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Musikserver Roon Nucleus One ist schick, bietet erstmals neben USB-Audio auch HDMI-Audio als Player an und ist leicht mit Musikspeicher ausbaubar (Foto: R. Vogt)
Der Musikserver Roon Nucleus One ist schick, bietet erstmals neben USB-Audio auch HDMI-Audio als Player an und ist leicht mit Musikspeicher ausbaubar (Foto: R. Vogt)

Test: Roon Nucleus One – preiswerter Komplett-Musikserver

Roon Labs, die seit kurzer Zeit zum Samsung/Harman-Konzern gehören, kommen mit einer nächsten Generation eigener Musikserver. Der Knaller unter den Servern soll dabei die kleine Maschine namens Roon Nucleus One sein, die dem Nucleus nachfolgt und bei vergleichbarer Leistungsfähigkeit nur einen Bruchteil kostet. Ein Topmodell namens Roon Nucleus Titan folgt später im Jahr.

Roon Nucleus One (Foto: R. Vogt)
Roon Nucleus One: Komplett neuer Look außen, frische Technik innen (Foto: R. Vogt)

Der Roon-eigene Store bietet den Nucleus One seit 19. März 2024 für 499,99 USD an – wenngleich bisher nur für amerikanische Kunden. Auslieferung: ab Mitte Mai dieses Jahres. Im Sommer wird er dann weltweit angeboten und man kann sich in etwa ausrechnen, was das dann kosten wird: Auf die 500 Dollar Nettopreis, kommen hierzulande entsprechend Umsatzsteuer, Zoll und vermutlich ein kleiner Obolus für Service et cetera obendrauf. Damit wird sich der Preis wahrscheinlich knapp unter 700 Euro halten.

700 Euro: Dafür bekam man bisher kaum einen Intel-NUC Mini-PC, für den Roon seine ROCK-Software (ein spezialisiertes Betriebssystem mit Roon-Server) kostenlos anbot. Nun gibt es fürs gleiche Geld einen kompletten, einsatzfertigen Server mit allem Drum und Dran.

Dazu muss man vielleicht wissen, dass Intel die hauseigene Produktion der NUC-Plattform eingestellt und die Sparte an ASUS verkauft hat. Roon nutzte diese Gelegenheit um eine andere Rechner-Basis zu finden und hat zudem gleich das komplette technische und visuelle Design überarbeitet..

Roon Nucleus One: Technik und Ausstattung

Dreht man den Nucleus One auf den Kopf findet man die einzige für den Anwender gedachte Service-Klappe. Unter der steckt die Halterung für eine 2.5-Zoll SSD- oder Festplatte nebst SATA-Anschlusskabel für den nachzurüstenden Speicher. An dieser Stelle noch der Tipp: Bei LowBeats raten wir – schon aus Gründen der Datensicherheit – stets zum Bunkern der eigenen musikalischen Schätze auf einer dezidierten NAS-Lösung mit Redundanz gegen Datenverlust bei Festplatten/SSD-Defekten.

Roon Nucleus One (Foto: R. Vogt)
Schraubdeckel mit Schienen zum Einbau von SSD/HD im 2,5-Zoll-Format und SATA-Anschluss (Foto: R. Vogt)

Doch schauen wir einmal tiefer in die neue Hardware. Das äußere Gehäuse besteht aus hochwertigem Polycarbonat-Kunststoff. Das ist der robuste Werkstoff, aus dem auch CDs und Motoradhelme gefertigt werden.

Der Roon Nucleus One nackt: Das innere Gehäuse ist komplett geschirmt aus Metall (Foto: R. Vogt)
Der Roon Nucleus One nackt: Das innere Gehäuse ist komplett geschirmt und aus Metall (Foto: R. Vogt)

Und diese Haube – auch das was nach Kühlrippen aussieht – sind reines Design. Erst wenn man die Hülle abschraubt, kommt das eigentliche Servergehäuse als komplett geschirmter Metallquader zum Vorschein.

Wie eine Zwiebel: Design-Haube und Gehäusedeckel abgenommen (Foto: R. Vogt)
Wie eine Zwiebel: Design-Haube und Gehäusedeckel abgenommen (Foto: R. Vogt)

Für die Bilder habe ich alle Deckel geöffnet – was natürlich nicht zur Nachahmung empfohlen ist: Man sieht die äußere Haube für den Look und dann den Blechdeckel mit einen Kontaktpunkten als Faradayschen Käfig. Darin ist eine Menge Luft zum Atmen gegen Hitzestau sowie die Hauptplatine mit einer Zwangsbelüftung für den 4-Kern Celeron Hauptprozessor. Zu sehen ist auch ein Ventilator. Den habe ich beim Testen allerdings nur beim ersten Analysieren meiner Bibliothek wahrnehmen können, als über mehrere Stunden der Prozessor unter Volllast arbeitete. Beim normalen Abspielen scheint der Lüfter nicht einmal anzuspringen…

Das neue Motherboard mit 4-Kern Celeron CPU unter dem Lüfter (Foto: R. Vogt)
Das neue Motherboard mit 4-Kern Celeron CPU unter dem Lüfter (Foto: R. Vogt)

Die kompakte neue Hauptplatine arbeitet wohl nicht nur thermisch sehr effizient; auch am Stromverbrauch kann man nicht nörgeln. Im Betrieb schwankt der Energiebedarf zwischen 6 und 9 Watt, in der Spitze (etwa beim Booten) waren es gerade einmal 21 Watt auf der Anzeige.

Es gibt vermutlich nur ein Feature, das einige Musikfreude spontan vermissen könnten: WiFi/WLAN ist nicht vorgesehen. Aber seien wir ehrlich: Genau das ist gut so, da die qualitativ eher sprunghafte Funktechnik kaum für highendige Audioübertragung geeignet ist. Daher: bitte LAN-Kabel verwenden! Und dann soll sich der Internet-Router um die WLAN-Verbindung zu AirPlay2 & Co. kümmern.

Roon Nucleus One Rückseite: die USB-Anschlüsse können flexibel für externe Festplatten oder Ansteuerung eines USB-Audio Eingangs von D/A-Wandlern verwendet werden (Foto: R. Vogt)
Roon Nucleus One Rückseite: die USB-Anschlüsse können flexibel für externe Festplatten oder Ansteuerung eines USB-Audio Eingangs von D/A-Wandlern verwendet werden (Foto: R. Vogt)

Unterhalb und direkt auf dem Motherboard befinden sich die Anschlüsse. Das sind zwei schnelle USB-A Anschlüsse mit USB-3 Standard, ein Gigabit-LAN und eine nur für Audio gedachte HDMI-Buchse. Damit gibt es erstmals die Möglichkeit, direkt hochauflösendes Audio auch mehrkanalig bis zu 5.1 mit 24Bit bis 192kHz oder 7.1 bis 96kHz Samplingrate auszugeben. Erst so bekommt man nun ohne spezielle Lösungen auch Mehrkanal-Musik mit Roon-Qualität in die Surround-Anlage. Was verlockend ist. Denn bei Labels wie 2L (www.2l.no) oder Tacet (audiofiles.tacet.de) gibt es faszinierend-authentisch klingende Aufnahmen in Surround zu erwerben. Oder man nutzt gerippte DTS-CDs, DVD-Audio, Blu-ray et cetera…

Wie performt der Nucleus One?

Unter Strom gesetzt und eingeschaltet verhält sich der Roon Nucleus One wie gewohnt. Einfach via Roon Access App von Mac, Windows, iOS, iPadOS oder Android auf den neuen Server zugreifen. Dann „Verbinden“ wählen, einloggen oder Account erstellen, Musikquellen verknüpfen, Abspieler freischalten und konfigurieren, los geht’s.

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Roon Nucleus One Webinterface für Service-Aufgaben und mit Statusinformationen (Foto: R. Vogt)
Roon Nucleus One Webinterface für Service-Aufgaben und mit Statusinformationen (Foto: R. Vogt)
Roon Nucleus One: Erste Anmeldung an der Roon-App (Foto: R. Vogt)
Roon Nucleus One: Erste Anmeldung an der Roon-App (Foto: R. Vogt)
Roon Nucleus One als Player: Im Beispiel sind ein USB-Anschluss und der HDMI-Ausgang konfiguriert (Foto: R. Vogt)
Roon Nucleus One als Player: Im Beispiel sind ein USB-Anschluss und der HDMI-Ausgang konfiguriert (Foto: R. Vogt)
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Wer von unterwegs auf seine Musik zugreifen möchte, muss die Funktion ARC im Internetrouter freischalten mittels derer Roon die eigenen Musikstücke via Internet unterwegs auf dem Telefon oder per Android Auto oder CarPlay direkt im Fahrzeug wiedergibt.

Roon Nucleus One (Foto: R. Vogt)
Klein, praktisch, gut: Roon Nucleus One (Foto: R. Vogt)

Ich schreibe bewusst nicht, wie der Roon Nucleus One klingt. Denn den Klang beeinflussen die Roon-Endgeräte – also angeschlossene D/A-Wandler oder was immer am anderen Ende des HDMI-Kabels – viel nachhaltiger als der Server selbst.

Roon nennt den Server jetzt übrigens offiziell Server und nicht mehr „Core“. Im Nucleus One erledigt ein 4-Kern Celeron Prozessor von Intel die Rechenarbeiten und kann dabei auf 8 Gigabyte RAM und 86GB internen Speicher zugreifen. Das ist in etwa die Ausstattung, des QNAP HS-453DX, den LowBeats schon seit geraumer Zeit als Roon-Server Roon oder auch des schon älteren Intel NUC mit i5 Prozessors, den ich privat verwende. Das ist für den Betrieb einer Highend-Anlage selbst mit kniffeligsten Signalen und Raumkorrektur mit großen Reserve mehr als ausreichend.

Auch DSD/PCM-Wandlung mit hoher Samplerate bewältigt der Celeron-Prozessor mühelos (Foto: R. Vogt)
Auch DSD/PCM-Wandlung mit hoher Samplerate bewältigt der Celeron-Prozessor mühelos (Foto: R. Vogt)

Hier sieht man in der Signalanalyse eine der rechenintensivsten Operationen, die man einem Musikserver zumuten kann: Das Echtzeit-Konvertieren von hochaufgelöstem DSD zu PCM. Der Nucleus One zeigt an, dass er diesen Vorgang 2,7 Mal in Echtzeit erledigen kann.

Aber auch banalere Prozesse, wie große Musiksammlungen in der Übersicht umsortieren oder Cover beim schnellen Scrollen durch die Sammlung nachladen, geht alles ohne spürbare Verzögerungen. Der preiswerte Server bietet im Alltag auch für anspruchsvollste Aufgaben eine makellose Leistung. Was zum Testzeitpunkt ein wenig hakte, war die Android Auto Anwendung. Das lag aber eher am mangelnden Zusammenspiel zwischen Updates von Android Auto und der Roon ARC App. Aber keine Sorge: Hier konnte man sich bisher immer auf die Ingenieure von Roon mit zügigen Anpassungen verlassen.

Mehrkanal-Wiedergabe

Leider bieten die Musikstreaming-Funktionen selbst in teuren AV-Receivern bislang nur 2.0 Stereo – die Mehrkanal-Fähigkeiten von Roon konnte daher bislang kaum jemand nutzen. Als Besitzer einer großen Mehrkanal-Musik-Sammlung war ich daher sehr gespannt, wie es wohl die Qualität der HDMI-Ausgabe des Nucleus One bestellt ist. Um dessen Güte zu ermitteln, verglich ich eine physische Disk mit dem HDMI-Signal vom Nucleus One am Trinnov Altitude 32, der als einer der ganz wenigen Geräte direkt Mehrkanal-Signale von Roon (RAAT) verarbeitet.

Der HDMI-Ausgang liefert hochauflösende und mehrkanalige Audioformate bis 7.1 (Foto: R. Vogt)
Der HDMI-Ausgang liefert hochauflösende und mehrkanalige Audioformate bis 7.1 (Foto: R. Vogt)

Die Variante des direkt auf der Masterclock des Trinnov gerenderten Signals klang erwartungsgemäß am besten. DVD-Audio- und Blu-ray Discs via Oppo UDP-203 tönten im Vergleich sehr gut, aber dieselben Discs auf die NAS gerippt und anschließend vom Roon Nucleus One HDMI-Ausgang wiedergegeben, klangen nachvollziehbar besser als vom mechanischen Player. Der HDMI-Ausgang funktioniert also wirklich sehr gut.

Roon Nucleus One (Foto: R. Vogt)
Einschalten bitte hinten rechts: Roon Nucleus One (Foto: R. Vogt)

Fazit: überzeugender Einstiegs-Server

Roon Labs bringt mit dem Nucleus One ab Sommer 2024 einen Top-Server zum Einstiegspreis: Für die 499,99 USD, für die er aktuell angeboten wird, gab es bisher nicht einmal eine brauchbare Selbstbaulösung. Dafür bringt er alles mit, was man für einen normalen, hifidelen Haushalt je brauchen wird: Er ist erfreulich kompakt, im Alltag praktisch geräuschlos, braucht wenig Strom, wird nicht warm und performte im Test selbst mit anspruchsvollsten Aufgaben mühelos – ob bei DSD-Konvertierung oder bei Raumkorrektur mit Faltung.

Der Roon Nucleus One kommt einsatzfertig installiert: Netzteil und Netzwerkkabel sind dabei, genauso Schrauben, um in der Klappe im Boden eine Festplatte oder besser SSD im 2,5-Zoll-Format als Musikbunker zu installieren. Ncht dabei ist eine Roon Lizenz, was ich okay finde. Denn wenn man schon eine besitzt würde man doppelt zahlen.

Ein weiteres Highlight: Endlich gibt es dank HDMI-Audio-Ausgang auch erstmals Mehrkanal-Audio bei Roon. Kurz: eine dicke Empfehlung!

Roon Nucleus One
2024/03
Test-Ergebnis: 4,5
Überragend
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Preiswerter Komplett-Server
HDMI mit Mehrkanal-Audio möglich
Praktisch lautloser Betrieb
Erfreulich geringer Stromverbrauch

Vertrieb:
Roon Labs LLC
New York Limited Liability Company
USA
roon.app/de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Roon Nucleus One: 499,99 USD
(netto, Vorbestellung USA, Stand 03/2024)

Technische Daten

Roon Nucleus One
Konzept:Musik-Server für Roon
CPU-Bestückung:Intel Celeron Quad Core
Speicher:RAM: 8GB
Daten: 86GB
Musik: SATA 2,5-Zoll Einbauschacht
Netzwerkanschluss:1Gb LAN, RJ45
USB:2x USB 3 USB-Audio oder Festplatte, 1x HDMI-Audio
Farben:
Schwarz
Abmessungen
(B x H x T):
241 x 57 x 241 mm
Alle technischen Daten
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Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.