In Deutschland gibt es noch zwei Hersteller, die intensiv den (fast) masselosen Ionenhochtöner einsetzen. Der eine ist Acapella, die ihn aber nur noch selten verwenden, und der andere ist Lansche Audio, bei denen jedes Lautsprechermodell mit Ionenhochtöner ausgestattet ist. Wer je die Zeit und Gelegenheit hatte, so einen Hochtöner zu hören, wird mir beipflichten, dass es zumindest feindynamisch nichts besseres gibt. Aber der Ionenhochtöner ist weder billig noch einfach einzusetzen. So bedarf es viel Erfahrung, bis man ihn mit konventionellen Treibern kombinieren kann. Auch Lansche hat einige Jahre gebraucht, ist aber längst auf höchstem Niveau angekommen. Das Model No. 3.2 klang schlicht bezaubernd. Hinsetzen, hören, Zeit & Raum vergessen. Ist es die einzigartige Mühelosigkeit im Hochtonbereich? Höchst wahrscheinlich!
LowBeats hatte keinen Stand auf der Messe, aber einiges Personal vor Ort. Während Kollege Frank Borowski und ich die Informations- und Eindrucks-Sammler gaben, hielt LowBeats Tonmeister Jürgen Schröder im Raum von Klangräume-Betreiber Klaus Bensinger (EA Listen) vier mal einen vielbeachteten Workshop zum wichtigsten Thema im HiFi: der Beziehung von Raum und Lautsprecher.
Wie immer hatte Schröder auch diesen Vortrag mit eindrucksvollen Aufnahmen unterfüttert. Die Resonanz des Publikums war durchgehend gut, aber für viele Besucher auch ernüchternd. “Es macht ja dann gar keinen Sinn, im Laden einfach eine Box auszusuchen”, seufzte ein Workshop-Besucher. Da hat er Recht. Noch immer klammern die Händler dieses Thema weitgehend aus. Das hilft aber nichts: Zufriedenheit entsteht erst, wenn Raum und Lautsprecher zusammenpassen. Und das kann manchmal ein sehr mühevoller Prozess sein.
Den Hamburger Lautsprecherspezialisten Lyravox fällt es ja selbst in kleineren Räumlichkeiten nicht so schwer, einen fantastischen Klang zu zaubern: die Aktivboxen sind halt per DSP an den Raum anpassbar. Auf den SDHT 2019 lief die zweitkleinste Lyravox namens Karlina Pure (also ohne Streaming Client, Paarpreis: 17.800 Euro) und es tat wunderbar frisch offen und präzise. Allerdings habe ich den Vergleich zum LowBeats Hörraum, wo sich die Karlina auch schon seit einigen Wochen für den Test warmläuft und wo sie noch ein bisschen besser klingt. Aber Kunststück: Wir haben ja fast ein halbes Jahr am Hörraum rumgebaut…

Einen richtig gelungenen Messe-Kombi-Auftritt hatten auch die Hersteller Menning Audio, ModalAkustik und Klarkustik. Es klang wunderbar unaufgeregt-zurückhaltend und doch ungemein offen und lebendig. Die recht wirkungsgradstarken (und handwerklich toll gemachten) Standboxen K8 passen offenkundig optimal zu den 300B-Monos von Menning Audio. In der Zeit, in der ich gehört habe, war mangelnde Leistung jedefalls nie ein Thema. Das lag natürlich auch an dem aktiven Ripol-Subwoofer, der ganz unauffällig für das Wohlfühl-Gefühl von unten sorgte.
Reichmann Audio, der Vertrieb von Musical Fidelity und Triangle, hat seit fast zwei Jahren ein interessantes Messe-Konzept: Man spielt einfach immer die gleiche, bewährte Anlage. Und die besteht aus den Standboxen Triangle Australe EZ, dem Vollverstärker Musical Fidelity M6si oder 500, dem CD-Player M6sCD und dem Wandler M6sDAC. Die Frage bei Reichmann war also nicht: Was spielt Neues auf der Messe? Sondern: Wie klingt diese Kette auf dieser Messe?

Wir hatten die Kombonation ja auch schon bei LowBeats und so kann ich sagen: Der Auftritt auf den SDHT 2019 war klasse und sehr dicht am Auftritt in unserem Hörraum. Diese Kette ist einfach ein Maßstab dessen, was für knapp 10.000 Euro an pegelfestem und feingeistigem HiFi möglich ist. Das ist ein Wert an sich und hat länger Bestand: Und dafür muss man nicht im Monatstakt eine neue Sau durchs Dorf treiben…
NT Global hat sich zum Spezialisten für mobiles High End gemausert – was auch auf den SDHT 2019 ersichtlich wurde. Hier gab es jede Menge HiRes-Mobilplayer und Kopfhörer zum Ausprobieren. Aber die Bremer haben auch Questyle im Programm, dem vielleicht ambitioniertesten Hersteller von Kopfhörer-Verstärkern. Gezeigt wurde hier das aktuelle Modell “Twelve” (Preis: ab 1.400 Euro), das auch bei LowBeats schon seit einigen Wochen in der Testphase ist.
Auch beim PMC-Vertrieb audioconcept klang es wunderbar geradlinig und auf den Punkt. Kein Wunder: Die kleine Kompaktbox Twenty21 gehört sicherlich zum Besten, was diese Klasse bietet und der angeschlossene Vollverstärker Neukomm CPA 155s (seit neuestem im audioconcept-Vertrieb) ist ein veritabler Favoritenkiller – wie Jürgen Schröder jüngst im LowBeats Test feststellte.

Klanglich war das, wie ich schon sagte, erste Sahne – das hörte ich schon beim Reinkommen. Aber der quirlige audioconcept-Chef Klaus Hermann warf mich gleich wieder raus. “Nee, das ist noch nix. Ich bin noch nicht zufrieden, wir müssen noch mal umbauen.” Also wenn jeder Aussteller einen solchen Maßstab anlegte, würde das die Sache echt vorantreiben…
Über den überragend feinen Ton bei Lansche Audio hatten wir schon gesprochen. Nicht ganz unschuldig daran dürfte auch der Reibrad-Plattenspieler Muse ic vom Litauischen Hersteller Reed (im Vertrieb von Ultraudio) gewesen sein. Man spürte beim Hören quasi seine enorme Laufruhe, fühlte aber aber auch den hammerharten Punch, den das kleinste Reed-Laufwerk hier zum Besten gab.
Das vielleicht Beste zum Schluss. SPL hatte in einem gar nicht so großen Raum groß aufgefahren. Sky Audio steuerte die kompakten 2-Wege Lautsprecher Verdade (Portugiesisch: Wahrheit) plus halbhohe Subwoofer mit jeweils doppelter 8 Zoll Bestückung bei. Die Elektronik kam aus der SPL Professional Fidelity-Serie: die Vorstufe Director Mk2, 2 x Performer s800 Endstufe (als Monoblöcke für die Verdade) und 2 x Performer m1000 als Monoblöcke für die Subwoofer. Getrennt wurden Hochmittel- und Tiefton durch die immer noch neue (analoge) Aktivweiche namens Crossover.

Der Klang war der Hammer. Tonal absolut richtig, mit großer Offenheit, bester Präzision und beeindruckendem Schub aus den unteren Lagen zeigte diese Kombination, warum HiFi so faszinierend sein kann. Ganz großes Kino. Allein dafür hat es sich gelohnt, die SDHT 2019 besucht zu haben.
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