Die Marke Heco hat uns in den letzten Jahren schon mit vielen Lautsprechern begeistert. Die herausragenden Modelle der Heco Direkt-Serie muss man hier nennen. Aber auch mit ihrer klassische Linienware – wie der Celan Revolution 9 und den Modellen aus den preisgünstigen Bereichen – konnten die Pulheimer durchweg überzeugen. Was also dürfen wir von einem Flaggschiff all dieser Reihen erwarten? Viel. Doch die Heco La Diva übertraf fast alle Erwartungen…
Der Aufbau der Heco La Diva
Das beginnt schon beim Gehäuse. Die klassische Bootsform mit der sich nach hinten verjüngenden Breite (ähnlich einem Bootsrumpf) ist hier nicht genug: Auch der Deckel ist nicht eben, sondern erhebt sich sanft nach hinten, um möglichst wenig parallele Wände im Inneren zu bieten. Das sieht richtig edel aus und ist auch aus schreinerischer Sicht durchaus anspruchsvoll. Denn die Holzteile werden aus dem Vollen in die richtige Form gefräst. Welch ein Aufwand. Und nicht ganz leicht: auf knappe 50 Kilo kommt die Diva pro Stück.
Weiter geht es mit dem Lack. Auch hier hat Heco geklotzt. Die Pulheimer nutzen PE-Lack, der in sieben Schritten (auftragen, schleifen auftragen, schleifen…) verarbeitet wird und deshalb dem klassischen Klavierlack so ähnlich ist. Dieses Kompliment jedenfalls kann ich den Heco Schreinern machen: Der Lack ist so makellos, dass mir gute Fotos wegen der Spiegelung einfach nicht gelingen wollten… Aber es gibt eine kleine Einschränkung: Das Heco Flaggschiff gibt es nur in Schwarz.
Technisch ist die Heco La Diva trotz der vielen sichtbaren Treiber (es sind derer 8!) eine ganz normale 3-Wege Bassreflexbox. Wobei die Bassreflex-Funktion von den vier Passiv-Membranen (je zwei auf den Seitenwänden) übernommen wird.
Über Vor- und Nachteile von Passiv-Membranen statt offener Rohre ist schon viel geschrieben worden. Einer der wesentlichen Vorteile ist, dass Mittelton-Schallanteile die festen (Passiv-) Membranen nicht durchdringen, das offene Rohr (oder den offenen Schlitz) aber sehr wohl. Als Nachteil kann man anführen: Die Passivmembranen bringen im Bassverhalten nicht mehr, sind aber sehr viel teurer und häufig taumeln sie und machen so den Bass eher unpräziser.
Das allerdings gilt für die vier Passiv-Treiber der Heco La Diva auf keinen Fall. Ihre Membranen sind doppelt eingespannt. Da taumelt nichts, sondern bewegt sich ordnungsgemäß kolbenförmig. Die extrem saubere Basswiedergabe ist eines DER Erkennungszeichen der La Diva. Es resultiert aus diesem speziellen Bass-Array, bestehend aus zwei aktiven 20 cm Bässen auf der Front plus vier passiven, gleichgroßen Modellen auf den Seiten.
Ist der Bassbereich schon sehr aufwändig gestaltet, ist es der Tiefmitteltöner erst recht. Das Entwicklerteam um Shandro Fischer hat sich hier von Vorbildern der 50er und 60er Jahre inspirieren lassen. Fischer ließ in endlosen Analyse-Durchgängen erforschen, warum die Treiber von damals so außergewöhnlich gut klangen. Es entstand ein Meisterwerk mit steifer, sehr leichter Kraftpapier-Membran, extrem verzerrungsarmen Antrieb und sündhaft teurem Aluminium-Nickel-Cobalt- (AlNiCo-) Magneten.
Diese Magneten waren früher das Maß der Dinge, heute kommen sie nur noch in ganz wenigen Lautsprechern (etwa in einigen großen Tannoy) zum Einsatz – einfach, weil sie so teuer sind. Fischer sagte dazu den bezeichnenden Satz: “Die Messungen der AlNiCo-Magneten im Vergleich zu klassischen sind keineswegs besser. Wir verwenden sie trotzdem – weil sie besser klingen.”
Ich sprach auch mit Lautsprecher-Guru Joachim Gerhard (Ex- Audio Physic, heute Süsskind Audio und Joachim Gerhard Collection) zu dem Thema, der in seinen Lautsprechern auch wieder vermehrt AlNiCo-Magneten einsetzt. Seine These ist, dass die AlNiCos den angeschlossenen Verstärker mit weniger Gegen-EMK belasten und dieser deshalb weniger nachkorrigieren muss. Hätte er Recht, würde das die klangliche Überlegenheit dieses Magnettypen aus den HiFi-Gründerjahren erklären.
Wie dem auch sei: Das Heco Entwicklerteam entschied sich beim Mitteltöner für die teure Magnet-Variante und spendierte seinem Edel-Treiber außerdem noch ein ganz spezielles Gehäuse – ein nach hinten offenes.
Das hinten nur mit einem Gitter abgedeckte Gehäuse ist vollständig mit Dämm-Material gefüllt, entspricht also nicht 100%ig einem klassischen Dipol: Die Schallabstrahlung nach hinten wird deutlich reduziert. Das ist schon noch hörbar, doch der Dipol-Charakter war auch nicht vordergründig wichtig für diesen Aufbau, sondern die daraus resultierende “aperiodische Dämpfung”. Sie hält die Impedanz niedrig und sorgt für bestes Impulsverhalten.
Und natürlich ist auch der Hochtöner das Ergebnis allerneuester Heco Forschung. Die Kalotte besteht aus einer gewobenen Micro-Aramid-Faser, die nachträglich beschichtet wird. Die Oberfläche bekommt dadurch eine gewisse Unregelmäßigkeit, welche Resonanzspitzen unterdrückt.
Besonders auffällig aber ist die gewellte Frontplatte des Hochtöners. Die “Fluktus-” Geometrie soll die Abstrahlung verbreitern und harmonisieren. Wir haben beim Test der recht ähnlichen Heco Celan Revolution 9 Messungen dazu veröffentlicht: der Effekt ist durchaus sichtbar.
Wer sich ein bisschen in der Heco Historie auskennt, wird sich bei der La Diva unwillkürlich an die “Statement” oder die “Concerto Grosso” erinnert fühlen, denn auch diese beiden ehemaligen Flaggschiffe arbeiteten mit dem Kraftpapier-Mitteltöner in Quasi-Dipol-Konfiguration. Dazu noch einmal Shandro Fischer: “Richtig. Das waren konzeptionelle Vorläufer. Doch was die Treiber-Technologie angeht, sind wie mittlerweile etliche Generationen weiter und konnten die Verzerrungen drastisch reduzieren.”
Messlabor & Praxis
Was die Ergebnisse aus dem Messlabor dick unterstreichen. Der Name “La Diva” unterstellt ja eine gewisse Zickigkeit. Die aber lässt das Heco Flaggschiff in keinster Weise erkennen. Wir messen einen Wirkungsgrad von fast 90 Dezibel. Das ist für eine HiFi-Box echt laut und lässt auch den Einsatz von edlen, leistungsschwächeren Verstärkern wie Röhren- oder Class-A-Amps zu.
Diese hohe Praxisnähe wird untermauert durch einen mustergültig linearen Impedanzverlauf oberhalb der 3-Ohm-Marke. Damit sollten auch Röhren-Verstärker noch gut zurechtkommen.
Fast ebenso wichtig ist das kapazitive (rote Flächen) wie induktive (blaue Flächen) Phasenverhalten des Lautsprechers. Hier verhält sich die Heco geradezu mustergültig. Wir haben in den Hörtests auch den kleinen 300B Röhren-Amp Fezz Audio Mira Ceti ( 2 x 9 Watt) mit der La Diva verkabelt: ging bestens.
Die Kombination mit dem kleinen 300B-Verstärker ist klanglich sehr fein, aber reizt die Pegelmöglichkeiten der Diva nicht im Ansatz aus. Denn die sind gewaltig und wollen dementsprechend viel Leistung vom angeschlossenen Verstärker. Die LowBeats Referenz-Endstufen SPL m1000 waren mit ihren über 800 Watt an 3 Ohm genau das richtige Kaliber. Aber auch der Yamaha A-S3200 klang mit der Heco La Diva ausgesprochen prächtig.
Mit der Zuführung von ausreichend Leistung treibt man die Diva locker auf 118 dB. Das ist sehr ordentlich…
Ein- & Aufstellung
Das Anschluss-Terminal der Heco La Diva kann theoretisch mit einem Tri-Wiring-Kabel angesteuert werden. Aber wer hat so etwas? Eben. Deshalb nutzt man besser ein normales Top-Kabel plus die kurzen Kabelbrücken, die im Beipack liegen – so wie auf dem Bild.
Interessanter ist die Möglichkeit, sowohl den Mitteltöner (-2dB) als auch den Hochtöner (+2 dB) einstufig im Pegel anzupassen. Die Werte sind gut gewählt; damit kann man auf verschiedene Raumakustiken gut reagieren. Aber natürlich heißt es hier: ausprobieren.
Was mich gewundert hat, war die Anspruchslosigkeit der Heco bei der Aufstellung. Weil sie einen so knochentrocken-präzisen Bass produziert, war auch eine Aufstellung recht dicht an der Rückwand möglich. Das ist bei solchen Flaggschiffen oft nicht der Fall, weil die Firmenstrategen als auch die Kunden große Lautsprecher nur allzu oft mit viel (häufig viel zu viel) Bass gleichsetzen. Das ist bei Heco glücklicher Weise nicht der Fall.
Der nach hinten offene Mitteltöner spielt bei der Suche nach der besten Position kaum eine Rolle. Ich habe auch ziemlich dicht vor der Rückwand (15 cm) keine großen Unterschiede gehört.
Also: Man kann die La Diva frei aufstellen (was ihr gerade bei der Raumabbildung in der Tiefe gut tut), muss es aber nicht. Dieser Lautsprecher kann Räume bis 50 Quadratmeter füllen, überzeugt aber auch in kleineren Zimmern um 20 Quadratmeter. Und er spielt quasi mit jedem Verstärker. Viel mehr kann man nicht verlangen.
Die Heco La Diva im Hörtest
La Diva geht ab wie die Feuerwehr. Schon allein der Bass ist eine Sensation. Derart schnell, knochentrocken und auf den Punkt spielen nur ganz wenige HiFi-Lautsprecher. James Blood Ulmers “Crying”, einer unserer Hörtest-Klassiker, zeigte vom Start weg, warum die Heco so außergewöhnlich ist. Die Kicks auf die Bassdrum zu Anfang des Stücks schlugen ohne Umwege in die Magengrube. Grandios, diese Präzision und Härte. Überwältigend die Echtheit, mit der die Felle nachschwangen.
Aber auch die Stimme stellt die Heco extrem klar und offen-authentisch in den Raum. Der Zuhörer hat das Gefühl, La Diva beamt ihn ganz dicht an den Sänger heran, so genau kann man ihn verstehen, so scharf umrissen stand er auf der imaginären Bühne. Das Erleben der Musik mit diesem Lautsprecher ist irgendwie intensiver als mit klassischen musikalisch-gemütlichen Speakern.
Auffällig ist die Homogenität zwischen den Treibern: Der Mittelton fügt sich völlig bruchlos an den immens schnellen und dynamischen Bass an. Der Hochtöner ergänzt auf feinste Weise und gleichermaßen dynamisch den ungemein offenen Mittenbereich. Das alles kommt wie aus einem Guss.
Wir hatten kürzlich die “kompakte” Aktivbox ATC SCM 50 ASL im Test. Charakterlich ist sie der großen Heco sehr ähnlich. Beide tendieren zum Klang eines exzellenten Bühnen-Monitors: mit unglaublicher Energie, Schnelligkeit und präziser Transparenz. Natürlich ist die ATC vor allem in den Mitten noch um einiges offener. Aber in Bezug auf Dynamik und Live-Haftigkeit lag Hecos La Diva ziemlich dicht an dem britischen Energiebündel.
In der Test-Phase der Heco hatten wir ebenfalls die Focal Spectral 40th, die Elac S507 und die Dynaudio Confidence 30 im Hörraum. Jeder dieser Lautsprecher hat liebenswerte Stärken. Aber so präzise, so authentisch auf den Punkt spielt kein anderen dieser Passiv-Lautsprecher. Der sonor warme Klang von Focal und Dynaudio geht La Diva ab. Sie bleibt auch im oberen Bass/Grundton herrlich klar und schlackenfrei. Und es schien, als spielte sie einfach etwas schneller…
Freunde von Kuschelrock in Flüster-Lautstärke werden mit La Diva sicherlich nicht warm. Dazu fehlt ihr das Schmeichlerisch-Kuschelige. Sie macht alles ganz genau, so echt wie möglich. Und so detailreich: Gerade Aufnahmen mit kleinen Ensembles profitieren enorm von ihrer hohen Transparenz und Genauigkeit. Was da alles ächzt, sirrt und tut… Und man muss diese Aufnahmen gar nicht laut hören, um diesem Zauber zu erliegen.
Aber wenn es etwas lauter werden darf und die gespielte Musik mit knackigen Bässen unterlegt ist, wird das Hören mit La Diva zum wahren Fest. Mit unerbittlicher Härte drischt dieser Lautsprecher – ganz und gar nicht Diven-haft – die Bässe in den Raum. Die üblichen Verzerrungen oder dynamischen Begrenzungen scheint er nicht zu kennen. Es macht einen riesigen Spaß, so Musik zu hören.
Fazit Heco La Diva
Hier stimmt fast alles: Verarbeitung, Lack-Finish und nicht zuletzt der Preis. Heco Kenner könnten argumentieren, die nicht einmal halb so teure Celan Revolution 9 wäre doch klanglich sehr ähnlich und ebenfalls mordsmäßig pegelfest. Stimmt. Und stimmt doch wieder nicht: Das Flaggschiff spielt freier, offener, verzerrungsärmer, feiner – schlicht kultivierter.
Gemessen am derzeit herrschenden Klang-Ideal mit (meist) zu viel Bass und viel klanglicher Wärme ist die Heco La Diva ein erfrischender Gegenentwurf. Sie ist eine Leistungs-Show dessen, was ein so hochgerüsteter Lautsprecherkonzern wie Magnat/Heco heute bringen kann.
Wer gern Musik mit Live-Charakter hört (laut, dynamisch, präzise, authentisch) findet hier seinen Traumlautsprecher. Dazu ist La Diva erfreulich anspruchslos, was die Umgebung und den angeschlossenen Verstärker angeht. Wir haben – selten bei einer passiven Standbox dieser Klasse – immerhin 4,5 Sterne bei der Praxis-Bewertung vergeben.
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Extrem lebendiger, ausgewogen-authentischer Klang |
| Hoher Wirkungsgrad, spielt quasi mit jedem Verstärker |
| Sehr pegelfest, verzerrungsarm |
| Trockener Bass, aufstelllungs-unkritisch |
Vertrieb:
Magnat Audio-Produkte GmbH
Lise-Meitner-Straße 9
50259 Pulheim
www.heco-audio.de
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Heco La Diva: 9.000 Euro
Mit- und Gegenspieler:
Focal Spectral 40th: das Beste aus 40 Jahren Focal
Test Heco Celan Revolution 9: Pegel-Fest
Test Fezz Audio Mira Ceti: 300B Röhren-Amp für wenig Geld
Test SPL Performer m1000: LowBeats Referenz-Endstufe
Test Vollverstärker Yamaha A-S 3200: Traditionelles Japan-High-End
Mehr von Heco:
Test Heco Direkt Einklang: Breitbänder zum Verlieben
Test Heco Direkt Zweiklang: Sensation für 3.000 Euro
Test Heco Direkt Dreiklang: Klangerlebnis bei 120 Dezibel