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B&W Zeppelin Wireless auf dem Kamin
Der B&W Zeppelin kommt nun in seiner dritten Generation als Wireless-Version. Klanglich hat er zugelegt, beim Preis blieb alles beim alten: 700 Euro (Foto: B&W)

Test B&W Zeppelin Wireless: Überflieger mit Bluetooth

Die schlechte Nachricht zuerst: Ganz drahtlos geht es auch beim B&W Zeppelin Wireless nicht. Ein Stromkabel benötigt der neueste Luftschiff-Lautsprecher zur vollen Funktionalität immer noch und ein LAN-Anschluss ist für gewisse Fälle ebenfalls vorhanden. Nun zu den guten Nachrichten: Er lässt vor allem Pop, Rock und Hip-Hop-Fans abheben. Auch Jazz-Freunde dürften sich bald die Frage stellen, ob sie nicht von der guten alten Stereo-Anlage umsteigen, um ihre Musik bequem vom Handy auf dem Luftweg zum Lautsprecher zu befördern. Dafür stellt Bowers & Wilkins jetzt sowohl Bluetooth-Streaming plus kabelfreies Spotify Connect als auch das vom Zeppelin Air bekannte Apple AirPlay bereit. Außerdem gibt es noch einen analogen AUX-Anschluss mit 3,5-mm-Mini-Klinke. Die USB-Buchse dient dagegen nur noch der Wartung, ein Memory-Stick lässt sich daran nicht mehr zur Wiedergabe von Musik anschließen.

Die Einrichtung des Systems übernimmt eine schlichte, aber sehr benutzerfreundliche App namens Bowers & Wilkins Control. Wo man bei Sonos, Bose oder Harman mit der Eingabe seiner Nutzerdaten für das WLAN-Netzwerk aufgehalten wird – was ganz schön lästig sein kann – überwindet der Zeppelin wie im Fluge alle Barrieren des vernetzen Lebens. Leider passt der Begriff “Plug & Play” nicht zum Thema Wireless, aber sinngemäß beschreibt er, was Neueinsteiger an Komfort erwartet. Anschließend braucht man die App nicht mehr anzuwerfen. Zwar ermöglicht sie die Regelung der Lautstärke oder das Starten und Stoppen der Wiedergabe und zeigt das Cover an (was nicht immer zuverlässig funktionierte), doch immer nur für den gerade mit der Musik-App des iPhones abgespielten Track. Eigentlich hätte ich auch eine Möglichkeit zur Klanganpassung erwartet, doch falls eine an Bord war, hat sie sich so gut versteckt wie ein blinder Passagier in der 245 Meter langen LZ 129 Hindenburg: Humanity!

AirPlay und Bluetooth: Zeppelin Wireless fördert den Luftverkehr

Klanglich ließen sich zwar minimale Unterschiede zwischen den beiden wichtigsten Luftwegen zum Musik-Transport vernehmen, doch hängt es von der Musikart und den Prioritäten ab, was man besser findet. Unterm Strich schenken sich Bluetooth und AirPlay beim Zeppelin Wireless nicht viel. Bluetooth wirkte geringfügig knackiger, aber auch etwas vordergründiger im Bass, mit AirPlay blieb der Zeppelin noch einen Tick homogener und bot etwas mehr Substanz in den untersten Oktaven auf. Es verblüfft einfach immer wieder, wie tief und dabei sauber der verhältnismäßig kleine Lautsprecher den Bass ausloten kann. Das galt schon für die erste Generation, die noch stolz das iPhone auf einem Ladedock vor sich hertrug. Doch jetzt kommen mehr Attacke, Substanz und Sauberkeit dazu.

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B&W Zeppelin Wireless Frequenzgang
Zimmerlautstärke spielt der B&W Zeppelin Wireless für seine Gattung sehr ausgewogen. (Messung: S. Schickedanz)
B&W Zeppelin Wireless Frequenzgang
Der B&W Zeppelin Wireless kann sehr laut spielen, fährt aber dann vor allem den Bass etwas zurück, um Überlastung zu vermeiden. (Messung: S. Schickedanz)
B&W Zeppelin Wireless analysis
Bowers & Wilkins setzt weiterhin auf Bassreflex-Abstimmung, doch nur, um den Innendruck des Gehäuses so niedrig zu halten, dass er den Treibern des B&W Zeppelin Wireless wenig Luftwiderstand entgegensetzt. Der neue Zeppelin passt sich mit seinen winzigen Ventilationsöffnungen daher besser an die Umgebung an, denn er verhält sich jetzt weitgehend wie eine geschlossene Box (Foto: B&W)
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Anleihen aus der B&W 800 Diamond-Serie

Das zeigt, dass die umfangreichen Maßnahmen unter der Haut des Zeppelin Wirkung zeigen. Die Schallwand für die fünf Lautsprecher-Chassis wurde wie das gesamte, teilweise glasfaserverstärkte Gehäuse drastisch versteift, der mittig untergebrachte 16,5-cm-Subwoofer mittels FEA (Finite Elemente Analyse) auf langen linearen Hub ausgelegt. Die beiden 2-Wege-Hauptlautsprecher sind so angeordnet, dass die Hochtöner wie bisher in den äußersten Winkeln des zigarrenförmigen Gehäuses sitzen, um ein möglichst breites Stereo-Panorama zu realisieren. Auch dieses Vorhaben gelang perfekt: Für diese Klasse erzeugte der Zeppelin Wireless eine großzügige Abbildung, die nicht nur den ganzen Raum mit Musik füllte, sondern auch ein realistisches Stereo-Klangbild aufzog, wenn man sich direkt gegenüber auf die Couch setzte.

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Der Aufbau des B&W Zeppelin Wireless
Der Aufbau des B&W Zeppelin Wireless. In dem kleinen, eierförmigen Gehäuse herrscht Enge: 1 Subwoofer (Mitte), 2 Mittel- und 2 Hochtöner und die gesamte Elektronik muss hier unterkommen (Animation: B&W)
Das Gehäuse des B&W Zeppelin Wireless
Das Gehäuse des B&W Zeppelin Wireless ist bis ins Letzte durchdacht und ausgesprochen stabil (Animation: B&W)
B&W Zeppelin Wireless
Auf der Rückseite finden sich die Tasten für Lautstärke und Play/Pause sowie die Anschlüsse für LAN (Ethernet), USB (nur für Updates) und AUX-Analog. Den Rest erledigt der B&W Zeppelin Wireless auf dem Luftweg via Bluetooth oder WLAN (Foto: B&W)
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Aber es ist nicht alles nur geschickte Technik: Großer Raumklang und spaßbringende Pegel erfordern auch heute noch Leistung: Das kompakte All-in-one-System kommt auf immerhin 4 x 25 Watt plus 1 x 50 Watt Sinus-Leistung und beeindruckte bei impulsreicher Musik mit erstaunlich knackigen Beats. Auch Jazz wie “Stimela” von Hugh Masekela machte mir darüber richtig Freude. Man spürt schon, dass die 2,5-cm-Aluminium-Hochtöner von der CM-Serie von B&W abgeleitet sind. Sie lösten die Höhen fein auf, ohne durch Schärfe in Erscheinung zu treten. Bei “Mr. Bojangles” von Robbie Williams in der Live-Version zeigten sich zwar gegenüber richtigen ausgewachsenen HiFi-Anlagen (die dann aber auch mehr kosten) minimale Verfärbungen im Stimmbereich, doch angesichts üblicher Wireless-Einteiler sind das schon Erbsenzählereien, auf die man überhaupt nur kommt, weil die tolle Auflösung dazu herausfordert, Vergleiche mit richtigen Stereo-Anlagen anzustellen – etwas, das einem bei den Mitbewerbern erst gar nicht in den Sinn käme.

Daran hat auch die hohe Qualität der Mitteltöner einen Anteil, die auf Fixed Suspension Transducer (FST) vertrauen, also wie die 800er-Diamond-Serie ohne die üblichen Sicken um die Membran auskommen. Damit möchte Bowers & Wilkins ungewollte Resonanzen vermeiden. Man kann mit dem Zeppelin Wireless richtig tief in die Musik hineinhören, selbst mit AAC-Songs aus dem iTunes-Store, die über Bluetooth gestreamt werden. Intern rechnet der Zeppelin alles auf höhere Auflösung hoch, um seine mit 192kHz/24bit operierenden DACs optimal auszureizen.

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Subwoofer-Chassis
Der Subwoofer sitzt in der Mitte und verwendet einen 16,5-cm-Tieftöner, der mit Finite Element Analysis (FEA) auf langen linearen Hub optimiert wurde (Foto: B&W)
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Amplifiers
4 x 25 Watt plus 1 x 50 Watt stellt diese winzige Platine mit ihren fünf Digital-Endstufen für den B&W Zeppelin Wireless bereit (Foto: B&W)
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DSP board
Die DSP-Sektion des neuen B&W Zeppelin Wireless hat die doppelte Rechenpower des bisherigen Zeppelin Air. Damit versuchen die Entwickler, das Signal immer so anzupassen, dass ein voller Bass-Eindruck entsteht, aber nichts anschlägt (Foto: B&W)
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Bei klassischer Musik hatte ich allerdings das Gefühl, dass hinter den Kulissen zu viel geregelt und gerechnet wird. Je komplexer und lauter die Musik wurde, desto weniger ging mir das Timing, der Rhythmus unter die Haut. Wenn tiefe, länger anhaltende Bässe mit vielen im Tutti spielenden Instrumenten zusammenkamen, ging der Fluss verloren und die Musik wirkte schon recht früh komprimiert. Keine Frage, das ist gerade Jammern auf höchstem Niveau, doch hat beispielsweise ein günstigerer Sonos Play:5 hier mehr Reserven, wobei er sich wegen seiner nicht ganz verfärbungsfreien Mitten auch nicht unbedingt für Klassik-Liebhaber empfiehlt.

Fazit

Wie zuletzt erwähnt, würde ich den Zeppelin nicht gerade einem ausgemachten Klassik-Gourmet nahelegen. Doch für alle, die impulsreiche, satt und zackig vorgetragene Musik aus den Bereichen Jazz, Pop und Rock mögen, hat B&W wieder einen echten Überflieger an den Start gebracht. Das Bedienungskonzept ist total easy und selbsterklärend. Man kann beim Einrichten eine Online-Registrierung abgeben, muss aber nicht, im Gegensatz zum Netzwerk-Platzhirsch Sonos, dessen Komponenten sonst den Dienst verweigern. Das erfreut alle, die nicht als Digital Natives auf die Welt kamen und ihre Musik noch anonym genießen wollen.

Allerdings fragt man sich schon, warum Webradio und Wiedergabesteuerung nicht direkt wie bei Sonos oder Bose SoundTouch in die App integriert wurden. Doch es muss ja auch noch Luft nach oben geben für die nächste Generation des Zeppelin, denn sonst wird die Luft für Verbesserungen inzwischen schon ganz schön dünn. Der Zeppelin Wireless hat klanglich mehr denn je das Zeug zum Überflieger. Nachdem Bowers & Wilkins nur noch mit winzigen Ventilationsöffnungen im Gehäuse arbeitet, um den Gegendruck für die Chassis zu mildern, verhält sich die Bassreflex-Box wie ein geschlossener Lautsprecher. Das macht ihn in der Aufstellung unkritischer als je zuvor und fördert überdies eine knackige Basswiedergabe als Untermalung verführerisch seidiger Mitten und Höhen.

B&W Zeppelin Wireless
2016/01
Test-Ergebnis: 4,3
SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Satter, sauberer Bass, große Klangbühne, hohe Transparenz und Auflösung bei natürlichen Klangfarben
Kann Bluetooth, AirPlay und Spotify Connect drahtlos wiedergeben
Einfache Einrichtung via gratis App
DSP regelt z.B. bei komplexer Klassik etwas zu viel

Vertrieb:
B&W Group Germany GmbH
Kleine Heide 12
33790 Halle/Westfalen
www.gute-anlage.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
700 Euro

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Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.