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Questyle CMA400i
DAC-Headphone-Preamp Questyle CMA400i, 799 Euro (Foto: Questyle)

Test DAC-Kopfhörer-Preamp Questyle CMA400i – der Senkrechtstarter

Zu meinen persönlichen Produkt-Highlights des Jahres 2017 zählt ohne Frage der DAC-Kopfhörer-Preamp Questyle CMA600i, den LowBeats bereits im Juni 2017 im Test hatte. Besonders beeindruckt hat mich bei ihm, wie nachhaltig positiv sich seine „Current Mode Amplification“ genannte Schaltungstechnik auf den Klang auswirkt. Nach den durchweg tollen Hörerfahrungen mit dem CMA600i im LowBeats Test hatte ich umgehend ein Testmuster des neuen Questyle CMA400i bestellt, der auf der HighEnd 2017 seine Deutschland-Premiere feierte. Denn mit ihm ist dieselbe Technik jetzt auch in besonders kompakter Form und für 800 Euro erhältlich.

Basierend auf dem gleichen Schaltungsprinzip wie der CMA600i, ist der neue CMA400i als DAC-Kopfhörer-Preamp für Desktop-Anwendungen konzipiert. Die beiden wesentlichen funktionalen Unterschiede zum größeren Bruder: Der CMA400i verzichtet auf Fernbedienbarkeit und auf dessen analogen Hochpegeleingang.

Als Desktop-DAC bietet der CMA400i jedoch einige sehr interessante Ausstattungsdetails. Da wäre zunächst mal die Möglichkeit zum Vertikalbetrieb auf einer optional erhältlichen Rubber Base (Preis steht noch nicht fest): Das schafft nicht nur Platz auf dem Schreibtisch, sondern ermöglicht auch den leichteren Zugriff auf die Bedienelemente.

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Questyle CMA400i
Mithilfe der optional erhältlichen Rubber Base lässt sich der Questyle CMA400i auch vertikal betreiben (Foto: Questyle)
Questyle CMA400i
Das kompakte Gehäuse des Questyle CMA400i gefällt auch bei waagerechter Aufstellung mit schnörkellosem, Technik-affinen Design (Foto: Questyle)
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Konzeptionell ist der Questyle CMA400i nicht nur als DAC-Kopfhörerverstärker, sondern auch als DAC-Preamp zum Ansteuern aktiver Desktop-Monitore gedacht. Für den schnellen Wechsel zwischen Kopfhörer- und Lautsprecherwiedergabe besitzt er sogar einen eigenen Drucktaster auf der Frontplatte – ein äußerst praktisches Detail, das der CMA400i seinem größeren Bruder voraushat.

Ein weiteres „Special“ beim Questyle CMA400i ist der umschaltbare Verstärkungsfaktor, was eine elektrisch günstige Anpassung an Kopfhörer mit unterschiedlichen Kennschalldruckpegeln ermöglicht. Zugänglich sind die hierfür vorgesehenen vier Schiebeschalter über entsprechende Aussparungen in der Bodenplatte, wobei jeweils alle vier in der gleichen Position stehen sollten. In Stellung „Standard“ liegt der Ausgangspegel um etwa 7 Dezibel (2,3-fach) höher als in Stellung „Low“.

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Questyle CMA400i
Bei vertikaler Aufstellung leicht zugänglich sind die vier Schiebeschalter im Gehäuseboden für die Verstärkungsumschaltung (Foto: Questyle)
Questyle CMA400i
Über einen rückseitig angeordneten Schiebeschalter lässt sich beim Questyle CMA400i bestimmen, ob die Lautstärke-Einstellung wahlweise auch auf die Hochpegelausgänge wirkt (Foto: Questyle)
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Aktiv-Lautsprecher oder Leistungsendstufen lassen sich an den Questyle CMA400i wahlweise elektronisch symmetriert an XLR- oder aber unsymmetrisch via RCA-Buchsen anschließen. Ein rückseitig angeordneter Umschalter erlaubt dabei, beide Ausgänge entweder mit Lautstärkeeinstellung oder aber im Fixpegel-Modus zu betreiben. So lässt sich der CMA400i auch als reiner D/A-Konverter in einem HiFi-System betreiben.
Ausgesprochen praktisch und zudem elegant gelöst: Durch eine pfiffige Relais-Umschaltung wirkt die Lautstärkeeinstellung permanent auf die Kopfhörerausgänge – selbst dann, wenn XLR- und RCA-Outputs im Fixpegelmodus arbeiten.

Questyle CMA400i: Kraftquelle für Kopfhörer

Auch beim Anschluss von Kopfhörern hat man beim Questyle CMA400i die Wahl zwischen symmetrischer und unsymmetrischer Betriebsweise. Bei der ersten Variante erfolgt dies über eine 4-polige XLR-Buchse, die für symmetrische Kopfhörer mittlerweile eine Art de-facto-Standard darstellt. Das Gros der unsymmetrisch beschalteten Hörer wird hingegen über eine klassische, 3-polige 6,35-Millimeter-Klinkenbuchse verbunden werden.

Besitzer von bislang noch eher seltenen Hörern mit 4-poligem, symmetrischem 2,5-Millimeter-Klinkenstecker lockt der CMA400i mit einer separaten, entsprechend beschalteten Buchse – auch diese hat er seinem größeren Bruder CMA600i voraus.

Questyle CMA 400i front
Eine echte Spezialität beim Questyle CMA 400i ist die frontseitige, vierpolige 2,5-mm-Stereo-Klinkenbuchse zum Anschluss symmetrisch beschalteter Hörer (Foto: Questyle)

Ziemlich üppig fällt die Ausgangsleistung der Kopfhörer-Endstufen aus: Bei unsymmetrischem Anschluss kann der Questyle CMA400 pro Kanal an 300-Ohm-Lasten mehr als 100 Milliwatt, an 32-Ohm-Lasten mehr als 1000 Milliwatt zur Verfügung stellen.
Bei symmetrischer Anschlussweise liefert er exakt viermal so viel Leistung, was von einer stabilen Stromversorgung zeugt: Mehr als 400 Milliwatt an 300-Ohm-Lasten, sowie 4000 Milliwatt an 32-Ohm-Lasten bringen selbst wirkungsgradschwächere Hörer ordentlich auf Trab.
Für alle, die mit den Zahlen nicht so viel anfangen können, hier ein Beispiel zur Verdeutlichung: Der Edel-Kopfhörer Sennheiser HD 800 S mit 300 Ohm Kapselimpedanz besitzt einen Kennschalldruckpegel von 102 Dezibel bei 1 Volt Eingangsspannung. Bei unsymmetrischem Anschluss an den CMA400i kann der HD 800 S somit Schalldruckpegel von bis zu 117 Dezibel, bei symmetrischem Betrieb sogar von bis zu 123 Dezibel erzeugen. Das entspricht in etwa der Lautstärke bei einem Live-Konzert einer nicht gerade zimperlich aufspielenden Rockband.

Questyle CMA400i: Technik

Weitestgehend einig sind sich Questyle CMA400i und CMA600i in Sachen digitaler Signalverarbeitung. Wie sein größerer Bruder setzt auch der CMA400i beim D/A-Wandlerchip auf den anerkannt hochwertigen AK 4490 vom japanischen Spezialisten Asahi Kasei. Darum erstaunt es auch nicht, dass der CMA400i hinsichtlich seiner digitalen „Leistungsdaten“ gegenüber dem 600er keine Abstriche macht.

Konkret gesagt bedeutet das: Via USB-Eingang bietet er volle Hi-Res-Unterstützung von PCM-Datenformaten bis hin zu 384 Kilohertz und 32 Bit (via S/P-DIF: 24bit/192kHz). Weil der D/A-Wandlerchip AK 4490 für 1-bit-Signale ein eigenes Register besitzt und diese daher nicht vor der Ausgabe ins PCM-Format umwandeln muss, beherrscht auch der Questyle CMA400i native DSD-Wiedergabe – und zwar bis einschließlich DSD 256 (11,3 bzw. 12,3 MHz). Windows-User können hierbei sogar den Questyle exklusiven True-DSD-Modus nutzen, der in Verbindung mit dem Software-Player JRiver Media Center einen direkten DSD-Datentransfer bis hin zum D/A-Wandlerchip ermöglicht.

Wie schon beim CMA600i bilden auch beim Questyle CMA400i vier in reinem Class-A-Betrieb arbeitende Verstärkerzüge das technische „Herzstück“ – pro Kanal jeweils einer für den nicht invertierenden sowie den invertierenden Signalpfad. Besonderes Merkmal dieses Verstärker-Quartetts ist ihre Questyle-exklusive, „Current Mode Amplification“ genannte Arbeitsweise, die wir im Test des CMA600i ausführlich in Wort und Bild erläutert haben.

Questyle CMA400i
Zentral auf dem Motherboard des Questyle CMA400i sind die vier Ausgangsverstärkerzüge angeordnet – sie arbeiten als Stromverstärker mit Spannungsausgang in reinem Class-A-Betrieb (Foto: Questyle)

Das Wesentliche an CMA ist schnell erklärt: Bei herkömmlichen Verstärkern, egal ob Röhre oder Transistor, erfolgt die erforderliche Multiplikation des Eingangssignals über aktive, spannungsverstärkende Stufen im Signalweg. CMA hingegen nimmt die Multiplikation über stromverstärkende Bauelemente vor.
Der Vorteil: Wo keine Spannungs- (Potenzial-) Unterschiede existieren, verlieren parasitäre, Bauteile-interne Ladungsspeicher ihre bremsende Wirkung. Mit CMA lassen sich daher extrem schnelle Verstärker mit weitem Übertragungsbereich realisieren (CMA400i = 0 bis 600 kHz/-3dB) – das beste Mittel gegen transiente Intermodulationsverzerrungen, die einen harschen Klang zur Folge haben.

Ringkerntransformator
Als Netztransformator verwendet der Questyle CMA400i eine kompakte, leistungsfähige Ringkernausführung vom norwegischen Spezialisten Noratel (Foto: Questyle)

Was die eigentliche Topologie der Verstärkerzüge angeht, zeigt sich der Questyle CMA400 mit seinem größeren Bruder weitgehend identisch. Am deutlichsten äußern sich die Unterschiede bei der Stromversorgung: Ein kleinerer Ringkerntransformator, kleinere Sieb-Elkos sowie andere Gleichrichter ermöglichen dem CMA400i ein kompakteres Gehäuse.

Kompakter heißt in diesem Falle jedoch keineswegs schlechter: Ebenso wie den 600er lässt Questyle auch den CMA400i nach allerhöchsten Maßstäben beim taiwanesischen Spezialisten Foxconn fertigen. Das Ergebnis ist denn auch eine Verarbeitungs- und Anfassqualität, die man allenfalls von Manufakturprodukten erwartet. Nachfolgendes Bild bringt sehr schön die Präzision zum Ausdruck, die sein robustes Vollaluminium-Gehäuse auszeichnet.

AL6063 Aluminiumlegierung
Sämtliche Gehäuseteile des Questyle CMA400i werden aus hochwertiger AL6063-Aluminiumlegierung gefertigt, wie sie auch in der Luftfahrt Verwendung findet (Foto: Questyle)

Auch in dieser Hinsicht steht der Questyle CMA400i seinem großen Bruder keineswegs nach. Einziger Unterschied: Der CMA400i ist ausschließlich in Eloxialfinish Schwarz Seidenmatt erhältlich.

Hörtest

Ich hatte die Gelegenheit, den CMA400i mehrere Wochen in meinem Desktop-Setup nutzen zu können. Hierfür ist er wie geschaffen, denn je nach Anwendung kommen entweder die Aktivmonitore Canton AM 5 (warum ich die gewählt habe, erfahren Sie hier) oder der Sennheiser HD 800 S zum Einsatz – also beides recht anspruchsvolle Schallwandler.

Vom ersten Ton an waren beim CMA400i die klanglichen Attribute des Current-Mode-Verstärkerprinzips herauszuhören. Wie schon sein großer Bruder verwöhnte auch er mit einem wohltuend stressfreien, fein gezeichneten und hervorragend konturenreichen Klangbild, in das man abgrundtief ohne störendes Geräuschel hineinhören konnte – ganz nach dem Motto: Das Wichtigste in der Musik sind die Pausen.

Als feindynamischer „Tiefschürfer“ ließ er selbst diffizile Texturen erkennen, was farbstarken Klängen erst ihre räumliche Dimension verlieh – sehr gut zu hören beispielsweise beim traumhaft schönen „Third“ des Londoner Klangästheten Hiatus.

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Mit agilem und involvierendem Klangcharakter zog der CMA400i nicht nur in die Musik hinein – dank seiner unaufgeregten Spielweise ermöglichte er auch stundenlange Hörsessions ohne Ermüdungserscheinungen. So freute ich mich denn auch jeden Morgen wieder darauf, am Rechner Musik hören zu können. Da es mir klanglich an nichts mangelte, gab es auch keinerlei Anlass für einen Hörvergleich mit dem Questyle CMA600i – obwohl der in greifbarer Nähe stand.

Questyle CMA400i, Questyle CMA600i; Mutec MC 1.2 USB-Interface
Der Questyle CMA400i (im Bild das Messemodell mit nicht serienmäßigem, durchsichtigen Acryldeckel) beim Hörvergleich mit seinem größeren Bruder CMA600i. Das Digitalinterface MC 1.2 USB vom Berliner Spezialisten Mutec splittete den USB-Datenstrom auf zwei identische S/P-DIF-Signale für den Echtzeit-A/B-Vergleich (Foto: J. Schröder)

Für den vorliegenden Test war der Hörvergleich mit dem großen Bruder natürlich fällig. Und tatsächlich zeigten sich hierbei auch klangliche Unterschiede: Die betrafen jedoch glücklicherweise kaum den grundsätzlichen Klangcharakter oder die feindynamischen Eigenschaften – vielmehr waren es subtile, räumliche Effekte.
So spielte der CMA400i ein bisschen zentrischer aus der akustischen Mitte heraus, während der CMA600i speziell im Bassbereich beweglicher im Stereo-Panorama agierte und tieffrequente Klangfarben noch besser differenzierte – gut zu hören beim hypnotischen Deep-House-Track „Stagewhisper“ von Takt 3. Auch klangen die rhythmisch einsetzenden Ambient-Samples (Steinwurf in Wasser) über den CMA600i noch ein wenig natürlicher, wässriger.

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Fazit

Als horizontal und vertikal betreibbare Desktop-Variante will der Questyle CMA400i das DAC-Headphone-Preamp-Programm des chinesischen Herstellers homogen nach unten hin abrunden. Das gelingt ihm tatsächlich perfekt. So zeichnet sich der CMA400i durch vielfältige Anschlussmöglichkeiten und etliche praktische Features aus, die ihm in der Praxis ein angenehmes Handling bescheren.
Darüber hinaus glänzt er mit bestechender Verarbeitungsqualität und ausgesprochen feinem, superb durchgezeichnetem und sehr angenehmem Klang, der demjenigen seines größeren Bruders CMA600i nur wenig nachsteht. Mit 800 Euro ist der Questyle CMA400i daher ein äußerst verlockendes Angebot, das man so schnell nicht ausschlagen sollte.

Questyle CMA400i
2017/09
Test-Ergebnis: 4,6
überragend
Bewertung
Klang:
Praxis:
Verarbeitung:

Gesamt:

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Hervorragende Klangqualität
viele nützliche Features
universelle Kopfhörer-Ausgänge
überragende Verarbeitung

Vertrieb:
NT Global Distribution GmbH
Waller Heerstraße 104
28219 Bremen
www.nt-global.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Questyle CMA400i: 799 Euro

Im Beitrag erwähnt:

Test DAC, Pre- und Kopfhörer-Amp Questyle CMA600i
Test Edel-Kopfhörer Sennheiser HD 800 S

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Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.