Schaut man sich die Geschichte von Nubert an, dann wird schnell klar, dass die Erbauer der “ehrlichen Lautsprecher” schwerpunktmäßig schon immer jene Musikfreunde im Fokus hatten, die nicht so viel Geld für HiFi ausgeben wollen oder können. Die Einsteigerlinie namens nuBox spielte daher über all die Jahre eine zentrale Rolle bei den Schwaben. Oder wie Nubert Produktmanager Christoph Meiler es ausdrückte: “nuBox ist uns eine Herzenangelegenheit.” Und so muss man natürlich genauer hinschauen, wenn die sparsamen Meister des Günstigen jetzt mit nuBoxx eine neue Einstiegsserie auflegen. Wir hatten die beiden kleinsten, klassischen Stereo-Speaker der Familie – die Nubert nuBoxx B-40 (Paarpreis: 556 Euro) und die kleinere Schwester B-30 (Paarpreis: 456 Euro) im Test und konnten etliche Fortschritte zu den bewährten Vorgängern feststellen. Zudem haben wir uns mal wieder ins Studio begeben und die beiden kleinen Nuberts nach dem LowBeats Aufnahme-Verfahren auralisiert – der geneigte Leser kann sich die Klangunterschiede zwischen den beiden also auch anhören. Aber dazu später mehr…
Das Konzept der Nubert nuBoxx B-30 und B-40
Im Rahmen der Serie sind die B-30 und die B-40 die kleinsten “klassischen” Familienmitglieder; die noch kleinere BF-10 ist ein dezidierter Onwall-Speaker. Bei beiden handelt es sich um 2-Weg-Bassreflexkonstruktionen, die sich vor allem in Bezug auf Tieftöner- und Gehäusegröße unterscheiden. Die Vorgänger-Linie mit der 3 im Namen (beispielsweise nuBox 383) lief von 2014 an und war über sieben Jahre eine der Hauptumsatzträger bei Nubert. Die Nachfolger müssen also ein bisschen was zu bieten haben – zumal sich ja auch die Preise nach oben bewegt haben. Allerdings fiel diese Preissteigerung moderat aus: mit 456 beziehungsweise 556 Euro liegen wir noch stabil in der Einsteigerklasse.
Gleichwohl hat man bei Nubert die Zeichen der Zeit erkannt und verstanden, dass auch in dieser Liga einen gewisse Wohnraumfreundlichkeit gefragt ist. Da geht es nicht nur um die Größe, sondern auch um Äußerliches. Zum Beispiel sind die Abdeckungen der nuBoxxes mit einem aparten Bespannstoff bezogen: bei schwarzem Gehäuse ist der Stoff Graphit, bei weißem Gehäuse ist die Stofffarbe Eisgrau – siehe Bild. Ebenfalls ein Zeichen der Zeit? Nubert-Produktmanager Meiler betont, dass man die Einstiegs-Lautsprecher mittlerweile in Europa fertigt. “Die Treiber beziehen wir bekanntermaßen aus Asien”, sagt Meiler. “Der Rest ist komplett Europa.”
Eine Überraschung gibt es schon beim Auspacken: Sowohl die Nubert nuBoxx B-40, aber auch die B-30 sind für ihre Größe (aber erst recht für diese Preisklasse) erfreulich schwer. Das liegt nicht nur an den Gehäusewänden aus durchgehend 16 mm starken MDF-Platten, sondern auch an dem durchaus erklecklichen wuchtigen Magneten, den beide Tiefmitteltöner mitbringen. Vor allem der kleine 15 cm-Treiber der B-30 beeindruckt mit einem wuchtigen Doppelmagnet – siehe Bild.
Beide Tieftöner sind Nubert-Eigenentwicklungen. Christoph Meiler sagt dazu: “Das glauben uns viele Leute nicht, aber 99% der von uns verwendeten Treiber sind selbst entwickelt.” Wie üblich bei Nubert bestehen die Membranen der Tiefmitteltöner dieser Klasse aus hochdämpfendem Polypropylen. In den letzten Generationen allerdings wurden die Bässe immer hubfähiger – siehe Bild oben. Denn je mehr Hub (also Bewegung nach vorn und hinten) der Tieftöner machen kann, desto größer kann die Bassausbeute sein. Und hier findet sich rein technisch auch mit der größte Unterschied zu den Vorgänger-Modellen: Vor allem die kleine B-30 ist deutlich tiefer abgestimmt. Das bedeutet aber keineswegs, dass auch mehr Bassfülle da wäre. Im Gegenteil: B-30 und B-40 spielen im Bass präziser als die Vorgänger nuBox 313 und Nubox 383.
Der wesentliche Unterschied zwischen Nubert nuBoxx B-40 und der kleineren B-30 liegt in der Größe der Tiefmitteltöner und – entsprechend – dem Gehäuse. Ich persönlich habe bei Kompaktboxen eine spezielle Maßeinheit: passt ins IKEA Kallax Regal (Fächergröße 33,5 x 33,5 cm) oder nicht? Weil die vieltausendfach (nicht nur) in Deutschland verkauften Regalsysteme nicht nur Platz für Bücher und Schallplatten bieten, sondern – wenn’s passt – auch für Lautsprecher.
Unter diesem Betrachtungswinkel liegt die kleine B-30 vorn: Mit ihren 28 cm Bauhöhe passt sie ins Kallax (und in alle ähnlichen Derivate), die B-40 mit ihre 34 Zentimetern Bauhöhe so gerade eben nicht. Natürlich möchte man als Hersteller gar nicht, dass der Musikfreund, den Lautsprecher in der Bücherwand “einbaut”, weil Räumlichkeit und Grundton-Wiedergabe leiden. Aber die Realität sieht halt doch oft anders aus…
Zurück zu der nuBoxx-Technik und zum eigentlichen Helden der neuen Serie: dem sogenannten nuOva Hochtöner. Die Entwickler haben den ausgereiften Hochtöner der größeren nuLine-Serie entliehen und noch einmal auf neuesten Stand gebracht – hier ein paar Impressionen:
Die Überarbeitung brachte eine neue Frontplatte, die die Abstrahlcharakteristik und die Feinzeichnung des Superhochtonbereichs oberhalb von 7 KHz verbessern soll. Wenn ich den Hochtonbereich der nuBox 383 mit dem der B-40 vergleiche, würde ich sagen: Vorhaben geglückt. Die neuen nuBoxxen klingen auch im Hochton feiner und kultivierter.
Praxis
Weil die B-40 und die B-30 vergleichsweise tief angestimmt sind, ist ihr Wirkungsgrad nicht sonderlich hoch; bei der B-30 könnte man sogar sagen: bescheiden. Wir sprechen von 82,0 (B-30) beziehungsweise 85,5 Dezibel (B-40). Der angeschlossene Verstärker sollte also über einigen Dampf verfügen. Aber auch über ein stabiles Netzteil, weil die Impedanz (rote Kurve) und Phase (blaue Kurve) bei beiden Lautsprechern zumindest im Oberbassbereich um 150 Hertz einen kritischen EPDR-Wert (graue Kurve) provozieren.
Verstärker der Einsteigerklasse (wie etwa der wirklich gute Cambridge Audio AX35) oder günstige AV-Receiver können diese Anforderung (viel stabile Leistung) nicht so leicht erfüllen. Wir haben beste Erfahrungen mit dem Rotel RA-11 gemacht, den man noch für etwa 500 Euro im Ausverkauf bekommen kann. Der bringt stabile 60 Watt an 4 Ohm; das ist für B-30 und B-40 ausreichend. Mehr Leistung ist aber – vor allem bei der B-40 – durchaus gern gesehen.
Denn zu viel Leistung ist für die beiden nuBoxxen eigentlich kein Problem. Bei der Pegel-Messung erreichten wir bei der kleinen B-30 das Limit bei 96 dB (entspricht etwa einem Maximalpegel von 106 dB). Dann sprang die Sicherung vor dem Hochtöner ein – siehe rotes Diagramm B-30. Die Sicherung schaltet bei Überlastung nicht vollkommen auf stumm, sondern senkt den Pegel im leistungsrelevanten Bereich. Erstaunlich war nur, dass die Hochtöner-Sicherung der Nubert nuBoxx B-40 auch bei 100 dB noch nicht anschlug. Dessen Sicherung ist offenkundig weniger sensibel und so ist die B-40 insgesamt auch sehr viel pegelfester.
Selbst die 100 dB-Messung meisterte die Nubert nuBoxx B-40 noch souverän. Das entspricht einem Maximalpegel von über 110 dB: Für eine Box dieser Größen und Preisklasse ist das ein Hammerwert! Selbst kleinere Partys sollte die B-40 damit weitgehend unbeschadet überstehen. Denn sollte es wirklich mal zu laut werden, greift ja die Sicherung…
Hörtest
Die nuBox 313 konnte ich oft hören, die nuBox 383 hatten wir lange im Referenzregal. Beides sind gut gemachte Lautsprecher, die 383 sogar mit einzigartig starkem Bass in ihrer Klasse. Doch nuBoxx ist besser. Mit ihnen kommt nochmals mehr Kultur in den Mittelhochtonbereich. Und das ist sozusagen der erste Punkt, den wir festhalten können: Beide Boxen sind sich sehr ähnlich und auf hohe Ausgewogenheit gezüchtet. Der bei verschiedenen Nubert-Modellen gern etwas überzogene Bass ist hier kaum wahrnehmbar. Stimmen haben eine schöne Wärme im Timbre, die Pauken und Bassdrums kommen knackig-satt, nicht wummernd.
In der Preisklasse zwischen 400 – 500 Euro haben wir die Monitor Audio Bronze 100 als Klassenreferenz. Die deutlich größere Monitor Audio zeigte sich pegelfester und im Hochton noch etwas feiner. Dafür aber klang die kleine nuBoxx im gesamten Tiefmitteltonbereich sauberer und natürlicher. Hier kam die von Nubert gern zitierte “Ehrlichkeit” des Lautsprechers tatsächlich zum Tragen. Gleich, ob Stimmen, Violinen oder Klavier: die B-30 bot im Grundton den pointierteren Auftritt und damit die höhere Präzision. Die Bronze 100 klingt spektakulärer, die Nubert richtiger.
Im Vergleich der sehr ähnlichen Schwestern sind die beiden bei geringem Pegel schwer auseinanderzuhalten. Beides klingt wunderbar ausgewogen, mit einem festen, recht tiefen Bassfundament und einer schlüssigen Räumlichkeit. Beim längeren Hören aber zeigen sich dann doch Unterschiede. So kommt die B-40 nicht nur mit mehr Tiefgang und Dynamik im Bass, sondern wirkt insgesamt etwas lockerer. Mit dem Resultat, dass die Große auch in den Stimmlagen etwas feiner und authentischer klang. Das hat uns doch etwas überrascht.
Am Ende eines jeden Hördurchgangs drehen wir immer die Pegel hoch – um zu schauen, was denn die Lautsprecher unter Tiefton-Schwerlast hinbekommen. Wer den Text bis hierhin gelesen hat, der ahnt, dass die B-30 im Vergleich zur B-40 unter die Räder kommt. Nicht nur, dass die Große die rabenschwarzen Elektronikbässe des Yello-Albums Point (Titel: “The Vanishing Of Peter Strong”) noch habhafter in den Raum drückte: Vor allem schlug sie uns das Stück mit einem Pegel um die Ohren, bei dem wir uns a.) erstaunt ansehen und b.) die kleine Schwester schon längst ausgestiegen war. Im Vergleich der nuBoxx-Schwestern hatte die größere die Nase ziemlich weit vorn. Wollte man händeringend einen Punkt finden, in dem sich die Kleine besser schlug, könnte man eine etwas größere und glaubhaftere Räumlichkeit anführen.
Wie oben schon angedeutet, haben wir die B-30 und die B-40 zum Online-Nachhören aufgenommen. Wer diesen LowBeats Service nutzen möchte, braucht nur einen ordentlichen Kopfhörer, im Idealfall einen guten Kopfhörer-Verstärker davor und etwas Ruhe, denn die Unterschiede sind erwartungsgemäß nicht so groß.
In diesen Test haben wir vier Soundfiles kombiniert: Zum einen das Original (V.2.10) direkt von der CD. Zum anderen die B-30 und die B-40 in der eingewinkelten Aufstellung sowie die B-40 nicht direkt auf den Hörplatz, sondern “gerade” ausgerichtet; das entspricht übrigens der Nubert-Empfehlung. Im Vergleich zwischen den beiden B-40-Aufnahmen kann man recht gut hören, dass die direkte Ausrichtung mehr Hochtonenergie bringt.
Für alle, die noch keinen unserer Vergleiche gemacht haben, hier noch einmal eine kleine Bedienungsanleitung: Zunächst einfach mit der Maus auf die Schaltfläche klicken. Wir haben hier unterschiedliche Musikstile in einem Stücke aneinandergereiht; die Stücke enden/starten dort, wo der Pegel niedrig ist. Klugerweise hört man sich zuerst das Original an, damit man ein Ideal im Kopf hat. Sie suchen sich also ein geeignetes Stück aus, hören es im Original, stoppen den Stream und gehen dann mit der Maus auf das gleiche Stück der jeweiligen Box.
Der Unterschied zwischen Original und auralisierter Box ist dabei vergleichsweise groß. Beim Original kommt das Signal direkt auf die Ohren, bei der auralisierten Box kommt die Wiedergabe im Raum hinzu. Das Original klingt offener und klarer, aber weniger räumlich. Die drei auralisierten Aufnahmen sind sich natürlich sehr viel ähnlicher – auch, weil B-30 und B-40 tonal sehr klangverwandt sind und weil wir natürlich B-30 und B-40 exakt im Pegel angepasst haben. Trotzdem sind die feinen Unterschiede durchaus hörbar.
embedded link
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Soundcloud zu laden.
Fazit Nubert nuBoxx B-40 und B-30
Für alle, die sich in die kleine nuBoxx verguckt haben, gibt es eine gute Nachricht: Die B-30 ist ein toller Lautsprecher, der ungemein breitbandig und natürlich klingt und deshalb in ihrer Klasse ein echt gutes Angebot ist. Und es gibt eine schlechte Nachricht: Nämlich die, dass man für nur 100 Euro pro Paar mehr die Nubert nuBoxx B-40 bekommt. Denn die ist tatsächlich in allen (!) Belangen besser. Und zwar so deutlich, dass man verrückt wäre, würde man den zusätzlichen Hunderter nicht investieren.
Es geht dabei nicht nur um mehr Tiefbass und den sehr viel höheren Maximalpegel. Es geht durchaus auch um eine feinsinnigere Zeichnung in den Mitten. Und man könnte sogar argumentieren, dass man beim Kauf der B-40 keinen so kräftigen Verstärker braucht, wie ihn der optimale Betrieb der B-30 fordert. Alle, die nicht die IKEA-Kallax-Vorgaben (also geringe Bauhöhe) haben, sollten unbedingt zur B-40 greifen. Bei LowBeats jedenfalls waren wir allesamt ziemlich angetan…
| Wunderbar ausgewogener Klang mit sattem Tiefbass |
| Exzellente Räumlichkeit |
| Robuster Aufbau, stabiles Gehäuse |
| Geringer Wirkungsgrad, braucht kräftige Verstärker |
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Wunderbar ausgewogener Klang mit feinen Mitten |
| Satt-kräftiger Tiefbass |
| Robuster Aufbau, stabiles Gehäuse |
| Enorm pegelfest |
Vertrieb:
Nubert electronic GmbH
Goethestraße 69
73525 Schwäbisch Gmünd
www.nubert.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Nubert nuBoxx B-30: 456 Euro
Nubert nuBoxx B-40: 556 Euro
Die technischen Daten von Nubert nuBoxx B-40 & B-30
Nubert nuBoxx B-40 & B-30 | |
---|---|
Technisches Konzept: | Passivbox, 2-Wege Bassreflex |
Bass-Bestückung (B-40 / B-30): | 1 x 18 cm / 1 x 15 cm |
max. empf. Raumgröße (B-40 / B-30 | 25 / 18 Quadratmeter |
mind. empf. Verstärkerleistung (B-40 / B-30): | 2 x 30 Watt / 2 x 30 Watt |
Wirkungsgrad (B-40 / B-30): | 85,5/ 82,0 dB |
Besonderheit: | selbstrückstellende Sicherung vor Hoch- und Tieftöner |
Abmessungen (B-40 / B-30): | 34,0 x 21,0 x 32,6 / 28,0 x 17,0 x 26,2 cm |
Gewicht (B-40 / B-30): | 9,6 / 6,4 Kilo |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler:
Erster Test: Kompaktbox Monitor Audio Bronze 100
Kauftipp der Woche: Rotel A11 + CD11 plus Triangle Elara 01
Mehr von Nubert:
Test Soundbar Nubert nuPro AS-3500
Test Soundbar Nubert nuPro XS-7500: Hilti für die Ohren
Test Aktiv-Kompaktbox Nubert nuPro X-4000
Test Kompakt-Aktivlautsprecher Nubert nuPro X-3000
Familientest Nubert nuPro Aktivboxen – die Übersicht
Test Nubert nuPyramide 717: Pyramidenbox mit 3D-Klang
Erster Test: Vollverstärker Nubert nuConnect ampX