de
Quad Artera Play+ Aufmacher2
Der Quad Artera Play+ ist ein kluges Nischenprodukt: Er ist Vorstufe, DAC und CD-Player. Ein Tausendsassa für faire 1.500 Euro (Foto: H. Biermann)

Test Quad Altera Play+: CD-Player, DAC und Vorstufe in einem

Brauchen wir noch einen CD-Player? Nicht wirklich. Aber da stehen noch so viele Silberscheiben im Regal. Quad gelingt die ideale Lösung: Der Quad Artera Play+ ist Vorstufe plus klassischem CD-Player plus modernem Wandler. Das alles für bescheidenes Geld. Fehlkauf ausgeschlossen.

Manche sammeln Briefmarken, andere britische HiFi-Manufakturen. Zum Beispiel die Gebrüder Chang. Sie haben schon mächtig gesammelt und passenderweise den Sitz ihrer International Audio Group (IAG) im Hotspot des britischen HiFis angesiedelt – in Huntingdon. Das ist ein kleines, liebenswertes Örtchen nördlich von London. Die Changs hingegen stammen aus Taiwan. In ihren Taschen steckt viel Geld. Bei Shenzhen in China haben sie einen großen Fertigungskomplex gebaut. 1.500 Menschen arbeiten hier. Da wird für viele ihrer Marken geschraubt, gelötet, verpackt…

Trotzdem bleibt der Think Tank in England. Hier sitzen die Strategen, die Entwickler, die Ohren. Genau jetzt wäre der ideale Moment gekommen, sich entspannt auf sein Sofa zu setzen und die Namen der Brands der International Audio Group an sich vorüber ziehen zu lassen: Audiolab, Mission, Quad, Wharfedale, Castle, Hill. Hinzu kommen weitere große Namen aus aller Herren Länder: Luxman, Axiom, Lumen, Sunfire, Mag-Lev und so weiter. Das werden alles in allem gut 25 namhafte Firmen sein. Im HiFi ist die IAG eine der größten Nummern. Neid ist mir fremd. Doch hier glitzert er auf: Wie wundervoll muss das Leben sein, wenn man sich als Besitzer all dieser Marken wähnen darf? Mehr noch: Die Marken wurden nach und nach perfekt auf den globalen Markt eingestellt.

Zoomen wir heran und fixieren wir uns auf einen Namen – Quad. Die Marke hatte lange Zeit ein Hoheitsgebiet erobert. Legendär die kleinen Verstärker und die elektrostatischen Flächenstrahler. Vor allem die ESL 57 und ESL 63 (aus dem Jahre 1957 und 1963) sahen aus wie Heizstrahler. Perfekt in der Wiedergabe der Mitten. Aber halt eine etwas seltsame Erscheinung im Wohnraum. Heute werden diese Schallwandler gesammelt und teuer gehandelt. Oldtimer des HiFi. In Deutschland kümmert sich die Firma Quad Musikwiedergabe um die Restaurierung, ja sogar um Neu-Aufbauten der alten Schätze.

Quad ESL 57
Einer jener bezaubernden ESL 57. Der elektrostatischer Lautsprecher ist schon über 60 Jahre alt (Foto: Quad Musikwiedergabe)

Das Konzept des Quad Artera Play+

Doch was macht das Quad der Gebrüder Chang? Es geht einen eigenen Weg: Die Komponenten entsprechen modernsten Anforderungen, werden aber – umso schöner – nach alter Väter Sitte überwiegend diskret in analoger Technik aufgebaut. Aus dem aktuellen Katalog erscheint ein kleiner Quader besonders attraktiv: der Quad Artera Play+. Fast ein Quadrat im Rack (Abmessungen: 32,0 x 10.5 x 32,0 cm). Der Name trägt viele Subbotschaften. Unter anderem diese: Spiel mit mir. Und es gibt noch ein Plus als Zugabe. Was mag das sein?

Quad Artera Play+ CD-Einzug
Das Slot-In-Laufwerk auf der Front ist angenehm dezent (Foto: H. Biermann)

Es gibt im Quad Programm den Artera Pre, das ist eine Vorstufe im gleichen Format. Doch im Falle unseres Testgeräts residiert in der Mitte ein Schlitz, der die Silberscheiben einzieht – ein Slot-In-Laufwerk aus der Computertechnik. Deshalb heißt diese Modell-Variante Artera Play: eine Vorstufe mit CD-Player also.

Die Konzern-Schwester Audiolab hat diese ungewöhnlichen Kombi-Geräte schon lange im Portfolio (Audiolab 8300 CD, aktuell: 8300 CDQ). Da wird einiges Knowhow geflossen sein. Und auch die Sache mit dem „Plus“ wollen wir noch auflösen: Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ohne Plus hat der Quad Artera Play+ einen Bluetooth-Empfänger (aptX) eingebaut. Man kann also auch per Handy oder Rechner streamen.

Quad Artera Play+ Front
Aufgeräumte Front mit nur wenig Bedienelementen. Rechts ein Einschalter, hart links ein Display. Fast unsichtbar in der untersten Schicht: ein Kopfhöreranschluss und LEDs (Foto: Quad)

Was man nicht sofort auf der Front oder im Namen sieht: Der Quad Altera Play+ ist auch ein moderner DAC. Es ist aber „nur“ ein Wandler. Man kann nicht einfach ein NAS mit unseren Musikdaten anschließen. Es braucht als Vermittler also einen PC, einen Mac oder einen Streamer.

Bald gibt diesen Altera-Baustein auch als Quad Altera Solus mit integrierter Endstufe. Aber der ist bislang noch nicht auf dem Markt. Und so bescheiden wir uns in diesem Test mit der multifunktionellen Vorstufe Quad Altera Play+. Sie ist ja eigentlich auch den einen Tick moderner – wendet sie sich doch in erster Linie an die Besitzer von Aktiv-Lautsprechern. Es gibt zwar eine passende, externe Artera-Endstufe, aber ich unterstelle mal, dass sich diese Komponente in erster Linie an Menschen wendet, die möglichst wenig HiFi sehen wollen.

Der Blick auf die Rückseite erfreut. Der Quad bietet etliche, überwiegend digitale Anschluss-Möglichkeiten. Genug für alle Lebenslagen. Auffällig sind die symmetrischen (XLR) Ausgänge. Weil der Quad Altera Play+ wohl überwiegend mit Aktivboxen kombiniert wird, sind lange Kabelwege wahrscheinlich. Symmetrische Kabel haben – anders als ihre asymmetrischen Verwandten – den Vorteil, eingestreute Störungen auszulöschen. Da sind Längen auch jenseits der 10 Meter kein Problem.

Quad Artera Play+ Rear
Eingänge digital: 2 x optisch (Toslink), 2 x RCA, Eingänge analog: 2 x RCA. Ausgänge digital: 1 x optisch (Toslink), 1 x RCA, Ausgänge analog: 2 x RCA,  2 x Balanced XLR (Foto: Quad)

Wir machen es wie immer und schauen unter die Haube. Der Blick ins Innere steigert die Wonne. Der Play+ ist bis zum Rand vollgestopft. Ähnliche Kombi-Geräte der Konkurrenz sind meist überwiegend Luft-gefüllt. Hier jedoch das pralle Bauteile-Fest. Es liegt an der Haltung der Quad Macher: Integrierte Bauteile werden nur dann verwendet, wenn der Platz oder der Kostenrahmen nichts anderes zulassen. Und hier war wohl einiges möglich…

Quad Artera Play+ innen
Mittig vorn sitzt das CD-Laufwerk Der Ringkerntrafo ist recht groß und könnte auch einen mittleren Verstärker treiben. Er hat mehrere Abgriffe und versorgt damit die 4 verschiedenen Sektionen. Vorstufe, DAC, CD-Laufwerk, Kopfhörer-Amp (Foto: Quad)

Im Zentrum des Quad Altera Play+ sitzt das Slot-In-Laufwerk sowie ein massiver Ringkerntrafo. Den Rest des Platzes nehmen die Platinen ein. Die Kühlkörper auf der Seite sind ohne Funktion. Sie verweisen darauf, dass es auch noch einen Baureihenbruder mit eingebauten Endstufen gibt.

Ein ESS-Chip (ESS ES9018 32bit) löst bis 32 Bit auf, mit maximal 384 Kilohertz. Das ist fulminant. Die passenden Files sind noch längst nicht verfügbar. In der Zugabe gibt es auch DSD bis 256.

Der potente Wandler repräsentiert ja quasi die Moderne im Quad Altera Play+, der CD-Slot eine Art Rückblick. Und dieser Spannungsbogen umreißt so die Zielgruppe. Sie hütet einerseits etliche Files auf der Festplatte, hat aber andererseits hunderte an CDs im Schrank und will sich nicht trennen. Silberscheiben plus Mausklick. Das ist der Clou dieses Geräts – auch, wenn die CD ist angekratzt ist. Milliarden gibt es noch, aber die Ära der 16 Bit schreitet ihrem Ende zu.

Quad Artera Play+ Digitalboard
Links vom Laufwerk sitzt die Digitalsektion mit dem ESS ES9018. Der Wandler ist absolut zukunftsfähig (Foto: Quad)

So klingt der Play+

Wie also den Quad Artera einschätzen? Durch viel Musikhören. An einer möglichst guten Box. Wir hatten ja das Vergnügen, die unglaublich feingeistige ATC SCM 50 ASL für viele Wochen im Hörraum zu haben. Der Lautsprecher ist klanglich eine Sensation und da drängte sich der Hörtest daran geradezu auf – obwohl eigentlich aktive Kompakte wie die Dynaudio Excite 14A (siehe Kauftipp der Woche) und ihre Nachfolger oder Modelle aus der Nubert nuProX-RC Serie auch preislich besser passen würden.

Zuerst CD. Ute Lemper Sings Kurt Weill – das ist die ganz große Kunst des Songs im 20. Jahrhundert. Natürlich mit den Meisterwerken aus der Dreigroschen-Oper. Ganz fein liegt das Orchester unter der Singstimme. Schlechte Player wirken harsch, ein Klang wie mit dem Messer tranchiert. Das wollen wir nicht hören. Genau hier strebt der Quad auf die Gegenseite – das war warm, körperbetont, auf halben Weg zu einem Vinyl-Wandler. „Oh show us the Way to the next Whiskey-Bar“. In diesem Klang wollen wir baden.

Der Vergleich zu einem externen Laufwerk drängt sich auf. Wir hatten vor kurzen den CDT  8 Pro von NuPrime im Test. Der NuPrime Transport spielte (angeschlossen an dem internen Quad Wandler) noch etwas griffiger und präziser. Aber, das ist die wichtige Botschaft: es liegen keine Welten dazwischen.

Ute Lemper singt Kurt Weill Vol1 Cover
Große Stimme trifft große Musik. Lemper singt Weill (Cover: Amazon)

Klassik. Obwohl: Sind die Songs aus den 20er und 30er Jahren nicht auch schon Klassik? Also das Qobuz-Fenster in High-Res öffnen. Die holen wir uns über den USB-Port herbei. Wieder Ute Lemper, diesmal mit „Illusions“. Nicht das große Orchester, sondern der originale Klavierpart von Friedrich Hollaender.

Da kann einem weich werden in den Beinen. Was für eine Miniatur, was für ein großer Song. Super, wie der Quad das Klavier in den Raum stellte, dazu die Ruhe, die Singstimme. Wieder ein Festakt aus Präzision und Gefühl. Dieser Player/Wandler ist mehr als nur ein Computer am Anbeginn der Kette. Gemessen am CD-Durchgang ist dieses hier schon ein großer Schritt nach vorn: mehr Feinsinn, größere Lebendigkeit.

Wechseln wir zu Pop. Ganz frisch. Obwohl der Komponist auch einige Jahre tot ist. Franz Schubert, der Meister des Liedes. Sein „Ständchen“ in einer ganz anderen Interpretation. Jasmin Tabatabai Jagd auf Rehe. Die grandiose Stimme, dazu ein Jazz-Orchester. Stramm der Bass, ein Saxophon. Ich beginne zu schwelgen. Jeder Impuls ist genau da, wo er sein sollte. Seltsame Kombination, aber das geht tief ins Herz. „Sie versteh’n des Busens Sehnen“ – das trifft mit Eleganz und einem überragenden Mix. Super-Album. Aber auch ein ganz formidabler Abspieler.

Ich hatte ja den sehr ähnlichen Audiolab 8300 CD oben schon erwähnt. Er war ein jahrelanger Dauerläufer in der Redaktion und hatte Redaktions-intern viele Freunde. Der Quad Artera Play+ kann nicht nur einiges mehr, er klingt auch deutlich audiophiler, satter, schöner.

Fazit

Der CD-Player ist tot. Eigentlich. Aber diese schlaue Kombination aus Vorstufe plus offenem Wandler verleiht der Sache noch einmal Schwung. Der Quad Artera Play+ nimmt die CDs entgegen aber auch einen Stream von den Abo-Plattformen oder der NAS. Ein gelungener Spagat von 16 bis 32 Bit.

Aber dieses Kombi-Gerät verkörpert ja nicht nur hochklassiges HiFi – es ist auch äußerlich attraktiv. Eine angenehm kleine, hübsch gestaltete Audio-Zentrale, die sich auch in modern eingerichteten Wohnzimmern gut machen wird. Und es ist mit ihr, wie mit den meisten Komponenten aus dem IAG Kosmos: Ihr Preis wurde mehr als dezent getaktet.

Quad Altera Play+
2020/06
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Satt-transparenter, angenehm reifer Klang
Schlaue Kombination aus Vorstufe, DAC und CD-Player
XLR-Ausgang
Gute Preis-/Leistungs-Relation

Vertrieb:
IAD GmbH
Johann-Georg-Halske-Str.11
41352 Korschenbroich
Telefon: 02161 / 617830
www.audiolust.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Quad Altera Play+: 1.500 Euro

Mit- und Gegenspieler:

ATC SCM 50 ASL – High End aus dem Studio
NuPrime CDT 8 Pro – geniales CD-Laufwerk
Audiolab 8300 CD – Vorstufe mit CD-Laufwerk

Autor: Andreas Günther

Avatar-Foto
Der begeisterte Operngänger und Vinyl-Hörer ist so etwas wie die Allzweckwaffe von LowBeats. Er widmet sich allen Gerätearten, recherchiert aber fast noch lieber im Bereich hochwertiger Musikaufnahmen.