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Kudos Super 10A Paar
Die kompakten Kudos Audio Super 10A sind mit einem Paarpreis von 5.600 Euro sicherlich kein Schnäppchen – und doch ein ganz besonders audiophiler Wurf (Foto: Kudos)

Test Kompaktbox Kudos Audio Super 10 A

Es gibt sie immer wieder: Diese unscheinbaren Lautsprecher, die wegen ihrer konventionellen Bestückung müde belächelt und unterschätzt werden, die sich aber letztendlich als Wolf im Schafspelz entpuppen. Genauso ein Schallwandler ist die Kudos Audio Super 10A: Ich hatte nach ersten Hörtests wenig erwartet und wurde am Ende absolut positiv überrascht.

Sprechen wir zunächst über Kudos Audio, diese kleine britische Manufaktur in Willington/County Durham, die mit nicht einmal zehn Mitarbeitern das gesamte Programm stemmt. Mastermind und treibende Kraft seit fast 20 Jahren ist Derek Gillian, ein Überzeugungstäter mit klaren Vorstellungen.

Die Besonderheiten der Kudos Audio Super 10A

Alle, die LowBeats schon länger lesen, haben vielleicht den Beitrag zur Super 20A gelesen. Das ist tatsächlich die gleiche Bestückung der Super 10A, aber verpackt in einer hübschen Standbox. Die Super 10A ist also die 12 Liter kompakte Version dieser Standbox und ihr in quasi allen Belangen (außer der Größe halt) verdammt ähnlich. Wer nun meint, er habe ja den Text zur 20A gelesen und könne sich diesen Beitrag getrost schenken, der irrt. Denn tatsächlich ändert die Baugröße nicht nur den Platzbedarf: wir haben es hier auch mit einer etwas anderen Abstimmung sowie einem spürbar besseren Wirkungsgrad und höheren Maximalpegel zu tun.

Kudos Super 10A Hochtöner
Der auch in vielen Konkurrenzprodukten vielfach bewährte Crescendo-Hochtöner mit 29 mm Gewebekalotte (Foto: H. Biermann)

Und dass, obwohl die Bestückung 1:1 gleichgeblieben ist: Wir sprechen also vom sogenannten K2 – das ist eine exklusiv für Kudos gefertigte Version des bewährten Crescendo-Hochtöners – sowie dem von Kudos entwickelten (aber bei SEAS gefertigten) Tiefmitteltöner mit beschichteter Papiermembran. Dieser Tieftöner verfügt über eine vergleichsweise große Schwingspule (39 mm) und ist deshalb recht hoch belastbar.

Kudos Super 10A TMT
Auffällig ist der starre Phaseplug (aus Aluminium) in der Mitte, der als Wärmeableiter fungiert (Foto: H. Biermann)

Derek Gillian unterstreicht stets, dass er die Treiber so auswählt, dass sie mit möglichst „flachen“ Filtern zusammengeschaltet werden können. Und genau so hat er es im Fall der 10A gemacht: Eine Spule vor dem Tiefmitteltöner, ein Kondensator vor dem Hochtöner und ein Entzerrungsglied – das Paradebeispiel einer minimalistischen Weiche.

Kudos Super 10A Frequenzweiche
Die Frequenzweiche der Kudos Audio Super 10: Wir sehen Luftspulen, Widerstände und den MCap-Supreme-Kondensator von Mundorf (Foto: H. Biermann)

Worauf Gillian ebenfalls Wert legt: Klassische Platinen meidet er wie der Teufel das Weihwasser. Warum? Weil sie deutlich stärker vibrieren als das verwendete Brettchen aus HDF. Der Nachteil: Alles ist frei verdrahtet. Aber das Bild zeigt uns noch eine Besonderheit: Die Innenverkabelung ist die Eigenentwicklung KS1. Diese Kabel klingen gut und zeichnen sich durch hohe Vibrationsfreiheit aus.

Die Gehäuse bezieht Gillian aus einer britischen Schreinerei und es lässt keine Schwächen erkennen. Gut, das darf man von einem Lautsprecher dieser ambitionierten Preisklasse auch erwarten. Es besteht aus harten HDF-Platten, die beidseitig furniert und zusätzlich mit Vibrations-Dämpfungsplatten beklebt sind.

Kudos Super 10A Schallwand
Die Ausfräsungen sind perfekt, die Treiber mit Gewindeschrauben in der Schallwand verankert (Foto: H. Biermann)

Die Super 10A gibt es in den Ausführungen Kirsche, Nussbaum, Rosenut, Eiche natur, Eiche schwarz und Weiß seidenmatt. Die Edel-Furniere Tineo und Rosewood gibt es auch – gegen 400 Euro Aufpreis.

Praxis

Ich hatte es oben ja schon angedeutet: Im Vergleich zur (aktuell 1.400 Euro teureren) Standboxen-Schwester 20A hat die Kompaktbox erwartungsgemäß weniger Bass, aber auch einen besseren Wirkungsgrad (86 dB) und einen höheren Maximalpegel. Gingen der Standbox bei den LowBeats-Messungen schon bei 94 dB Dauerpegel die Puste aus, schafft die kleine 10A fast drei Dezibel mehr. Das ist eine Menge.

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Kudos Cardea Super 20A Pegelmessung @ 85dB
Bei den klassischen Wohnzimmerpegel-Messungen bei 85 dB lassen sich stärkere Verzerrungs-Artefakte zwischen 500 – 700 Hertz erkennen…
Kudos Cardea Super 20A Pegelmessung @ 96dB
…die dann bei höheren Lautstärken den Maximalpegel auf 96 dB begrenzen (Messung: J. Schröder)
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Wie auch die Standbox der Super-Serie ist die 10A elektrisch für jeden Verstärker problemlos zu treiben: Ihre Nenn-Impedanz liegt bei 7,1 Ohm – was vor allem Besitzer von Röhrenverstärkern freuen könnte.

LowBeats Messung Kudos Super 10A: Impedanz, Phase und EPDR
Die Impedanz (rote Kurve) liegt fast durchgehend auf 10-Ohm-Niveau, Phase (blaue Kurve) und EPDR (graue Kurve) verlaufen zwar wie die Impedanz etwas wellig, aber das sollte für keinen Verstärker ein Problem darstellen (Messung: J. Schröder)

Wie auch bei der Super 20A ist der Hochtöner der 10A um etwa 2-3 Dezibel lauter als der Tiefmitteltonbereich. Das ist nicht schlimm, weil es dem Klang einen etwas frischeren Ton gibt und der geneigte Nutzer hier einen passenden Lautsprecher für seine sanftmütig klingende Röhren- oder Class-A-Verstärker findet. Wir hatten wie üblich viele Verstärker zum Probieren genutzt, aber am besten gefiel mir die Kombination mit dem (mit 1.500 Euro gar nicht so teuren) A-1 von Musical Fidelity. Was für eine Klangbühne, was für einen zupackend-geilen Bass die beiden produzierten – wir waren echt von den Socken.

Anders als die Super 20A allerdings fällt der Bassbereich allerdings unter 60 Hertz spürbar ab. Derek Gillian verfiel nicht (wie viele andere Entwickler) dem Reflex, den fehlenden Tiefbass durch zu viel Oberbass kompensieren zu wollen: Die Super 10A klingt einfach realistisch und angenehm präzise im Bass. In kleineren Räumen ermöglicht eine solche Abstimmung die Positionierung auch in der direkten Nähe der Rückwand.

„A“ für aktivierbar

„Super“ steht für die nochmals verbesserte Bauteilequalität gegenüber der fast baugleichen C10, das „A“ für Aktivierbarkeit. Dazu muss man nur die Stifte im Anschlussfeld oben entfernen und den Tiefmittel- wie Hochtöner direkt ansteuern. Natürlich bedarf es für eine solche Ansteuerung zweier Stereo-Endstufen sowie einer entsprechenden Aktivweiche. Kudos empfiehlt an dieser Stelle die Verstärker von Devialet und Linn (Exaktbox), deren Prozessor eine solche Aktivierung möglich macht. Oder die externen Aktivweichen von Naim (SNAXO 242) und Exposure (VXN), die dann das Signal für zwei Stereo- oder vier Mono-Endstufen aufsplitten.

Kudos Super 10A Anschluss
Das Anschlussfeld ist für die Aktivierung vorbereitet. Neben der etwas besseren Bauteilequalität ist dies der größte Unterschied zur ansonsten fast bauglichen C10 (Foto: H. Biermann)

Schon beim Lesen wird klar: Das ist viel Aufwand und nicht billig. Und dass die meisten Aktivweichen die von Gilligan so geschätzten 6-Dezibel-Filter gar nicht anbieten, macht die Sache auch nicht schlüssiger. Wobei ich nicht sagen will, dass jemand, der sich richtig gut auskennt, die Super 10A mit der Aktivierung nicht noch besser zum Klingen bekommt. Aber das ist wahrscheinlich viel Aufwand. Und sie tönt ja auch passiv schon sehr überzeugend…

Hörtest

Ein britischer Manufaktur-Kompaktlautsprecher mit genügsamen Treibern und flachen Filtern – viele Kenner werden sagen: „Alles klar. Ich weiß, was mich erwartet. So ein immerfreundlicher Klang aus der ehemaligen BBC-Ecke. Aber nichtsda. Die Super 10A ist ein Energiebündel der audiophilen Sorte. Sie klingt auf mitreißende Art kernig und doch sehr fein. Das hat man selten. Hier erweist es sich, dass Derek Gilliam die verwendeten Zutaten so gut und so lange kennt: Er hat sie regelrecht ausgereizt.

Bemerkbar macht sich das bei der Offenheit, mit der die Super 10A zu Werke geht. Spieltechnisch sicher differenziert sie den Chor bei unserer audiophilen Empfehlung Tolyqyn (Album: Silver Seed, Stück „Bella Coola“), um ganz nebenbei auch die perkussiven Elemente leicht und fein herauszuarbeiten. Und wenn dann mit voller Wucht das Saxofon einsetzt, behält die kleine Britin trotz ihrer forschen Art die Contenance. Das ist große Kunst.

Tolyqyn: „Silver Seed“ erscheint bei Hey!blau Records auf CD, LP oder online, zum Beispiel auf qobuz.de

Der Vergleich mit der fast gleichteuren LowBeats Referenz Dynaudio Heritage Special drängte sich geradezu auf. Aber hätte die deutlich kleinere Super 10A überhaupt einen Chance gegen diesen dänischen Ausnahme-Lautsprecher? Ja.

Kudos Super 10A Hörraum
Die Kudos Audio Super 100A im Vergleich zur LowBeats Referenz Dynaudio Heritage Special. Der exzellent passende Verstärker (in der Bildmitte) war der wiederaufgelegte Musical Fidelity A-1 (Foto: H. Biermann)

Zugegeben: Die Dynaudio macht den deutlich tieferen, satteren Bass und zieht den Raum nach hinten weiter auf. Aber die Kudos bewies noch größere Kunstfertigkeiten in Bezug auf die Detaildarstellungen in der Mitte. Die Gitarrensaiten bei „Saturday Night in San Fransisco“ der Gitarrenhelden Di Meola, McLaughlin und De Lucia schwangen habhafter, körperhafter. Die irre Dynamik dieses Konzerts transportierte die Kudos überzeugender und letztendlich mitreißender. Das ist angesichts der Meriten der Dynaudio als echter Ritterschlag zu werten.

Fazit Kudos Audio Super 10A

Ich mochte ja die sanftmütige Kudos Audio Super 20A wirklich gern, doch im Vergleich wuchs mir die kleine 10A noch mehr ans Herz. Sie ist nicht nur elektrisch einfacher zu betreiben und pegelstärker, sondern auch noch etwas lebendiger und frischer abgestimmt und öffnet durch ihre tolle Transparenz einige Fenster mehr zu den Aufnahmen. Das ist erlebnisreiches High End in sehr kompakte Form gebracht. Dass man die kleine Britin auch aktivieren kann, ist eine nette Zugabe, die wohl kaum einer nutzen wird, weil der Aufwand doch sehr hoch ist. Und außerdem klingt die Kleine auch passiv schon absolut verführerisch…

Kudos Audio
Super 10A
2024/01
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Frischer natürlicher Klang mit realistischer Raumabbildung
Zeigt auch bei geringen Pegeln schon alle Details
Dank vorbereitetem Terminal aktivierbar
Gute Verarbeitung

Vertrieb:
Beat Audio
Hainbuchenweg 12
21224 Rosengarten
www.beat-audio.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Kudos Audio Super 10A : 5.600 Euro

 

Technische Daten

Kudos Audio Super 10A
Konzept:passive 2-Wege Kompaktbox, Bassreflex
Bestückung:TMT: 1 x 18 cm, HT 1 x 29 mm Gewebe
Übergangsfrequenz:2.000 Hertz
Nenn-Impedanz:7,1 Ohm
Wirkungsgrad (2,83 V/m): 86 dB
Maximaler Pegel (Dauer / kurzfristig): 96 / 107 dB
Mindestleistung für Max.-Pegel (Dauer)
25 Watt (8 Ohm)
Abmessungen (H x B x T):35,0 x 20,0 x 27,0 cm
Gewicht:6,8 Kilo
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test Dynaudio Heritage Special: in der Tradition der großen Sondermodelle

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.