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Heco Aurora 200
Heco hat seine Aurora-Serie um einen hoch attraktiven Benjamin erweitert: Die Aurora 200 für 399 Euro pro Paar (Foto: Heco)

Test Kompaktbox Heco Aurora 200

Eine „Exklusive Lautsprecher-Serie mit innovativen Technologien, modernem Look und maximaler akustischer Performance“ verspricht der Lautsprecherexperte Heco mit seiner Aurora-Linie. Puh, das ist ganz schön ambitioniert, zumal die Aurora Line ziemlich günstig daherkommt – selbst das Flaggschiff Aurora 1000 kostet pro Paar „nur“ 1.400 Euro. Aber so hoch wollten wir gar nicht greifen: Wir hatten die Kompaktbox Heco Aurora 200 im Test, um zu schauen, ob die Pulheimer auch bei ihrem Benjamin diesem Anspruch gerecht werden.

Heco-Aurora-Familie
Die Aurora-Linie von links: der Center 30, das Testmodell 200, die etwas größere Schwester 300, die beiden Standlautsprecher 1000 und 700 sowie den Subwoofer Sub 30A (Foto: Heco)

Heco Aurora 200: das Konzept

Der 7,5 Kilogramm schwere und knapp 13 Liter große Lautsprecher ist eine Zwei-Wege-Bassreflexbox mit optisch ansprechendem Design. Front und Deckel sind seidenmatt lackiert, die Seiten und Rückwand in Holzdekor gewandet. Zwei Design-Varianten sind erhältlich: „Ivory White“ mit Front und Oberseite seidenmatt weiß sowie „Ebony Black“ mit Front und Oberseite seidenmatt schwarz lackiert. Die durch eine Schattenfuge abgesetzten lackierten Flächen lassen die Auroras sehr edel erscheinen. Die Frontabdeckung ist wie inzwischen fast üblich magnetisch fixiert. Lässt man sie weg – was akustisch immer zu empfehlen ist – sind somit keine Befestigungslöcher zu sehen.

Heco Aurora 200 Schattenfuge
Die Schattenfuge zwischen den lackierten und den folierten Flächen ist ein feiner Design-Zug: die Aurora 200 sieht dadurch erstaunlich extravagant aus (Foto: H. Biermann)

Die Aurora 200 ist mit der neusten Generation des Heco-eigenen „Fluctus“-Hochtöners ausgestattet. Im Detail ist das eine 28 Millimeter große, beschichtete Seidengewebekalotte, die ihre Schallwellen über eine computeroptimierte, gewellte Frontplatte ausbreitet, was für besseres Abstrahlverhalten sorgen soll. Die ferrofluidgekühlte Schwingspule sitzt in dem starken Ringfeld eines Doppelmagneten. Neben der höheren kurzfristigen Belastbarkeit dient das ölige Ferrofluid auch der Dämpfung der Grundresonanz. Mithin ist die in der Impedanz ersichtliche Resonanzüberhöhung weniger ausgeprägt und der dem Hochtöner vorgeschaltete Hochpass zeigt einen ordnungsgemäßen Verlauf.

Heco Aurora 200 Tweeter
Die eigenwillige „Mehrwellen“-Frontplatte um die Hochtonkalotte soll das Abstrahlverhalten des „Fluctus-Hochtöners“ verbessern. (Foto: H. Biermann)

Die Ankopplung an den 12,5 Zentimeter großen Tief-/Mitteltöner liegt bei knapp 3.500 Hertz vergleichsweise hoch, was zwar die Belastbarkeit des Hochtöners nochmals erhöht, aber auch voraussetzt, dass der Tief-/Mitteltöner bis in den Präsenzbereich sauber spielen kann. Insbesondere sollte die Bündelung der 12,5 Zentimeter großen Membran in diesem Bereich nicht zu stark sein, um ein gleichmäßiges Bündelungsmaß also ohne abrupte Bündelungsänderungen vom Tief-/Mitteltöner und Hochtöner über den Bereich zu gewährleisten.

Dieses Ziel der „Constant Directivity“ ist inzwischen bei den Entwicklern umso mehr im Fokus als damit ein nicht unwesentlicher klangbestimmender Faktor für die Wiedergabe im Wohnraum identifiziert wurde. Um dieses Ziel zu erreichen setzen die Heco-Entwickler ihr bewährtes „Kraftpapier“ ein. Dieses Membranmaterial ist ein dicht verbundenes Fasergeflecht aus kräftigen Fasern von Nadelhölzern mit Wollfäden. Es kombiniert maximale Stabilität bei minimalem Gewicht und sorgt zudem für gutes Dämpfungsverhalten am oberen Übertragungsende. Alles für den guten Zweck der neutralen Mittenwiedergabe.

Heco Aurora 200 Logo
Die Kraftpapier-Membran sitzt in einem Metallkorb, der über einen Kunststoffring sechsfach mit dem Gehäuse verschraubt ist. Tiefmittel- wie Hochtöner sind sauber in die Boxenfront eingelassen, um der Schallausbreitung keine Stolperstellen in den Weg zu legen (Foto: Heco)

Das edel aussehende (und an beiden Enden Trompeten-förmig gestaltete) Bassreflexrohr sitzt auf der Rückseite, weil a.) vorn kein Platz mehr war und b.) eventuell durchs Rohr abgestrahlte Mittenanteile den Klang nicht stören. HiFi-Freunde mit wenig Platz werden jetzt fragen: Kann ich die Heco Aurora trotz rückwärtigem BR-Port nah an die Rückwand stellen? Antwort: Kein Problem. Mit etwa 5 Zentimeter zur Rückwand bleibt die BR-Funktion voll erhalten.

Heco Aurora 200 BR-Port
Das Bassreflexrohr auf der Rückseite der Aurora 200 unterstreicht den noblen Auftritt der günstigen Kompaktbox (Foto: H. Biermann)

Praxis

Obwohl als Regallautsprecher ausgewiesen, fühlt sich die Kölner Box – wie viele andere kleine Boxen auch – auf Lautsprecherständern wohl. In der Regel sogar wohler als im Regal. Hintergrund respektive ein Vorteil bei Boxenständern: Die Ankopplung an den Boden ist zumeist geringer. Erst recht, wenn die Gummifüße an der Bodenplatte der Aurora 200 für zusätzliche Entkopplung sorgen; etwaige Schwingungen des Gehäuses werden nur stark reduziert auf den Untergrund übertragen.

Das ist besonders wichtig, weil im Regal oder auf dem Sideboard schon kleine Körperschallanregungen vom Lautsprecher deutlich hörbare Resonanzen bewirken. Wir haben natürlich alle Varianten ausprobiert. Ideal klang es auf dem Ständer, wo sie etwas präziser und räumlicher klingt. Aber womöglich lässt die Realität eine solche Aufstellung nicht zu. Dann heißt es: nur keine Bange. Die Heco-Entwickler haben die kleine Kompakte so abgestimmt, dass sie auch im Regal noch verdammt gut tönt. Das gilt übrigens keineswegs für alle Lautsprecher dieser Größen- und Preisklasse…

Heco Aurora 200 im Regal
Keine ideale Lösung, aber auch keineswegs auszuschließen: Die Heco Aurora passt mit ihrer Höhe noch gut in das klassische IKEA Plattenregal namens Kallax und all seiner Derivate. Die Räumlichkeit leidet hier spürbar, aber dafür bekommt die Kleine mehr Basspegel unterhalb 60 Hertz (Foto: H. Biermann)

Bezüglich Party-tauglicher Pegel muss man sich bei der Aurora 200 keine Gedanken machen – die schafft sie einfach nicht. Ihr kleiner, 12,5 cm durchmessende Bass ist eher auf Sauberkeit und Tiefgang gezüchtet.

LowBeats Pegel-Messung Heco Aurora 200
Kein Pegelmonster: bei 87 dB (in 1 Meter Abstand) Dauerpegel signalisierten die Verzerrungs-Messungen das Limit der Aurora 200 (Messung: J. Schröder)

Kurzfristig kommt die kleine Heco auf deutlich über 95 dB, langfristig aber sind weitgehend unverzerrt nur 87 dB drin. Das ist nicht sehr laut, reicht aber für kleine Zimmer mit Hörabstanden um die 2 Meter gut aus.

LowBeats Messung Impedanz, Phase, EPDR: Heco Aurora 200
Die Aurora zeigt sich als makellos gemachte Bassreflexbox mit einer Impedanz (rote Kurve), die nie unter 4 Ohm rutscht. Da auch die Phasensprünge kommod sind der aus Impedanz und Phase resultierende EPDR-Wert (graue Kurve) die 3 Ohm nur selten unterschreitet, ist die Aurora 200 äußerst Verstärker-freundlich (Messung: J. Schröder)

Besonders zu loben ist das elektrisch wenig anspruchsvolle Verhalten der kleinen Heco: Auch schwächliche Amps oder Receiver dürften mit ihr keinerlei Probleme haben. Dieser Punkt wird oft unterbewertet. Denn bei einem Lautsprecherpärchen für 400 Euro wird ja kaum jemand Verstärker aus dem vierstelligen Bereich anschließen…

Heco Aurora 200 der Hörtest

Außer uns natürlich: Für den Hörtest haben wir zunächst den unverwüstlichen Neukomm 155 CPA verwendet, weil dieser Vollverstärker Unterschiede bei Lautsprechern besonders schnell aufzeigt. Und schon beim Warmlaufen fiel auf, dass die Hecos ohrenscheinlich vieles richtig machen, denn auch außerhalb des Hörraums klang die Aurora 200 ausgesprochen natürlich. Für mich ist es ein Qualitätskriterium, wenn selbst im Nachbarraum Live-Musik noch live klingt. So gehört bei der Aurora.

Eingespielt machte die Aurora auch unter fast allen Abhörbedingungen eine gute Figur. Sofort auffällig war der her schlanke Bassbereich und der ungemein freie und quicklebendige Mittelhochtonbereich der kleinen Aurora. Selten haben wir in dieser Preisklasse soviel feine Präzision gehört – etwa beim Ausschwingen von Harfensaiten. Auch gegenüber der Nubert nuBoxx B-30, die im LowBeats Test ganz hervorragend abschnitt, glänzte die Aurora mit der noch präziseren Mittenlokalisierung. Während die Nubert dem Musikgeschehen etwa bei Diana Krall´s „The Girl In The Other Room“ eine weitläufigere Bühne mitgab und die Sängerin auf Boxenebene positionierte, zeichnete die Heco Frau Krall noch etwas plastischer und positionierte sie einen Schritt weiter in Richtung Zuhörer; der Raum hatte mehr Tiefe, aber weniger Breite.

Dieser Charakterzug ist vermutlich einer etwas höheren Richtwirkung im oberen Mitteltonbereich geschuldet. Wie dem auch sei, dieser Charakter zieht sich zwangsläufig durch alle gehörten Musikstücke.

Heco Aurora 200 vs Nubert nuBoxx 30
Die Heco Aurora 200 im LowBeats Hörraum mit der unwesentlich teureren und fast gleichgroßen Nubert nuBoxx 30 (Foto: H. Biermann)

Kommen wir zu einem Instrument, das gar nicht leicht zu mikrofonieren, geschweige denn zu reproduzieren ist: ein Klavier. In Cyrus Chesnuts „Grandmama´s Blues“ ist es jedenfalls gelungen sowohl den Anschlag der Tasten als auch das Nachschwingen des Resonanzbodens sauber einzufangen. Hier zeigt die Hecos ihre ganze Klasse: Ohne Glanzlichter aufzusetzen perlen die einzelnen Anschläge sehr real aus dem Boxenpaar.

Cyrus Chestnuts Earth
(Cover: Amazon)

Auch sehr schön ist „Henri´s Lament“ von Brad Mehlau. Hinzu kommt hier ein bestens eingespielter Akustikbass. Und wieder ein ähnliches Bild: authentische Klavieranschläge untermalt von sauber differenzierbaren und druckvollen Basszupfern. Allerdings konnte die Nubert die zupackende Aufnahme mit spürbar mehr Pegel in den Raum punpem.

Die Aurora 200 spielt mit ihrer feinen, schlanken und sehr lebendigen Art ganz in der Tradition der letzten von Heco getesteten Lautsprecher. Die kleine nuBoxx spielt etwas vollmundiger und etwas gesetzter. Beides sind exzellente Lautsprecher mit unterschiedlichen tonalen Gewichtungen.

Wer sich ein genaueres Bild machen möchte, dem sei unser Klang Orakel ans Herz gelegt. LowBeats Tonmeister Jürgen Schröder hat Aurora 200 und nuBoxx 30 (neben etlichen anderen Kompaktboxen) nach dem LowBeats Verfahren aufgenommen und hier vergleichbar gemacht. Notwendig sind nur ein guter Kopfhörer, idealerweise ein guter DAC sowie etwas Zeit und Lust zum Vergleichen.

LowBeats Klang Orakel Kompaktboxen
Einfach auf das Bild klicken und schon ist man im Klang Orakel von LowBeats

Fazit Heco Aurora 200

Bereits beim Auspacken der Auroras war ich ob der eleganten Erscheinung positiv überrascht: Was man heute schon für 400 Euro bekommt, ist einfach genial. Die schicke Testversion im Ivory White Kleid passte jedenfalls gut auch in das moderne Ambiente meines Wohnzimmers. Die Heco hat gegenüber der Nubert zwar den Nachteil des noch geringeren Pegelvermögens, dafür ist die Heco wegen ihrer Abstimmung deutlich besser für die Aufstellung im oder auf dem Regal geeignet. Auch das könnte ein starkes Kaufargument sein.

Wie auch der frisch-feinperlige Klang und die erfreuliche Anspruchslosigkeit im Umgang mit Verstärkern: Auch günstige Amps kommen mit der Aurora bestens zurecht. Genau so muss ein Lautsprecher dieser Klasse gestrickt sein!

Heco Aurora 200
2021/10
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Frische, fein-nervige und quicklebendige Wiedergabe
Sehr gute, plastische Abbildung
Verstärker-freundliche Impedanz
Geringe Pegelfestigkeit

Vertrieb:
Heco Deutschland
Lise-Meitner-Straße 9
50259 Pulheim
www.heco-audio.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Heco Aurora 200: 399 Euro

Technische Daten

Heco Aurora 200
Konzept:2-Wege Kompaktbox BR
Bass-Bestückung:1 x 12,5 cm
Farben:Ebony Black, Ivory White
min. empf. Verstärkerleistung:2 x 30 Watt
max. empf. Raumgröße
17 Quadratmeter
Abmessungen (H x B x T):30,8 x 17,0 x 24,5 cm
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test Nubert nuBoxx B-40 & nuBoxx B-30: das neue Entry-Level bei Nubert
Test Vollverstärker Neukomm CPA155S – der kompakte Favoritenkiller

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Autor: Michael Jansen

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Der begeisterte Oldtimer-Fan ist von Berufswegen Lautsprecher- und Messtechnik-Spezialist. Seine Beiträge fallen meist norddeutsch-trocken aus, haben aber technisch immer großen Tiefgang...