Streaming-Devices jeglicher Couleur sind derzeit der Renner im HiFi. Der Argon Audio SOLO sieht in der Fülle der Angebote zunächst wie ein Mee-Too-Produkt aus, hat aber bei näherer Betrachtung ein paar höchst löbliche Eigenschaften. Von seinem günstigen Preis ganz zu schweigen. Lesen Sie hier, warum dieser kleine Streamer ein echter Geheimtipp ist.
Neulich landete ein Überraschungspaket auf meinem Tisch. Inhalt: Ein kleiner, schwarzer Streamer von einer Firma namens Argon Audio mit Sitz in Dänemark, die mir bis dato nicht geläufig war. Die Marke wurde von den Machern des in unseren Kreisen wohl bekannten HiFi Klubben gegründet, der ursprünglich in Dänemark von Peter Lyngdorf im Jahr 1978 seinen Anfang nahm und inzwischen in Norwegen, Schweden, den Niederlanden und Deutschland seine Ableger hat. Auch andere bekannte Marken wie Dali sind ursprünglich aus der „Klubben-Initiative“ entstanden.
Unter dem Label Argon Audio verkauft HiFi-Klubben Produkte wie kabellose Lautsprecher, Verstärker, Plattenspieler, Kopfhörer und eben auch den hier zur Rede stehenden Streamer direkt an ihre Kunden. So viel HiFi für so wenig Geld wie möglich zu offerieren, ist dabei der Kerngedanke – womit wir auch schon bei dieser wunderbaren kleinen Black-Box namens SOLO gelandet wären.
Argon Audio SOLO vorgestellt
Der Inhalt der Verpackung beschränkt sich auf das Wesentlichste: Neben dem Gerät selbst wird lediglich ein kleines 5V USB-Steckernetzteil und ein passendes, ein Meter langes USB-Kabel mitgeliefert. Der in Schwarz oder Weiß lieferbare SOLO ist ein quadratisches Device mit 14,5 x 14,5 cm Grundfläche und knapp unter 4 cm Höhe. Bedienelemente? Keine. An der Front befindet sich lediglich eine Status-LED. Auch eine Fernbedienung gibt es nicht.
Interessant wird es beim Blick auf die Rückseite. Neben je einem Toslink- und Coax-Digitalausgang ist dort auch ein Stereo-Cinch Analogausgang zu finden. Der SOLO hat also einen eingebauten DAC. Der Blick ins Datenblatt erstaunt. Es handelt sich bei dem Wandlerchip um keinen geringeren, als den ESS Sabre ES9018 DAC (24 Bit/192 kHz), der meist in deutlich teureren Komponenten zu finden ist. Flankiert wird der DAC von Burr Brown Op-Amps. Als Streaming-Prozessor ist eine Dual Core ARM Cortex A7 CPU verbaut, als Audioprozessor ein ARM Cortex M33. Der Hersteller verspricht zudem eine besonders aufwändige (weil klanglich sehr relevante) Stromversorgung der einzelnen Baugruppen mit insgesamt acht Spannungsreglern.
Das klingt zwar im Marktumfeld betrachtet noch nicht sonderlich spektakulär, aber bei Nennung des Listenpreises von gerade mal 249 Euro steigt der Aufmerksamkeitspegel schon deutlich an.
Noch interessanter wird die Sache bei der Funktionsanalyse. Der SOLO verzichtet zwar auf einen RJ45 Ethernetanschluss, ist dafür aber mit 802.11 AC Wi-Fi ausgestattet, womit 2,4 und 5 GHz WLAN unterstützt wird. Die dafür nötigen Antennen sind geschickt und unsichtbar im Gehäuseinneren untergebracht. Die meisten WLAN-Streamer in der unter-1.000-Euro-Klasse machen sich diese Mühe nicht und liefern hässliche Stummelantennen mit, die an der Rückseite angeschraubt werden müssen. Der SOLO behält seinen äußerst unauffälligen, monolithischen Look.
Bluetooth ist natürlich ebenfalls an Bord. Und zwar in der Version 5.0, die auch AAC für iOS-User unterstützt. Besser als die Kurzstrecken-Direktverbindung Bluetooth ist aber eine WLAN-Integration. Diese ermöglicht erstens eine größere Reichweite im Haus, sowie Multiroom-Funktionalität und unterstützt lossless CD-Qualität und HiRes-Wiedergabe bis 192 kHz. Wobei letzteres vom Protokoll abhängt.
Der SOLO unterstützt Apple AirPlay 2, Chromecast und – was in der Beschreibung auf der Webseite bislang gar nicht erwähnt wurde – auch DLNA. Damit wird ein riesiger potenzieller Kundenkreis abgedeckt. Die große Überraschung aber: Der SOLO ist auch Roon Ready! Roon ist zwar eher ein Tool für anspruchsvollere HiFi-Fans, die bereit sind, in eine passende Roon Server-Hardware plus Roon-Lizenz zu investieren, was den SOLO aber auch für Audiophile interessant macht, die vielleicht nur Küche oder Schlafzimmer auf günstige und bequeme Weise in ihr Roon-System integrieren wollen. Meines Wissens ist der Argon Audio SOLO der momentan günstigste Roon-Ready-Streamer überhaupt, wenn wir Selbstbau-Lösungen mal außen vor lassen.
Noch was? Ach ja, Spotify Connect ist ebenfalls integriert. Damit haben Spotify-Abonnenten einen direkten Access-Point, bei dem die Musik nicht den Umweg vom Router über das Smartphone/Tablet in den Streamer nehmen muss, sondern das Smart-Device nur die Steuerung übernimmt. Die Audiodaten „strömen“ ohne Umweg direkt vom Internetanschluss in den SOLO.
Natürlich wird der SOLO auch mit Updates versorgt. Das Gerät aktualisiert sich automatisch, wenn ein Update veröffentlicht wird. Es checkt in regelmäßigen Abständen nach neuen Versionen und startet die Aktualisierung, wenn es längere Zeit nicht genutzt wird (nach etwa 4 Stunden im Standby). Updates können auch manuell durch ein Geräte-Reset angestoßen werden.
Der SOLO in der Praxis – set and forget
Die Anschlussmöglichkeiten des SOLO scheinen auf den ersten Blick nicht besonders vielfältig zu sein, sind aber tatsächlich äußerst sinnvoll ausgewählt.
Die Stromversorgung geschieht wie gesagt über 5V USB, wofür ein passendes Netzteil beiliegt. Nun sind aber viele HiFi-Verstärker und auch kompakte Aktivlautsprecher oft mit einer 5V USB-Ladebuchse ausgestattet. Wenn das der Fall ist, kann der SOLO auch über diese Buchse mit Strom versorgt werden und benötigt somit keine eigene Steckdose, was den ohnehin geringen Verkabelungsaufwand nochmals verschlankt.
Im Test habe ich den SOLO auf diese Weise, und mit einem S/PDIF-Kabel, an eine sehr exquisite Kette angeschlossen, nämlich an den T+A DAC 200 mit A 200 Endstufe (beide demnächst im Test), gefolgt von den Wilson Audio TuneTot Kompaktlautsprechern.
Das ist in der Kundenpraxis vermutlich eine eher seltene Kombination. Hier empfiehlt sich der SOLO am ehesten zur Streaming-Aufrüstung vorhandener HiFi-Anlagen und Aktivlautsprecher. Aber es funktioniert halt auch an highendigsten Komponenten bestens.
Die Einrichtung ist einfach. Nach der Verkabelung müssen die Drahtlosverbindungen hergestellt werden. Für Bluetooth drückt man an der Rückseite des SOLO einfach eine Taste, um den Pairing-Modus zu aktivieren. Eine Verbindung mit dem heimischen Router herzustellen, ist minimal aufwändiger. Dies geht nur über ein iOS- oder Android-Device. Argon Audio erklärt den Vorgang in folgendem Video:
Einmal mit dem Router verbunden erfolgt die Steuerung über die bevorzugte Anwendung. Also entweder über die Spotify-App, über Apples AirPlay-Steuerung, Googles Chromecast, oder Roon. Über letzteres sind dann auch Qobuz und Tidal integriert. Die Roon-Einrichtung erfolgt wie üblich in der Roon-App: Einstellungen -> Audio -> dann den dort angezeigten SOLO mit einem Klick aktivieren und fertig.
Von diesem Punkt an ist die SOLO-Hardware tatsächlich nichts weiter als eine Black Box. Das Gerät kann beispielsweise auf den angeschlossenen Aktivlautsprecher gestellt werden, unauffällig zwischen den HiFi-Komponenten, oder unsichtbar hinter dem Regal oder im Schrank verschwinden. Da der SOLO über eine automatische Standby-Schaltung verfügt, die ihn nach 5 Minuten ohne Signal in den Ruhezustand versetzt, aus dem er bei erneuter Signalzufuhr auch automatisch erwacht, ist das das kein Problem.
Klang: Er streamt wie großer
Wie schon oft in diversen Tests von reinen Streamern festgestellt, bewegen sich die Klangunterschiede solcher Geräte auf einem anderen, sehr viel weniger offensichtlichen Niveau, als beispielsweise Verstärker oder gar Lautsprecher. Das heißt aber nicht, dass aufgrund ihrer rein digitalen Natur keine relevanten Unterschiede feststellbar wären. Wobei relevant hier eine subjektive Variable ist, die von den klanglichen Fähigkeiten des angeschlossenen Equipments und dem persönlichen Anspruch des Nutzers abhängen.
Um es kurz zu machen: Der SOLO bewegt sich auf einem Niveau, mit dem er sich hinter zwei- bis viermal so teuren Konkurrenten nicht verstecken muss. Entscheidende Faktoren hierbei sind weniger Dinge wie Auflösung und Tonalität. Vielmehr muss ein guter Streamer das Digitalsignal so unbeeinflusst wie möglich verarbeiten, um keinen zusätzlichen Jitter zu produzieren, der dem DAC am Ende das Leben schwer macht. Absolute High-End-Lösungen, wie etwa der exorbitant teure Antipodes K50, treiben dafür einen enormen Aufwand, mit dem Ergebnis einer absoluten und faszinierenden „Reinheit“ der Musik, sowie mit einer frappierenden Dynamik. Man muss es einmal erlebt haben, um es richtig zu verstehen, aber genau das kann am Ende den Unterschied zwischen Wohl oder Übel ausmachen.
Nun, der SOLO hat einem Antipodes K50 nichts entgegenzusetzen. Aber in seiner Preisklasse ist er ziemlich konkurrenzlos gut in seinem Job. Ich hätte auch kein Problem damit, ihn als Streaming-Aufrüstung für high-endige Nutzer zu empfehlen, die bislang nur auf analogen Pfaden wandelten. Als Einstieg ist der SOLO eine geringe Investition, um sich mit der Materie Streaming zu befassen.
Für diejenigen, die kleine und günstige Aktivlautsprecher besitzen, die sowohl über analoge als auch digitale Eingänge verfügen (etwa die Magnat Monitor Active 2000 (bzw. deren Nachfolger) oder die Klipsch The Fives, bietet sich mit dem Argon Audio noch eine zusätzliche Möglichkeit zur Klangsteigerung. In solchen Situationen ist nämlich die Frage, welchem DAC man die Analogwandlung überantwortet.
In günstigen Aktivlautsprechern mit Digitaleingang sind oft sehr einfache und billige DACs verbaut. Der SOLO verfügt mit einiger Wahrscheinlichkeit mit seinem ESS Sabre ES9018 über den besseren DAC und womöglich auch über die bessere Analogstufe. Also kann ausprobiert werden, ob eine digitale Verbindung per Toslink oder Coax, oder die analoge Zuspielung vom SOLO die klanglich bessere Wahl ist. In dem Fall kann der SOLO auch die Lautstärkeregelung übernehmen, die er mit 64 Bit Genauigkeit quasi verlustfrei erledigt.
Aber Vorsicht: Der analoge Weg macht nur dann Sinn, wenn das analoge Signal am Lautsprecher nicht erst wieder digital gewandelt und am Ende doch durch den eigenen DAC gejagt wird. Leider gehen solche Details oft nicht aus dem Manual oder der technischen Beschreibung hervor. Fragen Sie im Zweifel ihren Händler oder den Hersteller.
Fazit – Ein echter Überflieger
Der Argon Audio SOLO macht alles richtig. Sein einziges winziges Manko, nämlich das Fehlen einer Ethernetbuchse, ist in den meisten Fällen verschmerzbar. Der Argon-Streamer ist eine vielseitig nutzbare Aufrüstmöglichkeit für bestehende HiFi-Anlagen und Aktivlautsprecher zum kleinen Preis, der unkompliziert im Hintergrund seinen Dienst verrichtet, auch noch Roon Ready ist und sehr gut klingt. Ein echter Hammer!
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| unkompliziert und vielseitig einsetzbar |
| AirPlay, Chromecast, Spotify und Roon Ready |
| praxisgerechte Anschlüsse |
| ausgezeichnetes Klang/Preis-Verhältnis |
Vertrieb:
HiFi Klubben Deutschland GmbH
Gr. Bergstraße 223
22767 Hamburg
Telefon: 0800 / 0004670
[email protected]
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Argon Audio SOLO: 249 Euro
Technische Daten
Argon Audio SOLO | |
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Konzept: | Streamer mit DAC |
Besonderheiten | WiFi 802.11 AC mit innenliegenden Antennen |
Anschlüsse: | digital (optisch/koaxial), analog (L/R RCA) |
Farben: | Schwarz oder Weiß |
Gewicht: | 0,6 kg |
Abmessungen (B x H x T): | 14,7 x 3,6 x 15,0 cm |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
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