Bindeglied zwischen digitaler und analoger Welt im Questyle Golden Reference System ist der D/A-Wandler Questyle CAS192D. Ebenso wie der Preamp CMA800P, zeigt auch er sich in Sachen Konnektivität recht puristisch: Laptop oder Computer docken via USB-Buchse an, wobei der Datentransfer über ein asynchron und damit jitterarm arbeitendes Interface mit eigenem Taktgeber erfolgt. Digitale Tonquellen mit S/P-DIF-Ausgang hingegen verbinden sich mit dem Questyle CAS192D auf koaxialem Wege via RCA-Buchse oder optisch über den gängigen Toslink-Anschluss.
Sowohl der USB- als auch die beiden S/P-DIF-Eingänge verarbeiten PCM-Daten bis maximal 24bit bei 192 Kilohertz Abtastrate. Eine Spezialität bei USB-Betrieb ist der sogenannte True DSD-Modus, der jedoch nur für Windows-Rechner mit installiertem Foobar2000– oder JRiver Media Player verfügbar ist.
Hierbei werden die nativen DSD-Daten vom Computer direkt bis hin zum D/A-Konverterchip durchgereicht – eine klangmindernde DSD-zu-PCM-Wandlung kann sich der Questyle daher ersparen.
Letzteres gilt natürlich auch für die DSD-Wiedergabe via macOS, weil der verwendete D/A-Wandlerchip (Wolfson WM8741) ohnehin ein eigenes Register zur DSD-Konvertierung besitzt.
Da macOS jedoch nativen DSD-Transfer via USB nicht unterstützt, muss hier die Übertragung etwas umständlicher nach dem DSD-over-PCM(DoP-)-Protokoll mit rund einem Drittel höherem Datendurchsatz erfolgen. Sichtbarer Unterschied: Auf dem Display des Questyle CAS192D erscheint bei DSD-Wiedergabe per macOS nicht True DSD, sondern PCM.
Kompromisslos ausgelegt als reinrassiger D/A-Wandler, besitzt der Questyle CAS192D weder einen Lautstärkesteller noch einen digital wirkenden Pegelabschwächer. Vielmehr gibt er stets ein analoges Fixpegel-Signal aus – ebenso wie der Preamp CMA800P wahlweise asymmetrisch via RCA-Buchsenpaar oder elektronisch symmetriert über XLR-Armaturen.
Ein spannendes, audiophiles Feature beim Questyle CAS192D ist das 5-fach umschaltbare Digitalfilter – was erfreulicherweise über die beigepackte Fernbedienung auch vom Hörplatz aus möglich ist. Diese Einrichtung erlaubt in Verbindung mit dem separat zuschaltbaren Upsampling-Modus etliche, reproduzierbare Klangvariationen.
Um den Einfluss optisch zu dokumentieren, habe ich die dazugehörigen Impuls- und Sprungantworten gemessen – drei besonders interessante Filter-Einstellungen sind in den folgenden beiden Slide Shows zusammengefasst. In der oberen Reihe finden sich die Impulsantworten, in der unteren dagegen die dazugehörigen Sprungantworten.
Grundlage für alle Diagramme sind Impuls- und Rechteck-Signale von 630 bzw. 1002Hz im Format 16bit/44,1kHz. Die Diagramme 1a und 1b attestieren der Position “IIR Apodizing” eindeutiges Minimum-Phase-Filterverhalten ohne Pre-Ringing bei (theoretisch) unendlichem Ausschwingen. Anders dagegen die Diagramme 2a und 2b: Die Position “FIR Halfband” zeigt typisch linearphasiges Filterverhalten mit deutlichem Pre-Ringing bei symmetrischer Sprungantwort.
Besonders interessant ist das Diagrammpaar 3a und 3b: Obwohl hier ein minimalphasiges Filter eingestellt ist (“IIR Apodizing”), fallen Impuls- und Sprungantwort eindeutig linearphasig aus. Ursache hierfür ist offensichtlich der hier zugeschaltete Upsampler-Chip (SRC 4192), der das 44,1-kHz-Signal um den Faktor 4 auf 176,4kHz beschleunigt.
Hörtest Questyle CAS192D
Schwelgerische Begriffe wie “Bassfülle” oder “Hochtonglanz” versuche ich bei Hörtest-Beschreibungen von hochwertigen, elektronischen Komponenten möglichst zu vermeiden – besonders dann, wenn es um digitales Equipment geht.
Lineare Verzerrungen, sprich Frequenzgangunregelmäßigkeiten wie zum Beispiel bei Lautsprechern oder Tonabnehmern sind hier so gut wie nicht vorhanden. Und erzähl’ mir jetzt bitte niemand, dass man 0,3 Dezibel Pegelabfall bei 19 Kilohertz wirklich quantitativ wahrnehmen kann.
Natürlich existieren trotzdem hörbare Unterschiede im Bass- und Hochtonverhalten auch bei hochwertigen Komponenten. Doch die beruhen sicherlich nicht auf quantitativen Ursachen.
Ein zurückhaltender Hochtonbereich heißt nicht automatisch, dass da “zu wenig” Energie ist – vielmehr sind es eher Maskierungs- oder Schmutzeffekte, hervorgerufen beispielsweise durch Pre-Ringing von Digitalfiltern oder durch von Takt-Jitter verschliffene Transienten.
Interessanterweise gilt ähnliches auch für den Bassbereich: Echter “Slam” basiert niemals auf opulenter Fülle – wie man beispielsweise an Dipollautsprechern mit großer Membranfläche sehr eindrücklich erleben kann. Die klingen eher schlank, aber dennoch gewaltig.
Auch im Tieftonbereich zählt also, dass die erforderliche Energie zum richtigen Zeitpunkt rüberkommt. Da stellen sich dann eher solche Fragen, ob beispielsweise die Stromversorgung hier schnell genug ausreichend Power zur Verfügung stellen kann.
Erst wenn die Transienten sauber übertragen werden und die Energie zum richtigen Zeitpunkt verfügbar ist, entsteht faszinierender Klang – mit scharfem Fokus, natürlicher Tonalität, richtigem Timing und glaubhafter, räumlicher Abbildung. Und plötzlich erhält man sogar Zugang zu Musik, die bei mäßiger Performance eher sperrig erscheint.
Genauso ging es mir im Hörtest mit dem Questyle CAS192D: Das Album Arpo von Call Super finde ich zwar echt originell und sehr kunstvoll – doch ist es schon ziemlich speziell und definitiv nichts für mäßige HiFi-Systeme oder gar Bluetooth-Lautsprecher.
Angehört über den Questyle CAS192D jedoch zeigte sich mir der vor Impulsen, Klangfarben und feinen Texturen nur so strotzende Titeltrack Arpo Sunk in völlig neuem Licht – und hinterließ mich absolut begeistert: Das war wirklich eine ganz neue Erlebniswelt, die mir der Questyle CAS192D da erschloss.
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Wollte man die klanglichen Meriten des Questyle CAS192D in möglichst wenigen Begriffen beschreiben, so wären dies Klarheit und Natürlichkeit. Diese grundsätzlichen Eigenschaften blieben beim Umschalten der verfügbaren Digitalfilter-Optionen zwar erhalten, dennoch gab es Präferenzen: Mir persönlich gefiel die Position “IIR Apodizing” am besten, da sie die feinste Definition der Transienten bot. “FIR Halfband” hingegen überzeugte mich in dieser Hinsicht am wenigsten, weil das Klangbild hier stumpfer und unbeteiligter erschien.
Spannend fand ich auch die Ergebnisse beim Hinzuschalten des Upsampling-Modus: Zwar wirkte das Klangbild hierbei etwas “ätherischer”, verlor jedoch auch ein wenig an Definition – und das nahezu unabhängig von der jeweils eingestellten Position des Digitalfilters.
Die Erklärung hierfür liefert das Diagrammpaar 3a/3b in den beiden vorangehenden Slide Shows: Selbst wenn das minimalphasige und damit vorschwingungsfreie Filter “IIR Apodising” eingestellt ist, zeigen Impuls- und Sprungantwort bei aktiviertem Upsampling typisch linearphasiges Verhalten – mit kräftigem Pre-Ringing, sprich: einer Eigenschaft, die bei natürlichen Klängen nicht existiert.
Fazit
Der Questyle CAS192D ist ein reinrassiger D/A-Wandler mit technisch kompromisslosem, audiophilem Konzept. Trotz seiner eher puristisch orientierten Ausstattung bietet er einige für die HiFi-Praxis sinnvolle Features. Das sind zunächst mal die umschaltbaren Digitalfilter mit zuschaltbarem Upsampling-Modus, aber auch der nativ übertragende True DSD Modus.
In klanglicher Hinsicht besticht der Questyle CAS192D durch überragende Transparenz und Klarheit bei spektral perfekt ausbalancierter, natürlicher Tonfülle.
Entsprechend glaubhaft fällt auch die räumliche Darstellung aus. All das gepaart mit seiner ungezwungenen, dynamischen Agilität macht ihn zum perfekten Spielpartner für jegliche Art von Musik.
Das Einzige, was ich mir noch wünschen würde: die Möglichkeit zum Umschalten der absoluten Phasenlage des Ausgangssignals.
Klang:Praxis:Verarbeitung:Gesamt: |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| klingt super transparent bei vollem Ton |
| 5-fach wählbares Digitalfilter |
| symmetrischer und asymmetrischer Ausgang |
| überragende Verarbeitung |
Vertrieb:
NT Global Distribution GmbH
Waller Heerstraße 104
28219 Bremen
www.nt-global.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Questyle CAS192D Golden: 3.000 Euro
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