Es hat lang gedauert, bis sich eine echte Referenz-Anlage im großen LowBeats Hörraum in München etablieren konnte. Der Raum selbst ist wunderbar – der beste Hörraum, in dem ich bislang arbeiten durfte. Die Akustik hat Farshid Shahlawandian von RTFS als perfekte Balance zwischen Lebendigkeit und Dämpfung hinbekommen. Und dass wir hier Tageslicht haben, ist mit Geld nicht aufzuwiegen. Das macht gleich alles freundlicher. In diesem Raum klingt es einfach gut – mit der jetzt finalisierten LowBeats Referenz-Anlage jedoch schlicht überragend.
Aber wie gesagt: Es hat es eine längere Zeit gebraucht, bis alles harmonisch zusammenfand. Doch als endlich die Lautsprecher und die Verstärker feststanden, fügte sich auch der Rest schnell. Den finalen Schliff brachten die Kabel, die jetzt ebenfalls einen festen Platz im Arrangement haben und die in diesem Beitrag fast schon die Hauptrolle spielen.
Die LowBeats Referenz-Anlage: Alles begann mit den Lautsprechern
Auf der HIGH END 2018 stellte Karl-Heinz Fink die Borg vom FinkTeam vor. Allerdings hatte ich auch schon vorab die Gelegenheit, erste Vorserienmodelle zu hören. Und was ich da in Essen (wo das FinkTeam residiert) und später auf der HIGH END hören dufte war so natürlich, impulsiv und räumlich, dass ich nicht lange brauchte, um auch die LowBeats Kollegen von der Idee zu überzeugen, dass dieser Lautsprecher dauerhaft im Hörraum als Maßstab diesen sollte.
Und die Borg verichtet seitdem mustergültig ihren Dienst – an verschiedensten Verstärkern. Zum Beispiel an dem hier im Bild ebenfalls sichtbaren, fast schon schüchtern auftretenden Neukomm CPA 155 S (knapp zu sehen, unten rechts). Der Schweizer Transistor-Amp ist so etwas wie der unbestechliche Dauerläufer im LowBeats Hörraum.
Allerdings reicht auch seine Performance nicht annähernd an das heran, was die Vor-/Endstufen-Kombination Canor Hyperion P1 + Virtus M1 mit der Borg veranstaltet. Das Trio aus drei wuchtigen, gut 50 Kilo schweren Röhren-Vor- und Endstufen ließ bei uns derart die Sonne aufgehen, dass auch sie unbedingt einen festen Platz im Hörraum einnehmen mussten. Keine, ich muss dieses Wort mehrfach unterstreichen, keine andere Verstärker-Elektronik hat bei uns bislang so natürlich fein und gleichermaßen saftig zupackend geklungen. Zudem harmoniert das Canor-Trio mit der Borg überragend gut. Kein Wunder: Die Canor-Entwickler sind ausgewiesene Borg-Fans und haben ihre Flaggschiff-Elektronik Hyperion P1 + Virtus M1 an den Borg entwickelt. Das klingt zusammen natürlich himmlisch…
Aber auch mit unserer zweiten Lautsprecher-Referenz, der AudiaZ Opera, spielt die Canor-Kombi hervorragend. Die AudiaZ klingen vielleicht nicht ganz so selbstverständlich natürlich wie die Borg, können aber mit noch etwas mehr Transparenz und Detailpräzision punkten. Auch dieser Lautsprecher ragt mit seinen Qualitäten weit heraus: Wie mit einer Lupe für das Ohr hört man mit ihr einfach alles heraus. Auch das ist wichtig, um feinste Unterschiede zwischen Komponenten herauszuarbeiten.
Die meisten der Komponenten stehen in einem Tabula Rasa Lowboard, das durch seine Festigkeit und sein Gewicht bestens geeignet ist, aber auch echt klasse aussieht. Doch bevor wieder eine Flut von Anfragen kommt: Meines Wissens nach hat Tabula-Rasa-Chef Björn Drüsedau die Produktion seiner zeitlosen Boards eingestellt; es gibt sie nur noch gebraucht.
Die Quellen
Als eine der Digitalquellen hatten wir über ein Jahr den fantastischen Streaming-Controller Lumin U1 im Einsatz. Die Sauberkeit seines Tons war genauso hervorragend die seine absolut stabile Performance. Dieser Streamer ist für die Ewigkeit gemacht und verhält sich auch so. Leider mussten wir ihn vor kurzem wieder abgeben und sind derzeit noch auf der Suche nach einem klanglich gleichwertigen Ersatz.
Bis der gefunden ist, hören wir im großen Hörraum wieder CD. Ich habe bei der Gelegenheit alle CD-Regale durchgesucht und war wieder einmal wieder erstaunt, wie viele dieser Tonträger in der Redaktion sind. Und wie überragend aufgenommen sie zum Teil sind. Die CD abschreiben? Von wegen…
Abgespielt werden die Silberscheiben bei uns mit dem Esoteric K-03 XD. Das ist ein exzellenter CD-Player. Aufgebaut wie ein Tresor und ausgestattet mit einem der weltbesten Laufwerke: dem VRDS-ATLAS, das Esoteric noch immer selbst fertigt. Auch der integrierte DAC ist aller Ehren wert – aber nicht ganz so gut wie unser Referenz-Wandler Merason DAC 1, der eine noch natürlichere und räumliche Wiedergabe bietet.
Den Merason DAC 1 indes gibt es leider nicht mehr. Er wurde abgelöst von der MKII-Version, die wohl mit etwas weniger Bassenergie auskommt, aber nochmals feiner zeichnender und plastischer klingt und sich damit ebenfalls ins LowBeats Referenz-Regal spielt. Der ausführliche Test folgt zügig. Gleichwohl ist diese Kombination unterm Strich ein ganz schön teurer Spaß: Immerhin kostet der Esoteric derzeit 19.000 Euro und mit dem neuen Merason DAC 1 MKII addieren sich gleich noch einmal 8.000 Euro. Und da fiel noch kein Wort über die Kabel… Aber ich persönlich habe CD bislang noch nicht besser gehört.
Der Strom…
…kommt bei uns aus der Steckdose. Und zwar direkt. Eine Vielfach-Leiste von Sun Audio hängt dank 12-Meter-Zuleitung direkt am Verteilerkasten. Das ist schon ziemlich optimal. Wir hatten für wenige Wochen den passiven Stromfilter Audes ST-3000 mit eingeschleift. Das war fraglos noch ein Stückchen besser. Wir mussten den Audes leider wieder abgeben, aber er ist sicherlich der nächste noch zu machende Schritt in Richtung Perfektion.
Einen großen Schritt im Graubereich des Stroms (beziehungsweise des Lichtnetzes) indes haben wir schon gemacht: Und zwar sorgt mit dem Shunyata Altaira System seit einigen Wochen ein klug gemachtes Filtersystem für deutlich mehr Präzision, Plastizität und Transparenz.
Das solide Shunyata-Kistchen ist einerseits über Spezialkabel mit den Gehäusen der Komponenten verbunden und andererseits mit irgendeiner Erde im Haus. Hochfrequenzmüll, der an den Metallteilen der Komponenten zwangsweise herumvagabundiert, wird über die eingebauten Filter gekonnt gedämpft und abgeführt. Klingt für viele Musikfreunde vielleicht etwas kryptisch, aber wer es gehört hat, will diesen Filter nicht mehr hergeben…
Die Verkabelung der LowBeats Referenz-Anlage: mehr als nur ein i-Tüpfelchen…
Als alles stand, haben wir uns intensiv einer verbindlichen Verkabelung gewidmet – und nach einem dreitägigen Hör-Marathon noch einmal einen deutlichen Schritt nach vorn in Richtung Klarheit, Schnelligkeit und Natürlichkeit machen können. Zuvor bedienten wir uns eher zufällig aus den gelaufenen Kabeltests und nutzten, was wir Pi mal Daumen für klanglich richtig hielten. Aber damit bleibt man irgendwie suchend.
Doch nach dem Siltech Classic Legend Lautsprecherkabeltest des Kollegen Jürgen Schröder nahm die Sache Fahrt auf. Zumindest war die Richtung schon einmal klar: Das große CL 880L spielte viel feiner und offener als alles andere, was wir sonst im Portfolio hatten. Damit war die Sache mit dem Referenzstatus schnell geklärt – zumal sich das 880L wegen seiner niedrigen Parallelkapazität auch für elektrisch sensible Verstärker, die mit niederinduktiven Kabeln zur Selbstoszillation neigen, bestens geeignet ist.
Es gibt ja etliche Protagonisten, die empfehlen, die Anlage komplett mit einem Kabelsystem zu verbinden: derselbe Hersteller, die gleichen Leiter- und Isolations-Materialien, der gleiche Aufbau. Und nicht erst nach diesen Hör-Tests zur Referenz-Verkabelung bin ich geneigt, die These zu bestätigen. Nachdem ich bei mehreren Tests zum Thema Stromfilter auch verschiedene Stromkabel ausprobiert hatte, landete ich erneut bei Siltech, dieses Mal beim Siltech 680P Stromkabel, das innerhalb der Range so eine Art Best-Buy-Ruf hat. Auf meine Bitte hin schickte mir der hiesige Siltech-Vertrieb einen ganzen Satz 680Per und legte klugerweise noch etliche 680 Interconncets dazu…
Doch zunächst zum Strom. Auch hier gingen wir Schritt für Schritt vor. Zunächst bekam die Vorstufe ein 680P, dann die beiden Endstufen-Monos, dann der Wandler, dann das Laufwerk. Und ja: Jedes einzelne der Siltech-Powercords war hörbar. Den Effekt, den wir schon bei den Lautsprecherkabeln – und vor allem beim 880er – gehört hatten, zeigte sich auch mit den Stromkabeln: Das gesamte Klangbild wurde etwas offener und feiner, bekam aber zugleich auch eine Extraportion Energie. Versuche mit anderen Stromkabeln waren mit einer Ausnahme – zu der komme ich noch – eher ein Rückschritt.
Die Siltech-Idee des Reinsilberleiters, dem beim Schmelzprozess noch Gold in die noch übriggebliebenen “Lücken” injiziert wird, um einen nahezu perfekten Leiter zu erschaffen, scheint umfänglich zu funktionieren. Die eh schon herausragend gute Kombination aus Canor-Röhrenelektronik und FinkTeam Borg lebte mit den Siltechs jedenfalls noch einmal im genau richtigen Maß auf. Hier passt der Siltech-Charakter perfekt – weshalb wir anschließend in einem Schritt alle Interconnects durch Kabel der 680er Serie (eine kürzere Cinch-Leitung vom Wandler zur Vorstufe, zwei längere XLRs von der Vor- zu den Endstufen) ersetzten.
Wir ahnten ja in etwa, was auf uns zukommen sollte und doch zauberten die 680er Interconnects augenblicklich ein Grinsen in unsere Gesichter: Weil dieser Schritt wiederholt einen ordentlichen Schuss an selbstverständlicher Transparenz und Energie in die Wiedergabe brachte – durchaus vergleichbar, wie das “große” 880er Lautsprecherkabel die Gesamtwidergabe nach vorn brachte. Sollte ich eine Hierarchie aufstellen, ist der Einsatz des 880er LS-Kabel und der Interconnects noch etwas klarer zu hören. Doch auch der ganze Satz an 680er Stromkabeln brachte deutlich mehr, als wir es erwartet hatten.
Siltech ist ja beileibe nicht billig: Die komplette Siltech-Verkabelung addiert sich hier auf über 17.000 Euro. Das ist natürlich ein herber Schlag ins Kontor – und doch noch zu argumentieren, weil andere bewährte, zum Teil sehr vile teurere Verbindungen keinen Fort-, sondern teils deutliche Rückschritte brachten.
Die Ausnahmen von der reinen Lehre…
…gibt es natürlich auch. Zwar haben wir in dem Hör-Marathon gelernt, dass die komplette Siltech-Verkabelung sehr viel mehr bringt als ein Flickwerk guter Kabel und doch klangen an zwei Stellen der Referenzanlage Alternativen noch einen Tick besser beziehungsweise “schöner”.
Punkt Eins: An der eindeutig auf höchste Transparenz entwickelten Audiaz Opera war das lange Hören mit dem etwas wärmer klingenden Wire World Eclipse 8 (das bei uns seit seinem Test aus dem Januar 2021 ebenfalls Referenz-Status hat) zwar weniger informativ, aber gefälliger als mit dem 880L von Siltech – Geschmackssache.
Punkt Zwei hängt an der klanglichen Weiterentwicklung des neuen Merason DAC 1 MKII. Anders als sein Vorgänger besticht er durch grandiose Auflösung und eine ganz und gar außergewöhnliche Räumlichkeit, doch es fehlt ihm im Vergleich an etwas Energie in den oberen Basslagen.
Hier haben wir mit einer Strom- und einer Digitalverbindung (AES/EBU) von Westend Audio optimiert. Auch der Kabel-Entwickler der kleinen Münchener Manufaktur setzt – nicht verwunderlich – bei der Bavaria-Kabellinie komplett auf Reinsilberleiter. Für das Digitalkabel greift er sogar auf die nochmals bessere monokristalline Variante des Edelmetalls zurück. Der Querschnitt der Leiter ist daher an dieser Stelle mit einem Querschnitt von 0,5 mm² eher bescheiden. Aber hier ist definitiv auch kein Querschnitt gefordert, sondern ein kluger Aufbau mit aufwändiger Schirmung der Einzelleiter und ein sorgsam berechneter Abstand der Leiter zueinander.
Und den scheinen die Westend Audio-Leute gefunden zu haben. Wie bei den Siltech-Verbindungen ist auch bei den Bavaria-Kabeln eine tonale Verwandtschaft unverkennbar. Die Westend-Audio-Kabel öffnen beide das Klangbild mit Siltech-ähnlicher Feinheit und Finesse, zeigen aber im Bass/Grundton noch etwas mehr Wucht und Wärme. Das kann – je nach Komponente – noch einmal eine Wendung zum Volleren ergeben. Für uns war es am Merason das Tüpfelchen auf dem “i”. Man soll ja niemals nie sagen. Aber die Mission, unsere Referenz-Anlage auf den sinnvoll perfekten Punkt zu bekommen, ist mit diesem Schritt für längere Zeit erfolgreich beendet.
Die LowBeats Referenz-Anlage in der Übersicht:
Die Lowbeats Referenz-Anlage | |
---|---|
Lautsprecher: | FinkTeam Borg, AudiaZ Opera |
Vorstufe: | Canor Hyperion 1 (Röhre) |
Endstufe (Monos): | Canor Virtus M1 (Röhre) |
CD-Laufwerk: | Esoteric K-03 XD |
Wandler: | Merason DAC 1 MK II |
Strom: | Shunyata Altaira System (Erde) |
LS-Kabel: | Siltech Classic 880, Wire World Eclipse 8 |
Stromkabel: | Siltech 680P, Westend Audio Bavaria Strom |
Cinch- und XLR-Kabel | Siltech 680i |
Digitalkabel: | Westend Audio Bavaria AES/EBU |
Sideborad: | Tabula Rasa LowBoard |
Jede der hier eingesetzten Komponenten können wir vorbehaltslos empfehlen. Zusammen aber ergeben sie – nicht zuletzt durch die passende Verkabelung und die pfiffige zweite Erde – ein harmonisches Ganzes, das sowohl alle Facetten der Aufnahmen hörbar macht, zugleich aber nie anstrengend wird und zum Hören über viele, viele Stunden einlädt. Wenn’s sein soll, sogar mit ziemlich hohem Pegel…
Die Beiträge zu den Komponenten:
Der LowBeats HiFi-Hörraum: Hier hört man alles
Test FinkTeam Audio Borg: die neue LowBeats Referenz
Test Vor-/Endstufen-Kombination Canor Hyperion P1 + Virtus M1
Test Vollverstärker Neukomm CPA155S – der kompakte Favoritenkiller
Test Streaming-Controller Lumin U1 – die perfekte Digitaltonquelle
Test CD/SACD-Player Esoteric K-03XD – der Gipfelstürmer
Test D/A-Wandler Merason DAC-1 – der Klangpurist
Test Boxenkabel-Trio Siltech Classic Legend – Gold für Silber
5 Lautsprecherkabel im Test. Im Fokus: Wireworld LS Series 8
Test Shunyata Altaira System: mit der 2. Erde hört man besser