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Merason DAC-1 Mk II Front Cidre
Merason hat sein Top-Modell DAC-1 zur MK-II-Version überarbeitet. Das Ergebnis ist stark, allerdings ist er jetzt mit fast 8.000 Euro auch ambitioniert teuer... (Foto: Merason)

Test Merason DAC-1 Mk II – es lebe der König

Merason-Chef Daniel Frauchiger setzt auf Kontinuität. Dennoch hat auch er – nach immerhin sieben Jahren – seinen Top-Wandler DAC-1 (der bei LowBeats Referenz-Status hat) neu gedacht und überarbeitet. Der Nachfolger heißt nun Merason DAC-1 MK II. Die dürre Namensänderung sagt nicht einmal im Ansatz etwas über die gewaltigen Änderungen im Inneren aus…

Das ist das Schöne am High End: Da gibt es eine Vielzahl gallischer Dörfer, die sich mit großem Elan und – am Ende – überlegener Performance gegen jedwede Gleichmachung der großen Anbieter zur Wehr setzen. Ein ganz besonderes dieser gallischen Dörfer ist ein helvetisches: Die kleine Digital-Manufaktur Merason ist in dem beschaulichen Dörfchen Bangerten in der Gemeinde Worb (nicht weit weg von Bern) beheimatet und macht im Grunde alles anders als die großen Anbieter.

Zum Beispiel den DAC-1. Das ist ein Gerät, wie ich es liebe: Ein eigenwilliger Ansatz, der zudem Gehäuse-mäßig auch noch ein bisschen handgemacht aussieht und so herrlich musikalisch klingt, dass er über viele Jahre den Referenzthron bei LowBeats verteidigen konnte. Und dass dieser DAC-1 – man muss in diesem Fall sagen: „nur“ 4.500 Euro kostete, machte ihn gleich noch einmal sympathisch.

Die Besonderheiten des Merason DAC-1 Mk II

Nun, die Sache mit dem vergleichsweise günstigen Preis hat sich mit der neuen Variante allerdings gegeben: 7.960 Euro kostet das gute Stück jetzt – definitiv eine andere Preisklasse. Also muss sich ja einiges getan haben. Wir fragten das Merason-Mastermind Daniel Frauchiger, als er mal wieder bei LowBeats zu Besuch war. „Ach“, sagt er in seiner klassisch schweizerischen Zurückhaltung: „Nicht so viel, oddr?“

Daniel Frauchinger
Der sympathische Daniel Frauchiger bei seinem jüngsten Besuch in der LowBeats Redaktion (Foto: H. Biermann)

Doch der Meister untertreibt. Schon der äußerliche Auftritt ist sehr viel sachlicher und perfekter als der des Vorgängers. Die Front (bei unserer alten Referenz aus Plexiglas) ist nun aus Aluminium gefertigt. Viel wesentlicher aber sind natürlich jene Veränderungen, die sich im Inneren abgespielt haben. Frauchiger sagt, dass sich in sieben Jahren so viele neue Möglichkeiten ergeben haben, da musste er einfach noch einmal alles neu denken und Hand anlegen.

Zum Beispiel an die Hauptplatine. Sie wurde jetzt auf kürzeste Signalwege ausgelegt und mehrere Kupferlagen kamen obendrauf. Jede Kupferlage hat dabei eine eigene Funktion. Folgt man Frauchigers Worten, dann hat die neue Platine a.) viel Gehirnschmalz und b.) sehr viel Geld gekostet. Die neue Hauptplatine soll knapp das Zehnfache dessen kosten, was für jene im alten DAC-1 zu berappen war.

Merason DAC-1 Mk II innen
Der neue DAC-1 Mk II mit abgeschraubtem Deckel. Auffällig sind die beiden roten Trafos: einer für die Analog-, einer für die Digitalsektion (Foto: H. Biermann)

Und dennoch ist Frauchiger von dem neuen Design absolut überzeugt. Der Aufbau ergibt nicht nur einen deutlich verbesserten Stromfluss, sondern auch eine erheblich bessere Abschirmung gegen Störungen von außen. Apropos Strom: Für die Netzteil-Kondensatoren der Analogkreise setzt Frauchiger nun hochwertige, schnellere Elkos mit kleinem Innenwiderstand ein. Zur Tiefpassfilterung in der Ausgangsstufe wählte er neue Polystyrolkondensatoren, die er durch lange Hörtestreihen herausfilterte. Und da deren Polung klangrelevant ist, testet er vor dem Einbau jeweils die korrekte Laufrichtung…

Daniel Frauchinger@merason
Vielleicht eine der Erklärungen für den feinen Klang bei Merason: Hier werden noch Bauteile gehört (Foto: Merason)

Doch der vielleicht größte Unterschied im neuen Mk II ist auch zugleich der kleinste: Frauchiger hatte unlängst die Vorzüge der SMD-Bestückung kennengelernt und wollte sie auch für die neue Mk-II-Variante nutzen. Die Vorzüge der SMD-Kleinstbauteile liegen auf der Hand: auch hier kürzeste Signalwege. Ein berühmter schottischer Highender schwört schon seit Jahrzehnten auf diese Technik und macht einen ganz schönen Bohai um diesen Umstand. Frauchiger ist da anders. „Wir haben da eine kleine Bestückungsstraße gekauft. Dann haben wir alles im Hause und unter Kontrolle.“ Denn natürlich versucht Frauchiger so viel wie möglich „Made in Switzerland“ Sumzusetzen.

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Merason Schablonendrucker
Schablonendrucker: Hier wird die Lötpaste auf die Printe aufgetragen (Foto: Merason)
Merason Bestückungsautomat
Bestückungsautomat: Hier werden die Printe anschließend bestückt (Foto: Merason)
Merason Reflow-Ofen
Reflow-Ofen: Die bestückten Printe werden in einem dreistufigen Verfahren mit Heißluft gelötet (Foto: Merason)
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Verschiedene Punkte aber hat Frauchiger – natürlich – von seinem bewährten DAC-1 übernommen. Da wäre zum Beispiel der komplett symmetrische Aufbau, der insgesamt vier unabhängige Kanäle von den beiden Wandlerbausteinen bis zum Ausgang führt. Oder die bewährte Spannungsregelung durch MOSFET-Transistoren.

Merason DAC-1 Mk II rear
Die Ausgänge sind auch vom Kontakt her erste Wahl: Die XLR-Buchsen kommen von Neutrik, die Cinch-Buchsen von WBT. Eingangsseitig stehen S/PDIF (Cinch), AES/EBU (XLR) TOSLINK (optisch) und USB (Class 2.0) zur Verfügung (Foto: Merason)

Aber auch der Wandler blieb der gleiche: Ein Burr Brown 1794A von Burr Brown, der für einen um fünf Dezibel verbesserten Dynamikumfang in jedem Kanal einmal vorhanden ist. Der alte Burr Brown 1794A? Dieser bekannte und bewährte Wandler bietet „nur“ 24 Bit und 192 KHz – nicht genug beispielsweise für DSD. Also, Herr Frauchiger: Warum nehmen Sie einen solch betagten Wandler? Antwort Frauchiger: „Weil er so schön klingt, oddr?“

Merason DAC-1 Mk II innen
Die in der Wandler- und in der Ausgangsstufe eingesetzten MOSFET Leistungstransistoren werden über einen Federmechanismus an die Kühlkörper gepresst. Der garantiert auch bei schwankenden Temperaturen immer die gleiche Kühlung (Foto: H. Biermann)

Hörtest

Und da hat er Recht. Mit diesem feinen, unprätentiösen Klang machte uns ja schon der Vorgänger in seinen Bann gezogen – der natürlich im Hörtest als Vergleich herhalten musste.

Merason DAC-1 Mk II vs DAC-1
Der alte und der neue König: DAC-1 und der DAC-1 Mk II in Cidre Ausführung im LowBeats Hörraum. In diesem Durchgang hörten wir mit der formidablen Standbox Monitor Audio Platinum 300 3G (Foto: H. Biermann)

Doch der Neue kann tatsächlich mehr. Zunächst ist da die noch höhere Impulsivität: Ein Schlag auf die Snaredrum kommt mit nochmals mehr Kraft, es scheint sogar einen Tick lauter zu sein.

Aber da ist auch die höhere Durchhörbarkeit. Auf dem grandiosen Album „Borderland“ korrespondiert die Stimme der Electro-Pionierin Anne Clarke mit einer Geige und einer Harfe. Das Ganze ist sehr „dicht“, sehr intim aufgenommen, der Zuhörer ist Teil der Aufnahme. Die Harfe klingt auch über den DAC-1 wundervoll perlend. Der Neue setzt bei der Auflösung noch einen drauf, lässt die Saiten noch ein Hauch nachvollziehbarer ausschwingen und hat einfach noch einen Tick mehr Luft und Leichtigkeit.

Van Daelen & Ciuche
Anne Clarke, die in den 1980er Jahren ein neues Kapitel in der elektronischen Musik aufschlug, nahm jetzt mit Borderland ein audiophiles Album mit akustischen Instrumenten auf. Spannend. Und klanglich ein Hammer! (Foto: Stockfisch)

An diesem Punkt zeigen sich die Vorteile der Veränderungen zur MK II-Version. Denn mehr Information ist einfach besser als weniger. Die Stimme von Frau Clarke kam einfach noch farbiger und vielschichtiger.

Geradezu atemberaubend aber ist die dreidimensionale Abbildung des Neuen. Er modellierte die Harfe und die Geige so plastisch vor den Hörplatz, dass wir geneigt waren, hinzufassen. Ich persönlich habe das in dieser Form noch nicht gehört. Und wenn man es mal gehört hat, will man es immer haben…

Fazit Merason DAC-1 Mk II

Der DAC-1 ist erwachsener und professioneller geworden. Und mit der Komplettüberarbeitung hat Frauchiger nun wirklich alles an Klangpotenzial aus dem 1794A Wandler geholt, was drinsteckt: tolle Feinzeichnung, hohe Dynamik, lebendige Abbildungsschärfe und eine Räumlichkeit, von der andere nur träumen können. Mag sein, dass der Vorgänger DAC-1 gefühlt 2-3 Grad mehr Wärme im Grundtonbereich aufweist, weil er hier sympathisch schummelt. Das macht der Neue nicht mehr. Er spielt schlackenfreier, letztendlich richtiger und verführt mit jenen – oben genannten – Charaktereigenschaften, die ihn über das Gros der Wandler dieser Klasse herausheben.

Wie sein Vorgänger DAC-1 ist auch die MK-II-Version ein „reiner“ 24/192-Wandler, der nicht viel kann. MQA oder DSD sind ihm verwehrt – was zwangsläufig die Praxisnote runterdrückt und den Preis von fast 8.000 Euro noch etwas schwerer verdaulich macht. Sein klanglicher Auftritt aber ist so stark, dass auch der neue DAC-1 bei LowBeats auf dem Referenzthron sitzen darf. Da muss schon einiges kommen, um relevant besser zu klingen…

Merason ist hierzulande im Direktvertrieb von CM-Audio. Die Rheinländer haben gerade in Neuss einen attraktiven Showroom eingerichtet, wo ma sich große Teile des portfolios anhören kann. Für alle, denen der Weg zu weit ist, verschickt CM-Audio den Merason aber auch probehalber in einer bruchsicheren Mehrweg-Verpackung. Das ist eine ziemlich coole Möglichkeit, das gute Stück intensiv in seiner eigene Kette zu hören.

Merason DAC-1 Mk II
2023/04
Test-Ergebnis: 4,3
Referenz
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Extrem fein-natürlicher Klang. Hohe Präzision und Dynamik
Überragende Räumlichkeit und Abbildung
Robuste Mechanik, hochwertige Verarbeitung
Kein DSD, kein MQA

Vertrieb:
CM-Audio
Kölner Straße 46
D-41464 Neuss
www.cm-audio.net

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Merason DAC-1 MK II: 7.960 Euro

Merason dac 1 MK II
Wandler-Bestückung:2 x Burr Brown 1794A
Eingänge:
1 x S/PDIF (Cinch), 1 x AES/EBU (XLR), 1 x TOSLINK (optisch), USB (Class 2.0)
Ausgänge:
1 x asymmetrisch (Cinch), 1 x symmetrisch (XLR)
Gehäuse-Ausführung:Schwarz, Silber oder Cidre
Abmessungen (B x H x T):45,0 x 10,0 x 29,0 cm
Gewicht:8,2 Kilo
Alle technischen Daten
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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.