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Porsche Design Motion One
Während die Sonnenbrille die Verwendung verschiedener Gläser ermöglicht, lässt sich der Motion One mit Bluetooth oder Kabel betreiben. (Foto: S. Schickedanz)

Test Porsche Design Motion One – BT In Ear von KEF

„Form follows function“ ist unter Design-Affinen eine Binsenweisheit, die leider in Zeiten allgegenwärtiger Design-Statements oft einem Selbstzweck weichen muss. Gerade Produkte, die besonders gut ausschauen, sehen sich mit ähnlichen Vorurteilen wie blonde Frauen konfrontiert, denen viele Herren pauschal unterstellen, dass sie nicht viel drauf haben. Porsche Design, 1972 von Professor F. A. Porsche gegründet, zeigt immer wieder, wie sich Form und Funktion gegenseitig bedingen. Der Kopfhörer Porsche Design Motion One begeisterte mich, sobald ich ihn das erste Mal samt mitgeliefertem Zubehör in den Fingern hatte.

Da hat sich der britische Lautsprecher-Spezialist KEF nicht einfach nur mit einem großen Namen verbündet, um mehr Aufsehen für seine jungen Kopfhörer-Aktivitäten zu erhaschen. Da hat sich jemand richtig Gedanken gemacht und neben gutem Aussehen, exzellenter Materialqualität und Verarbeitung auch ein paar neue Ideen eingebracht.

Ideen, wie sie vielleicht nur von außen kommen können. George Perkins, der technische Kopf hinter den beiden Porsche-Hörern – mit dem Space One gibt es noch einen ohrumschließenden Bügel-Hörer – ließ durchblicken, dass er von Roland Heiler, Managing Director von Porsche Design und dessen Designern ganz schön harte Nüsse zu knacken bekam.

Im Gespräch mit dem Senior Acoustic Engineer von KEF spürte man, dass er und seine Kollegen von den Partnern ordentlich gefordert wurden.

Das führte zu Lösungen, die nicht gleich auf der Hand lagen, aber dafür umso nachhaltiger im täglichen Gebrauch punkten.

Wo eine Brille ist, ist auch ein Weg

Am Ende kam ein Verwandlungskünstler heraus, der mich sofort an die erste Porsche-Brille von 1978 erinnerte. Von meinem bei der Lokalzeitung verdienten Honorar kaufte ich mir Anfangs der 80er-Jahre eine dieser Sonnenbrillen mit ihren cleveren Wechselgläsern.

Ich hatte sogar gelbe Gläser, um bei Nebel sicherer und vor allem schneller unterwegs zu sein. Doch jenseits Mitte 20 wurde mir der „Luden-Look“ etwas peinlich und das Teil verschwand bis kurz nach der Präsentation des Porsche Design Motion One in der Schublade.

Schließlich schaffte es das 1972 von Ferdinand A. Porsche gegründete Designbüro einmal mehr, vertrauten Dingen durch neue Formgebung, die neue Funktionen ermöglicht, einen nachhaltigen Mehrwert zu verschaffen.

Porsche Design Motion One
In Ear Kopfhörer Motion One mit dem Klassiker von Porsche Design, einer Sonnenbrille mit Wechselgläsern (Foto: S. Schickedanz)

Der Porsche Design Motion One ist ein Bluetooth In Ear Kopfhörer, der sämtliche Elektronik und die zum Drahtlos-Betrieb in CD-Qualität mit Apt-X nötigen Akkus in einer Art Halskrause trägt.

Dieser Kniff birgt eine Reihe von Vorteilen und gestattet darüber hinaus – in Verbindung mit abnehmbaren Kabel-Verbindungen zu den beiden Hörkapseln – den Porsche In Ear auch passiv am Kopfhörer-Ausgang des Smartphones zu betreiben.

Ein entsprechendes, hochwertiges Anschlusskabel aus sauerstoffarmem Kupfer (OFC-99.99) mit soliden vergoldeten Steckern liegt ebenso bei wie ein Airline-Adapter, um den Porsche Design Motion One auch im Flugzeug mit dem Bordentertainment-System zu nutzen. Alles lässt sich im Hardcase verstauen und überall hin mitnehmen.

Auch als Headset lässt sich der Motion One verwenden. Die Bedienung von Telefon und Freisprecheinrichtung ist jedoch nur über das Bluetooth-Modul, aber nicht über das normale Anschlusskabel möglich. Zudem sind die Beschriftungen der Tasten am Bluetooth-Modul etwas schwer zu erkennen.

 

Porsche Design Motion One
Mit Bluetooth-Modul oder mit Kabel lässt sich der Porsche Design Motion One verwenden. Das macht ihn zum vielleicht vielseitigsten In-Ear aller Zeiten (Foto: S. Schickedanz)

Die kurzen Kabel zwischen der Elektronik-Einheit und den Ohrstöpseln stören selbst beim Sport überhaupt nicht.

Im Gegenteil. Wer einen freien Kopf beziehungsweise freie Ohren braucht, kann die beiden In Ears mit den Magneten auf der Rückseite verbinden und sie mit ihren Kabeln zum Nackenstück wie eine Kette um den Hals tragen.

Das ist wirklich smart und schick. Perfekt für Sport und Fitness Studio, was KEF und Porsche bei der Präsentation in München mittels Sportgeräten unter Beweis stellte.

Gut zu wissen: Der Porsche Design Motion One ist wasserdicht nach IPX5-Klassifizierung und trotzt Regen, Schweiß und Spritzwasser.

Der Porsche Design Motion One im Hörtest

Doch all diese Funktionalität kann keinen schlechten Klang ausgleichen. Umso erfreulicher, dass die Abstimmung so gut gelang, dass die Soundqualität letztlich sogar das Hauptargument für den Motion One darstellt.

KEF und Porsche Design schufen den perfekten Mobilhörer, der in der Summe aller Stärken neue Maßstäbe setzt. Seine Wandler agieren irre schnell und feinfühlig auf Impulse.

Selten war das Anreißen von Gitarrensaiten – etwa mit Eric Claptons MTV Unplugged Album – so flink und gleichzeitig, ohne dabei ins Stählerne abzudriften. Die Tonalität war, bis auf einen leichten Mangel an Bassfülle, ausgezeichnet.

Die Transparenz zählt zum Besten in dieser Klasse. Für einen In Ear Hörer gelang zudem die Räumlichkeit sehr großzügig.

In der Summe prädestinieren diese Tugenden den Porsche Design Motion One für sämtliche Musikarten, wobei die Freude steigt, je anspruchsvoller das Programm wird.

Hip Hop oder Elektropop wie Yellos neues Album Toy profitieren zwar auch von der Klarheit und vom exzellenten Timing, könnten aber durchaus etwas mehr Druck in den untersten Oktaven vertragen.

Zudem sollte die Musik nicht zu stark in der Datenrate beschnitten sein, was bei Aufnahmen für Freunde der U-Musik schon mal vorkommt. Der wieselflinke, hochauflösende Porsche Design Motion One zeigt gnadenlos alle Artefakte auf.

One more thing

Das klingt eigentlich nach einer sehr guten Bewertung. Doch es ist nur die halbe Wahrheit. Die Acoustic Directional Enclosures (ADE) haben Ohrstücke, die sich drehen lassen, um die Kabelführung hinten über das Ohr zu ermöglichen.

Diese Maßnahme soll eigentlich zusätzlichen Halt beim Sport ermöglichen. Wer die Hörkapseln um 180 Grad dreht (das ist etwas weiter als im Demo-Video von KEF), kann nämlich die mit drei verschieden großen Silikon-Ohrstöpseln anpassbaren Endstücke besonders tief und fest in den Gehörkanal einführen.

Dann geht die Post ab – und zwar richtig. Was dann im Bass passiert, ist etwa mit dem Schubzuwachs zu vergleichen, wenn man von einem Porsche 911 mit Saugmotor in einen Turbo umsteigt. Das einzige, was dabei unter Umständen etwas sinkt, ist der Tragekomfort.

Doch, wer einmal diesen tiefen, satten Bass gehört hat, der trotz genialem Punch absolut nichts an Kontur vermissen lässt, nimmt etwas Druck im Ohr gerne in Kauf.

Porsche Design Motion One
Zum Lieferumfang gehören ein schickes Hardcase, ein vergoldeter Airline-Adapter, ein USB-Kabel zum Aufladen des Akkus und ein Beutel, in dem sich auch das Anschlusskabel verstauen lässt (Foto: S. Schickedanz)

Fazit Porsche Design Motion One

Der Porsche Design Motion One ist wasserfest und auch sonst mit allen Wassern gewaschen.

Er klingt einfach göttlich, wenn man erst mal die richtige Position gefunden hat und so seinen Bass auf den Level der transparenten Mitten und filigranen Höhen gehievt hat. Sein Punch und sein Timing machen süchtig, pushen einen beim Sport zu Höchstleistungen und lassen einen im Sessel mit dem Rhythmus der Musik treiben.

Mit einem hochwertigen Kopfhörer-Verstärker oder Hi-Res-Player, wie ihn beispielsweise Astell & Kern anbietet, über Kabel verbunden, zählt sein Klang zu dem besten, was man von einem Kopfhörer erwarten kann.

Und selbst mit einem gewöhnlichen iPhone, dessen Ausgangsstufe wegen Gehörschutz zusätzlich in der Leistung beschnitten wurde, geht der wirkungsgradstarke, sehr dynamische Porsche Design Motion One ab wie ein Porsche Carrera mit Chronopaket und der darin enthaltenen Launch Control.

Dabei lässt er einem die Wahl, seine eigenen Amps im abnehmbaren Bluetooth-Modul zu verwenden, was immer noch tollen Klang und gleichzeitig maximale Bewegungsfreiheit bedeutet.

Porsche Design Motion One
2016/12
Test-Ergebnis: 4,8
Überragend
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klarer, knackiger Klang mit hoher Ausgewogenheit
Sehr variables Konzept mit abnehmbaren Bluetooth-Modul und magnetischen Kapseln
Exzellente Verarbeitungsqualität, verdrehsichere, widerstandsfähige Kabel
Für vollen Bass muss man die Hörer verkehrt herum einsetzen und sehr weit in den Gehörkanal einführen, was den Tragekomfort beeinträchtigt.

Vertrieb:
Porsche Lizenz- und Handelsgesellschaft mbH & Co. KG
Grönerstraße 5
71636 Ludwigsburg
www.porsche-design.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
250 Euro

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Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.