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Der FiiO FT3 (32 Ohm) ist die Mobil-Version eines hoch ambitionierten (offenen) Over-Ear-Hörers mit exquisitem Klang. Sein Preis: 300 Euro (Foto: FiiO)

Test Over-Ear-Kopfhörer FiiO FT3 (32 Ohm): dynamischer Springinsfeld

Kopfhörer-Boom und kein Ende. Mit dem FiiO FT3 (32 Ohm) betritt ein dynamisches, offenes Over-Ear-Modell mit Outdoor-Avancen die Bühne. Wir haben genau hingehört, welche musikalischen Talente der tönende „Kopfschmuck“ aus China mitbringt.

Für gute Unterhaltung unterwegs geben längst einige potente In-Ear-Modelle wie Apples Airpods oder JBLs Soundsgear Sense den Ton an. Aber auch im konventionellen Kopfhörerlager hegen immer mehr Modelle Ambitionen für Outdoor-Sessions, obwohl sie in puncto Abmessungen und Gewicht erstmal klar als Home-Hörer konzipiert sind – jedoch dank niederohmiger Auslegung auch an eher schwachbrüstigeren Spielpartnern wie Smartphones, Tablets oder Laptops theoretisch ganz gut aufspielen können.

Die Besonderheiten des FiiO FT3 (32 Ohm)

Der FiiO FT3 ist so einer – zumindest in der Variante mit 32-Ohm-Auslegung, anders als sein baugleicher Bruder mit 350 Ohm. Die FiiO-Strategen hatten mit ihm sicherlich den riesigen Mobil-Markt im Auge. Mit Know-how und Erfahrung sind die Ingenieure in Guangzhou fraglos gesegnet, FiiO konzipiert bereits seit 2007 nach eigenen Worten „HiFi with style“ – angeblich auch, um das Image von „Made in China“ zu pushen. Dies gelang ihnen durchaus schon öfters, nicht zuletzt mit audiophilen High-Flyern wie dem Audioplayer M15, den Kollege Jürgen Schröder „klanglich und technisch zur Weltelite“ des Genres zählt. Der Markenname FiiO soll übrigens für „den positiven Geist, der wie der Frühling blüht“, stehen.

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Wertiger Allrounder: Der FiiO FT3 gibt dank Case und 32-Ohm-Technik auch den smarten Reisebegleiter (Foto: C. Dick)

Also, dann packen wir mal frühlingsfrisch aus: Dem stabilen Kartonquader entspringt ein Cognac-farbenes, stylisch gerundetes Etui. Darin sortieren sich ein flauschiger Transportbeutel, zweierlei weiche Earpads – für „ausgewogenen Klang, verbesserte Atmosphäre“ (Velour-Variante) sowie für „klaren Klang, große Klangbühne, hohe Detailtreue“ (Ledernachbildung-Pads). Dazu gibt’s diverse Adapter für flexiblen Musikgenuss an Quellen mit Buchsen von 3,5 und 6,3mm Durchmesser sowie – klasse: mit Mini- und Normal-XLR-Docks. Für 300 Euro durchaus ein nettes Schmankerl. Und das eineinhalb Meter lange monokristalline Kupferkabel lässt sich per Klick einfach an die linke und rechte Hörmuschel andocken. Schön und nicht selbstverständlich: Die Seitenangaben (links/rechts) sind auf dem mit einer Alu-Legierung geformten Kopfhörer, klar gekennzeichnet..

FiiO FT3 zubehoer
Kontaktfreudig: Das Zubehör des FiiO FT3 vereint unter anderem auch steckbare Adapter für 3,5/6,3mm-Anschlüsse sowie Mini- und Normal-XLR-Stecker (Foto: C. Dick)

Kommen wir am besten gleich zu Haptik und Verarbeitung. Die Ohrkapseln gehen in metallene Verstrebungen über, die den Sitz wiederum mit flexibler, doppelter Kopfbandkonstruktion und Federzug selbstjustierend, dreh- und schwenkbar erlauben: Aufgesetzt – Klasse! Trotz seines Gewichts von knapp 400 Gramm sitzt der FT3 tadellos und leicht, beste Voraussetzungen für lange, genussvolle Hörsessions, bei denen man die Akustik-Krone schonmal vergessen kann – was sich im Hörtest auch so herausstellte.

Die beiden Hör-Muscheln beherbergen im Inneren jeweils einen üppig dimensionierten 60-Millimeter-Treiber nebst Dichtung mit einem Materialmix aus Flüssigkristall-Polymer und Aluminium. Diese Größenordnung haben nur wenige dynamische Modelle auf der Liste, beispielsweise der High-End-Hörer Sennheiser HD 800S oder HD 820 mit 56 Millimetern.

FiiO FT3 Detail
Dynamik-Macher: Ein üppig dimensionierter, angewinkelter 60-Millimeter-Treiber soll im Duo für Wohlklang sorgen (Foto: C. Dick)

Beim FT3 sind sie parallel zum Ohr positioniert – unter anderem, um unerwünschte Reflexionen einzudämmen. Theoretischer Vorteil: tiefere Frequenzen sauber abzubilden. Die Schwingspule fertigen die FiiO-Experten aus feinem, kupferkaschiertem Alu mit einem Durchmesser von 0,035mm, was den Treiber unter anderem zu einer schnellen Signalverarbeitung verhelfen soll. Die Kraft im System liefern N52-Neodym-Magnete, angeordnet in einem intern und extern asymmetrischen System. Dabei soll der so optimierte Magnetkreis Bewegungen von Schwingspule und Membran ausgleichen – zum Wohle einer besseren Kontrolle der Schwingspule. Was uns zum Hörtest führt.

Hörtest

Als Vergleichs-Probanden traten während der Lausch-Sessions mit Online-, CD- und SACD-Musik drei Modelle an. Darunter Konkurrenz aus eigenem (Vertriebs)-Haus: Die beiden Magnetostaten HiFiMan HE400se (rund 110 Euro) und sein „größerer“ Bruder Sundara (rund 330 Euro). Dazu gesellte sich der geschlossene Over-Ear-Hörer DT 770 Pro (rund 140 Euro) aus der Heilbronner Studio- und HiFi-Schmiede Beyerdynamic. Alle drei sind wie der FiiO FT3 auf 32 Ohm Impedanz getrimmt – und somit prinzipiell auch gut für mobile Outdoor-Sessions an weniger leistungsstarken Spielpartnern wie Smartphones oder Laptops geeignet.
Immer noch absolut erstaunlich ist, welch tolles Klangpotential bereits für gut einen Hunderter im HiFiMan HE400se schlummert.

Umso spannender war die Frage, wie groß der Klang-, Komfort- oder Ausstattungszuwachs für mehr als das doppelte Budget ausfallen würde. Was ist jedem Fall schön ist: Der FiiO FT3 lässt sich unterwegs mit entsprechenden Kopfhörer-Amps sogar symmetrisch an die Leine legen. Zum Beispiel mit dem hervorragenden Mini-Dac-/Amp Zen DAC von iFi.

Und damit starten wir unsere Hörsession-Reise erstmal mobil – o’zapft ist von Online-Quellen wie YouTube, qobuz oder Amazon Music, bevor zuhause Musik von CD- bis HiRes-Level auf der Prüfliste stand.

Zunächst die Frage: Gibt es prinzipielle Unterschiede zwischen den mitgelieferten Ohrpolster-Varianten sowie der Normal- und XLR-Verkabelung? Der Muschel-Check eröffnete minimale Unterschiede: Die Kunstleder-Varianten tönten einen Tick homogener, dafür nicht ganz so bassstark wie die Velours-Version. Hier heißt es also, die persönliche Note herauszufinden. Das gilt im Prinzip ähnlich auch für die Verkabelung via XLR- oder Normal-Stecker: Via XLR-Buchse wirkte das Klangbild einen Hauch aufgeräumter und strukturierter – sozusagen ein i-Tüpfelchen, kein echtes Minus.

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Proband und Vergleichshörer am Rechner von links: Beyerdynamic DT 770 Pro, HiFiMan HE 140, FiiO FT3 (32 Ohm) und der HiFiMan Sundara (Foto: C. Dick)

PJ Harvey machte den Anfang mit ihrer jüngst eingespielten Session beim US-Sender NPR. Schön aufgelöst mit tollem Raumgefühl und beinahe zärtlicher Feindynamik inszenierte der FiiO FT3 die britische Singer-Songwriterin und ihre Mini-Band. Lediglich der HiFiMan Sundara setzte sich hier mit noch mehr Plastizität und Schnelligkeit leicht ab, während die beiden günstigeren Kopfhörer-Konkurrenten etwas braver und weniger souverän tönten.

Als beim „Rockpalast“ der Vorhang für Calexico mit ihrer fulminanten Coverversion des Love-Klassikers „Alone Again Or“ aufging, leuchtete der FiiO das Ambiente schön räumlich aus. Der Sundara behielt dabei den noch etwas größeren Überblick, während der Beyerdynamic toll packend aufspielte, jedoch etwas die Übersicht schleifen ließ. Der HiFiMan 400se wiederum machte alles irgendwie richtig schön – im direkten Vergleich zum FiiO jedoch etwas zu brav homogen. Angesichts des Preisunterschieds jedoch verständlich und ok.

Als nächstes trat Sting auf – nicht als Solo-Act, sondern im Rahmen der hervorragenden, illustren Inszenierung von Kurt Weill und seiner Musik, auf dem 1985er Album „Lost In The Stars“. Ein audiophiles Happening, dem auch Größen wie Marianne Faithfull oder Lou Reed und Tom Waits beiwohnten, gesegnet mit einer wunderbaren Auswahl an akustischen Instrumenten. „The Ballad Of Mac The Knife“ tönte so über den FT3 mit toller Auflösung und Raumgefühl, klar, die Stimme Stings fein akzentuiert. Der HiFiMan 400se ging wiederum etwas homogener, sanfter und „langsamer“ zur Sache, der Sundara spendierte dem Ganzen eine ähnlich tolle Auflösung und eine bessere Tieftonstruktur.

Kurt Weill
Stern-Stunde: „Lost In The Stars“ vereint als audiophiles Album diverse Größen wie Sting oder Marianne Faithfull oder Lou Reed; 1985, Re-Issue von1993)

Es folgten weitere Hördurchgänge mit Nick Cave („Henry Lee“), Elton John („Curtains“) sowie Joni Mitchell („Blue“) oder dem Album „Saitenwind“ der Harfenistin Andrea Kleinmann: Der FiiO FT3 bestach mit klasse Raumgefühl in Tiefe und Breite sowie toller Feindynamik, zeigte dabei hier und da einen Hang zur leichten Mittenpräsenz. Die Konkurrenz, allen voran der HiFiMan Sundara, ließ Pianoanschläge noch etwas fundierter, souveräner erklingen, mit noch tieferen, trockenen Basseinlagen. Stimmen besaßen bei beiden große Anmut und tolle Artikulationsausprägung.

Fazit FiiO FT3 (32 Ohm)

Der FT3 setzt sich letztendlich recht deutlich von den Hörern der 100 – 140 Euro-Klasse ab. Denn er sitzt äußerst angenehm auf dem Kopf, hält diverse Steck-/ und Adapterverbindungen parat und macht klanglich einfach Spaß. Der FiiO klingt zwar einen Hauch mittenbetont, aber mitreißend agil, mit großzügigem Raumambiente in Breite und Tiefe. Eine klare Empfehlung für alle, die auf Over Ear Hörer stehen und überwiegend Pop, Rock, Jazz, Folk & Co. auf der Playlist haben.

FiiO FT3 (32 Ohm)
2024/01
Test-Ergebnis: 4,3
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klares, dynamisches, raumgreifendes Klangbild
1a-Tragekomfort
Recht wertiges, vielfältiges Zubehör, unter anderem symmetrische Stecker
Minimale Mittenbetonung

Vertrieb:
NT Global Distribution GmbH
Waller Heerstr. 104
28219 Bremen
https://nt-global.de/

Preis (Hersteller-Empfehlung):
FiiO FT3 (32 Ohm): 299 Euro

Technische Daten

Fiio Ft3 (32 Ohm)
KonzeptStationärer und mobiler Over-Ear-Kopfhörer in akustisch halboffener Bauweise
Treiber:Dynamisches Prinzip, 60-Millimeter-Neodym-Magneten, beschichtet mit Flüssigkristall-Polymeren und Aluminium
Impedanz:Impedanz: 32 Ohm
Maximaler Pegel:
102 Dezibel
Gewicht:391 Gramm
Alle technischen Daten
Im Text erwähnt:

Test Over-Ear-Hörer HiFiman HE400se – Planartechnik zum Taschengeldpreis

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Autor: Claus Dick

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Musikfachmann seit Jahrzehnten, aber immer auch HiFi-Fan. Er findet zielsicher die best-klingenden Aufnahmen, die besten Remasterings und macht immer gern die Reportagen vor Ort.