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Grimm Audio MU1 Perspektive
Handmade with pride in the Netherlands: Musikserver/Streamer und Resampler Grimm Audio MU1 (ab 11.211 Euro) (Foto: J. Schröder)

Test Grimm Audio MU1 – klangbester Netzwerkplayer am Markt?

Klangbester Musikspieler am Markt – mit dieser knackigen Ansage beschreibt Grimm Audio höchstselbst den MU1 im Intro seiner Bedienungsanleitung. Wörtlich heißt es dort: „It is designed to be the most sophisticated and best sounding music player on the market.“ Ambitionierter Anspruch – ambitionierter Preis: Mit exakt 11.211 Euro ist der Grimm Audio MU1 wahrlich kein Schnäppchen. Allerdings genießen die Produkte des niederländischen Audio-Spezialisten Grimm Audio weltweit einen exzellenten Ruf für ihre herausragende Klangqualität. So auch bei LowBeats, wo sich das Aktivlautsprecherset LS1be plus Subwoofer SB1 die Auszeichnung „Unerreicht objektiv – für Professional Audio und HiFi gleichermaßen zu empfehlen“ erspielte. Nicht umsonst also gehört auch Opernstar Jonas Kaufmann zu den überzeugten Grimm LS1be-Hörern.

Grimm-Audio-Produkte zeichnen sich stets durch ihr innovativ-radikales Konzept aus. Funktionalität und allerbeste Klangeigenschaften genießen dabei absolute Priorität – auf audiophiles Chichi hingegen verzichten die Niederländer konsequent. Das gilt uneingeschränkt auch für den Grimm Audio MU1: Das elegant-minimalistisch gestylte Aluminiumgehäuse mit dem oben platzierten, geschickt eingelassenen Drehgeber, macht den edlen Digitalspieler auch optisch zum Mittelpunkt der HiFi-Anlage.

Grimm Audio MU1 Scene on table
Mit seinem unaufdringlichen Design macht der Grimm Audio MU1 auch in stilvoller Umgebung eine gute Figur (Foto: Grimm Audio)

Funktional trifft das ohnehin zu, vereint doch der MU1 Roon-Musikserver,  Netzwerkplayer/-Streamer plus digitale Prozessorvorstufe in einem Gehäuse – optional sogar mit integriertem SSD-Musikdatenarchiv mit bis zu satten 8 Terabyte Speicherkapazität. Noch ein weiteres Highlight: Seit dem letzten Firmware-Update (zum Testzeitpunkt v1.4) kann der Grimm Audio MU1 nicht nur stereofon, sondern auch mehrkanalig im 5.0-Format wiedergeben.

Grimm Audio MU1: Konzept und Konnektivität

Als rein digitaler Player ohne eigenen D/A-Wandler ist der MU1 zunächst mal – jedoch keineswegs ausschließlich – als Musiklieferant für die Grimm LS1-Aktivlautsprecher-Systeme gedacht. Für diese besitzt er dedizierte Anschlussmöglichkeiten in Form einer speziellen RJ45-Ethernet-Buchse. Aktivlautsprecher oder DACs von anderen Herstellern hingegen können via zweier AES3- oder einem koaxialem S/PDIF-Ausgang andocken.

Alle drei Digitalausgänge verfügen dabei über jeweils eigene, abschaltbare Lautstärkesteller. Clever gelöst: Obwohl diese dem Laustärkeschieber in der Roon-App gehorchen, verwendet Grimm Audio beim eigentlichen Steller für beste Klangqualität eine selbstentwickelte, hochwertige Schaltung. Umgekehrt fährt der Roon-Fader optisch synchron mit, wenn man zum Einstellen der Lautstärke den obigen, geschmeidig laufenden Drehwähler nutzt.

Grimm Audio MU1 Inkrementalgeber
Der Platinenaufdruck lässt vermuten, dass selbst der Drehgeber des Grimm Audio MU1 aus hauseigener Entwicklung stammt. (Foto: Grimm Audio)

Zum Anschluss digitaler Signalquellen besitzt der Grimm MU1 drei Eingänge: AES3 XLR symmetrisch sowie S/PDIF koaxial oder optisch. Das Besondere hierbei: Um sie von Jitter-bedingten Artefakten zu befreien, durchlaufen die Tonsignale aller drei Eingänge die bordeigene, digitale Taktaufbereitung (Reclocking). Darüber hinaus verfügt der MU1 noch über zwei USB-A-Buchsen zum Anschluss externer Speichermedien wie USB-Sticks oder Festplatten – außer APFS (Apple File System) sind hier fast alle Formatierungsstandards erlaubt. Da externe Datenträger vom Rechner ausgelesen werden und somit „passiv“ sind, kann das Reclocking bei USB-Wiedergabe entfallen.

Grimm Audio MU1 Rückseite mit Anschlussfeld
Auch mit vergleichsweise wenigen Armaturen erzielt der Grimm Audio MU1 eine erstaunliche Anschlussvielfalt. Selbst 5.0-Surroundwiedergabe ist vorgesehen (Foto: Grimm Audio)

Neben den Ein- und Ausgängen für Digital Audio weist der MU1 noch weitere Anschlüsse auf. Da wäre zunächst mal die für Netzwerk-Spieler übliche RJ45-Ethernet-Buchse. Diese ist „Pflicht“, hat doch der schicke Niederländer mit WLAN nichts am Hut. Grund ist die hierbei zu unsichere Datenübertragung in Verbindung mit Hi-Res-Playern wie dem integrierten Roon. Erwähnenswert auch die 3,5-Millimeter-Stereo-Klinkenbuchse zum Anschluss eines IR-Sensors: Das ermöglicht, den Grimm Audio MU1 auch mit programmierbaren Infrarot-Fernbedienungen zu steuern. Ein eher ungewöhnliches Feature hingegen ist die koaxiale 75-Ohm-Buchse zum Anschluss einer Antenne für das optional nachrüstbare UKW-Empfängermodul…

Die Technik

Wie bei digitalen Musikspielern üblich, zeigt sich auch der Grimm MU1 beim Blick ins Innere recht übersichtlich. Bei genauerem Hinschauen erkennt man jedoch die strategisch konsequente Ausrichtung auf beste Klangeigenschaften. So wählte man Roon als Musikserver nicht allein wegen seines geradlinigen Signalflusses, dem gebotenen Komfort sowie der vielen technischen Möglichkeiten. Auch ist Roon extrem effizient programmiert und erfordert somit wenig Rechenleistung. Das wiederum erlaubt den Einsatz energiesparender, lüfterloser Digitaltechnik – im MU1 realisiert per Intel-NUC-Board mit Core i3-Prozessor. Der läuft auch bei zukünftigen Roon-Erweiterungen quasi im „Standgas“ und belastet somit das Geräteinnere mit vernachlässigbar hochfrequenter Störenergie.

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Grimm Audio MU1 Innenansicht
Innenansicht des Grimm Audio MU1: Die drei Baugruppen zeigen sich großzügig verteilt. Unten im Bild residiert die mit einem Linux-Betriebssystem arbeitende NUC-Computereinheit. Am linken Gehäuserand befindet sich die Stromversorgung, während das FPGA-Signalprozessor-Board (oben im Bild) nahe der Gehäuserückwand Platz findet (Foto: Grimm Audio)
Grimm Audio MU1 Schaltnetzteil
Als Stromversorgung nutzt der Grimm Audio MU1 ein hochwertiges Schaltnetzteil aus hauseigener Entwicklung (Foto: Grimm Audio)
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Meist eher unterbewertet, dabei auch bei digitalen Gerätschaften durchaus klangrelevant, ist das Thema Stromversorgung. Daher setzt Grimm Audio beim MU1 auf eine hauseigene Power Supply, entwickelt von einem ausgewiesenem Spezialisten für Schaltnetzteil-Technik. Richtig gedacht und gemacht, können letztere den klassischen, linearen Stromversorgungen tatsächlich überlegen sein – speziell, was die Freiheit von den bei Linearnetzteilen stets vorhandenen 50-Hertz-Störkomponenten einschließlich ihrer Vielfachen angeht.

Besonders stolz ist Grimm Audio jedoch auf das ebenfalls hauseigen entwickelte Signalprozessor-Board im MU1. Das beherbergt gleich mehrere Funktionsblöcke und bildet damit den konstruktiven und klanglichen „Mittelpunkt“ im Gerät. Wissbegierige finden diese Einheit daher in nachfolgendem Kapitel ausführlicher beschrieben.

In der Tat lässt der Begriff „Digitale Audiotechnik“ vermuten, dass der musikalische Informationsgehalt hierbei vollständig in den abgespeicherten, mehr oder weniger genauen Abtastwerten (Samples) enthalten ist. Das entspricht jedoch nur der halben Wahrheit: Töne, Klänge oder Geräusche zeichnen sich naturgemäß stets durch eine gewisse Dauer aus. Samples, sprich: Augenblickswerte, allein machen prinzipbedingt jedoch keinerlei Angaben zu Frequenzspektrum und Tonhöhe eines Musiktitels – diese ergeben sich erst durch definiert getaktetes Auslesen von aufeinanderfolgenden Samples.

Es leuchtet ein, dass dieser Vorgang im gleichen Zeitraster wie das schrittweisen Erfassen der Abtastwerte, sprich der A/D-Wandlung erfolgen sollte. Spielt man dagegen eine 96-kHz-Aufnahme bei 48 kHz-Taktrate ab, ertönt die Musik eine Oktave tiefer – bei doppelter Spielzeit. Dieser Zusammenhang lässt bereits erahnen: Selbst feinste, ultrakurze Abweichungen im Taktsignal (Jitter) hinterlassen stets ihre „Schleifspuren“ in der Musik: Sie klingt rauer, unschärfer – obwohl sich an den Abtastwerten selbst sowie ihrer Anzahl absolut nichts verändert hat.

Jitter ist bei Digital Audio folglich ein zentrales, klangprägendes Thema. Daher besitzt das für die Audiodaten-Ausgabe zuständige Rechenzentrum im Grimm Audio MU1 gleich zwei für Audioanwendungen optimierte Taktgebereinheiten. Die erste vom niederländischen Spezialisten Tentlabs dient dabei zur Taktung des Rechenwerks, von dem später noch die Rede sein wird. Für den eigentlichen Audio-Taktgeber hingegen kommt eine extrem präzise, diskret aufgebaute Einheit zum Einsatz. Die gleicht denjenigen, die Grimm Audio auch in ihren Tonstudio-Masterclocks CC1 und CC2 verwendet. Konstruktiver Fokus liegt dabei klar auf den klangprägenden Eigenschaften, sprich: ultrapräzise Taktfolge bei geringem Phasenrauschen.

Jitter – zu Ende gedacht

Der beschriebene, klassische Lösungsansatz des Jitter-Problems war den Grimm-Entwicklern jedoch nicht weitreichend genug. Vielmehr gingen sie der Frage nach: „Was passiert eigentlich, wenn die einzelnen Abtastwerte auch hinsichtlich Pegel unregelmäßig verteilte Ungenauigkeiten aufweisen?“ Wie das vorangehende Kapitel bereits vermuten lässt, wirkt sich dieser Effekt – ich nenne es mal „Amplitudenjitter“ – klanglich ebenso aus wie zeitlich bedingter Jitter; sprich: durch Rauigkeit und Unschärfe. Denn prinzipiell ist der Zustand egal, ob nun „richtige Amplitude zur falschen Zeit“ oder aber „falsche Amplitude zur richtigen Zeit“: Die wahrgenommene Hüllkurve des Signals zeigt sich gleichermaßen verformt.

Zeit- oder Amplitudenfehler bei der A/D- und D/A-Wandlung verformen die Hüllkurve gleichermaßen.
Zeit- oder Amplitudenfehler während der A/D- (blaue Kurven) und D/A-Wandlung (rote Kurven) verformen die Hüllkurve des Signals gleichermaßen (Grafik: Grimm Audio)

„Amplitudenjitter“ entsteht hauptsächlich durch Störspektren und mathematische Ungenauigkeiten, im Wesentlichen verursacht durch in herkömmliche DAC-Chips integrierte Bitstream-Wandler und Digitalfilter. Diese dienen dazu, die eingehenden Multibit-PCM-Signale für die eigentliche, mit nur geringer Wortbreite arbeitende D/A-Wandlerstufe zu beschleuingen (Upsampling). Um den internen Störabstand zu verbessern, geschieht das in mehreren aufeinanderfolgenden Stufen. Besonders kritisch ist dabei die allererste: Diese beschleunigt zwar nur gering (etwa Faktor 4), erfordert aber die meiste Rechenleistung, da sie mit der gesamten PCM-Wortbreite gefüttert wird.

Rechenkünstler FPGA

In der Tat erfordert diese Stufe wesentlich mehr Rechenpower, als übliche D/A-Wandler aus Platz- und Kostengründen Chip-intern unterbringen können. Genau an dieser Stelle kommt der Grimm Audio MU1 wieder ins Spiel. Um den nachgeschalteten DAC von seiner fehlerträchtigen Rechenarbeit zu befreien, verlagert er den klangsensiblen Prozess der ersten Upsampler-Stufe kurzerhand in sein eigenes Arbeitsumfeld. Somit erhält der DAC ein bereits aufbereitetes Signal, was ihn deutlich präziser arbeiten lässt.

Der Grimm Audio MU1 hingegen bewerkstelligt solche anspruchsvollen Rechenvorgänge mit einem hauseigen entwickelten Board, dass ausschließlich für die digitale Signalverarbeitung zuständig ist. Bestückt mit einem leistungsfähigen „Field Programmable Gate Array“ (FPGA), erfolgt hier nicht nur das Up- oder Downsampling mitsamt der damit einhergehenden Filterarbeit – hier findet auch das Reclocking statt, welches über die Digitaleingänge eintreffende Signale von Jitter befreien soll. Nicht zu vergessen dabei auch die zuschaltbaren, präzisen Lautstärkesteller für die drei Digitalausgänge.

Grimm Audio MU1 FPGA-Board
Stop looking – Start listening: Welche Charakteristik das Oversamplingfilter auf dem FPGA-Board im Grimm Audio MU1 besitzt, wird nicht verraten. Die Grimm-Bezeichnung „Pure Nyquist“ lässt auf ein steilflankiges Wideband-Filter schließen (Foto: Grimm Audio)

Roon-Power-User könnten an dieser Stelle einwenden: „Warum so kompliziert? Roon hat doch bereits einen üppig ausgestatteten Software-Abtastratenwandler an Bord.“ Stimmt, aber der rechnet den Machern von Grimm Audio nicht genau genug. Vielmehr stockten sie das Entwicklerteam um zwei weitere Software-Spezialisten auf, die eigens für die Programmierung des FPGA zuständig waren. Was genau dort passiert und mit welcher Wortbreite es rechnet, bleibt dabei ein Grimm-Geheimnis. Die Bezeichnung „Pure Nyquist Filter“ impliziert jedenfalls, es handle sich um Wideband-Filter mit perfekt linearem Frequenzgang sowie unendlicher Flankensteilheit oberhalb der halben Abtastrate – eben der Nyquist-Frequenz.

Angesichts solch intensiver Bemühungen für ein perfekt aufbereitetes Digitalsignal ist es verständlich, dass der Grimm Audio MU1 auf einen USB-Ausgang mit dem typischen Chipsatz von der Stange verzichtet. Digital Out gibt’s daher ausschließlich via AES3 oder S/PDIF – sprich: 24bit PCM bis maximal 192 Kilohertz. Für 1-Bit-Tonkost bis hin zu DSD256 erfolgt deshalb ein entsprechendes Downsampling.

Praxis

Wer jemals Musik per Roon hörte, wird den Grimm Audio MU1 sofort bedienen können. Auch die Ersteinrichtung stellt kein Hexenwerk dar: Wichtig hierbei ist, die entsprechende Grimm-Extension zur Lautstärkesteller-Synchronisation im persönlichen Roon-Account zu installieren. Für das Geräte-Setup selbst gibt es seit dem Firmware-Update 1.4 zwei Alternativen. Zum einen direkt am MU1 über das frontseitige Display durch Menü-Auswahl und Bestätigen mittels Drehgeber, zum anderen per Smartphone, Tablet oder Computer und einem beliebigem Browser. Pfiffige Idee dabei: Auf Wunsch zeigt das MU1-Display einen QR-Code an, mit dem sich dessen Web-Adresse im Netzwerk per Tablet-Kamera direkt aufrufen lässt – und schon ist man mittendrin im Menü.

Grimm Audio MU1 iPad Setup-Menü 2
Wichtige Setup-Einstellungen beim Grimm Audio MU1 lassen sich auch bequem per iPad via Standard-Browser vornehmen (Foto: J. Schröder)

Etwas mehr Aufmerksamkeit erfordert das Verkabeln von Mehrkanal-Systemen. So bestehen hier gewisse Unterschiede im Signalfluss, wenn es sich um gemischte Anlagen aus Grimm LS1-Systemen, sowie andere Aktivlautsprechern oder DACs, handelt. Doch selbst Newcomer dürften sich hierbei kaum überfordert fühlen, führt doch die Bedienungsanleitung praktische Verkabelungs-Beispiele für alle möglichen Mehrkanal-Konfigurationen auf. Ohnehin ist die MU1-Bedienungsanleitung leicht verständlich und recht informativ – speziell, was das Thema „kalibrierte Abhörlautstärke mit MU1 und LS1″ angeht. Hier zeigt sich die Expertise von Grimm-Audio-Chef Eelco Grimm:  So ist es nicht zuletzt seinem Wirken in der renommierten Audio Engineering Society (AES) zu verdanken, dass sich der mittlerweile mehr als zwei Jahrzehnte währende „Loudness War“ nun doch allmählich dem Ende zuneigt.

Hörtest

Die technischen Vorbereitungen zum Hörtest mit dem Grimm MU1 dauerten diesmal etwas länger. Der Grund: Zwei eigenständige Roon Server im selben Netzwerk vertragen sich nicht. Der Grimm Audio MU1 und unser Redaktions-„Rooner“, ein QNAP HS-453DX, würden daher auf Kollisionskurs geraten. Mit einigen Tricks ließ sich drohendes Kompetenzgerangel jedoch umgehen. Somit war der Weg frei zum A-B-Vergleich zwischen Grimm Audio MU1 und unserem Roon-tauglichen Digitalspieler, dem Lumin U1 – wenn auch mit einem Wermutstropfen: Weil er die höchsten Übertragungsraten zulässt, speisen wir externe D/A-Wandler üblicherweise vom USB-Ausgang des Lumin U1. Wie schon erwähnt, verzichtet der Grimm Audio MU1 bewusst auf eben diesen, weshalb wir für den Hörvergleich bei identischen Bedingungen die AES3-Ausgänge verwendet haben.

Als Referenz-D/A-Wandler im Hörtest-Setup diente dabei der Merason DAC-1, der sein analoges Ausgangssignal an den ebenso testbewährten Vollverstärker Neukomm CPA155S übergab. Die Fink Team Borg schließlich fungierten als Schallwandler in der illustren Wiedergabekette.

Im Hörtestprotokoll zum Grimm-MU1-Merason-Gespann fanden sich häufig diese beiden Worte: „Klar besser.“ Das galt sowohl für den Abstand zum Konkurrenzteam, als auch für die Art und Weise, wie sich das klanglich offenbarte. Tatsächlich liegt der Vergleich nahe zwischen einer blitzsauberen, absolut transparenten sowie einer minimal belegten, damit eher lichtstreuenden Glasscheibe. So klang die Musik, zugespielt vom MU1, insgesamt konkreter, unmittelbarer, greifbarer, farbstärker, konturenschärfer und plastischer als per Lumin U1. Immerhin konnte der über seinen USB-Ausgang in Sachen Transparenz und Unmittelbarkeit noch etwas zulegen. Mit seiner vorbildlichen Durchlässigkeit spielte der Grimm MU1 jedoch noch fesselnder, engagierter. Nicht umsonst also wählten wir das oben beschriebene HiFi-Setup denn auch für den Test des Siltech-Lautsprechkabel-Trios.

Eine besonders eindrucksvolle Vorstellung gab der Grimm Audio MU1 an den hervorragenden Aktivmonitoren HEDD Type 07 Mk2, angesteuert per AES3-110-Ohm-Digitalkabel (Mogami Neglex #3080). Wie die meisten Pro-Audio-Monitore arbeiten auch die HEDDs mit einer internen Abtastrate von 96 Kilohertz. Genau hierfür bietet der Resampler im MU1 einen Modus, der je nach Programmaterial entweder ein zweifaches Upsampling vornimmt (beispielsweise von 48kHz auf 96kHz) oder aber ein zwei- oder vierfaches Downsampling durchführt (beispielsweise von 192kHz, 384kHz und DSD auf 96kHz).

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Klanglich schätze ich die HEDD Type 07 Mk2 mit ihrer digitalen Phasenkompensation ohnehin sehr. Derart überzeugend, wie im Zusammenspiel mit dem Grimm Audio MU1 habe ich sie jedoch noch nie erlebt. Was da in den Aufnahmen noch an räumlicher Tiefe und tonaler Plastizität schlummerte – beispielsweise im wunderschönen Titel Mare Nostrum vom Trio Paolo Fresu | Richard Galliano | Jan Lundgren – war wirklich atemberaubend.

Grimm Audio MU1 – Fazit

Nüchtern betrachtet kombiniert der Grimm Audio MU1 einen hochwertigen Netzwerkspieler mit einem vergleichsweise aufwändigen Signalprozessor. Dieser hat zunächst die Aufgabe, das digitale Audiosignal möglichst taktgenau dem externen D/A-Wandler zuzuführen. Darüber hinaus übernimmt er die besonders rechenintensive, erste Stufe der stets erforderlichen Abtastratenkonvertierung – ein Prozess, der normalerweise komplett im DAC-Chop selbst erfolgt. Diese Verlagerung ermöglicht, die klangkritischen Resampling- und Filteraufgaben erheblich genauer durchzuführen als herkömmliche DAC-Chips mit ihrer begrenzten Rechenkapazität.

Das klanglich allerletzte Wort hat freilich noch immer der externe D/A-Wandler. Welcher Anteil davon jedoch der vorangehenden Signalaufbereitung im MU1 gutzuschreiben ist, hängt von den Eigenschaften der jeweiligen Hardware ab. Unser Hörtest mit zwei unterschiedlichen Anlagen-Setups ergab jedoch in beiden Fällen teils deutlich bessere Klangergebnisse mit dem Grimm Audio MU1 als digitalem „Vorarbeiter“.

Klanglich wirkt sich das eher subtil, musikalisch dafür umso nachhaltiger aus. Passende Begriffe hierfür sind Klarheit, Detailreichtum und Durchhörbarkeit; sprich: der Schleier wird mehr gelüftet. Davon profitiert jegliche Art von Musik – auch solche, die typischen HiFi-Hörgewohnheiten nur bedingt entspricht. Viele junge Musiker setzen heutzutage bewusst künstliche Distortion-Effekte oder Granular-Synthese als Stilmittel ein. Solch feine Texturen, wiedergegeben über durchschnittliche HiFi-Anlagen – oder noch krasser: Bluetooth-Speaker – verschwinden entweder komplett oder klingen eher nach einem Defekt als nach Musik. Als vorbildlich durchlässige Audiokomponente hingegen eröffnet der Grimm Audio MU1 dem Zuhörer völlig neue musikalische Welten. Einmal erlebt, führt kaum noch ein Weg an ihm vorbei.

Grimm Audio MU1
2022/08
Test-Ergebnis: 4,6
Referenz
Bewertung
Nutzwert
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Musikserver/Streamer-Komplettlösung für Stereo- und Mehrkanalwiedergabe
Generiert optimales Digitalsignal für beste Klangergebnisse
Dank internem Lautstärkesteller auch als digitaler Preamp nutzbar
Einfache, praxisgerechte Bedienung

Vertrieb:
Hörzone GmbH
Reinhard Weidinger
Balanstr. 34
D-81669 München
Telefon: +49 89 721 10 06
E-Mail: [email protected]

www.hoerzone.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Grimm Audio MU1: 11.211 Euro

Technische Daten

Grimm Audio MU1
KonzeptSpielfertiger Musikserver/Streamer mit vorinstalliertem Roon Core und End Point (unterstützt Qobuz und Tidal). Erlaubt nativ Stereo- und 5.0-Mehrkanalwiedergabe. Dank umfangreicher digitaler Anschlussmöglichkeiten und integriertem Lautstärkesteller auch als digitaler Vorverstärker einsetzbar.
Ausstattung:Integrierter digitaler Resampler/Reclocker/Signalprozessor zur nativen Klangoptimierung nachgeschalteter Aktivlautsprecher oder DACs. Optional erhältlicher, interner SSD-Datenspeicher (wahlweise 2 oder 8 Terabyte).
Besonderheiten:Abtastratenkonvertierung von PCM- und DSD-Tonmaterial – dabei Up- oder Downsampling auf PCM möglich. Vorbereitet für den Einbau einer UKW-Empfängerstufe.
Eingänge/Ausgänge (ausschließlich digital):
Eingänge: S/PDIF koaxial und optisch; AES3 (XLR-symmetrisch); USB-A-Buchse x 2 zum Anschluss externer Speichermedien (Dateiformat: FAT32; exFAT; HFS+; NTFS). Ausgänge: RJ45 für Grimm LS1-Systeme; AES3 (XLR-symmetrisch) x 2; S/P-DIF koaxial
Abmessungen
(B x H x T):
355 x 85 x 295 mm
Gewicht:4,5 kg
Alle technischen Daten
In diesem Test erwähnte Beiträge:

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Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.