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Startbild Cambridge AXN10
Cambridge Audio untermauert mit den Streaming-DACs AXN10 (599€) und MXN10 (499€) erneut seine Kompetenz für preisgünstiges und gut klingendes HiFi (Montage: F. Borowski)

Test Cambridge AXN10: Vernunft-Streamer für Auf- und Nachrüster

Für Musikfreunde, die in die Welt des Streamings eintreten wollen, stellt sich oft die Frage: Soll ich einen neuen Streamingverstärker kaufen? Doch das muss nicht unbedingt sein. Wer bereits über eine gute HiFi-Anlage verfügt, kann auch kostengünstig mit einem Streaming- oder Netzwerkplayer nachrüsten. Cambridge Audio hat dafür mit dem AXN10 und MXN10 zwei preiswerte Rundum-Glücklich-Lösungen im Angebot. LowBeats hat den größeren Cambridge Audio AXN10 ausprobiert und angehört. 

Der Weg zum Streaming-Musikspaß

Schallplatte, Tonband, Kompaktkassette, CD. Es gab weitere, aber das sind die vier wichtigsten Tonträger seit der industriellen Revolution. Mit fortschreitender Digitalisierung und immer günstiger werdendem Speicherplatz ist die Notwendigkeit für physische Datenträger, die selten mehr als 90 Minuten Musik fassen konnten, drastisch zurück gegangen. Massenspeicher wie Festplatten und SSDs können zig-tausende von Musikalben in digitaler Form auf kleinstem Raum zur Wiedergabe bereithalten.

Eigentlich ein paradiesischer Zustand. Doch Musik zu kaufen und lokal zu speichern ist auch schon wieder ein Auslaufmodell. Online-Streaming ist angesagt. Zwar sträuben sich viele noch vor dem Gedanken, die Musik nicht mehr im eigenen „Besitz“ zu haben und im schlimmsten Fall bei einem Internet-Ausfall, oder wenn die Abo-Gebühren nicht mehr geleistet werden, gar keine Musik mehr hören zu können. Aber die Praxis zeigt, dass die Vorteile des Online-Streaming (nicht nur bei Musik) enorm sind. Schließlich hat man damit praktisch Zugriff auf Abermillionen von Titeln. Da spielt es auch kaum eine Rolle, wenn der Musikdienst der Wahl den einen oder anderen Interpreten wegen exklusiver Verträge vielleicht nicht bieten kann.

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Cambridge Audio AXN10 (unteres Gerät): Streaming ist damit so einfach, wie das gute alte Dampfradio (Foto: Cambridge Audio)

Auch klangtechnisch gibt es kaum noch einen Grund, auf Online-Streaming zu verzichten. Dank hoher Internet-Bandbreiten und Diensten wie Qobuz, die Streaming nicht unter CD-Qualität bieten, und kombiniert mit ausgereiften Streaming-Playern und DACs, müssen selbst ausgemachte High-Ender nicht darben.

Die eigene digitale Musiksammlung muss deswegen natürlich nicht ins virtuelle Nirvana geschickt werden. Praktisch jeder moderne Netzwerkplayer kann Musik online und von lokalen Datenspeichern wiedergeben. Dank einer ziemlich rasanten Entwicklung in den vergangenen 15 Jahren sind sie zudem heute beinahe alle so einfach anzuschließen und zu installieren wie analoge HiFi-Komponenten.

Genau um solche Geräte handelt es sich bei den neuen Netzwerkplayern AXN10 und MXM10 von Cambridge Audio. Die können so ziemlich alles auf diesem Gebiet, kosten nicht die Welt und lassen sich an jede vorhandene Anlage anschließen. In 10 Minuten sind sie damit in der Streamingwelt angekommen.

Cambridge AXN10 vorgestellt

Gleich vorweg: Ich nannte oben zwei Modelle. AXN10 und MXN10 sind technisch absolut identisch. Der einzige Unterschied meines Testmodells AXN10 ist, dass er ein großes Gehäuse im 43-cm-Format hat, das sich ideal mit den anderen Komponenten der Cambridge AX-Serie, wie den Verstärkern AXA25 und AXA35, oder ähnlichen HiFi-Geräten kombinieren bzw. stapeln lässt. Wer das nicht braucht und lieber ein kompakteres Gerät wünscht, greift zum MXN10 und spart damit 100 Euro.

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Der AXN10 (Mitte) ist absichtlich überdimensioniert, um optisch mit den restlichen Geräten der AX-Serie zu harmonieren (Foto: Cambridge Audio)
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Der kompaktere MXN10 ist technisch identisch und spart gegenüber dem AXN10 100 Euro (Foto: Cambridge Audio)
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Cambridge Audio ist bekannt dafür, Komponenten mit einem besonders guten Preis/Leistungsverhältnis anzubieten. Und so wurde ich auch bei der Vorstellung des AXN10/MXN10 darauf hingewiesen, dass es hier besonders viel Klang und Funktionsumfang fürs Geld geben soll. Um herauszufinden, ob das stimmt, müssen wir uns den AXN10 erst mal etwas näher ansehen…

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Streaming-DAC im HiFi-Format. Der AXN10 passt ideal zur restlichen AX-Serie von Cambridge (Foto: Cambridge Audio)

Auf der Alu-Frontplatte in „Lunar Grey“ finden sich lediglich ein Standby-Switch und vier Tasten für die freie Belegung mit Internet-Radiostationen. Ein Display, wie es beispielsweise im 1.000 Euro teuren Audio Streamer CXN (V2) integriert ist, wurde hier eingespart. Visuelle Informationen gibt es ausschließlich über die zugehörige StreamMagic-App für iOS und Android. Auch ein frontseitiger USB-Anschluss für Festplatten/Sticks fehlt hier, was ich aber für keinen Verlust halte. USB-Anschlüsse an der Front werden relativ selten benötigt und sind der Optik nicht besonders zuträglich. An der Rückseite können aber auch beim AXN10 Massenspeicher per USB angeschlossen werden.

Der große schwarze Deckel hat keine Lüftungsschlitze – aus gutem Grund, siehe weiter unten im Praxisteil. Meiner Meinung nach hätte Cambridge dem Deckel gerne für ein paar Cent extra innen eine Bedämpfung aufkleben können. Beim Klopftest klingt er etwas zu blechern. An der Unterseite hat der AXN10 Cambridge-typisch zwei Standfüße am hinteren Ende und eine breite Auflagefläche zur Frontseite. 

Der Blick auf die Rückseite des AXN10 verrät schon etwas mehr über seine Fähigkeiten. Zwei Antennenanschlüsse für die mitgelieferten Stummelantennen dienen zum Empfang von WLAN und Bluetooth. Per Ethernet kann die Netzwerkverbindung auch drahtgebunden hergestellt werden. Daneben ist die schon erwähnte USB-Buchse für Speichergeräte, dann eine Servicebuchse und zwei S/PDIF Digitalausgänge optisch und elektrisch.

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Annähernd maßstabsgetreu: Der AXN10 im Vergleich zum kompakten MXN10 (Fotos: Cambridge Audio, Montage: F. Borowski))

Die Anwesenheit der beiden Cinch-Buchsen weiter links mit der Beschriftung „Line Output“ verrät zweierlei: Erstens, dass der AXN10 einen DAC an Bord hat, zweitens, dass er keine Lautstärkeregelung hat. Er wurde konstruiert, um an analoge Vollverstärker/Vorverstärker, oder auch an Amps mit eigebautem DAC angeschlossen zu werden. Die Verbindung mit Aktivlautsprechern ist ebenfalls möglich, aber die müssen über eine eigene Lautstärkeregelung verfügen.

Bleibt noch der obligatorische Griff zum Schraubendreher für den Blick unter die Haube. Hier begrüßt mich erst mal die große Leere. Die Platine mit der Elektronik nimmt weniger als ein Viertel des verfügbaren Raums ein. Kein Wunder, dass der AXN10 beim Draufklopfen wie eine Trommel klingt. Aber gemach. Die schiere Größe der Elektronik oder die Anzahl der Bauteile sagt auch hier nichts über die Qualitäten des Streamers aus. Das bemisst sich auch nicht in Kilogramm, von denen er 3,3 auf die Waage bringt.

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Die gesamte Elektronik nimmt weniger als ein Viertel des Gehäusevolumens des AXN10 in Anspruch (Foto: F. Borowski)
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Das Herz des AXN10 mit dem StreamMagic-Modul in der Mitte (Foto: F. Borowski)
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Rechts die Platine des AXN10 im Vergleich mit dem Cambridge Audio EVO 150. Selbe Streaming-Engine, aber die Schaltungen unterscheiden sich deutlich (Fotos und Montage: F. Borowski)
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Ein vergleichender Blick in das Innenleben des hier getesteten Cambridge EVO 150 zeigt, dass im AXN10 der gleiche „StreamMagic“ SoC (System on Chip) steckt. Der Rest der Hauptplatine ist aber keineswegs gleich.

Die Konkurrenz

Im Umfeld der von mir getesteten Streamer fallen mir spontan zwei ähnliche Geräte ein: Der Argon Audio Solo und der iFi Audio ZEN Stream. Mit aktuellen Preisen von 249 (Solo) und 449 Euro (ZEN) sind beide Kontrahenten nochmals spürbar bis erheblich günstiger. Da ist ein genauerer Blick auf die Ausstattungsliste erforderlich. Hier eine Gegenüberstellung der Drei:

Cambridge MXN/AXN10Argon SOLOiFi ZEN Stream
Preis in Euro499/599249449
ArtStreamer mit DACStreamer mit DACStreamer (kein DAC)
Displayneinneinnein
Fernbedienungneinneinnein
Tasten am GerätPower, 4x SchnellstartneinPower, Hotspot-Button
Netzteilinternextern, USB-Powerextern, 9-15V
Control-AppStreamMagicneinStream-iFi
NetzwerkLAN/WLANWLANLAN/WLAN
Bluetoothjajanein
Roon Readyjajaja
Spotify Connectjajaja
Tidal Connectjaneinja
Dienste In-AppQobuz, Deezersiehe iFi-Webseite 
AirPlayjajaja
Chromecastjajanein (angekündigt)
DLNA/UPnPjaneinja
USB-Medienjaneinja
EingängeWLAN/LAN, USB-MediaWLANWLAN/LAN, USB-Media
Digitalausgänge2x S/PDIF2x S/PDIFUSB-Audio, S/PDIF
Analogausgänge1x Stereo Cinch1x Stereo Cinchkeine
DAC-ChipSabre ES9033QSabre ES9018 (kein DAC)
PCM/DSD768kHz/DSD512192kHz/ –386kHz/DSD256
MQAneinneinja

Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bei genauem Studium der Ausstattung/Features wird deutlich, dass Streaming-Geräte dieser Art praktisch nie 1:1 vergleichbar sind. So bietet beispielsweise der ZEN Stream insgesamt die high-endigsten Features wie Exklusiv-Modi z. B. für Roon, hat aber keinen DAC eingebaut und unterstützt kein direktes Streaming per Bluetooth. Der Argon wiederum kann nur per WLAN mit dem Netzwerk verbunden werden, bietet keine Control-App und kann dem DAC des AXN10 bei Weitem nicht das Wasser reichen. Dafür ist er mit Abstand am günstigsten.

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Argon Audio Solo (oben links) und iFi ZEN Stream (oben rechts) im Vergleich der Anschlüsse (Foto: F. Borowski)

Der Cambridge hebt sich mit seinen wirklich nützlichen Preset-Tasten, hochwertigem DAC und seiner ausgereiften und auch mit anderen Cambridge-Komponenten nutzbaren App hervor. Seine Ausstattung bildet aus meiner Sicht das beste Rundum-Glücklich-Paket. Und auch in der Praxis schlägt er sich überzeugend gut…

Der Cambridge AXN10 im musikalischen Alltag

Audio-Streaming ist seit seinen Anfangstagen etwa Mitte der 2000er Jahre einen weiten Weg gegangen, was die Praxistauglichkeit angeht. Frühe Streamer erforderten oft eine ordentliche Portion Fachwissen in den Bereichen Computer- und Netzwerktechnik, um die Dinger überhaupt zum Laufen zu bringen. Störungen der Wiedergabe waren an der Tagesordnung und erforderten oft zeitraubendes „Debugging“. Auch Komfort-Eigenschaften, wie lückenlose Wiedergabe von Titeln, die ineinander übergehen (Gapless), waren lange ein Thema und sind es teilweise sogar heute noch. – Cambridge unterstützt Gapless Playback.

Doch es hat sich viel getan. Das „schwierigste“ am Cambridge AXN10 ist noch, ihn im heimischen WLAN anzumelden. Die App StreamMagic führt aber auch Laien sehr gut durch diesen (kurzen) Prozess. Per LAN-Kabel ist gar keine weitere Einrichtung erforderlich, sofern das standardmäßige DHCP-Protokoll im Netzwerk genutzt wird.

Ist die winzige Hürde der Netzwerkverbindung, die Verkabelung mit den anderen Komponenten der Wiedergabekette genommen und die selbsterklärende Grundeinrichtung beispielsweise des eigenen Musikdienstes in der StreamMagic-App erledigt, verhält sich der AXN10 absolut vorbildlich und komfortabel.

Das beginnt schon mit seinem Energiebedarf. Im Standby-Modus mit Netzwerkbereitschaft benötigt der AXN10 gerade einmal 2,6 Watt (WLAN) bzw. 2,4 W (LAN). Wer besonders sparsam sein will, kann auch einen Eco-Standby mit 0,4 W aktivieren. Dann kann der AXN10 aber nicht mit der App aufgeweckt werden, sondern nur über die Taste am Gerät. Die 2,6 W im Netzwerkstandby sind im Konkurrenzvergleich sehr gut. Die meisten mir bekannten Streamer genehmigen sich zwischen etwa 6 und 10 W, was für diesen Modus aber noch EU-Konform ist. Nur der Netzwerk-Receiver Technics SA-C600 (Testbericht) ist mit etwa 1,5 W noch genügsamer als der AXN10.

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On/Standby: Der AXN10 überzeugt mit einem sehr geringen Stromverbrauch (Foto: F. Borowski)

Das gleicht der Cambridge aber wieder aus, denn eingeschaltet und Musik spielend genehmigt er sich auch nicht mehr als 3 Watt. – Da wird die ebenfalls vorhandene und zeitlich einstellbare automatische Abschaltfunktion bei Inaktivität fast schon überflüssig. Kein Wunder, dass der AXN10 im Betrieb nicht warm wird und keine Lüftungsschlitze benötigt.

Auch toll: Der Cambridge merkt sich die zuletzt gespielte Quelle und startet diese automatisch, wenn das Gerät wieder in Betrieb genommen wird. Zumindest bei Internetradio klappt das hervorragend. Bei Playlists aus Streamingdiensten hängt das auch von anderen Faktoren ab. 

Ein kurzer Druck auf die On/Standby-Taste im Vorbeigehen und drei Sekunden später spielt der zuletzt gehörte Sender. Auch das Umschalten auf eine andere Web-Station über die Preset-Tasten geht sehr flott. Meistens dauert es nicht länger als eine Sekunde, bis die neu gewählte Station erklingt. 

Auch die Control-App macht einen sehr guten und übersichtlichen Eindruck. Übrigens arbeiten bei Cambridge rund ein Dutzend Programmierer. So eine große eigene Software-Abteilung leisten sich nur wenige Mitbewerber. Nicht selten wird die App-Programmierung auch einfach bei externen Dienstleistern in Auftrag gegeben, wodurch die Kontrolle über die App und die Reaktionsfähigkeit für Änderungen und Bug-Beseitigung entsprechend langsamer vonstattengeht. Kurzum: Die StreamMagic-App ist vielleicht nicht perfekt, aber sie gehört zu den ausgereiftesten ihrer Art.

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StreamMagic-App 2023_01
Die StreamMagic-App funktioniert mit allen netzwerkfähigen Cambridge-Komponenten (Screenshot: F. Borowski)
StreamMagic-App 2023_02 Die App gibt Hilfestellung bei der Verbindung mit dem heimischen WLAN (Screenshot: F. Borowski)[/caption]
StreamMagic-App 2023_03 WLAN-Verbindung, Step-by-Step (Screenshot: F. Borowski)[/caption]
StreamMagic-App 2023_05
Firmware-Update in progress… (Screenshot: F. Borowski)
StreamMagic-App 2023_06
Umschaltung von Netzwerk- auf ECO-Standby (Screenshot: F. Borowski)
StreamMagic-App 2023_07
Übersicht der Geräteeinstellungen (Screenshot: F. Borowski)
StreamMagic-App 2023_12
Nicht genutzte Quellen können deaktiviert werden, damit sie nicht auf der Startseite angezeigt werden (Screenshot: F. Borowski)
StreamMagic-App 2023_13
Die ganze Welt des Internet-Radios (Screenshot: F. Borowski)
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Belegung der Presets. Die ersten Vier sind über die Tasten am Gerät aufrufbar (Screenshot: F. Borowski)
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Zugriff auf Dienste, Server und USB-Medien (Screenshot: F. Borowski)
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Wer Spotify oder Tidal abonniert hat, kann die „Connect“-Funktionalität nutzen. Das heißt, man verwendet einfach die jeweilige App des Streamingdienstes und wählt den AXN10 als Ausgabegerät aus. Bei Qobuz, die bis jetzt noch kein Connect-Feature bieten, muss man sich in der StreamMagic-App anmelden und kann den Dienst (mit etwas eingeschränktem Komfort gegenüber der Original-Qobuz-App) dort verwenden. Roon-Nutzer wissen was zu tun ist: Einfach in den Audio-Settings der Roon-App den AXN10 aktivieren und los geht’s.

Noch erwähnenswert: Zwar nutze ich in aller Regel lieber LAN als WLAN, aber ich habe den AXN10 auch lange drahtlos genutzt hatte und dabei nicht einen einzigen Aussetzer oder Schluckauf zu beklagen. Die Wiedergabe war stets absolut stabil. Das einzig Störende dabei sind für mich die hinten anzuschraubenden Stummelantennen. Argon Audio hat das beim Solo mit innenliegenden Antennen schöner gelöst, doch wegen des Metallgehäuses und dessen Abschirmung wäre das beim Cambridge mit deutlich höherem Aufwand verbunden gewesen. Meine Lösung: Die Antennen einfach quer hinter das Gerät drehen. Zumindest in meinem Netzwerk hatte das keine Empfangsbeeinträchtigung zur Folge.

Und klingt er auch gut?

Für den Hörtest wechselte ich dann aber doch lieber auf LAN-Verbindung über den Melco-Switch in meiner Referenzkette. Einen „Umschalter“ von WLAN auf LAN gibt es nicht. Wird ein LAN-Kabel verbunden, so hat das Priorität und wird nach einem Neustart des AXN10 über die App automatisch eingestellt. Ethernet-Kabelverbindung liefert nicht nur maximale Netzwerk-Stabilität, sondern klingt in aller Regel auch besser als WLAN, mit mehr Ruhe und Kohäsion im Klangbild.

Wie üblich habe ich auch den AXN10 in verschiedenen Konstellationen und sowohl über Digitalausgang als auch mit seinem internen DAC über Analogausgang gehört. Als Verstärker dienten mir die T+A Endstufe A 200 (Test) und der Vollverstärker I-580 von Aavik (Test). Am digitalen Ausgang nutzte ich den kürzlich getesteten SPL Diamond als DAC (Test).

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Getestet wurde in verschiedenen Umgebungen. Sowohl über LAN, WLAN, als auch Bluetooth war der Betrieb stets absolut zuverlässig (Foto: F. Borowski)

Der Vergleich mit dem iFi Stream, der keinen eigenen Wandler hat,  fand ausschließlich unter Benutzung des SPL Diamond als DAC statt. Gegen den Argon Solo habe ich den AXN10 via Analogausgang am Aavik I-580 gehört.

Was ich hier in ein paar Sätzen zusammenfasse, waren real ziemlich zeitaufwändige Hörvergleiche mit teils stundenlangen Sessions. Dabei ging es nicht immer nur um den schnellen Wechsel zwischen den Produkten, denn die in solchen A/B-Wechseln wahrnehmbaren Unterschiede waren hier, wie zu erwarten, vergleichsweise gering. Zumindest in dem Sinne, dass es hier keine dramatischen tonalen Unterschiede gibt, wie beim Wechsel zwischen verschiedenen Lautsprechern. Bei längeren Hörpassagen mit jeweils nur einem Gerät und dann einem Wechsel trennt sich aber die Spreu vom Weizen.

Die Essenz aus diesen Hörvergleichen ist, dass der Cambridge seinen Preis auch in dieser Disziplin rechtfertigen kann, auch wenn es kein Doppelsieg wurde. Gegenüber dem Argon Solo überzeugt der Cambridge mit einer doch deutlich transparenteren und zugleich weniger nervösen Spielweise. Dieses Duell war relativ schnell zugunsten des AXN10 entschieden. Keine Frage: der Cambridge bietet das weitaus musikalischere Paket.

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Für den Hörtest über die Digitalausgänge des AXN10 kam der SPL Diamond als DAC zum Einsatz (Foto: F. Borowski)

Im Vergleich zum iFi lagen die Dingen nicht mehr so klar. Da der iFi Stream keinen eigenen DAC besitzt, musste hier allein die Streaming-Engine, also die rein digitale Ebene, die Entscheidung bringen. Beide Streamer via Coax-Digital an den 2.500 Euro teuren SPL DAC angeschlossen und mit Musik via Roon (der iFi im Roon Exklusiv-Modus), schien es anfangs so, als gäbe es hier einen Gleichstand. Doch der kleine und hoch spezialisierte iFi konnte sich am Ende mit etwas sanfteren und zugleich klareren Höhen, einer Spur mehr Schmelz in den Mitten und einer noch besser aufgeräumten Bühne einen leichten Vorteil erspielen. Kein Sieg mit fliegenden Fahnen, sondern eher die berühmte Nasenlänge voraus.

Fazit Cambridge Audio AXN10

Klang, Anschlussmöglichkeiten, Funktionsumfang, Bedienung, Komfort, Reaktionsgeschwindigkeit, Energieverbrauch… hier stimmt einfach alles. Cambridge Audio hat nicht zu viel versprochen. Der AXN10 steht mit seinem Preis/Leistungsverhältnis im derzeitigen Konkurrenzumfeld ganz ausgezeichnet da. Einer uneingeschränkten Empfehlung steht daher nichts im Wege.

Wer auf die Größe bzw. den Formfaktor des AXN10 im 43-cm-Gehäuse verzichten kann, spart mit dem kompakteren und technisch identischen MXN10 noch einmal 100 Euro. Der wäre ganz klar meine Wahl, aber es ist schon nett, dass Cambridge mit dem AXN10 eine optisch zu den anderen Komponenten der AX-Serie passende Variante anbietet.

Eine Extra-Lob verdient sich Cambridge für die Integration des gelungenen DAC, der nicht nur gut klingt, sondern auf lange Zeit höchste Anforderungen erfüllt. Nur MQA-Fans (und damit überwiegend Tidal-User) könnten hier Einwände haben. Zu einem Punktabzug führt die fehlende MQA-Unterstützung aber nicht, denn sie würde den Streamer wegen der fragwürdigen Lizenzpolitik nur teurer machen. – Alles richtig gemacht, Cambridge!

Cambridge Audio
AXN10
2023/03
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
gutes Klang/Preisverhältnis
einfaches Setup, ausgereifte Control-App
unterstützt viele Formate und Dienste, Roon Ready
Schnellzugriffstasten, geringer Stromverbrauch

Vertrieb:
Cambridge Audio Deutschland
Telefon: 0410 18099810
www.cambridgeaudio.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Cambridge AXN10: 599 Euro
Cambridge MXN10: 499 Euro

Technische Daten

CAMBRIDGE AUDIO AXN10
Konzept:Streamer/DAC
Wandler-Bestückung:ESS Tech Sabre ES9033Q
Eingänge:WLAN/LAN, USB-Media
Ausgänge:Digital: 2x S/PDIF, Analog-Cinch
App / Fernbedienung:für iOS und Android / nein
Besonderheiten:Preset-Tasten
Farben:
Lunar Grey
Abmessungen (B x H x T):43 x 7,5 x 30,5 cm
Gewicht:3,3 Kilogramm
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test SPL Diamond: grandiose Wandler-Vorstufe mit 120-V-Technik
Test Argon Audio SOLO Streaming-Player – super praktisch, günstig und Roon Ready

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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.