf Youtube

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.