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Roon ist in aller Munde. Nun hat sich der Hightech-Highender Thunder Data der Sache angenommen und den Musikserver Rhein Z1 (Preis: ab 1.700 Euro) entwickelt. Ein Meisterstück (Foto: Silent Angel)

Test Music-Server Silent Angel Rhein Z1 – sichere Bank für Roon-Musik

Wir sprechen von Roon. In unseren Augen ist diese Software für die Musikverwaltung und -Wiedergabe ein großer Wurf. Und für Inhaber einer Roon-Lizenz könnte der Musikserver Silent Angel Rhein Z1 ebenso genial sein. Er ist einfach in der Einrichtung, zuverlässig im Betrieb und klanglich eine Wucht.

Über Roon haben wir in den vergangenen Jahren viel und ausgiebig berichtet. Die Server-basierte Anwendung für anspruchsvolle Musikliebhaber kennt derzeit praktisch keine ebenbürtige Konkurrenz und findet immer mehr zahlende Kunden. Hersteller von Streaming-Komponenten können es sich kaum noch leisten, auf eine „Roon Ready“-Zertifizierung zu verzichten. Kurzum: An Roon führt in der HiFi-Welt kaum ein Weg vorbei.

Ausgerechnet an des Pudels Kern – dem Roon Core – hapert es jedoch noch etwas, denn es gibt bislang nur relativ wenige, speziell für Roon optimierte Server. Klar, man kann sich eine Roon-gestützte Kette relativ günstig aus Computer-Komponenten zusammenbauen: Ein Intel NUC als Server, ein selbst gebastelter HiFiBerry als DIY Roon-Bridge und fertig ist das Roon Starter-Kit. Und ja, Roon selbst bietet mit dem Nucleus eine praktische Fertiglösung als Server. Außerdem gibt es verschiedene NAS (Network Attached Storrage), auf denen Roon Core laufen kann. Doch darüber hinaus wird die Luft zumindest deutlich dünner.

Das Konzept des Silent Angel Rhein Z1

Unter dem Label Silent Angel (Vertrieb IAD GmbH) hat sich der chinesische Hersteller Thunder Data auf audiophile Lösungen spezialisiert, die mit Netzwerktechnik zu tun haben. Derzeit gibt es von Silent Angel nur zwei Hardware-Produkte: Den im Test des Ansuz PowerSwitch X-TC bereits erwähnten LAN-Switch namens Bonn N8 und den hier besprochenen Server Rhein Z1.

Silent Angel Rhein Z1 Front
Mini-Musiktresor: Der Silent Angel Rhein Z1 (Foto: F. Borowski)

Vermutlich fragen Sie sich jetzt, warum ein fernöstlicher Hersteller so germanisch klingende Produktnamen wie „Bonn“ oder „Rhein“ nutzt. Das ist schnell erklärt: Einer der Mitgründer von Thunder Data hat zeitweilig in good old Germany studiert und würdigt diese Zeit mit diesen Namensgebungen. Die Köpfe hinter Thunder Data stammen allesamt aus der IT-Branche und haben sich ihre Sporen unter anderem bei großen Konzernen wie Intel, QNAP, ZyXel, Sun Microsystems und anderen verdient. Und zwar nicht in der Buchhaltung, sondern an vorderster Entwicklerfront.

Bevor ich nun zu der Beschreibung des Rhein Z1 komme, hier noch mal kurz zum Verständnis für nicht mit Roon vertraute Leser, wie eine Roon-Wiedergabekette aufgebaut ist. Roon ist keine Stand-Alone-App, die man einfach auf einem Rechner oder Smart-Device installiert und damit Musik an lokal angeschlossene Audiogeräte ausgibt. Roon ist eine Server-Applikation. Dieser spezielle Teil – Roon Core genannt – muss auf einer Hardware wie einem Mac, PC, Intel NUC, einem Roon-fähigen NAS (Synology, QNAP…) oder einem Roon-Core-fähigen Audio-Server (Roon Nucleus, Rhein Z1, Innuos…) installiert sein.

Der „sichtbare“ Teil, also das Programmfenster, mit dem der Nutzer interagiert, ist nur eine Art Fernbedienung für die Server-Applikation und wird daher auch Roon Remote genannt. Die Remote App gibt es nicht nur für Mac und PC, sondern auch für iOS, iPadOS und Android. Die Remote-App selbst ist kostenlos. Aber ohne eine Roon Lizenz (119$ im Jahresabo oder 699$ als lebenslange Lizenz) und dem auf einem Server laufenden Roon Core ist sie nutzlos.

Silent Angel Rhein Z1 Rückseite
Anschlüsse für Netzwerk, diverse USB und Netzteil. Den HDMI-Port behält sich der Hersteller als Serviceanschluss vor (Foto: F. Borowski)

Der Rhein Z1 ist ein speziell für Roon optimierter Computer auf Linux-Basis, auf dem Roon Core nicht vorinstalliert ist. Um ihn nutzen zu können, muss man im Besitz einer Roon-Lizenz sein. Wenn das der Fall ist, gestaltet sich die Inbetriebnahme super einfach.

Bei den (preislich sehr viel günstigeren) Bastellösungen müssen erst mal bestimmte Softwarekomponenten wie Roon ROCK (Roon Optimized Core Kit) und spezielle Treiber manuell installiert werden. Für erfahrene Computer-Nutzer ist das zwar kein Hexenwerk, aber beim Z1 entfallen diese Schritte – „Plug-and-Play“.

Anstelle von ROCK nutzt der Z1 sein hauseigenes VitOS als Core Kit. Optimierungen im Kernel und System sollen im VitOs unter anderem für Verbesserungen der Netzwerk-Performance, beim USB I/O, dem Task Manager und in anderen Bereichen sorgen. Damit sollen Roon Bridge und andere Music-Player-Applikationen unter VitOS besser klingen als mit ROCK oder ähnlichen Lösungen anderer Hersteller. VitOS kann übrigens auch für Raspberry Pi 4 Model B (RPi4) genutzt werden.

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Screenshot_VitOS
Der VitOS Manager (hier ein iPhone Screenshot) wird nur selten benötigt, etwa um bereitstehende Updates einzuspielen. Über die App kann man den Z1 auch herunterfahren (Screenshot: F. Borowski)
Roon_Silent_Angel_Rhein-Browser_Screenshot
Für die VitOS-Oberfläche benötigt man nicht zwingend die App. Über einen Webbrowser und die IP-Adresse können die Funktionen ebenfalls aufgerufen werden (Screenshot: F. Borowski)
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Der Rhein Z1 verspricht sorgfältig zusammengestellte Hardware mit einer besonders energieeffizienten Intel CPU und aufwändige Maßnahmen zum Schutz vor elektromagnetischen Einstreuungen. Das garantiert einen besseren Klang als mit jeder Bastellösungen.

Silent Angel Rhein Z1 Intel_Chip
Intel inside: auch der Silent Rhein Z1 arbeitet mit den bekannten Chip-Sätzen (Foto: Silent Angel)

Mangels passender Vergleichskomponenten kann ich diese Behauptung leider momentan nicht überprüfen, sehr wohl aber, ob die Wiedergabe von Z1 besser als über meinen Arbeitsrechner (iMac Pro) klingt, wenn dieser als Roon Core genutzt wird. Doch bevor ich zur Beschreibung der Installation komme, betrachten wir doch erst mal das Äußere…

Schlicht-schönes Gehäuse mit Bodenhaftung

Meinen ersten „Hands-On“-Kontakt mit dem Z1, der von der Grundfläche fast exakt einem Mac mini entspricht, aber etwa doppelt so hoch ist, hatte ich Anfang Februar auf den Norddeutschen HiFi-Tagen. Unter den zahllosen dicken HiFi-Boliden fällt der kleine Alu-Quader kaum auf, aber er sorgt für einen bleibenden Eindruck, wenn man ihn anhebt. Das aus einem massiven Block Aluminium gefräste Gehäuse ist nämlich an keiner Stelle weniger als einen knappen Zentimeter dick, was für ein Gesamtgewicht von fast 6 Kilogramm sorgt. Nur zum Vergleich: Ein Mac Mini wiegt 1,3 kg.

Silent Angel Rhein Z1 in der Anlage
Der Z1 mit seinem Fußabdruck im Mac-mini-Format hier unter dem ebenfalls sehr kompakten Exogal-Duo. Das kleine Rack ist von Solidsteel und seit den Neunzigern in meinem Besitz. Darauf stand mal eine Pass Aleph 0 (Foto: F. Borowski)

Bestmögliche Abschirmung ist einer der Hauptgründe für das dicke Gehäuse, wobei im Inneren ein paar ominöse Einfräsungen zur Reduzierung von Interferenzen beitragen sollen. Darauf hat der Hersteller sogar ein chinesisches Patent erhalten – was aber leider rein gar nichts über die Wirksamkeit oder deren Nachweisbarkeit aussagt. Also lassen wir diese Aussage einfach mal so im Raum stehen.

-Roon_Silent_Angel_Rhein-Groove Structure
Patentierte Struktur gegen Interferenzen (Foto: Thunder Data)

Die Verarbeitung ist, wie man bei so einer CNC-gefrästen Behausung erwarten darf, perfekt präzise. Eine perlgestrahlte Oberfläche in Silber oder Schwarz rundet den Gesamteindruck positiv ab. Die Unterseite mit einem blank polierten „Bodenblech“ zeigt, wie der Rest des Gehäuses, keine einzige Schraube. Die liegen vermutlich versteckt unter einer umlaufenden Gummikante zur Schonung der Stellfläche. Das heißt, Hardware selbst aufrüsten – etwa eine größere SSD einbauen – ist nicht ohne weiteres möglich.

Auf Nachfrage bestätigte man mir: Das interne SSD kann nur von Thunder Data oder zertifizierten Stellen installiert werden. Derzeit wird das Gerät in drei Ausbaustufen angeboten: Mit 256 GB, 1 TB und 2 TB interner SSD. Wichtig zu wissen: Wer Musik intern im Z1 speichern will, benötigt mindestens die Variante mit 1 TB. In der Basisversion muss der Musikspeicher extern beispielsweise per USB angeschlossen oder die Daten über ein NAS zugespielt werden.

Die Installation ist simpel

Zunächst einmal die Kabel anschließen: LAN-Kabel, evtl. USB zum DAC und eine externe USB-Festplatte. Und Strom natürlich. WLAN ist nicht implementiert. Der Z1 wird mit einem absichtlich überdimensionierten externen 160-W-Netzteil geliefert, um jederzeit eine absolut stabile Stromversorgung zu gewährleisten. Die maximale Stromaufnahme beträgt rund 40 Watt. Dann: Einschalten. Nach einem Druck auf die Taste an der Front dauert es nur ungefähr eine halbe Minute, bis der Z1 einsatzbereit ist.

Da Roon nicht vorinstalliert ist, muss über die Verlinkung der Roonserver runtergeladen werden. Bis die Roon Anwendung den Core erkennt, vergehen weitere 2-3 Minuten; dann ist die Software vollständig initialisiert. Nun den Z1 in den Roon-Einstellungen als Core auswählen, Zugangsdaten eingeben (gegebenenfalls auch für Qobuz, Tidal, DropBox) und das Musikarchiv auswählen – etwa von einem NAS oder einer lokal am Z1 angeschlossenen HDD/SSD. Fertig.

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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.