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AKG K371 scene on Mackie Onyx 1620i
Geschlossene Over-Ear-Hörer AKG K371 / 361; 190 bzw. 130 Euro (Foto: J. Schröder)

Test Over-Ear-Hörer AKG K361 und K371 – Topklang zum Sparpreis

Es muss nicht immer drahtlos sein: Egal, ob beim Einspielen im Tonstudio, als mobile Abhöre beim Field-Recording oder zum Üben mit elektronischen Musikinstrumenten – für derartige Aufgaben sind kabelgebundene, geschlossene Kopfhörer nach wie vor erste Wahl. Primär für solche Anwendungsbereiche wurde das hier vorgestellte Hörer-Duo denn auch entwickelt. Die Rede ist von den geschlossenen Over-Ear-Modellen AKG K361 und K371, deren Listenpreise von 129 beziehungweise 189 Euro ausgesprochen budgetfreundlich ausfallen. In diesem Preisbereich scheinen 60 Euro Unterschied bereits kaufentscheidend zu sein: Daher will AKG hier offenbar gleich zwei Modelle etablieren.

K361 with Roland HPD-20
Auch fürs Üben mit elektronischen Instrumenten ist das neue Kopfhörer-Duo von AKG bestens geeignet. Im Bild der AKG K361 mit einem Roland HPD-20 E-Percussion (Foto: J. Schröder)

Zunächst mal überraschen die optisch und konzeptionell recht ähnlichen Brüder durch ihre erstaunlich hohe Verarbeitungs- und Materialqualität. Optik und Haptik liegen bei beiden Modellen deutlich über dem, was man in dieser Preisklasse kennt oder erwartet. Ihr Mechanismus zum Zusammenfalten arbeitet absolut geschmeidig, wirkt dabei aber dennoch völlig solide und roadtauglich, was besonders Musiker für Anwendungen auf der Bühne sehr zu schätzen wissen.

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K361 folded
Beide AKG-Hörer erlauben das Wegklappen beider Hörerschalen in definierte Positionen. Hier im Bild der AKG K361… (Foto: AKG)
AKG K371 folded 2
…und hier der AKG K371 (Foto: AKG)
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AKG K361 folded 2
Komplett zusammengefaltet kommt der AKG K361 so daher (Foto: AKG)
AKG K371 folded
…während das beim AKG K371 so aussieht – erkennbar an der größeren Anschluss-Armatur (Foto: AKG)
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Bemerkenswert auch, dass der noch etwas günstigere K361 in Sachen Robustheit kaum Abstriche gegenüber dem 371er macht. Dessen Klappmechnismus verfügt zwar über einen feiner gerasterten Drehwinkel. Auch wirkt sein Kopfbügel durch den Gummiüberzug (nein – kein Fernost-Billig-Nextellack, der nach drei Jahren unsympathisch klebrig wird) noch etwas griffiger. Die Basismechanik zeigt sich jedoch identisch – einschließlich der äußerst bequemen und ziemlich dicht schließenden Ohrpolster.

Ausstattung und Technik

An dieser Stelle offenbart sich denn auch ein Unterschied zu früheren Kopfhörer-Generationen aus dem Hause AKG. Diese besaßen nämlich fast ausnahmslos runde Hörerschalen, während die Modelle K361 / K371 nunmehr über oval geformte verfügen. Dieses Format ist für faltbare Hörer in Over-Ear-Bauweise eher günstiger, da es im mobilen Einsatz gegenüber der runden Bauform wertvollen Platz einspart.

AKG K361 / K371 transport bag
Beiden AKG-Hörern liegt eine robuste, hochwertige Transporttasche bei. (Foto: J. Schröder)

Optisch auffäligster Unterschied zwischen AKG K361 und K371 ist zweifellos der hörerseitige Kabelanschluss, der jeweils in der linken Hörmuschel untergebracht ist. Der K371 verwendet hierfür eine ungemein robuste, dreipolige Mini-XLR-Ausführung. Der K361 hingegen begnügt sich mit einer ebenfalls dreipoligen, 2,5-Millimeter messenden Stereo-Klinke. Die jedoch kann immerhin mit einem Renkverschluss aufwarten. Zudem besitzt das mitgelieferte Anschlusskabel eine stabile Knickschutztülle.

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K361 Socket
Der AKG K361 besitzt hörerseitig eine 2,5-Millimeter-Klinkenbuchse mit Renkverschluss (Foto: AKG)
K371 Socket
Der AKG K371 hingegen setzt hier auf eine robuste 3-polige Mini-XLR-Buchse (Foto: AKG) (Foto: AKG)
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Auch in dieser Hinsicht punktet der AKG K371 mit einem kleinen Ausstattungsvorteil. Zu seinem Lieferumfang gehört ein drittes Anschlusskabel mit Spiralwicklung, was speziell DJs zu schätzen wissen. Ansonsten liegen beiden Hörern zwei „glatte“ Kabel unterschiedlicher Länge bei (1,2m und 3m).

Beide Hörer verwenden weitestgehend identische Treiber mit 50 Millimeter Durchmesser. Die Wandler im K371 arbeiten jedoch mit Titan-bedampften Membranen, was den Amplitudenfrequenzgang nach oben und unten etwas erweitern soll. Wie die Messungen zeigen, ist dieser Effekt in der Praxis jedoch nicht besonders ausgeprägt.

AKG K361 / K371 frequency responses
Amplitudenfrequenzgang von AKG K361 (bernstein) und K371 (blau) – geglättet mit 1/12Oktave. (Messung: J. Schröder)

Da mobile Audiogeräte oder elektronische Instrumente mit relativ geringer Versorgungsspannung auskommen müssen, besitzen sie zumeist eher stromergiebige Kopfhörerausgänge. Hierfür ist die Kapselimpedanz beider AKG-Hörer mit 32 Ohm optimal ausgelegt. Das verspricht auch in kritischen Anwendungen (z. B. leise gespielte, anschlagsdynamische Keyboards) ausreichende Lautstärken.

AKG K361 / K371 – der Klang

Angesichts ihrer technischen Gemeinsamkeiten überrascht es wenig, dass die beiden AKG-Neulinge im Hörtest einen sehr ähnlichen Klangcharakter zeigten. Sehr wohl allerdings, auf welch hohem klanglichen Niveau sich das abspielt. Wie Headphone-Geeks bereits im Frequenzgang erkennen können, erschwindeln sich beide Hörer nicht künstliche Räumlichkeit durch reduzierte Mitten- oder Präsenzwiedergabe. Stattdessen geht es hier packend direkt und ehrlich zu, wie das beim verträumten „In Search Of Lost Time“ von Jacob Gurevitsch sehr schön zum Ausdruck kam. Genauso ungeschminkt, wie man es von einem Monitor-Hörer erwartet.

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Tatsächlich habe ich bislang noch keinen Hörer in diesem Preisbereich gehört, der in allen Aspekten dermaßen gut klingt. Allenfalls noch den beyerdynamic DT 770 Pro, der ohnehin eine Art Studio-Standard darstellt. Eben zu diesem zeigten die AKGs im Vergleich denn auch durchaus klangliche Ähnlichkeiten –  allen voran die unverblümt frische, agile Spielweise. Allerdings tönte der DT 770 pro im Bassbereich weniger konturiert als das AKG-Duo.

Ehrlich gesagt hatte ich bisweilen echte Entscheidungsschwierigkeiten, welcher von beiden AKGs mir besser gefällt. Der K371 spielte insgesamt eine Spur reifer und feiner im Obertonbereich, dafür konterte der K361 mit seinen unglaublich authentischen, plastischen Mitten. Auch wenn der K361 in puncto Bassvolumen eine Spur zurückhaltender tönte als sein 371er-Bruder, gab es bei ihm ebenfalls Tiefgang satt. Sehr gut zu hören beim sympathisch subversiv daherkommenden „JLP Smoked A Doobie“ vom Duo Kenneth Bager/Reinhard Vanbergen. Beeindruckend über beide AKGs auch die authentisch aufgenommene Hang.

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AKG K361 / K371 – Fazit

Die einstige, legendäre „Akustische und Kinogeräte GmbH – made in Austria“ ist längst Geschichte. Schon seit vielen Jahren segelt AKG unter der Harman-Flagge – dieses Konsortium gehört seinerseits nun zum Samsung-Konzern. Entsprechend ruhig war es daher auch in den letzten Jahren um die österreichische Traditionsmarke.

Doch dieser Test zeigt eindrucksvoll: AKG is back. Möglicherweise hat die Harman-Entwickler-Elite um die Lautsprecher- und Kopfhörer-Spezialisten Dr. Sean Olive und Todd Welti hier mal angedeutet, was sie zu leisten vermag. Über die wirklich ausgezeichnete Klang- und Verarbeitungsqualität der beiden Hörer AKG K361 und K371 kann man jedenfalls nur staunen – besonders auch in Hinblick auf den Preis.

Obwohl sie sich primär an die Profi- oder ProSumer-Gemeinde wenden, seien die beiden neuen AKGs unbedingt auch HiFi-Anwendern empfohlen. Wer es klanglich möglichst ungeschminkt und direkt bevorzugt und einen geschlossenen Hörer wünscht, kommt hier sensationell günstig zum Zug.

AKG K371
2019/12
Test-Ergebnis: 4,9
Überragend
Klang:
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klingt noch eine Spur feiner, reifer als der K361
robuste Mechanik, hochwertige Verabeitung
sehr guter Tragekomfort
extrem günstiger Preis

Vertrieb:
Audio Pro Heilbronn Elektroakustik GmbH
Pfaffenstraße 25
74078 Heilbronn
Deutschland
www.audiopro.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
AKG K371: 189 Euro

Weitere Kopfhörer:

Test Over-Ear-Kopfhörer Focal Elegia – die geschlossene Alternative
Test Sonus faber Pryma 01 – Over Ear mit italienischem Chic
Test Ultrasone Performance 880: Over Ear mit Bluetooth-Adapter
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Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.