Schön wars. Irgendwie gemütlich und gleichermaßen interessant. Die Süddeutschen HiFi Tage, oder kurz SDHT 2019, hatten vielleicht nicht ganz den Besucherandrang, wie ihn die Norddeutschen HiFi Tage mittlerweile entfachen. Doch das hat durchaus seine Vorteile. Messen, bei denen wegen Überfüllung kaum noch was geht, sind weder für HiFi-Journalisten noch für den geneigten Besucher zielführend. Im Stuttgarter Holiday Inn blieb alles überschaubar. Und so hatten die LowBeats Kollegen Frank Borowski, Jürgen Schröder und ich ausreichend Zeit & Gelegenheit, vieles mit etwas mehr Muße als üblich zu hören und zu hinterfragen.
Das lag natürlich auch an der guten Messeorganisiation. Ivonne Borchert-Lima, die ja auch die Norddeutschen HiFi Tage verantwortet, hat hier schon zum zweiten Mal eine schlau zusammengestellte Leistungsshow für den Süden auf die Beine gestellt.
Es fanden sich jedenfalls erstaunlich viele gut klingende Vorführungen in den Hotelräumen. Vor allem aber bewiesen die SDHT 2019 mit etlichen kleinen, oftmals unbekannten Firmen eine gewisse Eigenständigkeit. Vor dem Eingang zum Holiday Inn Messehotel standen nicht die üblichen Porsche- und Mercedes-Boliden mit Burmester Anlage ab Werk, sondern ein Lotus Elise mit dem überraschend guten Nachrüst-Einbau von Carhifi-Spezialisten Audiotec Fischer. Der hatte sich die Unterstützung von Renato Revic (X-Dreamcaraudio) gesichert, der unter den Einbauern Deutschlands als absoluter Meister gilt. Und auch den Lotus Evora hatte er in einem Maße hergerichtet, dass mir bei der Demo die Spucke wegblieb. Klanglich stimmte alles: Transparenz, Druck, Dynamik. Wenn man nur nicht so schwer aus diesem Auto wieder herauskäme…
Aber Audiotec Fischer schlug im Erdgeschoss auch eine sehr hübsche Brücke zum HiFi: Mit seinen Onwall-Lautsprechern der myaudioart (MA-) Serie schafft es der Autohifi-Profi geschickt, seine Kompetenz mit vollaktiven Systemen auch zu Hause unter Beweis zu stellen. Die Lautsprecher, hier im Bild die MA5, haben den linken und rechten Kanal eingebaut (können also durchaus so etwas wie Stereo vermitteln) und sind derart abgestimmt, dass sie ohne Subwoofer auskommen. Zugespielt wird per Bluetooth oder klassisch per Cinch. Der Preis des Flach-Lautsprechers liegt bei 1.700 Euro.
Ansonsten dominierten im Eingangsbereich die Händler der Umgebung (sound@home, highfidelium). Auch das finde ich klasse: Denn all die schönen ausgestellten Dinge wollen ja eine Adresse haben, wo man sie erstehen kann…
Die SDHT 2019 im alphabetischen Spaziergang
Der besseren Übersicht durchlaufen wir den Parcours der SDHT 2019 jetzt nach dem Alphabet – und starten so mit dem spannenden Projekt Arakas. Das Kürzel steht für “Akustische Raumklang-Systeme” und nimmt sich des Themas “frühe Reflektionen” an. Eine Art Spiegel wird auf oder neben den Lautsprecher gestellt, der den nach oben (oder zur Seite) abgestrahlten Schall in Richtung Hörer reflektiert; die üblichen (späteren) Reflektionen von der Decke oder der Seitenwand werden dadurch abgemildert. Ist ja klar, dass man das hört. In der Vorführung wurde der Klang etwas direkter und offener. Nicht schlecht. Ein schönes Tool zum Herumprobieren.
Als einer der größten High-End Vertriebe Deutschlands hatte Audio Reference wieder einmal einen der größten Auftritte. Im Saal Boticelli hatte ich die Möglichkeit, eine Kette um die Sonus faber Serafino zu hören. Für die Beschallung eines Raumes dieser Größe ist HiFi eigentlich nicht gemacht. Und dennoch klang es absolut stimmig und sehr natürlich. Auch im Bass fehlte es an nichts.
Ascendo war mit seinem Messe-Dauerbrenner Live 15 auf den SDHT 2019. Der in vielen Jahren auch optisch gereifte Hochpegel-Schallwandler schafft eine einzigartige Mischung aus Grobdynamik plus Feinzeichnung. Das sehr dynamische Ursprungsmodell hatte LowBeats schon vor drei Jahren im Test, doch der aktuelle Stand klingt noch um einiges geschmeidiger…
Jörg Wähdel von Betonart hat ein altes Konzept wiederbelebt: das des Lautsprechers mit Betongehäuse. Aber anders als in früheren Versuchen mischt Wähdel seinem Beton noch Carbon bei: das erhöht die innere Dämpfung und macht das spröde Material besser verarbeitbar. Das Ergebnis ist schlichtweg überragend. Auf den SDHT 2019 spielte ein System aus Betonart Syno Supreme (Preis: 10.800 Euro) plus dem DSP-gesteuerten 21 Zoll Subwoofer Tyron 21 für 4.870 Euro.
Die Kraft und die Stabilität, die dieses System in den Vorführraum der Messe gezaubert hat, empfand ich als maßstabsetzend – weshalb wir die außergewöhnlichen Beton-Speaker wohl schon bald im LowBeats Hörraum begrüßen dürfen…
Bohne Audio hat mit seinen vollaktiven und auf den Raum einmessebaren Konstruktionen (wie beispielsweise der BB-10) klanglich immer begeistert. Nur optisch waren die außergewöhnlichen Aktivlautsprecher etwas rustikal. Nun hat Firmenchef Jörg Bohne mit der Lifestyle-Serie auch das Thema “Design” entdeckt und entsprechend machen jetzt die neuen Modelle auch äußerlich eine sehr elegante Figur. Auf den SDHT 2019 spielte Bohne die neue YOLO 1.7, deren dürre Bezeichnung uns einen kleinen Ausblick auf die Bestückung gibt. Es gibt 1 x das klassischen Bohne-Bändchen (1) plus 7 Bässe. Die sind zwar alle gleich groß (25 cm Durchmesser), haben aber unterschiedliche Funktionen. Es gibt einen Tiefmitteltöner, der wie das Bändchen als Dipol (also nach hinten offen) arbeitet. Und es gibt quasi einen eingebauten (geschlossenen) Subwoofer mit 2 aktiven (vorn) sowie vier passiven Bässen (zwei auf jeder Seite), der bis etwas 140 Hertz läuft. Der sorgt für mächtig Schub von unten.
Und wie immer bei Bohne war das Ergebnis begeisternd: Sehr dynamisch, sehr präzise und auch vielleicht auch deshalb noch etwas mitreißender als gewohnt, weil Jörg Bohne in der neuen Abstimmung ein bisschen mehr Wärme im Grundton vorgesehen hat…
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