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Magnat LZR 980 auf Ständer von Sieveking Audio
Der Magnat LZR 980 (hier auf einem Ständer von Sieveking Audio) ist das Flaggschiff der neuen Magnat Kopfhörer-Linie. Sein Design kommt von Pininfarina. Die Italiener beweisen damit, dass sie viel mehr können als nur hübsche Autos. Der edel gemachte Mobil-Hörer kostet 299 Euro (Foto: H. Biermann)

Test Magnat LZR 980: Grand Coupé der Mobil-Hörer

Ein gelungener Design-Entwurf von Pininfarina, aufwändige Akustik-Forschung per Laser-Technologie (LZR) und beste Materialien erheben den mobilen Over-Ear-Hörer Magnat LZR 980 weit über das Gros seiner Klasse.

Wenn Meister aus allen Fächern zusammenkommen: Magnat und Heco, beide wie auch der Kabel-Spezialist Oehlbach unter dem Dach der Voxx Germany GmbH in Pulheim vereint, haben eines der bestbestückten Lautsprecher -Entwicklungslabore Deutschlands. Das weiß kaum jemand. Aber vielleicht wundert sich der eine oder andere, warum aus diesem Hause regelmäßig sensationell klingende Lautsprecher zu äußerst moderaten Kursen kommen. „Vorsprung durch Technik“ heißt es da und vor allem: durch Lasertechnik. Damit hat der Dresdener Prof. Dr. Wolfgang Klippel eine einzigartige Lautsprecheranalyse-Mimik geschaffen, die eine Millimeter-genaue Vermessung und weitreichende Simulationen ermöglicht. Überhaupt hat die Lautsprecherentwicklung der letzten Jahre dank Klippel so große Schritte hin in Richtung Verzerrungsarmut machen können.

Was lag näher, als das sehr komplexe Thema Kopfhörer mit Klippel anzugehen? Nichts. Außer dem Umstand, dass nur wenige Firmen weltweit über solche Systeme verfügen. Bei Magnat entstand nach langen Klippel-Versuchsreihen ein spezieller 40 Millimeter Treiber, der an verschiedenen Stellen der Membran verstärkt oder durch Schaumstoff bedämpft ist. Aber der Treiber ist ja nur ein Teil von vielen relevanten: Die Form des Gehäuses dahinter, die Beschaffenheit der Ohrpolster – das alles spielt akustisch eine Rolle.

Das optische Konzept steuerte Pininfarina bei. Die Top-Designer belassen es aber nicht bei einem gelungenen Entwurf, sondern begleiten den Prozess der Entwicklung, bis sie sicher sind, dass alles auch in ihrem, extrem anspruchsvollen Sinne läuft. So verhindern sie, dass der Ruf, den sie sich in den letzten 50 Jahren erarbeitet haben, wegen mäßiger Verarbeitung oder schlechter Performance eines von ihnen entworfenen Produkts Kratzer bekommt. Auf der anderen Seite nötigt es den Hersteller, in diesem Falle Magnat, höchsten Ansprüchen wie aus der automobilen Oberklasse gerecht zu werden.

Leder, Fernbedienung und Spezialkabel: Die Ausstattung des LZR 980

Die Anfassqualität des LZR 980 ist überragend gut: Der Ohrpolsterbezug des sehr angenehmen Schaumstoffs, der Bügel, auch die Scharniere des Klappmechanismus machen den Eindruck, als ob sie sehr lange halten. Als Kabelzuführung stehen zwei Alternativen aus dem Hause Oehlbach zur Auswahl: Eine High-End-Variante ohne jedes Bauteil im Signalweg und eine mit Fernbedienung für die Lautstärke plus Mikrofon für die Headsetfunktion. Ich habe beide miteinander verglichen und – ehrlich gesagt – klanglich keine Unterschiede feststellen können. Es spricht nichts gegen das FB-Kabel, aber vieles dafür. Beide sind robust, verheddern nicht und per festem Überzug gegen Mikrofonie (also Berührungsempfindlichkeit) geschützt. Das finde ich bei Kopfhörern besonders ärgerlich, wenn jede Berührung des Kabels hörbar wird.

Knapp 300 Gramm wiegt der LZR 980. Das ist deutlich leichter als der vom Grundkonzept vergleichbare Teufel TURN, aber ein Leichtgewicht ist der Magnat deshalb auch nicht: Man spürt deutlich, dass man ihn aufhat, aber es ist ein angenehmes Gefühl. Die für mich richtige Einstellung war schnell gefunden und ich nutzte den LZR 980 im Langzeittest auf einer Bahnfahrt von München nach Hamburg. Über fünf Stunden schönes Hören – das schaffe ich mit In Ears niemals.

Die Nenn-Impedanz von 32 Ohm weist den LZR 980 als klassischen Mobilhörer aus. 30 Ohm ist der Widerstandswert, an dem sich Smartphones besonders wohlfühlen.

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Magnat LZR 980 zusammengefaltet
Der LZR 980 ist quasi das Grand Coupé unter den Kopfhörern und folgt natürlich dem Mobil-Gedanken. Er ist deshalb eng zusammenfaltbar (Foto: H. Biermann)
Die Scharniere des Magnat LZR 980
Die Scharniere, die das Einklappen ermöglichen, sind fest verschraubt und machen einen hochsoliden Eindruck (Foto: H. Biermann)
Ohrmuschelleder des Magnat LZR 980
Die Verarbeitung des edlen Ohrmuschel-Leders ist perfekt und erweckt den Eindruck, Jahrzehnte zu halten (Foto: H. Biermann)
Die Ohrmuschel des Magnat LZR 980
Pininfarina sorgte auch beim LZR 980 für manch kühne Linienführung (Foto: H. Biermann)
Die "Macher" des LZR 980: Pininfarina-Projektleiter Fabio Calorio (links) und Magnat Entwicklungs- und Marketingleiter Shandro Fischer auf der IFA 2015
Die „Macher“ des LZR 980: Pininfarina-Projektleiter Fabio Calorio (links) und Magnat Entwicklungs- und Marketingleiter Shandro Fischer auf der IFA 2015 mit den beiden Farbvarianten des LZR 980 (Foto: H. Biermann)
Magnat LZR 980 in Schwarz
Den LZR 980 gibt es auch in elegantem Schwarz. Gut zu erkennen ist hier auch die hübsch gemachte Fernbedienung (Foto: Magnat)
Bügel-Polsterung des Magnat LZR 980
Alles a,m Magnat LZR 980 ist edel-aufwändig gemacht. Auch das Polster unter dem Bügel, der auf dem Kopf aufliegt, ist extrem weich und angenehm. (Foto: H. Biermann)
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Hörtest: So klingt der Magnat LZR 980

Die akustische Abstimmung von Mobilhörern ist ja immer ein Kompromiss. Letztendlich müssen die Entwickler für die meisten Fälle ausreichend Bass-Energie zur Verfügung stellen, was in der Regel bei niedrigen Pegeln und wenigen Umgebungsgeräuschen für zuviel Bass sorgt. So auch beim LZR 980, der mit sattem, voluminösen, warmen Klangbild erst einmal den Eindruck von etwas zu viel Bass vermittelte. Aber das war im ruhigen LowBeats Büro; auf der erwähnten Bahnfahrt nach Hamburg nivellierte sich der Bassbereich wegen der Geräusche, die ein ICE nun einmal so macht. Und da war ich ganz froh über ein bisschen „mehr“ … Aber unabhängig vom Ort ist es ein echtes Vergnügen, mit dem LZR 980 zu hören. Die Stimmen der Acapella-Band Flying Pickets hatten dank des wuchtigen Bassbereichs einen sehr sonoren Touch – was auch wunderbar zum Hörteststück „„Here Comes The Flood“ passte. Was den Magnat aber auszeichnet, ist seine dezente Transparenz und Luftigkeit im gesamten Mittelhochtonbereich. Im Vergelch zu dem Teufel TURN, ebenfalls ein  geschlossener Over-Ear-Hörer, klang der Magnat tatsächlich mehr nach Grand Coupé als nach Sportwagen. Allerdings nicht im Mittelhochtonbereich, wo der LZR 980 feiner und luftiger agierte. Weil die Mitten so offen und dynamisch kamen, wirkten auch die hart angerissenen Bass-Saiten im zweiten Hörtest-Stück „Panther“ (Marcus Miller „Live & More„) noch einmal schneller und griffiger. Durch die Detailfülle und die Leichtigkeit, mit der der LZR 980 auch komplexe Passagen auflöste, gelang ihm das Kunststück, die Konzert-Atmosphäre ziemlich realistisch aufzubauen. Nicht übel für einen Kopfhörer. Die LowBeats Messungen unterstreichen den sehr ausgewogenen Charakter des LZR 980:

LowBeats Frequenzgang-Messung des Magnat LZR 980
Frequenzgang-Messung des Magnat LZR 980: Ausgewogen bis 7.000 Hertz, darüber mit der im Kopfhörerbereich fast üblichen Pegelabsenkung (Messungen: J. Schröder)

Auch beim letzten Hörbeispiel, der „9. Symphonie“ von Dvorak (Scherzo Molto Vivace), in dem viele Celli und Kontrabässe einen herrlich dynamischen Groove erzeugen, während erstaunlich laute Triangel das Tempo zu erhöhen scheinen, zeigte sich der LZR 980 vom der besten Seite. Mit seiner einerseits vollmundig-satten, andererseits sehr offenen, seidigen Spielweise erzeugte er sehr realistisch die Illusion vom großen Orchester zwischen den Ohren – auch, weil er selbst bei hohen Pegeln kaum verzerrt. Fantastisch! Da gibt es für 300 Euro nur wenige geschlossene Over-Ear-Hörer, die das ähnlich souverän meistern. In Bezug auf Spielfreude und Detailreichtum spielte der Magnat fast noch einen Tick besser als meine Langzeit-Referenz Philips Fidelio X1. Der allerdings ist ein offener Over Ear und nicht nur deshalb ausschließlich für zu Hause geeignet. Wer sich selbst ganz unkompliziert einen Klang-Eindruck verschaffen möchte, kann dies in unserem LowBeats Klang Orakel Kopfhörer. Alles, was man dazu braucht, ist ein guter Kopfhörer mit Kopfhörerverstärker. Im Klang Orakel haben wir für den schnellen Hörvergleich Aufnahmen aller bei uns getesteten Kopfhörer archiviert.

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Cover Flying Pickets Everyday
Die Flying Pickets sind in meinen Ohren immer noch eine der besten Acapella-Bands. Auf Everyday interpretieren sie unter anderem den Peter-Gabriel-Klassiker „Here Comes The Flood“. Grandios! (Cover: Amazon)
Markus Miller Live
Markus Miller ist der wohl beste Studio-Bassist der Welt – aber auch live eine Sensation. Bei „Panther“ auf Live and More knallt und rummst es herrlich. (Cover: Amazon)
Die Pure Audio Variante
Große Musik dirigiert von einem großen Musiker: Dvoraks 9. Symphonie unter Ferenc Fricsay, aufgenommen in HiRes (Pure Audio). (Cover: JPC)
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Fazit: Edles Äußeres, edler Sound. Und beides für gar nicht so viel Geld.

Dass der Magnat LZR 980 etwas Besonderes ist, merkt man schon beim Anfassen. Die exzellente Materialqualität und das edle Äußere gehen hier Hand in Hand. An den relativ kräftigen Bass des großen Magnat Hörers musste ich mich erst einmal etwas gewöhnen, aber in manchen Situationen ist der sogar richtig dosiert. Herausragend aber sind seine Feinauflösung, Präzision und Natürlichkeit, die so gut wie jede Aufnahme zu einem Erlebnis machen. Das Preis/Leistungsverhältnis ist außergewöhnlich gut.

Magnat LZR 980
2015/12
Test-Ergebnis: 4,1
SEHR GUT
Bewertung

Gesamt

Klang
Praxis
Verarbeitung

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Entspannter, satter, feiner Klang
Edle Materialien, gute Verarbeitung
Nobles Äußeres
Exzellentes Preis/Leistungs-Verhältnis

Vertrieb:
MAGNAT AUDIO-PRODUKTE GmbH
Lise-Meitner-Straße 9
50259 Pulheim, Deutschland
www.magnat.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Magnat LZR 980: 299 Euro

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.