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Das für Audio-Streaming optimierte QED Reference Ethernetkabel ist für 199 Euro ab 1 m vergleichsweise günstig. Aber klingt es damit auch besser? (Foto: QED)

Test QED Reference Ethernet Cable: lohnenswerte Klanginvestition oder Voodoo?

Unter erfahrenen High-Endern besteht längst kein Zweifel mehr daran, dass sogar Kabel für digitale Signalübertragung einen teils erheblichen Einfluss auf den Klang haben können. Leider nutzen viele Hersteller den Wunsch nach besserem Klang durch Kabel mit obszöner Preisgestaltung schamlos aus. QED hat mit seinem Reference Ethernet Cable eine (vergleichsweise) sehr günstige Lösung für LAN-Verbindungen von Netzwerk-Audiogeräten am Start. Ein guter Deal? LowBeats hat nachgeforscht.

Kabelklang und Preisgestaltung

Nicht nur in der Redaktion LowBeats herrscht Einigkeit darüber, dass gewisse Preisforderungen in der Welt des HiFi nur noch wenig mit der Realität zu tun haben. Insbesondere bei Kabeln scheint die Situation komplett aus dem Ruder zu laufen. Da werden für Interconnects oder Lautsprecherkabel teilweise Summen gefordert, für die andere sich ein Auto oder gar ein kleines Haus kaufen. Nur für das Versprechen, den Klang der Anlage damit auf eine neue Stufe zu heben, was aber längst nicht immer der Fall ist. Was ist da nur los?

Tatsächlich muss auch hier genau differenziert werden. Nicht alles Kostspielige ist überteuerte „Abzocke“. Manche Kabel sind unglaublich aufwändig und mit sehr teuren Materialien gefertigt. Rechnet man dann noch kostenintensive Kleinserienfertigung in Handarbeit in Hochlohnländern plus die üblichen Handelsspannen hinzu, können dabei durchaus Preise herauskommen, die einem die Ohren schlackern lassen, aber zumindest rein betriebswirtschaftlich gesehen nachvollziehbar sind. Dann bleibt aber immer noch die Frage, ob sich der ganze Aufwand und die Kosten in einer Klangsteigerung auszahlen, die den Preis wert ist, oder ob dasselbe Ergebnis nicht auch mit viel günstigeren Maßnahmen erzielbar wäre.

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Das QED Reference Ethernetkabel nach CAT-8.1-Standard (Foto: F. Borowski)

Eine der Schwierigkeiten beim Thema Kabelklang ist, dass niemand mit mathematischer Gewissheit vorhersagen kann, ob ein bestimmtes Kabel in einer bestimmten Kette einen klanglichen Vorteil bringt, oder nicht. Einerseits deshalb, weil alle heute bekannten und messbaren elektrischen Parameter nicht ausreichen, um ein allgemein gültiges Vorhersagemodell für alle denkbaren Gerätekombinationen zu erstellen. Andererseits liegt das auch daran, weil beim Klang eben vieles sehr subjektiv ist.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Viele Hersteller gehen bei der Entwicklung mit großer wissenschaftlicher Akribie vor. Die rein elektrischen Verbindungsparameter sind dabei noch der kleinste Teil der Forschung. Ein großer Teil der Entwicklungsarbeit – die natürlich auch bezahlt werden will – dreht sich heute um Fragen, wie sich die Signalübertragung bestmöglich vor elektromagnetischer Beeinflussung schützen lässt. Und das ist ein äußerst komplexes Feld. Teilweise kommen dabei Kabel mit irrsinnig aufwendiger Leitergeometrie und teils aktiven Schirmungsmaßnahmen heraus, wie bei einigen Kabeln von Audioquest, Ansuz und anderen zu finden.

Bei digitaler Signalübertragung sollten nach landläufiger Meinung solche Dinge eigentlich keine Rolle spielen. So lange nur alle „Nullen und Einsen“ beim DAC ankommen, dürfte es demnach keinerlei Klangunterschiede durch Kabel geben. Doch die Praxis und Erfahrung mit Digitalkabeln, egal ob S/PDIF, AES, Toslink oder sogar LAN-Kabeln, belehrt eines Besseren. Da gibt es sehr wohl Klangunterschiede.

Wer eine hochklassige Audiokette mit Streaming-Device und DAC besitzt, kann es leicht selbst ausprobieren. Der Austausch des LAN-Kabels vom Router zum Streamer (oder Switch) ist mit zwei, drei Handgriffen erledigt und Vergleiche unterschiedlicher LAN-Verbinder fördern oft Erstaunliches zutage. Doch auch hier stellt sich die nicht pauschal zu beantwortende Frage: Wie viel darf ein gutes und klanglich wirklich förderliches Netzwerkkabel kosten, bevor das Kosten/Nutzen-Verhältnis aus den Fugen gerät?

Ethernetkabel: Nicht die Datenrate bestimmt den Klang

Nach den Ursachen der Klangunterschiede bei Digitalkabeln, und hier speziell bei LAN-Kabeln, wird weiter intensiv geforscht. An einer Sache kann es nicht liegen, nämlich der Datenrate. Völlig egal, ob es sich um ein simples CAT-5-Kabel (100MHz, bis 1 Gbit/s) oder eines nach der neuesten CAT-8-Norm (2GHz, bis 40 Gbit/s) handelt. Sie alle haben mehr als genug Übertragungsbandbreite selbst für unkomprimiertes (Stereo) Hi-Res-Audio mit 768kHz PCM-Samplingrate oder DSD512.

Trotzdem erweisen sich gerade die modernen CAT-8-Kabel gegenüber älteren Ethernet-Normen als klanglich überlegen. Der Grund dürfte ziemlich eindeutig an der besseren Abschirmung  und damit im besseren Signal-Rauschabstand der CAT-8-Kabel liegen. Damit diese überhaupt so hohe Datenraten bis 40 Gbit/s schaffen, muss der elektrische Rauschgrund erheblich niedriger sein und auch andere Parameter wie die Übersprechdämpfung, Einfügedämpfung und weitere müssen drastisch besser sein.

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Die beim QED eingesetzten RJ-45-Stecker von Telegärtner sind äußerst solide (Foto: F. Borowski)

Der CAT-8-Standard existiert seit 2016 und umfasst derzeit die zwei Unterkategorien 8.1 und 8.2, wobei letzterer mit anderen Steckern versehen ist. Daher ist für den Privatbereich und Netzwerk-Audioanwendungen nur der 8.1-Standard mit herkömmlichen RJ-45-Steckern und Abwärtskompatibilität bis CAT 5 relevant.

Damit derart hohe Datenraten wie bei CAT 8 überhaupt möglich sind, ist es wichtig, dass die Signalübertragung absolut frei von Störeinflüssen jeglicher Art ist. Das umfasst auch die Stecker. Der höhere Abschirmungsaufwand und die damit verbundene höhere Signalreinheit kommt bei Audio dem DAC zugute, der die diffizile Aufgabe hat, die schnellen Spannungswechsel zwischen 0 und 1 mit perfektem Timing (sprich: mit geringstmöglichem Jitter) zu entschlüsseln und analog zu wandeln.

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Die Stecker müssen bei CAT-8-Kabeln ebenfalls sehr gut abgeschirmt sein (Foto: F. Borowski)

Das QED Reference Ethernet Kabel

Sie ahnen vielleicht schon, was der Hauptaspekt bei QEDs neuem Netzwerkkabel für Audio-Anwendungen ist. Das QED Reference erfüllt die CAT-8.1-Norm. Nicht, um damit gigantische Datenmengen hin und her zu schaufeln, sondern um Audio-Datenströme so gut wie möglich beschützt vor Störeinflüssen zum Streamer und DAC zu transportieren.

Zu den Konstruktionsmerkmalen des QED Reference gehören unter anderem der Einsatz von 99.999% reinem OFC-Kupfer, vergoldete, 360° abgeschirmte Stecker mit Zinkdruckgusskörper von Telegärtner und ein perlweißer Mantel. Eine Besonderheit, die nur bei QED-Kabeln zu finden sein soll, ist die Einbeziehung eines zusätzlichen ferritimprägnierten Innenmantels, der die Signale von externen hochfrequenten Störungen abschirmen soll, die zu einem Verlust der Signalbandbreite beitragen können. Jedes verdrillte Adernpaar ist einzeln abgeschirmt und geometrisch in eine dichte Aluminiummylarhülle eingebettet. Dies trage weiter zur Beseitigung von Übersprechen innerhalb des Kabels bei und erhalte die vom CAT 8-Standard geforderte enge charakteristische Impedanz von 100 Ohm aufrecht – so die Erklärung von QED.

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Der Kabelaufbau im Detail. Die Ferrit-Abschirmung soll exklusiv beim QED Reference zu finden sein (Rendering: QED)
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Der Aufbau des Steckers (Foto: QED)
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Der Hersteller gibt außerdem an, dass das Reference Ethernet die CAT-8.1-Spezifikationen nicht nur einhalte, sondern klar übertreffen soll. Und zwar messtechnisch belegbar.

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Die Messung erfolgte mit einem ACR Fluke DSX 8000 CAT 8 Cable Analyzer (Screenshot: F. Borowski)

Dazu kam folgendes Statement aus der Entwicklungsabteilung von QED: „Das Verhältnis von Dämpfung zu Übersprechen (Attenuation-to-Crosstalk Ratio – ACR) gibt an, wie viel stärker das gedämpfte Signal als das Übersprechen am Ziel (Empfangsende) einer Datenübertragung ist. Die ACR-Zahl muss mindestens einige Dezibel betragen, damit die Leistung stimmt. Wenn der ACR-Wert nicht groß genug ist, treten häufig Fehler auf. Aufgrund des einzigartigen Ferritmantels (der bei keinem anderen Hersteller erhältlich ist) weist das QED Reference Ethernet einen ACR-Wert auf, der bis zu 25 dB besser ist als die Anforderungen der CAT 8-Norm.“

In einem technischen Whitepaper zeigt und erläutert QED außerdem weitere Messparameter des Reference. Das Motto hier lautet: Was gut für hohe Datenraten ist, ist auch gut für den DAC. Doch anstatt mit sehr aufwändig „handgeflochtenen“ Konstruktionen mit Reinsilberleitern zu arbeiten, zielt QED beim Reference mittels zusätzlicher Schirmung auf Übererfüllung des CAT-8-Standards ab. Damit ist das Reference als Spezialanfertigung zwar teurer als handelsübliche (noch recht seltene) CAT-8-Kabel, aber gleichzeitig erheblich günstiger, als hoch-spezialisierte Anfertigungen, wie sie bei diversen anderen Anbietern zu finden sind. Der Grundpreis des QED Reference liegt bei 199 Euro für 1 Meter. Das klingt schon ganz anders als beispielsweise die 1.399 Euro für ein Audioquest Diamond in 0,75 m Länge.

Fragt sich nur, ob sich das klanglich wirklich auszahlt…

Das QED Reference im Hörtest

Auf die Idee, dass Kabel nach CAT 8 wegen ihrer aufwändigen Abschirmungen auch für Audio-Streaming Vorteile bringen müssten, bin ich selbst auch schon gekommen. Darum ist es kein Zufall, dass ich ein paar Kabel dieser Spezifikation im System einsetze. Bei Amazon findet sich ein solches 8.1-Kabel von einem Hersteller Namens Primewire für gerade einmal 12,85 Euro pro (fertig konfektioniertem) Meter. Damit habe ich gegenüber herkömmlichen CAT-6- und CAT-7-Kabeln eine merkliche Klangsteigerung festgestellt. Ob das QED Reference das noch toppen kann?

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Test hinter dem Melco S100 Switch (schwarzes gerät oben links). Getestet wurde mit verschiedenen Streamern (Foto: F. Borowski)

Meine ersten Hörvergleiche des QED gegen das Primewire waren relativ ernüchternd. Unterschiede waren kaum auszumachen und wenn überhaupt zu gering, um einen eindeutigen Vorteil für das QED erkennen zu können. Allerdings fand dieser erste Hörvergleich hinter dem Melco S100 Switch (Testbericht) mit Verbindung zum Trinnov Amethyst (Test) und alternativ zum kürzlich getesteten Cambridge Audio AXN 10 als Streamer statt. Der Melco-Switch hat in meiner Hauptanlage eine substanzielle Klangverbesserung beim Streaming gebracht. Und er verringert den Einfluss der nachgeschalteten LAN-Kabel zu einem nicht unerheblichen Teil.

Also neuer Versuch. Diesmal in meiner Desktop-Kette. Hier habe ich den HiFi Rose RS520 (Test) aufgebaut, mit den Wilson Audio TuneTot (Test) verbunden und mit einem 1 m langen Primewire LAN-Kabel direkt am Router (FritzBox) angeschlossen. Der Austausch des Primewire gegen das QED Reference (welches mir nur in 5 m Länge vorlag) war auch hier nicht riesig, aber diesmal eindeutig nachzuvollziehen – klar zugunsten des QED. Mit den üblichen Auswirkungen bei Verbesserungen in der digitalen Domäne: Weniger Nervosität, entspanntere und feinere Darstellung aller Bereiche mit höherer Kohärenz. Mit dem QED wirkte das Geschehen stets eine Spur glaubhafter und besser organisiert.

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Im Vergleich zu LAN-Kabeln nach älteren Standards sind CAT-8-Kabel relativ dick (Foto: F. Borowski)

Und das, obwohl das QED-Testkabel fünfmal länger als das 1-Meter Primewire ist. Womöglich ist nicht nur der in meiner Desktop-Kette fehlende Melco-Switch für das komplett andere Ergebnis verantwortlich. Hinter dem Schreibtisch tummeln sich massenhaft Datenkabel, Stromverbindungen und Signalleitungen aller Art, sowie diverse Steckernetzteile. Der EM-Störnebel in unmittelbarer Nähe dürfte hier deutlich intensiver sein als in dem abgeschiedeneren und sorgfältig behüteten Reservat meiner Hauptanlage. Die besonderen Abschirmungsmaßnahmen des QED zahlen sich also offenbar aus.

Fazit – Quod Erat Demonstrandum

Endgültige Antworten auf ewig bohrende Kabelfragen liefert auch das QED Reference Ethernetkabel nicht. In einem besonders störgefährdeten Umfeld und ohne einen hervorragenden Audio-Switch wie den Melco S100 konnte sich das QED von herkömmlichen CAT-8-Kabeln und erst recht von einfacheren LAN-Kabeln aber klar absetzen. Die möglichen Klangsteigerungen sind nicht vergleichbar mit dem Tausch der Lautsprecher oder des Verstärkers, aber für den anspruchsvollen Hörer mit einer bereits sehr hochwertigen Kette absolut relevant.

Der geforderte Preis von 199 Euro, sowie die Aufpreise für weitere Meter (maximal 5 m für 269 Euro) sind absolut fair und im Vergleich mit manch abgedrifteten Ultra-High-End-Kabeln sogar als echtes Schnäppchen anzusehen. Sicher ist das QED Reference nicht das aufwändigste Ethernetkabel für Audio. Aber auf jeden Fall eines, das zu rechtfertigen ist: Vor dem eigenen Gewissen und auch vor der hausinternen Finanzaufsicht.

QED
REFERENCE ETHERNET
2023/03
Test-Ergebnis: 4,3
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Merkliche Klangsteigerungen möglich
Solide Konstruktion aber nicht zu steif
Effiziente Schirmung
Gerechtfertigter Preis

Vertrieb:
IDC Klaassen International Distribution & Consulting oHG
Am Brambusch 22 · 44536 Lünen
https://idc-klaassen.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
QED Reference Ethernet:
199 Euro / 1 m
219 Euro / 2 m
249 Euro / 3 m
269 Euro / 5 m

Technische Daten

QED Reference Ethernet
Konzept:Ethernet-Kabel
Durchmesser:9 mm
Stecker:RJ45 Telegärtner Profinet CAT 8
Leiterdurchmesser:0,25 mm²
Impedanz:
100 Ohm
Maximale Datenrate:
 40 Gb/s
Besonderheit:entwickelt für Audioübertragungen bis zu 32 Bit/384 kHz oder DSD512
Preise:
1 m = 199 Euro, 2 m = 219 Euro, 3 m = 249 Euro und 5 m = 269 Euro
Alle technischen Daten
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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.