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Epson EH-LS12000B (Foto: R. Vogt)
Mit dem EH-LS12000B versucht Epson die Quadratur des Kreises: Einen 4 K Laser-Beamer mit Vollausstattung zum noch bezahlbaren Preis anzubieten. Ob es dem 5.300 Euro Beamer gelingt? (Foto: R. Vogt)

Test: Epson EH-LS12000B günstiger Highend-Laserprojektor mit Vollausstattung

Eigentlich sollte dieser Projektor schon seit über einem dreiviertel Jahr zu habein sein. Tatsächlich aber tröpfelten nur einzelne Exemplare ins Land, sodass man von einer echten Verfügbarkeit nicht sprechen konnte. Die Ursachen – bekannt: Bauteilemangel und Corona-Lockdowns in China. Nun aber läuft die Produktion im südchinesischen Shenzhen wieder auf vollen Touren und der Epson EH-LS12000B ist in so großen Stückzahlen vorrätig, dass endlich auch ein Testmuster zu LowBeats geliefert werden konnte. Da freuten wir uns ja schon lange drauf…

Komplett neu konstruiert: Epson EH-LS12000B (Foto: R. Vogt)
Komplett neu konstruiert: Epson EH-LS12000B (Foto: R. Vogt)

Bereits vor sieben Jahren probierten sich die Japaner mit dem Epson EH-LS10000 mit Laser als Lichtquelle. Damals setzten sie die erste Generation eigener reflektierender LCD-Panels (LCoS) ein. Das Bild war knackig und verblüffend homogen, nur nicht sehr hell. Die hier getestete neue Generation steht als komplett neues Chassis da und verwendet wieder transmissive LCD-Panels für deren Herstellung Epson unangefochten Marktführer ist. Und mangelnde Helligkeit ist kein Thema mehr, im Gegenteil.

Epson EH-LS12000B: komplett neu entwickelt

Der LS12000 schiebt bis zu 2.700 Lumen aus der Linse. Das reicht auch bei ein wenig Restlicht oder für sehr große Leinwände. Und es ist wirklich alles neu: Die Panels, die Lightengine, die Laserengine, Chassis und Design, selbst die Elektronik. Nur die Fernbedienung ist prinzipiell seit Jahren die gleiche – abgesehen von ein paar Tastenbelegungen.

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Epson EH-LS12000B mit komplett neuem Styling (Foto: R. Vogt)
Epson EH-LS12000B mit komplett neuem Styling (Foto: R. Vogt)
Links und rechts die gr0ßen Lufteinlässe mit Filtern (Foto: R. Vogt)
Links und rechts die gr0ßen Lufteinlässe mit Filtern (Foto: R. Vogt)
Epson EH-LS12000B: Oberfläche mit Ledertextur (Foto: R. Vogt)
EH-LS12000B: Oberfläche mit Ledertextur (Foto: R. Vogt)
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Der Handgeber ist vergleichsweise groß, aber handlich und dezent bernsteinfarben beleuchtet. Über eine ganze Batterie an Direktfunktions-Tasten gelangt man im Alltag schnell in die wichtigsten Parameter, ohne dafür durch das Menü jonglieren zu müssen. Dazu gehören auch die ersten beiden Speicher des Lensmemory, um beispielsweise bei einer Cinemasope-Leinwand flott zwischen 16:9 und Breitbild zu wechseln. Ebenfalls im direkten Zugriff: Die Zwischenbildberechnung (Frame Interpolation) oder die zwischen 50 % und 100 % fein regelbare Laser-Helligkeit. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Kühlung bis 75 % auf Minimum läuft und auch bei 100% sehr unauffällig bleibt – und zwar kaum lauter als das eigentliche Betriebsgeräusch. Vorbildlich!

Die Fernbedienung des Epson EH-LS12000B (Foto: R. Vogt)
Die Fernbedienung des Epson EH-LS12000B (Foto: R. Vogt)

Auch die neuen Panels lieferten beim Testgerät eine unauffällig-gue Performance ab. Da zeigte sich nicht der Hauch einer Wolkigkeit oder Verfärbung. Einzig das Schwarz wies – wie das bei vielen LCD-Geräten der Fall ist – einen dezenten Blaustich auf.

Für den Fall, dass sich Parameter verändern, ermöglicht Epson schon seit einigen Projektorgenerationen eine Korrektur: Verfärbungen kann man genauso wie Konvergenz-Abweichungen mit den entsprechenden Menüpunkten und integrierten Testbildern fein nachjustieren. In die gleiche Lücke feiner Trimmung gehört auch die 10-stufige Weißpunkt/Gamma Feinjustage mit der sich auch Alterungserscheinungen über die Jahre weg anpassen lassen.

Gut 4,5 Zentimeter tief sind die Anschlüsse in das Gehäuse verlegt und wem das noch nicht versteckt genug ist, für den legt Epson serienmäßig eine Haube bei, die noch zusätzlichen Platz für das knick-freie Führen der Kabel bringt und die zudem alles Technische verbirgt.

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Epson EH-LS12000B (Foto: R. Vogt)
Eine große Anschlußkappe auf der Rückseite verdeckt die Stecker und Kabel (Foto: R. Vogt)
Epson EH-LS12000B (Foto: R. Vogt)
Hinter der Klappe liegen tief versenkte Anschlüsse für HDMI und USB, plus Steuerung und Service (Foto: R. Vogt)
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Zur Ausstattung: Es gibt zwei HDMI-Eingänge, der mit der Nummer 2 kann als eARC Audio zum AV-Receiver oder Soundbar führen, etwa von einem direkt in den Projektor eingestöpselten Amazon Fire-TV-Stick. Eine zweite USB-Buchse dient nur als Stromquelle für Zubehör. Die „echte“ USB-Buchse brauchte ich gleich zu Testbeginn um die Aktuelle Firmware V1.11 aufzuspielen.

Ausstattung und Handhabung

Wie schon länger bei Heimkino-Projektoren von Epson üblich, bietet auch der EH-LS12000B ein vorbildlich scharfes Objektiv mit verblüffend weitem Verstellbereich. Wir sprechen hier von einem 2,1-fach Zoom sowie einem vertikalen Lensshift bis ±96 Prozent und horizontal bis ±47 Prozent. Flexibler bietet das keiner – mal abgesehen von Barcos Highend-Modellen, die zudem noch mit verschiedene Objektive arbeiten können, und die ganz anderen Preisklassen unterwegs sind.

Epson EH-LS12000B (Foto: R. Vogt)
Großer Verstellbereich, komplett motorisziert und mit Memory-Funktion: Das 2.1-fach Zoom (Foto: R. Vogt)

Zehn Speicher stehen für das Lensmemory zur Verfügung, um verschiedene Bildformate mit dem komplett motorisierten Objektiv verlustfrei rein optisch einstellen zu können. Praktisch dabei: Die Speicherplätze 1 und 2 lassen sich mit LENS 1 und LENS 2 Tasten auf der Fernbedienung direkt abrufen.

Meine Erfahrungen zum Thema neue Menügestaltung beziehunsgweise die Pros und Cons der Handhabung und Wirkung der HDR-Einstellungen habe ich in diesem Video zusammengefasst:

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Performance und Praxis

In der Praxis bewährte sich der Epson EH-LS12000B schnell. Die Kalibrierung und Messungen im Labor zeigten beim Testmuster vorbildliche Voreinstellungen. Die Farbtemperaturen lagen so lala neben der Norm, waren aber leicht zu korrigieren. Gamma und EOTFs waren auf dem Punkt, die Offsets für Schwarz und Weißpegel perfekt. Bei HDR10 konnte man noch ein paar Klicks Kontrast zugeben bevor ein 1.000 Nit Signal zu klippen begann.

Etwas ärgerlich: Im Vergleich zu JVC und Sony merkt sich der Epson die für SDR und HDR abgespeicherten Werte nicht automatisch und die 10 Speicherbänke, welche dankenswerter Weise zur Verfügung stehen, lassen sich nicht den Signalarten zuordnen. Man muss also jedes Mal selbst mit der Fernbedienung tätig werden. Das ist rückständig, aber auch nur einer von wenigen Kritikpunkten.

Modus "Natürlich" mit SDR kalibriert: Perfektes Gamma und exzellente Farben, lediglich das 100% Blau übertreibt ein wenig (Messung: LowBeats)
Modus „Natürlich“ mit SDR kalibriert: Perfektes Gamma und exzellente Farben, lediglich das 100% Blau übertreibt ein wenig (Messung: LowBeats)

Und wenn wir schon dabei sind: Auch bei der Darstellung von Schwarz agierte der Epson nicht ganz perfekt. Sein Bild ist (wie oft bei LCD-Projektoren) nicht ganz farbneutral, sondern etwas bläulich und leider auch deutlich unter dem Niveau der LCoS-Konkurrenz. Nativ bot das Testgerät noch einen Kontrast von 3.418:1 bei Zoom in Mittelstellung. Die 2.500.000:1 aus dem Prospekt klingen sicher attraktiver, sind aber nur mit aktiverm maximaler und automatischer Laser-Dimmung erreichbar und für praktische Bildinhalte nicht relevant. Aber der vergleichsweise riesige In-Bild-Kontrast des EH-LS12000B (der transmissiven LCD-Panels fast immer zu eigen ist) sowie das gute Objektiv lassen ein angenehm plastisches, knackscharfes Bild auf der Leinwand leuchten.

Auch wenn im Vorfeld der Einführung dieses Projektors immer wieder an der nativen Auflösung von nur Full-HD plus Pixelshift-Technik zum Erreichen der 4K-Auflösung genörgelt wurde: Ich konnte weder mit dem Testbild-Generator noch im praktischen Betrieb einen Nachteil gegenüber nativen 4K-Panels ausmachen. 4K wird kristallklar Pixel für Pixel dargestellt. Selbst Testmuster, die bei früheren Pixel-Shift Techniken noch graue Flächen zeigten, standen knackscharf abgebildet auf der Leinwand. Auch der integrierte Scaler und De-Interlacer arbeiten hervorragend. Selbst 576i/480i-Signale alter digitaler Quellen (die die Mitbewerber verschmähen) stellte der Epson dar.

Dieses Urteil gilt auch für die Frame-Interpolation zur Verbesserung des Bewegungsflusses. In kleiner Stufe sind praktisch keine Artefakte auszumachen, mit Mittelstellung nur selten, dafür ist die Wirkung schon sehr deutlich. Und Versuche bei einem Live-Fußballspiel der Frauen-EM in Großbritannien (Deutschland gegen Österreich) zeigten, dass die hohe Stufe ganz offensichtlich für solcherlei Sportübertragung optimiert ist. Und die Funktion steht in allen Auflösungen und bis 60 FPS zur Verfügung.

Epson EH-LS12000B (Foto: R. Vogt)
Epson EH-LS12000B (Foto: R. Vogt)

Fazit Epson EH-LS12000B: Ein schönes 4K/HDR-Paket

Ich finde den EH-LS12000B größtenteils sehr gelungen. Das neue Design ist mit seiner Ledertextur vergleichsweise schick, die Anfassqualität allerdings ist weiterhin stark Plastik-dominiert. Dass er die Luft seitlich ansaugt und vorn ausbläst, macht die Aufstellung flexibel. Die serienmäßige Haube über den Anschlüssen ist eine gute Idee.

Das Laserlicht ist mächtig hell und flackerfrei, zudem weit und feinstufig zu dosieren. Der mäßige On/Off-Kontrast lässt sich in der Praxis mit dem zweistufig schaltbaren Laserdimming drastisch und ohne erkennbare Nachteile steigern. Die Panels zeigen mit Pixel-Shift ein knackiges Bild dank des extrem flexiblen Objektivs mit Lensmemory. Auflösungen bis 4K/UHD mit bis zu 120Hz erfreuen das Gamer-Herz und die Frame-Interpolation sorgt auch bei Blu-ray/Streaming/TV für butterweich laufende Bilder. Bei Sportübertragungen macht das jedenfalls Sinn.

Das neue Menü ist riesig und bietet zu jedem Parameter Hilfstextchen. Das ist vorbildlich. Dass man allerdings die Bild-Speicher mit den Einstellungen für SDR und HDR nicht den jeweiligen Signalarten automatisch zuordnen kann, ist ärgerlich. Dafür wirkt HDR fein durchzeichnet und farbstark. Der Epson EH-LS12000B bietet ein ausgewogenes Paket mit hellen Bildern bei geringen Arbeitsgeräuschen. Unterm Strich ist das ist schon sehr gutes Kinofeeling fürs Geld. Und Epson beweist mit einer Garantie von über 60 Monaten oder 12.000 Stunden Vertrauen ins eigene Produkt. Alle Achtung!

Epson EH-LS12000B
2022/07
Test-Ergebnis: 4,2
sehr gut
Bewertungen
Bild
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
2.1x Zoom, riesiger Shiftbereich, Lensmemory
Bis 4K/120 Hz, gute Frame-Interpolation
Gute HDR-Wiedergabe, weiter Regelbereich
Sehr hell, dabei sehr leise

Vertrieb:
EPSON Deutschland GmbH
Otto-Hahn-Strasse 4
D-40670 Meerbusch
www.epson.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Epson EH-LS12000B: 5.299 Euro

Technische Daten

Epson EH-LS12000B
Maximaler Lichtstrom:2.700 lumen
Laufleistung:bis 20.000h (Eco)
Projektionsverhältnis:1,35 – 2,84:1
Lens Shift:vertikal ±96,3 %, horizontal ±47,1 %
Anschlüsse:2x USB-A (Firmware & 5V)
USB 2.0 Mini-B (Service)
RS-232C, Ethernet-Schnittstelle
Triggerausgang
1x HDMI eARC
1x HDMI
Energieverbrauch:302 bis 198 W
0,4 W (Standby)
Abmessungen (BxTxH):520‎ x 447 x 193 mm (Breite x Tiefe x Höhe)
Gewicht:12,7 kg
Garantie:60 Monate Carry-in oder 12.000 h
Alle technischen Daten

Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.