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SPL Phonitor x Aufmacher1
Der SPL Phonitor x ist einer der außergewöhnlichsten Kopfhörer-Verstärker am Markt. Sein Basispreis liegt bei 2.099 Euro (Foto: C. Dick)

Test SPL Phonitor x – Kopfhörerverstärker mit 3D-Klang

Ist räumliches Hören auch mit Kopfhörern möglich? „Eigentlich nicht“, sagt die erlebte Realität von Millionen von Kopfhörer-Nutzern. „Doch, doch“, entgegnen die Entwickler von SPL, die schon vor vielen Jahren eine spezielle Schaltung entwarfen, um genau das zu erreichen: dem Kopfhörerklang eine Illusion von 3D-Klang zu verpassen. Die Profis von SPL beweisen schon seit fast 35 Jahren ein kreatives Händchen im Studiobereich und bedienen mit ihren exzellenten Geräten längst auch ein audiophiles Highend-Publikum – dafür stehen die Slogans „Professional Fidelity“ und „Mastering Grade Listening“. Will heißen: Anspruchsvolle Musikfans dürfen bei SPL das Beste aus zwei Welten erwarten. Zu der Professional-Fidelity-Familie zählen die LowBeats Referenzvorstufe Director (mit eingebautem DAC, 2899 Euro), der extrem dynamische Phonos (ein Phono-Pre-Amp für 1.799 Euro), der kraftvolle Performer s800 (eine Stereo-Endstufe für 2.999 Euro) und nicht zuletzt und der SPL Phonitor x – ein in vielen Belangen außergewöhnlicher Kopfhörerverstärker für 2.099 Euro, den es für 300 Euro Aufpreis sogar mit eingebautem DAC gibt.

Dieser SPL Phonitor x nimmt für sich nochmals eine Doppelrolle ein – als Kopfhörer-Verstärker und als Pre-Amp. Und das mit der herausragenden, hauseigenen Technologie: „VOLTAiR“ setzt auf eine hohe Betriebsspannung der Operationsverstärker – nämlich von 120 Volt, wo andernorts 30 Volt genügen sollen. Im HiFi ist die intern hohe Betriebsspannung selten. Bekanntestes Beispiel: T+A setzt dieses Konzept bei seiner „großen“ Hochvolt-Serie um. Ziel ist es, hier wie dort eine möglichst hohe Dynamikreserve zu bekommen, den Rauschabstand selbst bei leisesten Passagen hoch zu halten und Übersteuerungen respektive Verzerrungen zu vermeiden. Die Kopfhörer-Endstufe des SPL Phonitor x leistet fast 4 Watt. Damit treibt der Phonitor x auch sehr leise dynamische Kopfhörer symmetrisch oder asymmetrisch an.

SPL Phonitor x Trafo
Der Trafo des Phonitor x ist außerordentlich potent und würde auch so manchen Vollverstärker gut zu Gesichte stehen …(Foto: C. Dick)

Und dann lockt da noch die Phonitor-/SPL-Matrix. Dahinter steckt eine hausgemachte Crossfeed-Schaltung, die authentischen und entspannten Musikgenuss via Kopfhörer verspricht. Toningenieure und Produzenten schätzen das Sound-Tool längst, um Musik präzise und zielsicher über Kopfhörer abzumischen. Letztendlich aber ist es auch der Versuch, die leidige In-Kopf-Abbildung, die bei üblichen Kopfhörern unumgänglich ist und vielen HiFi-Fans das Hören mit Kopfhörern verleidet, in eine realistische 3D-Abbildung wie mit Lautsprechern im Raum zu wandeln.

SPL Phonitor x Crossfeed Darstellung
So soll es mit Crossfeed klingen: wie mit Lautsprechern, die weit vor dem Hörer stehen

Dafür simuliert die SPL-Schaltung ein Übersprechen der Kanäle: Erst wenn nämlich das linke Ohr auch Schall vom rechts positionierten Lautsprecher empfängt und das rechte von links mit beschallt wird, entsteht eine räumliche Abbildung mit Tiefe. Die Studio-Ausführung der SPL-Matrix hat sechs Einstellungen, die HiFi-Version (also die des SPL Phonitor x) immerhin noch vier.

3D-Klang by SPL – die Crossfeed-Matrix

Die Crossfeed-Schaltung des SPL Phonitor x schafft die hierfür erforderlichen, interauralen Pegel- und Zeitdifferenzen zwischen beiden Kanälen – anders als die vielen elektronischen DSPs – in guter, alter analoger Manier mit entsprechenden Widerstands-Kondensator- (RC)-Gliedern und Operationsverstärkern. Im SPL Phonitor x stehen wie gesagt vier Lautsprecheraufstellwinkel zur Verfügung – inklusive Simulation der Stereobandbreite. Der „Angle“-Schalter regelt das frequenzkorrigierte Übersprechen der Kanäle, die „interaurale Zeitdifferenz“, also die Anordnung der Lautsprecher. Bei den Konstanten des zeitbezogenen Übersprechens reden wir beim Phonitor x von 90 bis 635 Mikrosekunden. SPL empfiehlt als Ausgangseinstellung den 30-Grad-Winkel. Übrigens lassen sich Unterschiede zwischen dem linken und rechten Ohr – nicht bei jedem Menschen hört jedes Ohr gleich gut – mit einem weiteren Drehschalter namens „Laterality“ in Maßen ausgleichen. Auf der SPL-Homepage kann man die Auswirkungen des Matrix-Sounddesigns recht praxisnah und nachvollziehbar anhören und sich eine Vorstellung von den Unterschieden machen.

SPL Phonitor x Lateral Schalter
Der Laterality-Regler links vom Lautstärke-Potentiometer ist eine Art intelligente Balance, er nivelliert die Unterschiede von verschieden sensiblen Ohren (Foto: C. Dick)

Und, ja, der Phonitor x arbeitet auch als waschechter Vorverstärker, der diverse Signalquellen bedient – und zwar über XLR- und Cinch-Buchsen. Endstufen oder Aktivboxen steuert er ebenso über XLR- und Cinch-Ports an.

Diese Vorverstärkerfunktion steht hier nicht im Vordergrund. Aber natürlich haben wir den Phonitor x mit der „reinen“ Vorstufe der SPL Profi-Serie, dem Director verglichen. Die Familienähnlichkeit ist unüberhörbar. Auch der Phonitor x klingt ungemein natürlich, dynamisch und extrem spielfreudig. Der Director ist noch etwas kraftvoller und einen Tick präziser. Dennoch ist der Phonitor x ein echter Tipp für all jene, bei denen Kopfhörer im Zentrum stehen und die vielleicht mit guten Aktivboxen die Anlage komplettieren.

SPL Phonitor x Lautsstärke Schalter
Das Lautstärkepoti ist von guter Qualität. Trickreich ist die Fernbedienungs-Funktion – so klappt’s nämlich mit jeder Fernbedienung (Foto: C. Dick)

Wer mag, kann den Amp optional ja auch mit einem D-/A-Wandler ordern – mit dieser Option kommen dann ein USB- sowie zwei Digitaleingänge (coaxial und optisch) hinzu. Der Wandler schafft 24-Bit/192kHz.

Wirklich nett ist die Lernfähigkeit der Lautstärke-Fernsteuerung – die der Phonitor x quasi auf den Kopf stellt, denn genauer gesagt „lernt“ er eine bereits vorhandene Fernbedienung an, zum Beispiel die eines CD-Players.

SPL Phonitor x Anschluss
Die Rückseite zeigt, dass SPL aus dem Studiobereich kommt: XLR Ein- und Ausgänge sind Pflicht. Ungewöhnlich ist der An/Aus-Schalter auf der Rückseite (Foto: C. Dick)

Der An-/Ausschalter sitzt auf der Rückseite des Gerätekorpus – das ist für HiFi zumindest einmal ungewöhnlich, aber nicht schlimm. Die Netzspannung ist schaltbar zwischen 230 und 115 Volt (50/60Hz), Kopfhörer können entweder via Stereo-Klinkenstecker (6,35 Millimeter) oder an der Neutrik-4-Pin-XLR-Buchse andocken. Kleine Kippschalter lassen einem bei der Quelle die Wahl zwischen „RCA“, „XLR“ und „Digital“. Schön: Zwei VU-Meter in Softgelb und Bullaugenform bringen mit ihren Zeigern Bewegung ins Spiel des sehr wertig und sauber verarbeiteten Amps.

SPL Phonitor x VU Meter
Sie machen den Phonitor x so charakteristisch: die runden VU Meter (Foto: C. Dick)

Der SPL Phonitor x im Hörtest

Zunächst galt es auszuloten: Wo steht der SPL Phonitor überhaupt? Dazu holte ich als erstes die Referenz-Kopfhörer von Sennheiser (HD 800S) und Hifiman (Edition X) aus dem Regal und ahnte schon beim ersten Reinhören, dass sich der Phonitor x ziemlich weit oben festsetzen würde – dynamisch und druckvoll verpasste er jeder Art von zugespielter Musik eine außergewöhnliche Lebendigkeit.

Mein Gradmesser in diesen Dingen ist seit vielen Jahren der Lehmann Linear SE. Dessen unaufgeregte Luftigkeit und Transparenz und seine hohe Neutralität sind auch in der Oberklasse eine Ansage.

SPL Phonitor x mitt Sennheiser HD 800S
Eine der LowBeats Kopfhörer-Referenzen: der Sennheiser HD 800 S, den man auch symmetrisch betreiben kann (Foto: C. Dick)
Ascendo D7 Active – Hörtest Musik
Eine großartige Live-Aufnahme aus einem relativ kleinen Konzertraum: James Blood Ulmer Live At Bayerischer Hof

Der SPL Phonitor x spielt etwas weniger luftig, aber druckvoller, dynamischer und viel mehr von unten heraus. James Blood Ulmers Dynamik-Meisterwerk „Crying“ (Album: Blues Experience – Live At Bayrischer Hof) kam mit dem SPL erschreckend echt. Bass- und Snare-Draum hatten eine unbändige Energie, die nur durch die Pegellimits der Kopfhlörer begrenzt war. So muss es klingen!

Beide Kopfhörer-Amps sind echte Empfehlungen. Aber mein Favorit ist ab jetzt der SPL Phonitor x. Denn der hat ja auch noch die Crossfeed-Schaltung an Bord, die tatsächlich mehr bringt, als ich (der da wenig optimistisch an die Sache heranging) erwartet hätte. Der empfohlene „Angle“ von 30 Grad stellte sich dabei in der Tat als prima Ausgangsposition der Matrix-Schaltung heraus – dank eines recht natürlichen, körperhaften und raumgreifenden Klangs. Als zunächst die Jazz-Newcomerin Lizz Wright ihr klasse aufgenommenes Album Grace (Concord Records) anstimmte, beeindruckte das audiophile Flair – Klangfarbe, Tieftondruck, Auflösung – und der Raum „stimmten“ einfach. Man darf hier keine Wunder erwarten, aber die Crossfeed-Schaltung bringt halt diesen entscheidenden Tick in Richtung 3D-Klang.

So auch bei der Aufnahme der portugiesische Band First Breath After Coma, die auf den Spuren von Coldplay wandeln. Sie inszenierten dank der Matrix-Möglichkeiten des Phonitor x ihren Song „Shoes For Man With No Feet“ aus dem Album The Misadventures Of Anthony Knivet (Omnichord Records) ebenfalls selbstverständlich räumlich und natürlich. Hier war die Stellung 40 Grad die „richtige“ Position, der Crossfeed-Regler bewegte sich zwischen „3“ und „4“ am beeindruckendsten: Im Vergleich zur „Off“-Position entfaltete sich ein leichtes akustisches Halbrund im Kopf, also quasi eine leicht wahrnehmbare Raumtiefe.

Cover Art David Gilmour Live At Pompeii
David Gilmour Live At Pompeii (Cover: Amazon)

Auch Live-Events wie das fulminant-abendfüllende Konzert von Ex-Pink-Floyd-Gitarrist und -Sänger David Gilmour Live At Pompeii (Sony) lebten erfrischend auf, die Publikums-Chöre und die Atmosphäre der altehrwürdigen Event-Stätte besaßen Frische und Verve. Gilmours Stimme bewegte sich darin zudem exakt ortbar, mit leicht angerauten Stimmbändern und Schmelz.

Ging es um Soloinstrumente wie das zart gespielte Piano des Bretonen Didier Squiban (Album Molène, L’oz Production) fiel der räumliche Unterschied zwischen „normal“ und „Crossfeed/ Angle“ nicht so deutlich aus. Bei solchen Aufnahmen fallen dann die Unterschiede in bezug auf Impulsgenauigkeit, Dynamik, Auflösung mehr ins Gewicht. Ohne Crossfeed kamen die Klavieranschläge prägnanter und vehementer: die Präzison ist ohne die Raumerweiterung größer. Auch wenn mehrere klassische Instrumente ins Spiel kamen – wie auf dem Album Duo (Deutsche Grammophon/ Universal), zeichnete der Phonitor x „ohne“ das feindynamisch stärkere Klangbild, das den Instrumenten Körper und Kraft verlieh. Mit der Crossfeed-Schaltung wirkte das Klangbild etwas luftiger, mit fein differenziertem Raum zwischen Sol Gabettas Wunder-Cello und Hélène Grimauds Piano.

SPL Phonitor x mit Lehmann Linear SE
Im Hörtest ein beinharter Gegner des Phonitor x: der Lehmann Linear SE (Foto: C. Dick)

Fazit SPL Phonitor x

Auch der Phonitor x beweist, dass gut gemachte Studiotechnik auch hoch gesteckte HFi-Ansprüche erfüllt. Der Phonitor x ist ein exzellenter Kopfhörer-Verstärker mit akribische Detailreue und unbändiger musikalische Spielfreude. Punkt. Und er ist einer der wenigen seiner Art, die zudem über eine (analoge) Crossfeed-Schaltung das größte Manko vom Kopfhörer-Horen mildert: das Links/Rechts-Hören.

Nun kann zwar der SPL mit seiner Matrix-Schaltung kein Klangbild zaubern, das einer Wiedergabe mit zwei Lautsprechern im Stereodreieck zum Verwechseln ähnlich wäre. Aber er verleiht vielerlei Musik einen fein-dezenten, zauberhaft-lebendigen Hauch von räumlicher Natürlichkeit, die man – einmal aktiviert – eigentlich nicht mehr missen möchte.

Ich kenne viele HiFi-Fans, die als größte Hürde gegen Kopfhörer die In-Kopf-Ortung ins Feld führen. Der SPL Phonitor x hat das Zeug, auch sie zu bekehren…

SPL hat beim Vertrieb seiner ProFi-Komponenten mit Thomann einen extrem starken Partner. Europas größter Anbieter für Musik- und Studio-Equipment ist traditionell extrem günstig – der Phonitor x kostet hier aktuell 1.899 Euro.

 

SPL Phonitor x
2018/04
Test-Ergebnis: 4,6
überragend
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Voller, energiereicher Klang mit hoher Dynamik
analoge Crossfeed-Schaltung für Kopfhörer-3D-Klang
Klanglich sehr gute Vorstufe
Ausbaubar zur DAC-Vorstufe

Vertrieb:
SPL electronics GmbH
Sohlweg 80
41372 Niederkruechten
Germany
Tel. +49 2163 98340
Fax +49 2163 983420
spl.audio/de/

Preis (Hersteller-Empfehlung):
SPL Phonitor x: 2.099 Euro

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Autor: Claus Dick

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Musikfachmann seit Jahrzehnten, aber immer auch HiFi-Fan. Er findet zielsicher die best-klingenden Aufnahmen, die besten Remasterings und macht immer gern die Reportagen vor Ort.