Das fing schon im letzten Jahrtausend an: 1999 begann die (heute in Ansbach beheimatete) kleine, feine Lautsprechermanufaktur Ascendo, außergewöhnliche und zeitrichtige Lautsprecher mit Bandpass-Subwoofern unter das audiophile Volk zu bringen – und setzte über all die Jahre immer wieder echte Highlights. Darunter waren so herausragende Schallwandler wie die MS, die M5S oder die Coax C7, die Vorgängerin der hier vorgestellten Ascendo D7 Active. Doch in den letzten drei Jahren war es etwas stiller um die exzellenten HiFi-Lautsprecher geworden.
Über diese Form eines leichten Dornröschenschlafs hat LowBeats schon ausführlich berichtet: 2015 hat Ascendo nämlich die Tochterfirma Ascendo Immersive Audio (AIA) ins Leben gerufen, mit der sie das klassische Heimkino – sagen wir es ruhig mal so – revolutionieren will.
Unter dem Label AIA bieten die Franken ein Programm von Aktiv-Einbaulautsprechern an, die den hohen audiophilen Ascendo Ansprüchen genauso gerecht werden wie den – in wirklich guten Heimkinos notwendigen – Anforderungen nach hohem, unverzerrten Pegel.
Grundlage dieser AIA-Lautsprecher ist ein System aus Digitalendstufen plus Prozessor, die nicht nur sehr viel Leistung (2 x 500 Watt) und höchste Funktionssicherheit garantieren (Einbaulautsprecher sollten ja tunlichst nicht kaputt gehen…), sondern auch die individuelle Einmessung eines jeden Lautsprechers auf den Raum und den Geschmack des Hörers ermöglichen.
Von der Überlegenheit dieses System konnte man sich schon auf vielen Messen (unter anderem: HIGH END 2017) überzeugen. Noch besser klingt es natürlich im AIA Showroom in Ansbach, wo auch die Produktion für die Ascendo und AIA Lautsprecher ist.
Am perfektesten aber kann man ein ausgewachsenes AIA-System mit 23 Kanälen bei My-Sound in Starnberg hören. Es raubt einem schier den Atem, wie räumlich genau, wie detailreich hier das Klangbild ist, wie stabil und tiefschürfend die Bässe sind. Bei My-Sound einmal Hans Zimmers Filmmusik zu Fluch der Karibik zu hören, ist ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst…
Warum ich das alles erzähle? Weil sich Ascendo jetzt selbst wieder wachgeküsst hat und seine Heimkino-Erfahrung sowie die entsprechende Elektronik nutzt, um die vorhandenen HiFi-Lautsprecher auf den neuesten Stand zu bringen.
Den ersten Schritt machten sie mit der Live 15, einem audiophilen Hochwirkungsgrad-Lautsprecher mit pegelfester PA-Bestückung. Und nun die Ascendo D7 Active. Sie ist der erste “richtige” HiFi-Lautsprecher, der auf diese Art die nächste Entwicklungsstufe nimmt. Und wie auch bei der Live 15 klappt das erstaunlich gut…
Die schlanke Standbox ist verarbeitungstechnisch ohne jeden Makel: Das Gehäuse gibt sich spätestens beim Draufklopfen als äußerst solide zu erkennen, die fein gerundeten Kanten und das Lack-Finish sind perfekt und der angesetzte Metallfuß mit den Spikes vermittelt genau die Form von Stabilität, die man sich wünscht, die aber nicht zu mächtig daherkommt.
Überhaupt wirkt die Ascendo D7 Active auf den ersten Blick deutlich harmloser, als sie in Wirklichkeit ist: ein 18 cm großer Koax und eine vergleichsweise großes Bassreflexrohr knapp darunter.
Was soll da schon rauskommen? Das Zauberwort ist oben schon gefallen: Bandpass. Im Gehäuse der Ascendo D7 Active sitzen nämlich innenseitig zwei weitere 18 cm Tieftöner in einem geschlossenen Gehäuse und strahlen auf eine Art Bassreflexkammer – siehe Bild.
Die Schallabstrahlung erfolgt nur über dessen Austrittsöffnung (einem Rohr) und erfährt dadurch eine Filterung mit 12 dB/Oktave ober- und unterhalb des avisierten Frequenzbereichs.
Geschickt gemacht: die Filterwirkung des Rohres ist so berechnet, dass der abgestrahlte (Bandpass-begrenzte) Frequenzbereich perfekt an die abfallende Flanke des Tiefmitteltöners ankoppelt.
Wozu das Ganze? Immerhin ist es beim Aufbau der Ascendo D7 Active ein ganz schönes Gefummel, die beiden Bässe über die verschraubte Bodenplatte im Inneren anzubringen.
Der erste Vorteil ist ein ästhetischer: man sieht die Tieftöner nicht. Ein weiterer: Bei passiven Lautsprechern (und die D7 wurde ja ursprünglich als passive Box entwickelt) reduziert sich die Anzahl der Frequenzweichenbauteile deutlich – was zugegebenermaßen bei aktiven Lautsprechern kaum noch eine Rolle spielt.
Lange Zeit hatte ich echte Vorbehalte gegen solche Bandpass-Konstruktionen. Die meisten, die ich kennenlernte brachten zwar viel Wucht zustande, aber weder Tiefgang noch Präzision. Meine Vorbehalte verschwanden, als ich 1999 das erste Ascendo Modell, die MS, und später die D7-Vorgängerin Coax C7 (beide mit Bandpass-Bässen) hören und testen konnte.
Die hatten alles: Druck, Tiefgang, Präzision. Spätestens da wurde klar, dass die Ascendo Macher Stefan Köpf und Jürgen Scheuring a.) eine Menge von der Materie verstehen und b.) einiges besser machen als die meisten anderen Bandpass-Konstrukteure.
Und wie schon bei der Vorgängerin Coax C7 vertrauen die Ascendo Macher bei der D7 Active auf die klanglichen Meriten des Mittelhochtöners T18REX vom norwegischen Spezialisten Seas.
Der seit etlichen Jahren in einer Vielzahl von audiophilen Lautsprechern eingesetzte 18 Zentimeter durchmessende Koax hat eine durchsichtige, hochdämpfende XP-Tiefmitteltonmembran und einen mittig eingesetzten Hochtöner mit 25 Millimeter großer Gewebekalotte.
Nun zählt der T18REX ja nicht zu den allerneuesten Treibern am Markt, aber die XP-Membran und die Gewebekalotte gehen hier eine äußerst harmonische Ehe ein; die Klangfarben der Ascendo D7 Active sind wunderbar kräftig und ausgesprochen natürlich. Und wie bei fast allen Ascendo Modellen gehört auch bei der D7 ein zusätzlicher Hochtöner auf der Rückseite zum Konzept.
Dieser Hochtöner ist am Anschlussterminal zuschaltbar. Meiner Erfahrung nach gibt es nur wenige wohnraumbedingte Umstände (sehr hallige Räume, wenig Abstand zur Rückwand), in denen der Hörer diese zusätzliche Hochtonenergie nicht nutzen sollte: “mit” klingt es immer etwas feiner, lockerer und räumlicher.
Die Elektronik
Wie aus dem Namen und den beiden mitgelieferten Endstufen unschwer zu erkennen, ist die Ascendo D7 Active eine Aktivbox. Und zwar eine mit 3,5 Wegen; der letzte “halbe” Wege ist der Hochtöner hinten, der in den oberen Lagen parallel zum Hochtöner des Koax läuft. Allerdings wird nicht jeder ihrer “Wege” aktiv, also mit einer eigenen Endstufe angesteuert. Die im stabilen Metallgehäuse untergebrachten zwei Endstufen befeuern nur die besonders leistungshungrigen Tief- und Mitteltöner; der eingebaute Prozessor sorgt hier für eine steilflankige und präzise Trennung dieser beiden Bereiche. Sowohl der Hochtöner des Koax als auch der Hochtöner auf der Rückseite sind über passive Netzwerke angekoppelt.
Die beiden Endstufen-Blöcke sind in Class-D-Technik aufgebaut und leisten jeder 500 Watt – was für die Ascendo D7 Active übrigens völlig ausreichend ist. Selbst als wir mit einer Lautstärke kurz vor der Zerstörungsgrenze des Mittelhochton-Koax spielten, hatte ich nie den Eindruck, dass den Endstufen die Reserven ausgingen. Ich hatte vielleicht ein wenig Angst um die Tieftöner und den Koax. Doch Ascendo Geschäftsführer Stefan Köpf, der die D7 im Hörraum mit aufbaute, ermunterte mich immer, noch ein bisschen lauter zu drehen. “Die können noch lauter”, sagte er immer, wenn ich meinte, wieder sei eine letzte Pegelgrenze erreicht. Und er hatte Recht.Die Ascendo D7 Active spielt sehr viel lauter, als man es einem Lautsprecher dieser Größenordnung zutrauen würde – und als die Vorgängerin Coax C7 jemals hat spielen können.
Das liegt natürlich an der präzisen Filterung der Treiber und einem effizienten Schutz vor zerstörerischen Tiefstbässen. Denn mit an Bord der Endstufenelektronik ist auch der eingebaute Prozessor, der die aktive Trennung umsetzt und einen feinfühligen Zugriff auf den Frequenzgang einer jeden Ascendo D7 Active zulässt – was die Aufstellung der D7 ebenfalls etwas einfacher macht als bei normalen Lautsprechern.
Nun ist das Ascendo Programm ausgesprochen praxisgerecht ausgelegt und Stefan Köpf hat diesen Einmessungs-Prozess schon viele Dutzend Male (selbst bei LowBeats war er schon dreimal tätig) vorgenommen. So brauchte er im klanglich sehr ordentlichen LowBeats Hörraum nicht einmal eine halbe Stunde, bis alles passte und bis auch ich zufrieden war. Allerdings stand die Ascendo D7 Active da auch optimal. Doch als wir die D7 testweise eher ungünstig in der Nähe der Rückwand aufstellten, hatten wir selbst hier dank des sehr schnell und effizient greifenden Raum-Equalizers binnen kurzer Zeit ein beeindruckendes Erlebnis – vor allem den Bass wollte ich auf “knochentrocken und tief” eingestellt haben. Köpfs Gesichtsausdruck war zu entnehmen, dass diese Ausrichtung auch seine favorisierte ist und mit wenigen Einstellungen an seinem Rechner war das Ergebnis das gewünschte. Beim Kunden nimmt diese Einmessung dann der Händler vor.
Die D7 Active im LowBeats Hörraum
Aber wie klingt ein Lautsprecher, an dem man quasi alles einstellen kann? Wir können an dieser Stelle ja nur die möglichst neutrale Einstellung beurteilen – und auch dabei zeigt die Ascendo D7 Active durchaus klangliche Eigenheiten. Zum Beispiel spielt der Koax ausgesprochen räumlich. Bei der temperamentvollen Aufnahme Alessandro Quarta Plays Astor Piazzolla, zog uns die Ascendo förmlich in die Aufnahme – so glaubhaft bildete die D7 den Aufnahmeraum und die Instrumente ab. Und, da war die Einspielung des Geigers ebenfalls genau die richtige Herausforderung für die D7, auch die Klangfarben der Violine klangen wunderbar natürlich: mit viel Wärme, sonoren Klangfarben und einem sehr quirligen, niemals anstrengenden Detailreichtum, der uns quasi auf den Steg der Geige nahm – so unmittelbar ist das Instrument eingefangen und so packend nah und auch räumlich authentisch gab die D7 die Aufnahme wieder.
Wunderbar auch die Stimmwiedergabe von Sean Rowes New Lore, die LowBeats CD der KW 15. Die Stimme hatte Kraft, Wärme und die feinen quirligen Mitten vermittelten die Eigenheiten, die diesen Sänger ausmachen, wunderbar. Wie bei viele andere Konstruktionen, die mit hochdämpfenden Treibermaterialien arbeiten, steht auch bei der Ascendo D7 Active das Herausarbeiten des letzten kleinen Details, das letzte kleine bisschen Feindynamik nicht im Vordergrund, sondern ein harmonisches Ganzes. Das gelingt auf hervorragende Weise.
Bei der passiven Version fügte sich der Bass harmonisch in dieses Gesamtbild ein; mit der Aktivierung indes liftet er die D7 um einige Qualitätsstufen höher. Es ist ein unglaubliches Vergnügen, mit diesem superstabilen Bass sehr laut Schlagzeug zu hören. Beispielsweise die Bassdrum zu Beginn von James Blood Ulmers “Crying”, live aufgenommen im Bayerischen Hof: Die Ascendo hämmerte diese Hiebe derart brachial, ansatzlos und authentisch in den Hörraum, dass sich nicht nur bei den Hörtest-Zaungästen ein dauerhaftes Grinsen einstellte. Man sieht es diesem (doch eher unauffälligen) Lautsprecher einfach nicht an, zu welchen Tiefbass-Orgien er in der Lage ist – und zu welchen Hochpegelständen ebenfalls nicht.
Der Koax-Hochtöner ist dann derjenige aus dem Treiber-Ensemble, der bei Pegeln oberhalb der Grinse-Lautstärken als erster signalisiert, dass man eindeutig zu laut ist. Er zerrt nicht und fällt auch sonst nicht aus dem Rahmen. Er wird nur – wie aus einer Art Selbstschutz – dann weniger dynamisch. Auch das ist ja irgendwie sehr sympathisch.
Fazit
Schon die Vorgänger C7 und D7 sind ja hübsche und klanglich fantastische, sehr audiophil abgestimmte Lautsprecher, mit denen man jede Art von Musik hören kann. Doch die Aktivierung mit zwei potenten Endstufen pro Kanal plus Prozessor bringt diese Lautsprecher in wesentlichen Punkten deutlich weiter. Die Pegelfestigkeit ist sehr viel größer, die einzelnen Bereiche sind strikter getrennt und die Zeitrichtigkeit – und damit die Impulsgenauigkeit – noch einmal besser geworden.
Doch das Wichtigste ist die Flexibilität, mit der sich die Ascendo D7 Active an den Raum und den Geschmack des Hörers anpassen lässt. Klar: Auch mit dem Ascendo Programm lassen sich die Gesetze der Physik und der Akustik nicht außer Kraft setzen. Und auch trotz eingebauten Raum-EQ sollte man für einen Lautsprecher dieser Güteklasse den möglichst optimalen Aufstellungsort suchen.
Aber wenn außer an der Rückwand kein Platz sein sollte oder wenn die Aufstellung unsymmetrisch sein muss: Die Ascendo D7 Avtive bietet hier sehr viel mehr Möglichkeiten als die meisten anderen HiFi-Lautsprecher dieser Preis- und Qualitätsstufe – und hat deshalb in vielen Fällen die Nase weit vorn.
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Warme, natürliche Klangfarben |
| Gute 3-D Abbildung |
| Hohe Verzerrungsarmut im Bass |
| Feinfühliger, effizienter Raum-EQ |
Vertrieb:
ASCENDO GmbH
Bonndorfer Str. 19
76227 Karlsruhe
www.ascendo.de
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Ascendo D7 Active: 12.800 Euro
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