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Test Music-Server Silent Angel Rhein Z1 – sichere Bank für Roon-Musik

Einen Server lässt man in der Regel rund um die Uhr laufen, jedoch kann der Z1 jederzeit auch über die einzelne Taste am Gerät oder über das VitOS-Interface abgeschaltet (heruntergefahren) werden. Ein Neustart kann nur über die Taste am Gerät eingeleitet werden, leider nicht per Wake-On-Lan-Befehl. Somit ist keine vollautomatische Zeitsteuerung möglich.

Einmal gestartet und als Roon Core verbunden, ist der Rhein Z1 nichts weiter als eine „Black Box“, die unauffällig im Hintergrund ihren Dienst verrichtet. In meiner Testumgebung mit maximal drei gleichzeitig angesprochenen Ausgabegeräten bzw. Zonen ist die Performance der verbauten CPU (ein Intel Celeron J3160) völlig ausreichend. Ich hatte keine nennenswerten Limitierungen bei der Nutzung zu verzeichnen. Der Hersteller verspricht eine problemlose Nutzung für 16bit/44,1kHz FLAC-Wiedergabe an bis zu sechs Zonen.

Bei der ersten Inbetriebnahme scannt Roon die Musikordner auf dem angeschlossenen Speicher (Hintergrund-Audioanalyse). Das kann, je nach Größe der Musiksammlung, durchaus mehrere Tage dauern. Währenddessen kann ganz normal Musik gehört werden. Die Verarbeitung erfolgt im Hintergrund. Um den Vorgang zu beschleunigen, bietet Roon die Möglichkeit, weitere CPU-Kerne zu aktivieren.

Der Silent Angel Rhein Z1 verfügt über eine CPU mit vier Kernen. Meine fast genau 1 TB große Musiksammlung wurde bei voller Leistung (mit allen vier Kernen) in knapp zwei Tagen komplett analysiert. Nur zum Vergleich: Mit dem iMac Pro und 10 CPU-Kernen war der Scan in rund sechs Stunden durch. Während des Scanvorgangs sollte der Z1 nicht ausgeschaltet werden, da die Prozedur sonst beim nächsten Start von vorne beginnt. Einmal komplett gescannt, ist es ratsam, in den Roon-Einstellungen unter „Bibliothek“ die Leistung auf „gedrosselt“ zu schalten. Wenn gelegentlich und vereinzelt neue Alben zur Library hinzugefügt werden, reicht diese Einstellung für eine Hintergrund-Audioanalyse.

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Installationsprozess: Zunächst in Roon den Z1 als Core verbinden und autorisieren (Screenshot: F. Borowski)
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Eventuell zuvor genutzter Server müssen dazu deautorisiert werden (Screenshot: F. Borowski)
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Roon_Silent_Angel_Rhein-04Die Musik liegt in diesem Beispiel auf einer per USB am Z1 angeschlossenen SSD (Screenshot: F. Borowski)

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Roon zeigt die verfügbaren Wiedergabegeräte und deren Verbindung an (Screenshot: F. Borowski)
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Silent Angel Rhein Z1 im täglichen Betrieb: Keine besonderen Vorkommnisse

Das ist eine gute Nachricht, denn Zuverlässigkeit ist für einen Server selbstverständlich oberstes Gebot. Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, den Z1 nachts herunterzufahren. Auch wenn der Stromverbrauch im Betrieb nicht sehr hoch ist, muss er ja nicht laufen, wenn definitiv keine Musik gehört wird. Aufgrund der recht kurzen Zeitspanne zum Booten ist das auch kein Problem.

Eine Eigenschaft, die mich persönlich besonders freut: Der Rhein Z1 ist komplett passiv gekühlt und (auch dank der internen SSD als Massenspeicher) absolut geräuschlos. Nicht, dass das bei der vergleichsweise überschaubaren Rechenleistung ein Hexenwerk wäre, doch leider ist das noch immer keine Selbstverständlichkeit. Mag sein, dass ich in dieser Hinsicht etwas pingelig erscheine, doch ich halte absolut geräuschlosen Betrieb ohne rauschende Lüfter bei High-End-Audiokomponenten für essentiell. Und der Silent Angel Rhein Z1 ist zweifellos ein High-End-Produkt.

Der Silent Angel Rhein Z1als Roon Server – kann der überhaupt „klingen“?

Es ist ein Dilemma. Wer sich intensiv mit der Materie auseinandersetzt und wirklich hört, kommt eher früher als später zu der erstaunlichen Erkenntnis, dass selbst innerhalb eines rein digitalen Signalweges Klangveränderungen stattfinden können. In gewissen Kreisen darf man das nur nicht laut sagen, sonst hat man gleich einen „Esoteriker“-Stempel auf der Stirn. Angeheizt wird die Diskussion von der (Verschwörungs-) Theorie, dass die High-End-Hersteller allesamt nur aus finanziellem Interesse immer wieder neue Produkte auf den Markt bringen und für diese besseren Klang versprechen – was bei Digital ja gar nicht sein könne. … Nullen und Einsen und so.

Tatsächlich macht es sich die Industrie an einigen Stellen auch nicht gerade leichter, wenn sie mit eher inhaltsleeren und kaum überprüfbaren Marketing-Behauptungen den Kritikern Vorschub leisten. Die Webseite von Silent Angel versucht zumindest einige der Maßnahmen zu veranschaulichen, indem Sie beispielsweise in einer Tabelle die kürzeren Latenzen des Z1 darstellen und die internen Abschirmungsmaßnahmen mittels einer speziellen Folie grafisch erläutern:

Silent Angel Rhein Z1 Absorberfolie
Eine spezielle antireflektive Folie im Inneren soll primär die anfälligen USB- und Netzwerkkomponenten vor elektromagnetischen Emissionen von der CPU schützen (Grafik: Thunder Data)

Diverse Behauptungen, wie die oben bereits genannten, aber nicht näher erläuterten Einfräsungen zur „Reduzierung von Signalstörungen“ oder eine angeblich „speziell designte, exklusive Audio-SSD“*, sind dennoch nicht leicht nachzuvollziehen. (*wie sich herausstellte, ist damit eine zusätzliche Abschirmung durch ein Gehäuse für die interne SSD gemeint)

Auf Nachfrage erklärte mir der Hersteller, dass – neben den physischen Abschirmungen – viele der Maßnahmen darauf abzielen, das Betriebssystem so weit wie möglich zu verschlanken und von allen nicht zwingend benötigten Prozessen zu befreien. Der reduzierte Kernel-Code verbessert nicht nur die Leistung vor allem in Bezug auf Latenzen im Bereich USB, Netzwerk und Aufgabenverwaltung, sondern minimiert auch die elektromagnetischen Interferenzen durch Absenken der CPU-Last.

Der von Silent Angel auf der Webseite in Form einer Tabelle gezeigte „Performance-Vergleich“ gibt darüber (in begrenztem Umfang) Auskunft, sagt aber natürlich nichts über etwaige klangliche Einflüsse aus. Tatsache ist aber, dass speziell der Punkt Prozessorlast und EMI auch bei anderen Herstellern von Hard- und Software einer der wichtigsten Angriffspunkte zur Klangverbesserung in digitalen Wiedergabeketten ist.

Beispielsweise ist das auch der Grund, warum Hersteller wie Innuos empfehlen, Roon Core nicht direkt in ihren Streamern laufen zu lassen (was bei Innuos möglich wäre), sondern einen externen Core-Server wie den Z1 zu betreiben, um so viel wie möglich der von der Serverhardware generierten EM-Strahlung von der Rendering-Machine fernzuhalten.

Wer sich für einen Z1 mit interner Daten-SSD entscheidet, umgeht damit das potentiell anfällige zusätzliche USB-Interface. Die Daten werden dann direkt per SATA-Schnittstelle weiter verarbeitet. Also eine mögliche Fehlerquelle weniger im Signalweg. Da mir nur die Basisversion des Z1 zum Test zur Verfügung steht, konnte ich aber nicht ermitteln, ob sich die (nicht unerheblichen) Mehrkosten für eine interne SSD lohnen.

Im Hörtest …

… ließ sich mit dem Rhein Z1 ein Vorteil gegenüber der Wiedergabe über meinen iMac als Roon Core ermitteln. Mit ansonsten exakt gleicher Signalkette:

Kette A: Qobuz als Musikquelle –> iMac Pro als Roon Core (per LAN via Silent Angel Bonn N8 Ethernet-Switch an einer FritzBox 7590 als Router) –> Ausgabe über USB an Exogal Comet & Ion PowerDAC –> Lautsprecher Børresen 02

Kette B: Qobuz als Musikquelle –> Rhein Z1 als Roon Core (per LAN via Silent Angel Bonn N8 Ethernet-Switch an einer FritzBox 7590 als Router) –> Ausgabe über USB an Exogal Comet & Ion PowerDAC –> Lautsprecher Børresen 02

Mit dem Z1 als Server scheint die gesamte Darstellung einen gewissen Erdungsprozess zu erfahren. Soll heißen: Im Vergleich zur Wiedergabe über den Mac als Core kommt mehr Ruhe und vor allem mehr Plastizität in die Abbildung. Diese Eigenschaften sind ohnehin ganz besondere Stärken der überragenden kleinen Digitalkombi von Exogal, werden aber unter Verwendung des Rhein Z1 noch deutlicher modelliert. Die unfassbar klaren und detailreichen Lautsprecher von Børresen tun ihr Übriges dazu.

Silent Angel Rhein Z1 vom Hörplatz aus
Eine ungewöhnlich kompakte High-End-Kette: Der Rhein Z1 als Server in der Mitte unter dem Duo von Exogal, die per USB am Z1 angeschlossen sind, und an den Lautsprechern Børresen 02. Die Steuerung erfolgt per Roon Remote App auf dem iPad (Foto: F. Borowski)

In der Summe erstrahlt die Phantom-Bühne zwischen den Lautsprechern so dreidimensional, dass man am liebsten mit der Hand die Gesichter der Akteure und die Instrumente abtasten möchte, um sich zu vergewissern, ob es sich um eine stoffliche Abbildung handelt, die man aus irgend einem Grund nur nicht sehen kann. – Fantastisch.

Allerdings will ich nicht verschweigen, dass der klangliche Vorsprung im Vergleich zur Wiedergabe über den Mac nicht riesig ist, gerade für High-End-Ansprüche aber auch keineswegs irrelevant. Es könnte durchaus sein, dass dieser Abstand zwischen Z1 und Mac im Vergleich zu einem dezidierten Intel NUC mit Roon ROCK geringer ausfällt, was ich mangels entsprechender Hardware derzeit aber nicht überprüfen kann.

Jedenfalls erkauft man sich mit dem Z1 nicht nur eine komfortable und schöne Lösung mit hochwertigem Gehäuse, sondern durchaus auch einen Klanggewinn. Ob der groß genug ist, um die Mehrkosten zu rechtfertigen, kann nur jeder für sich selbst entscheiden. In meiner Kette und nach meiner (natürlich subjektiven) Einschätzung lohnt es sich absolut.

Fazit – Bastelfrei, zuverlässig und klangstark

Wer schon viel Geld in seine Kette und Zeit in deren Feintuning investiert hat, aber noch einen unkomplizierten Weg zur Bereitstellung von Musik im Netzwerk mittels Roon sucht, ist bei dem Silent Angel Rhein Z1 an der richtigen Adresse. Unkompliziert und „wartungsarm“ könnte man es auch nennen. Abgesehen von gelegentlichen Updates über das VitOS-Interface ist der Rhein Z1 der unauffällige Strippenzieher im Hintergrund.

Sein klares und kompromissloses Gehäusedesign gepaart mit absolut geräuschlosem Betrieb und nicht zuletzt der tadellose Klang sind weitere gute Argumente. Ausstattungsbereinigt ist der Z1 ähnlich teuer wie der Nucleus von Roon, jedoch mit aufwändigeren Detaillösungen und mehr Basisspeicher für das OS ausgestattet. Eindeutig günstiger geht es mit Bastellösungen, die allerdings bei weitem nicht so komfortabel in Betrieb zu nehmen sind und nicht die selben Hardware-Optimierungen bieten.

Dass der Z1 in unserer Praxisbewertung einen Punktabzug erfahren hat, liegt an der eingeschränkten Aufrüstbarkeit des internen Massenspeichers und den vergleichsweise hohen Aufpreisen für mehr Speicher. Die Basisversion mit 256 GB für das OS und ohne interne Daten-SSD kostet 1.800 Euro, für das Modell mit interner 1-TB-SSD werden 2.500 Euro fällig und 3.000 Euro für 2 TB.

Dennoch bleibt es bei unserer Quintessenz: Es gibt vielleicht günstigere Server für Roon Core, aber kaum konsequentere und bessere. Die ideale Fertiglösung für Roon Core.

Silent Angel
Rhein Z1
2020/03
Test-Ergebnis: 4,7
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klanglich eine sichere Bank für Roon-Ready Geräte und USB-DACs
Kompromissloser Aufbau und massives Gehäuse
Geräuschloser Betrieb
Hohe Aufpreise für interne SSD-Speicher

Vertrieb:
IAD GmbH
Johann-Georg-Halske-Str.11
41352 Korschenbroich
Telefon: 02161 / 617830
www.iad-audio.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Silent Angel Rhein Z1: ab 1.800 Euro (256 GB)

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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.