LowBeats präsentiert regelmäßig neben audiophilen und künstlerisch wertvollen Musik-Tipps auf CD oder LP auch spannende, vielfältige Musikthemen, die online auf Musikfreunde warten. Auch Musik im Netz Vol.8 verspricht ein mehrfaches Musikvergnügen – wie etliche Vorgänger-Geschichten zur Musik im Netz zeigten. Denn diese Highlights gibt’s so meistens nicht auf Tonträger, sondern in dieser Form nur im Netz. Es ist fast immer ein Video hinterlegt und das Ganze ist auch noch gratis…
Natürlich bewerten wir diese Angebote mit dem VU-Meter von LowBeats. Bei jedem Tipp vergeben wir folgende Bewertungen: Musik/Bild/Klang/Fit für die Festplatte (im Sinne des Repertoirewerts) sowie eine Gesamtwertung. Also: Ab ins Netz!
Die Empfehlungen von Musik im Netz Vol.8:
♦ Ludovico Einaudi, italienischer Neo-Klassik-Komponist und -Pianist, begeistert mit seinem Konzert im „Apple Park“ des HighTech-Riesen im Silicon Valley.
♦ Genesis zündeten nach ihrer Wiedervereinigung ein europäisches Metropolen-Live-Happening – „When In Rome“ zeigt das Rumpf-Trio um Phil Collins mit einem Dekaden-übergreifendem Song-Parcours, online präsentiert von ARTE.
♦ Tangerine Dream beglücken die Avantgarde-Musikwelt seit über einem halben Jahrhundert mit trancig-sphärischen Sounds – auch mitreißend live wie auf dem Amsterdamer Electronica-Event „Dekmantel Festival“.
Starten wir mit dem Pianisten Ludovico Einaudi: Der gebürtige Turiner verbindet in seinen Kompositionen den Vielklang von Ambient, Minimalismus und Neo-Klassik. Viele Alben spiegeln sein vielschichtiges Können – aber auch einige Live-Einspielungen wie im ehrwürdigen Steve Jobs Theatre, ein Auditorium-Komplex des HighTech-Riesen Apple, im „Apple Park“ der kalifornischen Stadt Cupertino.
Der italienische Maestro agiert durchaus als musikalischer Seelenverwandter von Ryūichi Sakamoto oder Yann Tiersen, vielleicht auch der jungen polnischen Multi-Tasten-Instrumentalistin Hania Rani. Denn Einaudi spielt den Steinway-Flügel herrlich pointiert mit Strahlkraft. Einige Stücke werden von Violine und Cello begleitet und bittersüß intoniert. Klanglich ist das Ganze sensibel feindynamisch aufgenommen, hinzu kommen eine tolle Auflösung und Farbbalance. Das Bild punktet mit gediegenem Bühnen-Ambiente und dezent-pastelliger Beleuchtung sowie knackiger Schärfe.
Genesis forever – nach ihrer Wiedervereinigung zündeten Phil Collins & Co ein europäisches Metropolen-Live-Happening – „When In Rome“ zeigt das Rumpf-Trio, damals schon längst ohne Peter Gabriel, mit einem Dekaden-übergreifendem Song-Parcours, online präsentiert von ARTE. Keine absolute Highlight-Show, aber eine prima Live-Werkschau.
Das Konzert von 2007 fingen die Live-Ton-Ingenieure in einem knackig-druckvollem Klangbild mit prima Stereoabbildung und ziemlich guter Auflösung ein. Das Bild hinkt schärfetechnisch zwar leider etwas hinterher, lockt aber mit bestens eingefangener Atmosphäre des Events (aus rechtlichen Gründen kann hier leider kein Vorschaufenster angezeigt werden. Aber vertrauen Sie uns, der Klick lohnt sich).
Aus den opulenten Archiven des Genesis-Channels schillert zudem das über 20-minütige Supper’s Ready“ als Konzert-Zusammenschnitt aus den frühen 1970ern mit guter Tonqualität, aber teils lausigem Bild – trotzdem ein klug zubereiteter Art-Rock-Festschmaus mit einem bunt geschminkten Peter Gabriel als Chef-Gesangskoch. Herrlich!
Genesis „Supper’s Ready live“ (Genesis Archive):
Die Bewertung bezieht sich auf „When In Rome“/ARTE
Tangerine Dream beglücken die Avantgarde-Musikwelt seit über einem halben Jahrhundert mit trancig-sphärischen Sounds – auch mitreißend live wie auf dem Amsterdamer Electronica-Event „Dekmantel Festival“.
Ausnahmsweise zitieren wir hier mal aus der Feder eines Kollegen – nicht aus irgend einer, sondern aus jener des leider viel zu früh verstorbenen Kulturredakteur der taz, Harald Fricke. Der hatte nämlich in den Nuller-Jahren Tangerine-Dream-Oberträumer Edgar Froese als Interviewpartner vor dem Mikrofon, der mittlerweile ebenfalls verstorben ist.
Froese und die Band gelten als eine der wichtigsten deutschen Elektronik-Musikexporte, neben KollegInnen wie Klaus Schulze, Popol Vuh oder Ash Ra Tempel. Bezeichnenderweise distanzierte sich Froese im Interview davon – sie hätten nie wirklich elektronische Musik gemacht. Sie hätten nur Instrumente benutzt, mit denen man über die klanglichen Bereiche der konventionellen Instrumentarien hätte hinausgehen können. Tja.
Nett auch sein verbrieftes Zitat: „Meine Philosophie war immer und ist auch heute noch: Was ich auf dem Kamm blasen kann, das kann ich auch in einer Symphonie ausdrücken.“
Nun gut, lassen wir die alten Zeiten und blasen wir zum Sturm auf die Gegenwart. Denn Tangerine Dream träumt weiter: Die aktuelle Rumpfbesetzung – bestehend aus Thorsten Quaeschning (Synthesizer, Piano), Hoshiko Yamane (Violine, Cello) und Pual Frick (Synthesizer) – wandelt kreativ auf den Spuren der Altvorderen. Das Opulente, zweistündiges Konzert vom Elektronik-Live-Event „Dekmantel Festival 2018“ in Amsterdam:
Schön zu hören und zu sehen bei dem Zweistunden-Live-Event während des „Dekmantel Festivals 2018“. Die sphärischen Sounds fing die Regie mit ebensolchen Bildern, teils psychedelisch ineinander verschmelzend ein, dabei scharf und mit satten Farbspielen. Die Tontechnik lässt Elektronik-Herzen höherschlagen, die psychedelischen Rhythmen pumpen, mäandern und berauschen beinahe.
Bewertungen
MusikKlangBildFit For FestplatteGesamt |
Ebenso Hörens- und sehenswert: Die gut 20-minütige Live-Session auf ihrem eigenen Tangerine-Dream-Channel: „11.15am Session | Regattastrecke“:
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